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Unser Dorf liest

Arbeitskreis "Unser Dorf liest"

Kolumnen - Archiv 2023


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1084. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 24.3.2023

Nun ist er endlich kommen doch! Dank Theodor Fontane!
„Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh.
»Er kam, er kam ja immer noch«,
die Bäume nicken sich's zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuss auf Schuss;
im Garten der alte Apfelbaum
er sträubt sich, aber er muss.
Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei,
es bangt und sorgt: »Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai.«
O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh',
es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du!“


1083. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 10.3.2023

Feder trifft Farbe!
Zwei Neustädter Autoren wirken seit Jahren mit in der Wunstorfer Textschmiede. Und die hat sich in den letzten Wochen reichlich mit der Bildenden Kunst beschäftigt. So besuchte die Gruppe eine Schreibwerkstatt im Sprengel-Museum und schrieb beeindruckende Texte zu den Bildern von Bernd M. Langers Ausstellung im Rosenkrug in Neustadt. Jetzt traf sie sich mit der Künstlergruppe um Simone Albrecht in Blumenau, um eine weitere Kooperation von Literatur und Kunst auf Augenhöhe auszuloten. Dabei drehen unsere Dichter den Spieß einmal um und beschreiben wortmalerisch ein Bild, das später von den Künstlern gemalt werden soll. In der Kurzgeschichte von Wilfried Benthin aus Neustadt „Ich versuche ein Bild zu malen“ springen einen die Elemente förmlich an, es gerät ein Schiff in Seenot und man hört sogar etwas: „Wir Menschen sehen die Welt in allen Farben, also nehme ich meine Farbpalette zur Hand. Noch erscheint die Leinwand in einem nichtssagenden Weiß. Der Wind lässt das halboffene Fenster in meinem Zimmer klappern, und ich habe eine Idee. Ich male dunkle Wolken, die fast bedrohlich die obere Hälfte des werdenden Bildes einnehmen. Wie von Geisterhand wandert der Pinsel darüber hinweg und gestaltet es noch intensiver. Nun überlege ich nicht lange und beginne mit dem Rest, eine durch den Sturm hoch aufgetürmte See zu malen. Im Vordergrund überschlagen sich die Wellen, und die weißen Schaumkronen sprühen ihre Gischt förmlich aus dem Bild heraus. In der Ferne sind die Decksaufbauten eines Schiffes zu erkennen, das um sein Dasein kämpft. Ich trete zwei Schritte zurück, betrachte mein Werk und meine, „Dit-dit-dit, daaa-daaa-daaa, Dit-dit-dit“ im Hintergrund zu hören.“ Und jetzt gucken wir mal, welches Bild daraus - gemalt - entsteht! Wir berichten weiter!


1082. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 3.3.2023

Alle Jahreszeiten wieder!
Johanna Korte leitet mit Engagement und Empathie den Literaturzirkel „Jahres-Zeiten-Poesie“ für an Literatur interessierte und begeisterte Frauen und Männer in der "Dorfwerkstatt“ in Bordenau im Birkenweg! Einmal im Monat montags von 14.45 - 16.15.Uhr. Und eben am nächsten Montag, dem 13.März 2023, auch wieder. Der Gesprächskreis wurde vor drei Jahren schon eingerichtet, dazwischen kamen einige Krisen, jetzt kommen die Jahreszeiten doch wieder, wie die zum Beispiel von Hoffmann von Fallersleben:
„Oh, wie ist es kalt geworden
und so traurig, öd und leer!
Rauhe Winde wehn von Norden,
und die Sonne scheint nicht mehr.
Schöner Frühling, komm doch wieder,
lieber Frühling, komm doch bald.
Bring uns Blumen, Laub und Lieder,
schmücke wieder Feld und Wald!“


1081. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 24.2.2023

Woher kommt unsere Liebe zum Meer und die ewige Sehnsucht nach einer Insel?
Die Fähre braucht vom Festland eine Stunde auf die kleine Nordseeinsel, manchmal länger, je nach Wellengang. Hier lebt in einem der zwei Dörfer seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Drei Kinder hat Hanne großgezogen, ihr Mann hat die Familie und die Seefahrt aufgegeben. Nun hat ihr Ältester sein Kapitänspatent verloren, ist gequält von Ahnungen und Flutstatistiken und wartet auf den schwersten aller Stürme. Tochter Eske, die im Seniorenheim Seeleute und Witwen pflegt, fürchtet die Touristenströme mehr als das Wasser, weil mit ihnen die Inselkultur längst zur Folklore verkommt. Nur Henrik, der Jüngste, ist mit sich im Reinen. Er ist der erste Mann in der Familie, den es nie auf ein Schiff gezogen hat, nur immer an den Strand, wo er Treibgut sammelt. Im Laufe eines Jahres verändert sich das Leben der Familie Sander von Grund auf, erst kaum spürbar, dann mit voller Wucht. Klug und mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Wandel einer Inselwelt, von alten Gesetzen, die ihre Gültigkeit verlieren, und von Aufbruch und Befreiung, alles in ihrem neuen Buch „Zur See“. Und das in einer Sprache, die ihren treffenden Witz aus ihrem Buch „Altes Land“ und die stimmungsvolle Wehmut aus „Mittagsstunde“ in eine dralle, raue Weise überhöht, die uns mitreißt!


1080. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 17.2.2023

Neustadt Helau! Rübenberge Alaaf!
Nu is et widder Karneval /Da lache und scherzen se widder all /
Doch bleibt dat Lachen im Halse stecken, /et jibbt ja kaum noch richtige Jecken.
Wo Fastnachtswitz mit feinem Stift / Verspritzt sonst parodistisch lustig Jift,
Da haut die Zimmermann mit gröbstem Scherz / Auf unsern humorlos trock´nen Merz.
Da wartet mancher, dat die Quote kütt, / und verliert sich nuhr in seiner Bütt.
Dä Schröder schreddert Rübenberge,
Oliver welkt so vor sich hin,
und Jan böhmert sich durch sein Investigativ,
so fällt der kleine Mann janz, janz tief:
Nach Pandemie, Klima, Krieg und solche Sache,
hat der ja nich mehr viel ze Lache.
Ja Neustadt, an schöner Leine festgemacht,
hier wird neben den Mühen sonst auch viel gelacht.
Doch wenn einer will sein Haus verkaufen für teures Jeld
Dann „Augen auf“. wem dat ins Auge fällt!
Hier werden Brücken eingerissen noch und nöcher,
über fertige darf man nich: sind da noch Löcher?
Gemeinwohlökonomie muss sich extra gründen,
Um Verfassungsansprüche neu zu erfinden.
Und sprachlich sitzen wir auf Regions Rändern
Und können ohne Melissa jetzt alleine gendern.
Da fällt et wirklich schwer, noch laut zu lachen – gemeinsam oder alleine
Am Wasserfall, vorm Schreibtisch oder an unserer schönen Leine.


1079. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 10.2.2023

„Man gab mir einen Körper“!
Das Gedicht stammt aus der Feder des russischen Dichters Ossip Mandelstam (1891 – 1938):
„Man gab mir einen Körper — wer
Sagt mir, wozu? Er ist nur mein, nur er.
Die stille Freude: atmen dürfen, leben.
Wem sei der Dank dafür gegeben?
Ich soll der Gärtner, soll die Blume sein.
Im Kerker Welt, da bin ich nicht allein.
Das Glas der Ewigkeit — behaucht:
Mein Atem, meine Wärme drauf.
Die Zeichnung auf dem Glas, die Schrift:
Du liest sie nicht, erkennst sie nicht.
Die Trübung, mag sie bald vergehn.
Es bleibt die zarte Zeichnung stehn.“


1078. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 3.2.2023

Wir lesen weiter!!
Nach der Absage der letzten großen Lesung zum „Tag der Deutschen Einheit“ war es lange nicht klar, wie es mit unserem lesendem Dorf weitergehen könnte. Jetzt hatten die Leiter Annegret Scholz und Martin Drebs viele der aktiven Vorleser zu einem Konzeptionsgespräch eingeladen. Der Tenor der Einladung war noch etwas scheu und unsicher: „Wir sind alle älter geworden - reifer? - und die Kräfte reichen oft nicht mehr hin. Junge Nachfolger sind noch nicht in Sicht. Dies` Schicksal teilen wir uns mit vielen anderen Einrichtungen, und vielleicht soll es ja auch zu Ende gehen: würdig, heiter und poetisch!“ Aber Pustekuchen! Es geht weiter! Wir lesen weiter! Und haben uns schon ein Buch ausgewählt – dazu demnächst mehr. Und das wollen wir in Auszügen auch gerne wieder am 3. Oktober vorlesen. Bestens vorbereitet wie immer, besonders aufs gute Vorlesen, aber nicht mehr mit dem ganzen Drumherum: Die Kunstsporthalle abdunkeln, das Orchester aufbauen, die Lichtanlage aussteuern und vieles andere mehr. Dabei wünschen wir uns, dass unser verehrtes Publikum wiederkommt und es zu schätzen weiß, wenn wir aus dem Lesbaren das Lesenswerte auswählen.


1077. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 27.1.2023

Der alte Mann und das Mehr
Am Samstag, dem 18. Februar 2023, um 20 Uhr gibt es ein Poetry-Slam-Show mit Klaus Urban im Gymnasium Neustadt. Mit dem Auftritt des Ehepaars Verena und Klaus Urban bietet der Abend einen weiteren, besonderen Leckerbissen. Denn die Ehepartner treten auch im Team auf und setzen ihre Beiträge gekonnt im Duett in Szene: „Der alte Mann und das Mehr“ - unter diesem Namen performen Verena und Klaus Urban ihre Beiträge. Wir dürfen hier vorab schon auf den Wortwechsel schauen; dabei sind die Texte farbig unterlegt: Blaue Teile werden gemeinsam gesprochen, schwarz spricht der alte Mann und Rot ist „Das Mehr“.<


1076. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 20.1.2023

Wachen? Träumen?
Schon Shakespeares Hamlet war sich nicht ganz sicher, ob das Leben vielleicht nur ein Traum sei. Mir träumte, ich sei ein Schmetterling, und jetzt weiß ich nicht mehr, bin ich ein Mensch, der von einem Schmetterling geträumt hat oder umgekehrt. Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum, hieß es in bewegten Zeiten. Karoline von Günderrode (1780 bis 1806), eine deutsche Dichterin der Romantik, spürte sogar einen „Kuss im Traume“:
„Es hat ein Kuss mir Leben eingehaucht,
Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten.
Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten,
Dass neue Wonnen meine Lippe saugt.
In Träume war solch Leben eingetaucht,
Drum leb' ich, ewig Träume zu betrachten,
Kann aller andern Freuden Glanz verachten,
Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht
Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen.
Drum birg dich Aug' dem Glanze ird'scher Sonnen!
Hüll' dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluten.“


1075. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 13.1.2023

Albert Einstein hat das Wort!
Auch er kommt bei der Konzertlesung am 19.1.23 im Ratskeller zu Wort. Er hat nicht nur die Physik geprägt, sondern auch die Weltanschauung der Menschen beeinflusst. Mit seinem moralischen Feingefühl äußerte er sich in vielen Zitaten auch über die hässlichen Seiten der Menschheit und über Kriege: „Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen. Was mich erschreckt, ist nicht die Zerstörungskraft der Bombe, sondern die Explosionskraft des menschlichen Herzens zum Bösen. Der Mensch erfand die Atombombe, doch keine Maus der Welt würde eine Mausefalle konstruieren. Die Rüstungsindustrie ist eine der größten Gefährdungen der Menschheit. Es ist einfacher, radioaktives Plutonium zu entsorgen als das Böse im Menschen. Heldentum auf Kommando, sinnlose Gewalt und die leidige Vaterländerei, wie glühend hasse ich sie, wie gemein und verächtlich erscheint mir der Krieg; ich möchte mich lieber in Stücke schlagen lassen, als mich an einem so elenden Tun beteiligen!“


1074. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 6.1.2023

Ein neues Lied, ein besseres Lied!
Lasst uns das Jahr mit Heinrich Heines Gedicht „Deutschland – ein Wintermärchen“ beginnen:
„Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.
Wir wollen auf Erden glücklich sein,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben.
Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.
Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.
Und wachsen uns Flügel nach dem Tod,
So wollen wir euch besuchen
Dort oben, und wir, wir essen mit euch
Die seligsten Torten und Kuchen.
Ein neues Lied, ein besseres Lied!
Es klingt wie Flöten und Geigen!
Das Miserere ist vorbei,
Die Sterbeglocken schweigen.
Die Jungfer Europa ist verlobt
Mit dem schönen Geniusse
Der Freiheit, sie liegen einander im Arm,
Sie schwelgen im ersten Kusse.
Und fehlt der Pfaffensegen dabei,
Die Ehe wird gültig nicht minder -
Es lebe Bräutigam und Braut,
Und ihre zukünftigen Kinder!“



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