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Unser Dorf liest

Arbeitskreis "Unser Dorf liest"

Kolumnen - Archiv 2018


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"Unser Licht"
916. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 19.12.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Paul Cornelius hat uns zu dieser dunklen Zeit ein kleines , leuchtendes Gedicht geschickt: „Unser Licht“ „Das Licht, du siehst es nicht; es scheint für dich und leuchtet für mich. Es durchdringt die Nebel und kommt durch die Nacht, erfüllet die Lichtung mit leuchtender Pracht. Auch wenn du es leugnest, das kümmert es nicht, du bleibst doch geborgen in seinem Gedicht.“


Vom Schauspieler zum Weihnnachtsmann
915. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 12.12.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Heute äußert sich ein Weihnachtsmann (Name ist der Redaktion bekannt) kritisch zu dem ganzen Adventsrummel: „Als Kind glaubte ich an den Weihnachtsmann, als ich älter wurde, glaubte ich nicht mehr dran, als ich Kinder bekommen hatte, wurde ich zum Weihnachtsmann; jetzt kommen die Enkel, und ich sehe aus wie der Weihnachtsmann. Haben wir diese ganze Glitzer-Glaubens-Wünsche-Welt denn überhaupt nur für die Kinder erfunden? Entscheidet sich am lebensfördernden Umgang mit den Kindern unsere wirkliche Humanität, weil sie noch klein sind, weil man ihnen noch alles erzählen kann, weil sie noch alles glauben, auch das gute Ende, auch das noch: Friede auf Erden? Thomas Mann meinte dazu in seiner Weihnachtsansprache 1940: „In heidnisch-germanischer Urzeit war es das Fest der Wintersonnenwende, der Wiedergeburt des Lichtes aus der Winternacht, des Anbruchs neuen Weltentages“. Das liest sich in dem evangelischen Magazin „Chrismon“ von 12.2018, Seite 4, heute so: „ Die Sonne hört also auf, jeden Abend ein bisschen früher zu verschwinden. Der Urmensch sieht es ein Mal – und glaubt es kaum. Er sieht es zwei Mal, da kommt er ins Grübeln. Beim dritten Mal, dem 24. Dezember, ist er sicher: Das Licht kommt zurück ….eine ganze Milchstraße voller Sterne, Millionen und Abermillionen. Und der ganze Aufwand für ein kleines Kind.“ Und Thomas Mann weiter: „Dann wurde das junge Licht zum Kind in der Wiege, der Krippe von Bethlehem; das Fest zum Geburtstag des Menschensohns und Heilands, dessen großes und mildes Herz ein neues Menschheitsgefühl, eine neue Sittlichkeit in die Welt brachte,…“. „Kinder an die Macht“ möchte man da mit Grönemeyer rufen: „Die Armeen aus Gummibärchen/ Die Panzer aus Marzipan/Kriege werden aufgegessen/ kindlich genial/ Es gibt kein Gut, es gibt kein Böse/Es gibt kein Schwarz, es gibt kein Weiß/Es gibt Zahnlücken/Statt zu unterdrücken/Gibt's Erdbeereis auf Lebenszeit“. Okay, Grönemeyer singt noch immer, aber wir wissen es besser: Kinder können auch anders! Da bleibt mir doch nur noch der Weihnachtsmann, mein eigentliches komödiantisches Fach. Als genialer Schauspieler begonnen ende ich nach Marktschreier und Schießbudenfigur im rotweißen Ganzkörperkostüm mit verdeckter Charaktermimik. Na denn: Frohe Tage für alle!“


Weihnnachtsmärkte«
914. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 26.11.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Allenthalben beginnen die Weihnachtsmärkte im Neustädter Land, lange genug angekündigt durch die Dominosteine im August. Jetzt heißt es: Aufgepasst! Vielleicht finde ich was Besonderes für meine Lieben dort. Im Juni hatte ich die besten Ideen für Weihnachtsgeschenke, hab mir alles feinsäuberlich aufgeschrieben. Leider hab ich vergessen, wo der Zettel ist. Und bevor ich – wie im letzten Jahr – am Heiligmittag in der Einkaufsstraße den sich schließenden Geschäften nachjachtere, geh ich gerne auf die Weihnachtsmärkte und suche nach kleinen, schmucken Gelegenheiten, auch wenn meine Frau mir gesagt hat, dieses Jahr schenken wir uns mal nichts: ein Socken-Abo dürfte wohl immer noch drin sein. Es ist die Zeit angebrochen, in der das Wünschen vielleicht nicht mehr hilft, aber viel verschenkt wird. Joachim Ringelnatz hat da für uns einen besonderen Tipp zum Thema „Schenken“: „Schenke groß oder klein, aber immer gediegen. Wenn die Bedachten die Gabe wiegen, sei dein Gewissen rein. Schenke herzlich und frei. Schenke dabei, was in dir wohnt an Meinung, Geschmack und Humor, so dass die eigene Freude zuvor dich reichlich belohnt. Schenke mit Geist ohne List. Sei eingedenk, dass dein Geschenk - Du selber bist.“ In diesem Sinne viel Glück! Und viel Erfolg!


»Lichter im Advent – der etwas andere Adventskalender«
913. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 17.11.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Sie erschafft sich mit dem Erfinden von Geschichten den perfekten Gegenpol zu ihrem Beruf als technische Redakteurin. Wenn sie also nicht gerade Bedienungsanleitungen schreibt, erweckt sie leidenschaftlich gern skurrile Charaktere zum Leben. Und zwar sowohl mit dem Zeichenstift als auch mit der Tastatur: die Neustädter Autorin Susanne Fletemeyer, Jahrgang 1967. 2012 schrieb und illustrierte sie ihr Advents-Kinderbuch „Jaskar und der Weihnachtsengel“. Ihr Romandebüt "Finde mich! - Glück in kleinen Dosen" erschien 2016. Jetzt liest sie aus ihrem neuesten Buch »Lichter im Advent – der etwas andere Adventskalender«, Kurzgeschichten zur Advents- und Weihnachtszeit. So nennt sich die Sammlung von 29 Autorenkolleginnen aus ganz Deutschland. Beginnend am 24.11. im Kloster Mariensee und am 12.12. bei der Weihnachtsfeier im Lokalradio Neustadt und am 19.12. beim Kulturstammtisch. Als Kostprobe hier der Anfang ihrer Geschichte: „Der Wein simmerte bereits, sein würziger Duft breitete sich in der Küche aus. Meta drehte die Kochplatte auf eins, warf das Blatt des Weihnachtssterns hinein und rührte. Sieben Mal. Gegen den Uhrzeigersinn. Das war wichtig. Mit einem Mörser zerkleinerte sie das Bilsenkraut, schabte es in den Topf, rieb etwas Muskatnuss hinein und gab zum Schluss eine Zimtstange und etwas Vanille dazu. »So! Fehlt nur noch das Hasch.« Sie drehte sich zu Ursel um und holte die kleine Plastiktüte aus ihrer Handtasche.“ Und da Susanne Fletemeyer auf dem Weihnachtsmarkt am Samstag, dem 1.12.2018 in Bordenau anderweitig engagiert ist, dürfen wir, die vorlesenden Bordenauer, ihre Geschichte ab 16.40 Uhr vorlesen. Die Lesung richtet sich diesmal besonders an Erwachsene, nicht an Kinder!!


"Blätterfall"
912. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 4.11.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Heute verdanken wir einmal wieder Christian Morgenstern (1871-1914) ein vermeintlich heiteres Herbstgedicht mit dem Titel „Blätterfall“: „Der Herbstwald raschelt um mich her.../Ein unabsehbar Blättermeer/entperlt dem Netz der Zweige./Du aber, dessen schweres Herz/mitklagen will den großen Schmerz —/sei stark, sei stark und schweige!/Du lerne lächeln, wenn das Laub,/ dem leichten Wind ein leichter Raub,/hinabschwankt und verschwindet./Du weißt, dass just Vergänglichkeit/das Schwert, womit der Geist der Zeit/sich selber überwindet.“


Auf und davon in der Textschmiede Wunstorf
911. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 14.10.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Wo lesen wir? Und vor allem: welche Lesungen besuchen wir? Doch wohl oft genug diejenigen Lesungen in unseren Kommunen, die von den Zeitungen vorgestellt werden. Demnach bleiben wir oft innerhalb unserer Gemeinden und Dörfern „stecken“. Dabei greift doch die Neustädter Zeitung manchmal über die Stadtgrenzen hinaus, z.B. nach Rodewald oder Hannover. Heute wollen wir Sie, geneigte Zuhörer, nämlich zu einer besonderen Veranstaltung über die Stadtgrenze hinaus nach Wunstorf einladen: zu der Lesung der „Textschmiede Wunstorf“ am nächsten Sonntag, dem 21. Oktober 2018, ab 16.00 Uhr im Gemeindehaus der Corvinus-Gemeinde, Arnswalderstraße in Wunstorf. Thema: „Auf und davon“. 1994 fanden sich erstmals schreibfreudige Frauen unter dem Dach der Stiftskirchengemeinde in der "Schreibwerkstatt am Stift" zusammen. Unter der Leitung von Ulla K. Meyer wurde eifrig geschrieben und an den Texten gewerkelt. Als erstes gab es die Anthologie "Wortgestöber". Die Teilnehmer erlernten das Handwerk des Schreibens und erdachten im Laufe der Zeit nicht nur Märchen, Kurzgeschichten, Krimis und Gedichte, sondern auch die Buchprojekte „Hexenjungfern" und "100 Jahre Zeit". Seit 2015 treffen sich nun schreibinteressierte Frauen und Männer unter dem Dach der Corvinus-Kirchengemeinde, um in der "Textschmiede" gemeinsam und ohne besondere Leitung ihrem schönen Hobby nachzugehen. Der Eintritt zu dieser Lesung ist frei, es gibt Schmalzbrote und Getränke, und die Texte der Lesung sind in einer Zusammenstellung erhältlich. Auch so, ja, ein Neustädter Mitbürger schreibt da auch noch mit: Martin Drebs, Ko-Leiter der Initiative „Bordenau – Unser Dorf liest“. Und Bordenau hört zu! Wer aus Neustadt zu der Lesung kommen wird und diesen Zeitungsartikel mithat, bekommt ein Schmalzbrot extra! Musikalisch begleitet wird die Lesung übrigens von Matthias Schwieger, aus Wunstorf!


Lügen
910. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 26.9.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Lügenbaron Münchhausen heute? „Lügner lügen ihre Lügen so, wie sie glauben lügen zu müssen, damit Menschen, die nicht wissen, dass Lügner lügen, denken, sie würden nicht belogen werden von Lügnern, die aber gar nicht wissen, wie sie lügen müssten, damit ihre Lügen so wären, wie sie eigentlich sein müssten, um die Lüge für jene zur Wahrheit zu machen, die nicht glauben belogen zu werden und denken, dass diese Wahrheit keine Lüge wäre, wenn in Wahrheit solche Wahrheit Lüge ist.“ Und Montag und Mittwoch in Bordenau! Der Text stammt aus der Feder von Peter Tenge. Denkt mal drüber nach!


Rätselecke
909. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 13.9.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

„Da jedes Wort selbst eine Ungenauigkeit und damit eine Unwahrheit darstellt, kann Sprache kein Fundament der Wahrheit sein“, schreibt Friedrich Nietzsche, so in dem Sinne, ich spreche zwar, weiß aber nicht, was ich denke. Aber Worte können andere Worte erraten, auch wenn man dabei um die Ecke denken muss. So gibt es in vielen Zeitschriften diese besonderen  Rätsel, eine Art Synapsengymnastik.  Und sie haben herrlich-amüsante Fragestellungen: „Lebensbund mit drei Buchstaben“ ist da noch leicht; Lösung: EHE. Bei „Nachtvogel mit Badezimmerteil!“ für „Eulenspiegel“ ist da schon schwieriger. Und wonach fragt etwa: „Recht taub für hü-Rufe: Störungen im Eindruck der Blattplattheit“? Lösung in Spiegelschrift: „NERHOSLESE“,  entnommen einem ZEIT-Rätsel und veröffentlicht in: Eckstein, Um die Ecke gedacht, München 2018, S.21. Die Urheberschaft ist hier so genau gekennzeichnet, weil etwa 100 Bürger in Deutschland vom Rätselerfinden leben. Übrigens der Witz besitzt keine Urheberrechte. „Man beginnt als Genie und endet als Redakteur für die Rätselecke“, meint Sebastian Haffner. Vielleicht gibt es deshalb in dieser unserer Neustädter Zeitung noch keine Rätselecke. Noch ein Gedankenspiel in eigener Sache: Gesucht wird „Teil süddeutscher Großstadt mit vandalischem Ende, insgesamt Erfinder der Fake-News“. Lösung wieder  in Spiegelschrift: NESUAHHCNÜM. Dazu Anfang Oktober mehr in Lügenau, ähh, Bordenau.


Münchhausen in Bordenau
908. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 29.8.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Anfang Oktober kommt es in der Metropole unseres Kulturdorfes unter dem Titel „Münchhausen in Bordenau“ zu den großen Festspielen mit Lesung, Musik und Film. Geschichten, Lügen und Fake News türmen sich da zu einem unglaublichen Ereignis. Und wir, die wir uns auf Sprache und Wörter stützen, sind verunsichert. Friedrich Nietzsche meinte dazu, dass jedes Wort selbst eine Ungenauigkeit und damit eine Unwahrheit darstellt, somit kann Sprache kein Fundament der Wahrheit sein. Da Menschen jedoch gesellschaftliche Wesen sind und ihre Sprache darum traditionellen Mustern folgen muss, besteht Wahrhaftigkeit in der moralischen „Verpflichtung, nach einer festen Konvention zu lügen“. Dennoch ringen wir um die Wahrheit. Nietzsche schreibt dazu: „Wer nicht lügen kann, weiß nicht, was Wahrheit ist“. Das erinnert doch sehr an die Geschichte von den beiden Dörfern - Bordenau und Poggenhagen? - : In dem einen Dorf lügen alle, in dem anderen sagen alle die Wahrheit; nun begegnen sich zwei zwischen den Dörfern, am Fährhaus?. Sagt der Eine: Ich lüge nicht, nie! Sagt der Andere: ich lüge auch nicht! Wer kommt aus welchem Dorf und Wer sagt die Wahrheit? Die Antworten darauf Anfang Oktober in Bordenau, der Film von 1943 mit Hans Albers läuft übrigens am 2.Oktober im Cinema Neustadt im VHS-Gebäude, dann liegt der Rübenberg für ein Paar (zwei) Stunden am Rettmer Berg, am Hohen Ufer in Bordenau. Alternative Fakten halt! Und auch ein gewisser Trump wird nur einmal im gesamten Programm erwähnt. Marginalisieren durch Verschweigen. Aber das ist wieder ein anderes Thema.


„Für Marita“
907. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 22.8.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Paul Cornelius hat uns wieder ein putziges Sommer-End-Liebes- und Ehegedicht geschickt; er nennt es „Für Marita“: „Der Sommer bricht/Die Schwalben fliegen um ihr Leben/Und betteln um ein letztes Licht/Im Hag verwittern letzte Reben/Vorbei das sommerliche Leben/Herbei das herbstliche Bestreben:/So viel Suchen und Finden war lange nicht/Dafür hab ich dich schließlich geehelicht!“


Schulanfang
906. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 8.8.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Jetzt geht´s - wieder -los: Schule! Ende der Ferien! Ist das blöd? Nein, ihr dürft euch glücklich schätzen, was lernen zu können von der Größe und Schönheit der Welt. Manche werden lesen lernen, einigen fällt das schwerer, andre sagen, mehr ist das nicht, die paar Buchstaben zusammensetzen. Doch lernt weiter! Denkt weiter! Es ist eure Zukunft, euer Glück. Ihr werdet neue Fächer kennenlernen wie Erdkunde und Computer und andere. Doch eine Bildung solltet ihr besonders beherzigen: die Herzensbildung. Das könnte glücklich machen, denn: "Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu and´rer Glück; denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück." In diesem Sinne: allen einen guten Start!


"Hochsommer"
905. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 1.8.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Das folgende Gedicht von Emanuel Geibel (1815-1884), das passt doch in unseren „Hochsommer“, oder?
„Von des Sonnengotts Geschossen
Liegen Wald und Flur versengt,
Drüber, wie aus Stahl gegossen,
Wolkenlose Bläue hängt.
In der glutgeborstnen Erde
Stirbt das Saatkorn, durstig ächzt
Am versiegten Bach die Herde,
Und der Hirsch im Forste lechzt.
Kein Gesang mehr in den Zweigen!
Keine Lilie mehr am Rain! –
O wann wirst du niedersteigen,
Donnerer, wir harren dein.
Komm, o komm in Wetterschlägen!
Deine Braut vergeht vor Weh –
Komm herab im goldnen Regen
Zur verschmachtenden Danae!“


Bürgerentscheid
904. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 22.7.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Hier meldet sich unser Komiker Harry Lewandowski, der Küster von der Gemeinde: „Leute, jetzt gibt es in Neustadt einen echten Bürgerentscheid über das neue Rathaus(die Neustädter Zeitung berichtete), da macht bloß alle mal mit, mehr Demokratie gibt es nicht, wenn uns Bürger schon der Rat nach seinem eigenen Haus befragt; geht dir der Rat aus, geh zum Rathaus, ha! Aber einiges ist da doch schon komisch dabei: erstmal ist der Abstimmungstext von vor vielen Jahren, den der Verwaltungsausschuss – glaub ich – damals abgeschmettert hatte, und der passt schon gar nicht mehr: das Haus, das die Stadt nicht kaufen sollte, gibt es gar nicht mehr zu kaufen. Dann müsst Ihr unheimlich aufpassen bei der Fragekonstruktion mit Ja oder Nein, am besten Ihr lest euch den Text erst gar nicht durch, da wirste nur verrückt, sondern merkst dir: wenn du für den schmucken, bunten Neubau in der Innenstadt bist, dann musst du mit Nein stimmen, wenn du willst, dass die an der Nienburgerstraße so weiterwerkeln, musste mit Ja stimmen,das wird billiger, sagen die, die Ja vorschlagen, obwohl ich vermute, von den eingesparten Millionen merken die Ausstattungen der Feuerwehr und Schulen auch nicht gleich was. Mancher Befürworter will alles näher am Auenland halten, achtet dabei auf die vielen Hobbits! Für diese Ja/Nein- Abstimmungen gibt es übrigens große historische Vorbilder, so damals bei dem Anschluss von Stöckendrebber, so in der Formulierung: „Sind Sie nicht auch der Meinung, dass man nicht hätte usw. usf…..“ . Das ist ja sonne Sache in den deutschen Dialogen: wenn dich einer fragt, ist das nicht so und so, und dann ist das so und du siehst das auch so, dann müsstest du eigentlich mit Ja antworten. Bleibt nur noch die Frage, wie alles ausgeht? Klar scheint zu sein, dass 20 % der Wahlberechtigen Neustadts sich beteiligen müssen, und unsere Zeitung nannte schon die Zahl von 7250 Mitbürgern. Wie die dann allerdings abstimmen, weiß heute noch keiner, denn für Bürgerentscheide gibt es im Moment noch keine Wahlprognosen. Macht also alle mit! Hoffen wir nur, dass es nicht zu weiteren Majestätsbeleidigungsklagen kommt, dann hätten wir hier bald türkische Verhältnisse, und dann muss wohl mancher zurückkehren, zumindest: er kann. Wachsam bleiben! Ihr Harry Lewandowski!“


Der „Löwenzahnflieger“
903. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 17.7.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Leicht und abgehoben wie der diesjährige Sommer kommt unser kleines Gedicht von Paul Cornelius daher, der „Löwenzahnflieger“
„Ich hebe mich mit hundert anderen in die Höhe
Und wandle und wechsle die Schwere in ein leichtes Kleid
Daran ein Fallschirmchen, das mich trägt und weiter treibt.
Der Wind hebt an
Und ich werfe mich hinan.
„Huuuiiiii“ macht es,
Und ich verlasse meine angestammte Heimat, die Erdensonne,
die Wurzeln fallen ab, und die Flügel tragen mich hinfort.“


Die Vermehrung der nutzlosen Dinge
902. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 5.7.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Der Bordenauer Schriftsteller Elmar v.d.Pader macht sich nützliche Gedanken „Von der Vermehrung der nutzlosen Dinge. Ein entscheidender Fortschritt in der Menschheitsgeschichte ist ohne Frage der Faustkeil, der Knüppel, die Erfindung des Rades und die Beherrschung des Feuers! Seit jener Zeit haben die Menschen noch viele andere mehr oder minder nützliche Erfindungen gemacht, wie zum Beispiel die des Zündholzes, des mit Flüssiggas betankten Stabfeuerzeugs und schließlich ein mit wortgebärender Tinte gefülltes Röhrchen, an dessen unterem Ende ein dem Gegenstand seinen bedeutungsvollen Namen gebendes Kügelchen sein von der Füllmenge besagten Hohlkörpers befristetes Dasein führt. Als nämlich unsere frühesten Vorfahren die Sprache entdeckt und in der Folge dieses Meilensteins der Evolution auch noch die Schrift erfunden hatten, waren die Weichen gestellt für eine der ohne Zweifel innovativsten Schöpfungen aller Zeiten, den Kugelschreiber. Dieser löste den Federkiel, den Federhalter und am Ende den Füllfederhalter ab und eine wahre Revolution aus. Denn von nun an war es jedermann möglich, überall sein Schreibwerk- und Feuerzeug bei sich zu tragen, welches er sicher mit sich führen und vor allem preiswert erstehen, oder im Falle jenes genialen Schreibutensils einfach mitgehenlassen kann. Kugelschreiber und Feuerzeuge eignen sich seither als ideale Werbeträger, weshalb sie aus unserem modernen Alltag nicht mehr wegzudenken sind und sich milliardenfach in Jacken-, Hosen-, Handtaschen und in allen nur denkbaren Ecken und Winkeln menschlicher Behausungen tummeln. So sie denn nicht vorzeitig abhandengekommen sind, warten sie verborgen in jahrelangem Vergessen darauf, dereinst den Gehorsam zu verweigern und damit der ihnen zugedachten Bestimmung in einem völlig unpassenden Augenblick wieder mal nicht nachzukommen. Während dem Kugelschreiber just dann die Tinte ausgeht, wenn der kunst- und kulturbeflissene Mensch seinen Beitrag zur Literatur auf Zeitungsränder, Bierdeckel, Servietten und was sonst noch so an Artefakten der Papierindustrie der Abfallentsorgung entgehen konnte, zu notieren gedenkt, hat sein sinn- und gasentleertes Stabfeuerzeug gerade dann den letzten Atemzug getan, wenn es darum geht, stilvoll einem Frühstücksei bei dem nämlichen Ereignis feierlichen Glanz zu verleihen, indem man einer Kerze ein Lichtlein aufgehen lassen will, und zu allem Überdruss in der wie aus dem Nichts herbeigezauberten Zündholzschachtel nur noch die verkohlte Asche ehemals zündender Ideen anzutreffen ist. Das hat zur Folge, dass jenes so geschmähte und im Stich gelassene menschliche Wesen aus den unendlichen Weiten eines geheimnisvollen Kosmos aus Schreib-, Schrank- und sonstigen Schubfächern alle seine verborgenen Schätze hervorholt, die dort mit längst entwichenem Gas auf den Tag des letzten Auftritts und hernach auf die Entsorgung durch die Müllabfuhr warten, so sie nicht, - was allerdings in den meisten Fällen zu erwarten ist -, wieder an ihren alten Platz zurückbefördert werden, wo sie mit all den vertrockneten Kugelschreibern und Resten menschlicher Zivilisation auf die unvermeidliche Wiederentdeckung warten. Es ist schon im höchsten Maße erstaunlich, wie sich manche Dinge wie von Geisterhand vermehren und mit nur geringem Aufwand im Laufe weniger Jahre ein ansehnlicher Fundus vollkommen überflüssiger Nutzlosigkeiten entsteht. Das Unvermeidbare - es geschieht lautlos, selbständig, und es bedarf meist nur sehr geringer Anstrengungen.“


Das Alltägliche
901. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 25.6.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Kroosartig! Und heute putzen wir Südkorea! In hoffentlich sommerlicher Stimmung, für viele die beste Jahreszeit, eigentlich die einzige für die Wassermelone. Annabelle Seubert schreibt dazu in der TAZ vom 9./10.Juni: „Schreib was über das Glück, eine Wassermelone zu tragen, sagen die Kollegen. Über ihre feste Schale, an der die Finger abrutschen. Über die Art, wie das Messer durchs rote Fruchtfleisch gleitet; ein Fest der Farben, dieser saubere Schnitt. Schreib über die seltsame Konsistenz im Mund: Essen, das kracht und zerfällt. Einfach zu Wasser wird. Dass es für jenes Obst, das ein Kürbisgewächs ist und damit eigentlich Gemüse, nur eine Jahreszeit gibt – die beste.“ Lecker, lecker, wie Poesie uns das Alltägliche schmackhaft macht. Weiteres Beispiel ist Pablo Nerudas „Ode an die Zwiebel“: „Zwiebel, leuchtende Phiole, Blütenblatt um Blütenblatt formte deine Schönheit sich, kristallene Schuppen ließen dich schwellen, und im Verborgenen der dunklen Erde füllte dein Leib sich an mit Tau. Unter der Erde ward dieses Wunderwerk, und als dein unbeholfener grüner Trieb erschien und deine Blätter degengleich im Garten sprossen, drängte die Erde ihren ganzen Reichtum zusammen und wies deine nackte Transparenz, wie in Aphrodite das ferne Meer die Magnolie nachschuf, da es ihre Brüste formte, also bildete dich die Erde, Zwiebel…“ Und das war nur der Anfang. Probieren Sie doch mal selbst, ein alltägliches Gedicht zu schreiben, Heinz Ehrhardt hat´s auch mit Melonen und Zitronen versucht. Wie wär´s mit Milch und Honig, mit Wein und Brot? Viel Erfolg dabei!


Münchhausen-Festspiele in Bordenau
900. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 20.6.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Anfang Oktober 2018 heißt es bei den Münchhausen-Festspielen in Bordenau, dass es vor Lügengeschichten und Fake-News nur so kracht. Die Bordenauerin Ingrid Schilk, Mitbegründerin unseres lesenden Dorfes und fast jedes Jahr dabei, hat schon ihre Münchhausengeschichte gefunden, die dieser Tage auch gut zur WM passt; lesen Sie selbst: „Bei diesem sagenhaften Frühling bin ich jeden Morgen zum Schwimmen in unseren Kiesteich gefahren. Es war einfach wunderbar. Ich war ganz allein und konnte die Natur genießen. Doch eines Morgens hörte ich schon von weitem ganz ungewöhnlichen Lärm. Als ich am Teich ankam, sah ich, dass rings um den Teich Zelte aufgebaut waren, es waren wohl ungefähr 50. Der Zugang zum Teich war abgesperrt, eine Wache stand dabei und ließ niemand durch. Ich wies daraufhin, dass ich Bordenauerin bin und hier jeden Morgen schwimme. Ich fragte ihn, was los sei und er erklärte mir, dass hier die Fußballnationalmannschaft für die Spiele in Russland trainieren würde. Ich konnte das gar nicht glauben, wo doch sonst das Teuerste gerade gut genug war. Mir wurde glaubhaft versichert, dass der Bundestrainer diesmal andere Wege gehen und den Spielern zeigen wolle, dass es auch anders gehe. Darum wolle er die wunderbaren örtlichen Gegebenheiten nutzen. In diesem Moment sah ich alle Spieler in Badehose aus den Zelten kommen und in den See springen. Sie mussten 50 Runden um den See herum schwimmen. Und ich fragte mich, wer denn wohl die Zeit stoppen würde. Oh, Überraschung: Unsere Bundeskanzlerin hielt eine Stoppuhr in der Hand. Auf diese Weise sollten die Spieler noch mehr motiviert werden, ihr Bestes zu geben. Als alle wieder an Land waren, eilten alle auf Frau Merkel zu, hoben sie hoch und warfen sie aus lauter Begeisterung in voller Montur ins Wasser. Sie hatte aber Humor, zumal sie der Bundestrainer, Herr Löw wieder aus dem Wasser zog. Dann ging es gemeinsam in das größte Zelt zum Essen, das unser Schlachtermeister Schilder bereitet hatte. Die Spieler blieben 14 Tage in unserem schönen Dorf, um sich alle Sehenswürdigkeiten anzusehen. Ich denke, mit diesen Erinnerungen sind sie gestärkt nach Russland gefahren.“ Löw hatte wohl gedacht, dass die schönen Bordenauer Wälder das Team auf Schweden einstimmen könnten. Heute Abend wissen wir´s!


"Während der WM sollten die Waffen schweigen!"
899. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 13.6.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Es geht wieder los – trotz allem kommerziellen Drum und Dran: wir freuen uns, wenn die Völker der Welt wieder nur miteinander spielen, also stellvertretend die jeweiligen Mannschaften. Ein bisschen nationalistisch ist es ja dann schon noch, sind doch die Mannschaften der nationalen Ligen längst mit Spielern aus aller Herren Länder „durchmischt“. Das nennt man „Internationalisierung des Fußballs“, wenn Bayern München in Shanghai ein Sportgeschäft eröffnet. Und trotz aller politischen Streitigkeiten hat unsere sportliche Regierung – leicht vom Zen-Buddhismus eines gewissen Yogis beeinflusst – entschieden, dennoch  nach Russland zu gehen und dabei auch unser türkeideutschen – übrigens eine sprachliche Parallelbildung zu russlanddeutschen - Sportskameraden mitzunehmen. Doch die Zeiten, wo irre Fans den dunkelhäutigen Spielern Bananen hinterher warfen, sind wohl vorbei, oder? Im Übrigen bin ich der Meinung: während der WM sollten ähnlich wie bei Olympia die Waffen schweigen! Wenigstens dann mal! Und das Erfreuliche: im Vorfeld fanden viele kleine simulierte WM-Turniere statt, in Düsseldorf spielten sogar Imame gegen Pfarrer mit einem jüdischen Schiedsrichter (Die „Rheinische Post“ berichtete  in ihrer Ausgabe vom 12.Mai 2018 darüber) Da dieser nicht konnte, sprang der Düsseldorfer OB Thomas Geisel ein und wird in dem Artikel von Sebastian Kalenberg mit den Worten zitiert: „ Es ist für mich eine große Ehre, bei dieser Veranstaltung dabei sein zu dürfen. Dieses Fußballspiel steht sinnbildlich für unsere Gesellschaft. Jeder kämpft mit Fairplay für seine Sache und respektiert dabei den anderen Glauben.“ Das Spiel endete übrigens 4 zu 4 und Schirmherr Mesut Özil sponsorte drei signierte Trikots seines Verein Arsenal London für eine wohltätige Versteigerung. Hoffen wir also auf friedliche und heitere Spiele, und dass es bei vielen kuriosen  Paarungen zu ähnlichen Respektsbezeugungen kommt, zum Beispiel bei „Polen gegen Senegal“ oder „Iran gegen Spanien“. Und nicht, wenn Russland das Auftaktspiel gegen Saudi-Arabien verlieren sollte, dass Putin seine militärische Präsenz in Tschetschenien verstärken wird. Und wer wird Weltmeister? Ich glaube, wir brauchen das diesmal nicht, auf jeden Fall nicht massenpsychologisch, meine ich.


Wir denken an die Opfer von Eschede
898. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 3.6.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

In diesen Tagen wird an das große Zugunglück in Eschede erinnert. Hier in dieser Zeitung erschien am 10.6.1998 die Kolumne von „Bordenau – Unser Dorf liest“: „Hochverehrte Leserschaft! Die Freude über den Beginn der Fußballweltmeisterschaft wird überschattet von dem furchtbaren Zugunglück, aber auch erhellt von der Erkenntnis, wie Menschen bei Katastrophen zusammenhalten. So meldete die HAZ in ihrer Ausgabe vom 5.Juni 1998 unter der Überschrift ÄRZTE VON HILFSBEREITSCHAFT BEEINDRUCKT:“…Neben etwa 200 Blutspendern, die vom Celler Krankenhaus abgewiesen werden mussten, fand sich auch ein etwa 13jähriger Junge, der den verletzten Kindern vorlesen wollte, um sie von den schrecklichen Erlebnissen abzulenken…“ Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. Am liebsten möchten wir diesen Jungen mit einem fiktiven Literaturpreis ehren, den derjenige erhält, der Literatur in außergewöhnlichen Situationen zum Wohle anderer einsetzt.“ In dem diesjährigen Bericht über Eschede wird er nicht mehr erwähnt. Wir aber erinnern uns wohl und wollen jetzt diesen heute 33jährigen Menschen finden, um zu erfahren, was Gutes aus ihm geworden ist und um ihn erneut zu ehren. Dafür wird diese Kolumne auch als Leserbrief nach Hannover gehen, mit der Bitte, diesen besonders im Celler Raum zu veröffentlichen. Bitte melden Sie sich unter www.Bordenau.de bei Martin Drebs, immer noch Autor hiervon. Dafür verschieben wir die Datenschutzbestimmungen noch für ein paar Tage. Und der deutschen Fußballmannschaft wünschen wir natürlich eine erfolgreiche Titelverteidigung, die schon deshalb gelingt, weil Yogi Löw immer seine letzten Testspiele verloren lassen geht.


Oskar Negt in Neustadt
897. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 29.5.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Oskar Negt kommt mit seiner Lebensgefährtin Christine Morgenroth nach Neustadt. Ja gut, doch wer ist Oskar Negt? 1934 geboren gilt er als einer der bedeutendsten Sozialwissenschaftler Deutschlands, Student bei Max Horkheimer, Promotion bei Theodor W. Adorno und Assistent von Jürgen Habermas. Während der Studentenbewegung von 1968 trat er als Wortführer der „Außerparlarmentarischen Opposition“ auf und war von 1970 bis 2002 Professor für Soziologie in Hannover. Jetzt wird am Freitag dem 22.Juni 2018, ab 17.00 Uhr im Philosophischen Cafe Neustadt, Mittelstraße 5 in Neustadt, seine autobiografische Spurensuche „ÜberLebensGlück“ vorgestellt. Dieses Buch fragt nach den Voraussetzungen, die nötig sind, um trotz widriger, dramatischer Umstände einer Flucht das zu erreichen, was man ein gelungenes Leben nennt. Oskar Negt schreibt dazu: „Wer die Grunderfahrung von Flucht und Vertreibung einmal gemacht, der arbeitet ein Leben lang an dem Problem der Ich-Findung und der Orientierungssicherheit…Diese wieder herzustellen oder neu zu gründen, ist ein wesentliches Aufbauelement einer Gesellschaft, die den Menschen ein Stück Macht über die eigenen Verhältnisse zurückgeben kann.“ Oskar Negt kommt über seine individuelle Geschichte zu grundsätzlichen Fragen bis in unsere Zeit: über das autobiografische Schreiben, über gesellschaftliche Orientierung und persönliche Identität. Identitätsfragen, die uns alle angehen. Nach der Lesung steht Oskar Negt für Fragen und Diskussion mit dem Publikum zur Verfügung Um Anmeldung wird gebeten bei www.philocafe-neustadt.de. Bei großer Nachfrage kann sich der Veranstaltungsort dankenswerterweise noch ein paar hundert Meter weiter zur Sparkasse Hannover ergeben. Der Eintritt ist frei, will doch das „Philosophischen Cafe“ die Bevölkerung eingeladen, sich kostengünstig mit philosophischen Fragen zu beschäftigen. Kleinste Leseprobe: „Die Autobiografie ist eine literarische Form der individuellen Selbstentäußerung, in der das gelebte Leben die Schwerkraft der vergeblichen Mühe verliert; wer sich darauf einlässt, muss damit rechnen , dass die Verletzlichkeit wächst.“


„aleu menchen verden brudeur“!
896. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 13.5.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Als Nachlese zum diesjährigen Partnerschaftsbesuchs aus La Ferté-Macé am letzten Wochenende zitieren wir hier aus der Chortextvorlage des Chores „Oléna“ aus La Ferté-Macé, der mit den anderen Chören – dem Gemischten Chor Hagen, dem Chor Leine-Lerchen aus Neustadt und dem Canora-Chor Hagen, gemeinsam das Finale des Konzertes am Freitag in der Liebfrauenkirche gestaltete. Die Frage ist dabei nur, um welches gemeinsame Schlusslied es sich handelt: „ Froeilde cheuner Gueuterfounken, torter aous Elusioum, vir betretonne feuillertrounken Himmlische daine Haieligtoum. Daineu tsaoubeur binden viedeur vas di Modeu chtrainguetailt, aleu menchen verden brudeur, vo dain zanfteuer flugueul wailt“. Haben Sie die vielstimmige Völkerverständigung in Neustadt am Rübenberge erkannt? Richtig, es handelt sich um eine französische Art lautmalerische Fassung der „Ode an die Freude“, der sogenannten Europahymne; der Text ist von Friedrich Schiller, die Musik von Ludwig van Beethoven. Und neben der Begrüßung am Himmelfahrtstag, dem Besuch von Helstorf mit Schmiedemuseum, Kirche und Kutschfahrt sowie dem kulinarischen Festmahl am Abend in Schneeren war der Partnerschaftsbesuch sehr erfolgreich. In diesem Sinne: „aleu menchen verden brudeur“!


Fake News aus Bordenau
895. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 9.5.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Was würden Sie sagen, wenn Sie folgende Meldung läsen: „Seltener Juchtenkäfer am Steinweg entdeckt! Edeka-Markt kann noch nicht bauen!“. Okay, das darf doch nicht wahr sein. Ist es auch nicht. Die Meldung ist erfunden, gelogen, ein Fake-News (sprich: Fähk Njus). Das hätte auch von Lügenbaron Münchhausen sein können, dem Meister der Lügengeschichten. Er erfand phantastische Erzählungen, bei denen die Naturgesetze aufgehoben scheinen. Und genau darum geht es: „Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten, du meinst, dass Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr allein erwachsen künft´ge Welten. in dem, was wir erschaffen, sind wir frei.“ (Michael Ende). Okay, dabei geht es mehr um Utopien. Doch Anfang Oktober haben wir uns „Münchhhausen in Bordenau“ vorgenommen. Beispiel gefällig? Gisela Oberheu erzählt:“ Die Geschichte von dem Bordenauer Bürgermeister, Wegener hieß er, glaube ich. Man erzählte im Dorf, er wäre gestorben. Die Nachbarn kamen schon mit Kränzen. Aber er war noch ganz lebendig. Damit alle das merkten, ließ er sich, Zigarren rauchend, in einer Kutsche durchs Dorf fahren.“ So wollen wir Bordenauer Geschichten mit Münchhausen verbinden. Erich Kästner schreibt dazu in „Münchhausen, Wien 1951“: „Und was an den Geschichten ist denn nun so erstaunlich? Sie stecken voll der tollsten Lügen! Mitten in Berichten über Reisen, die er wirklich gemacht, und Kriege, an denen er wirklich teilgenommen hat, tischt Münchhausen uns Lügen auf, dass sich die Balken biegen! Durch Lügen kann man also berühmt werden? Freilich! Aber nur, wenn man so lustig, so phantastisch, so treuherzig und so verschmitzt zu lügen versteht wie Münchhausen, nicht etwa, um die Leser zu beschwindeln, sondern um sie, wie ein zwinkernder Märchenerzähler, mit ihrem vollen Einverständnis lächelnd zu unterhalten.“ Und so zeigen wir neben der Lesung zusammen mit dem Cinema Neustadt wohl auch den Münchhausen-Film, zu dem Erich Kästner 1943 noch unter Pseudonym das Drehbuch geschrieben hat. Das alles bei den Münchhausen-Festspielen Anfang Oktober in Bordenau. Und das stimmt nun aber auch! Bleibt „wachsam“!


Welttag des Buches
894. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 24.4.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Montag war ja Welttag des Buches“, klar, wissen doch alle, zum Geburtstag von Cervantes und Shakespeare, Schlauberger! Und da überschlagen sich die Lobeshymnen: Das Buch als Kulturgut, undsoweiter bla,bla bla. Doch was ist das Buch wirklich noch wert? Und wozu nutzt es? Gehen Sie doch mal wochentags zum Recyclinghof, was da so weggeschmissen wird an Büchern. Oder verramschen Sie Ihre ohnehin staubfängerische Wohnzimmerbibliothek im Internet. Zwölf oder fünfzehn Cent sind drin. Ist das jetzt der Papiermaterialweltmarktpreis oder der Restwert der Druckerschwärze? Okay, der Trend zum Zweitbuch hält an in bücherfernen Schichten, das Buch als Medium hat sich gehalten zwischen all dem Elektrokrams, doch für die Überproduktion, die keiner mehr lesen kann, zahlt die EU keine Vernichtungsprämie beziehungsweise keinen Brachliegezuschuss. Und was ist aus dem Volk der Dichter und Denker geworden? Eins muss dazu klar gesagt werden: das Buch gehört zu Deutschland! Lesen wir doch alle vierzehn Tage, was gesund macht! Doch das Buch selbst ist out! Wenn schon was zum Welttag gemacht wird, dann ist Matthäus am letzten. So ist der 23.April auch „Tag des deutschen Bieres“, und das wird auch immer schneller einverleibt. Oder „Tag des Lärms“, „Tag der linkshändigen Ameise“ oder „Tag des Lachens“. Dass ich nicht lache! Nur die sturen Bordenauer lesen weiter. Auch wenn der letzte „Lies-nix-Tag“ vergangen ist. Oder stützen zumindest einen Schrank mit einem Buch! Geht doch!


Kurzgeschichte
893. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 9.4.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Die Kolumne kommt diese Woche in einem etwas anderen Format.


„Osterzweifel“
892. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 30.3.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Zum Osterfest erreicht uns anonym das Gedicht „Osterzweifel“: „Wir wollen uns ja dem Neuen anvertrauen/ gemeinsam in eine fröhliche Zukunft schauen./ Doch hast du dich mit deinem Leben/ nicht vergeblich dem Tod ergeben?/ Seit ewig hauen sie sich hinieden/ in immer 30jährigen Kriegen./ So stirbt das Lächeln an zu vielen Orten/ und wir sind geborgen nur in deinen Worten./ Doch sollen wir das Leben hassen?/ Warum hast du deine Welt verlassen?/Wir suchen weiter nach der wahren Auferstehung,/ nicht nur als in sich selbst verlöschende Hoffnung.“ In diesem Sinne: Fröhliche Ostern!


„Gänseblümchen“ von Sieglinde Bohle
891. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 21.3.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Unsere Wochen der Bordenauer Schriftstellerinnen setzen wir heute mit dem Gedicht „Gänseblümchen“ von Sieglinde Bohle fort: „Mitten im Januar sah ich auf der Wiese/Ein paar Gänseblümchen steh´n./Sie blühten in der rauhen Brise/rosaweiß und wunderschön./Schon lange ist der Sommer fort,/doch die Natur ist weise,/schenkte uns an diesem Ort/kleine, helle Blütenkreise./Wie hat Mutti sie geliebt/und gern geseh´n,/auch ich freue mich, dass es sie gibt/und sie sogar jetzt auf der Wiese steh´n./Ihre sehr kurzen Stiele/pflücke ich ganz geschwind/mit dem einzigen Ziele,/sie zu stellen neben Muttis Bild./Jetzt müssen sie still und bescheiden/unter der dicken Schneedecke bleiben./Doch bald schon sind sie wieder da,/dann ist der Frühling schon ganz nah.“ Dieses kleine Gedicht schrieb Sieglinde Bohle im Andenken an ihre liebe Mutter im Januar 2010. Sie schreibt uns: „ Sie (die Mutter) liebte die kleinen, bescheidenen Gänseblümchen ganz besonders, gefolgt von Veilchen. Gänseblümchen hatte sie das ganze über in einer Minivase in der Küche stehen. Bei meinen Spaziergängen begegnen sie mir jetzt auch schon oft. Dann kann ich nicht anders, als sie zu pflücken und sie an ihr Bild zu stellen. Später folgt dann ein Väschen mit Veilchen.“


33. Bordenauer Scharnhorstlauf
890. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 12.3.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Am nächsten Sonntag, dem 18. März 2018, findet wieder der Bordenauer Scharnhorstlauf statt, im Jahr 2018 bereits im Frühjahr. Dann freuen sich die Veranstalter auf die 33. Austragung des Bordenauer Scharnhorstlaufs und hoffen wie in den Jahren zuvor auf viele aktive Teilnehmer und natürlich auch auf zahlreiche Zuschauer. Der Scharnhorstlauf ist auch 2018 wieder ein Wertungslauf im Sparkassen-Laufpass der Region Hannover. Jeder wird belohnt. Wir belohnen uns hier jetzt schon mit einem Blick in das Jahr 1957, als die Leine-Zeitung am 11. /12. Mai 1957 meldete: „Auf den Spielfeldern des Kreises Neustadt herrscht am Sonntag Pflichtruhe. An diesem Tag beherrscht der traditionelle Lauf zum Scharnhorstdenkmal in Bordenau das Sportgeschehen im Kreise. Die Leichtathleten, und hoffentlich auch Mannschaften der Rasensport treibenden Vereine, starten um 15 Uhr an der Blumenauer Straße in Wunstorf. Nachdem die vorjährige Veranstaltung etwas überschattet war von dem Unmut darüber, daß der siegreiche TSV Neustadt seine englischen Vereinsmitglieder mit in der Staffel eingesetzt hatte, möchten wir ganz besonders einen harmonischen Verlauf der Veranstaltung wünschen, so wie es fast immer war in der langen Reihe der Scharnhorstläufe.“ Das wünschen wir natürlich auch. Und vor allem harmonisches Wetter!


"Geboren 1940 – Erinnerungen, Gedanken und Geschichten“
889. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 28.2.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Die Wochen der Bordenauer Schriftstellerinnen beginnen heute mit Gisela Oberheu: Sie gilt als Bordenauer Urgestein, und ist doch selbst eine Zugezogene, wenngleich schon Anfang der 1950er Jahre. In ihrem im letzten Jahr erschienenen Buch „Geboren 1940 – Erinnerungen, Gedanken und Geschichten“, das auf großes Interesse gestoßen ist, schildert Gisela Oberheu ihr Leben. Und da sie in diesen Wochen im sonntagsvormittags mit kleinen Geschichten auch über Radio Leinhertz 106.5 zu hören ist, haben wir hier das Radio -Kapitel ausgewählt. „In unserer Küche stand ein kleines Radio. Das Radio spielte eine große Rolle in unserer Familie. Außer der Zeitung war es die einzige Verbindung zur großen weiten Welt. Gegründet wurde unser Sender von den Engländern 1945. Zu Anfang hieß er NWDR. Ab 1956 gab es zwei Sender, den WDR und unseren NDR. Jede volle Stunde gab es Nachrichten. Vormittags brachte der Rundfunk Schulfunk. Den habe ich gerne gehört. Zum Einstimmen wurde ein Stück aus der „Kleine Nachtmusik“ gespielt. An den Naturfreund, der uns Vogelstimmen vorstellte, erinnere ich mich. Oder „Geschichten vom Bauernhof“, „Neues aus Waldhagen“ mit Bauer Piepenbrink und Bauer Frühauf, Opa Negenborn, Krämer Schnack und Bürgermeister Kienappel. Es gab Berichte über die Arbeitswelt, zum Beispiel über den Bergbau. Am Nachmittag gab es als fortlaufende Serie „Wir lesen vor.“ Ganze Romane haben wir da zu hören bekommen. Dazwischen hörten wir die unterschiedlichsten Musiksendungen. Sonntagmorgen brachten sie zum Beispiel „Hafenkonzert“ vom Schuhlauer Fährhaus. Auch an „Wunschkonzerte“ und „Geburtstagsgrüße“ erinnere ich mich. Sehr bewegend waren Weihnachten die „Grüße von hoher See“, wo vom Matrosen bis zum Kapitän, die Männer, die mit ihren Schiffen über die Weltmeere fuhren, ihre Familien in der Heimat grüßen konnten. Sonntagvormittag haben wir immer sehr gerne „Zwischen Hamburg und Haiti“ gehört. Das waren Berichte von Menschen, die die Welt bereisten und uns erzählten, wie es in der übrigen Welt aussah. Das war immer spannend. Am Sonntagnachmittag brachte der Rundfunk Hörspiele für unsere Kinder. Daran erinnere ich mich gerne. Ein Hörspiel, weiß ich noch, hieß „Kalle Blomquist, der Meisterdetektiv.“ Das Hörspiel gab es in Serie an mehreren Sonntagen. Und dann kamen die endlos langen Suchmeldungen. Frauen suchten ihre Männer, die im Krieg in Gefangenschaft geraten waren, Männer, die entlassen waren und ihre Familie nicht mehr fanden, weil sie geflüchtet oder ausgebombt waren. Als Kind fand ich es immer bedrückend wenn Eltern ihre Kinder suchten, weil sie sie auf der Flucht verloren hatten. Zum Abschluss dieser Sendung wurde für alle, die in Gefangenschaft waren, der Gefangenenchor aus Nabucco gespielt. Regelrechte Straßenfeger waren Hörspiele wie „Gestatten, mein Name ist Cox“ oder „Paul Tempel“. Der Sender kam aus Hamburg. Deshalb mussten wir uns jeden Morgen die „Wasserstände“ anhören. Es wurde auch über den Rundfunk bekannt gegeben, welche Schicht im Hafen zur Arbeit musste. Mit zunehmendem Straßenverkehr hörten wir auch den „Straßenverkehrsbericht“, aber die Staus in Hamburg interessierten uns nicht weiter. Wir waren froh, dass wir den Sender hatten. Trotzdem freuten wir uns als in den achtziger Jahren in Hannover ein Funkhaus gebaut wurde und unsere Rundfunksendungen jetzt regional aus Hannover kamen.“

Und jetzt gibt es auch noch den Bürgerfunk Radio Leinehertz 106.5.


"Geboren 1940 – Erinnerungen, Gedanken und Geschichten“
889. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 28.2.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Die Wochen der Bordenauer Schriftstellerinnen beginnen heute mit Gisela Oberheu: Sie gilt als Bordenauer Urgestein, und ist doch selbst eine Zugezogene, wenngleich schon Anfang der 1950er Jahre. In ihrem im letzten Jahr erschienenen Buch „Geboren 1940 – Erinnerungen, Gedanken und Geschichten“, das auf großes Interesse gestoßen ist, schildert Gisela Oberheu ihr Leben. Und da sie in diesen Wochen im sonntagsvormittags mit kleinen Geschichten auch über Radio Leinhertz 106.5 zu hören ist, haben wir hier das Radio -Kapitel ausgewählt. „In unserer Küche stand ein kleines Radio. Das Radio spielte eine große Rolle in unserer Familie. Außer der Zeitung war es die einzige Verbindung zur großen weiten Welt. Gegründet wurde unser Sender von den Engländern 1945. Zu Anfang hieß er NWDR. Ab 1956 gab es zwei Sender, den WDR und unseren NDR. Jede volle Stunde gab es Nachrichten. Vormittags brachte der Rundfunk Schulfunk. Den habe ich gerne gehört. Zum Einstimmen wurde ein Stück aus der „Kleine Nachtmusik“ gespielt. An den Naturfreund, der uns Vogelstimmen vorstellte, erinnere ich mich. Oder „Geschichten vom Bauernhof“, „Neues aus Waldhagen“ mit Bauer Piepenbrink und Bauer Frühauf, Opa Negenborn, Krämer Schnack und Bürgermeister Kienappel. Es gab Berichte über die Arbeitswelt, zum Beispiel über den Bergbau. Am Nachmittag gab es als fortlaufende Serie „Wir lesen vor.“ Ganze Romane haben wir da zu hören bekommen. Dazwischen hörten wir die unterschiedlichsten Musiksendungen. Sonntagmorgen brachten sie zum Beispiel „Hafenkonzert“ vom Schuhlauer Fährhaus. Auch an „Wunschkonzerte“ und „Geburtstagsgrüße“ erinnere ich mich. Sehr bewegend waren Weihnachten die „Grüße von hoher See“, wo vom Matrosen bis zum Kapitän, die Männer, die mit ihren Schiffen über die Weltmeere fuhren, ihre Familien in der Heimat grüßen konnten. Sonntagvormittag haben wir immer sehr gerne „Zwischen Hamburg und Haiti“ gehört. Das waren Berichte von Menschen, die die Welt bereisten und uns erzählten, wie es in der übrigen Welt aussah. Das war immer spannend. Am Sonntagnachmittag brachte der Rundfunk Hörspiele für unsere Kinder. Daran erinnere ich mich gerne. Ein Hörspiel, weiß ich noch, hieß „Kalle Blomquist, der Meisterdetektiv.“ Das Hörspiel gab es in Serie an mehreren Sonntagen. Und dann kamen die endlos langen Suchmeldungen. Frauen suchten ihre Männer, die im Krieg in Gefangenschaft geraten waren, Männer, die entlassen waren und ihre Familie nicht mehr fanden, weil sie geflüchtet oder ausgebombt waren. Als Kind fand ich es immer bedrückend wenn Eltern ihre Kinder suchten, weil sie sie auf der Flucht verloren hatten. Zum Abschluss dieser Sendung wurde für alle, die in Gefangenschaft waren, der Gefangenenchor aus Nabucco gespielt. Regelrechte Straßenfeger waren Hörspiele wie „Gestatten, mein Name ist Cox“ oder „Paul Tempel“. Der Sender kam aus Hamburg. Deshalb mussten wir uns jeden Morgen die „Wasserstände“ anhören. Es wurde auch über den Rundfunk bekannt gegeben, welche Schicht im Hafen zur Arbeit musste. Mit zunehmendem Straßenverkehr hörten wir auch den „Straßenverkehrsbericht“, aber die Staus in Hamburg interessierten uns nicht weiter. Wir waren froh, dass wir den Sender hatten. Trotzdem freuten wir uns als in den achtziger Jahren in Hannover ein Funkhaus gebaut wurde und unsere Rundfunksendungen jetzt regional aus Hannover kamen.“

Und jetzt gibt es auch noch den Bürgerfunk Radio Leinehertz 106.5.


Der Martin hat seine Schuldigkeit getan
888. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 14.2.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Uns erreichte dieser Tage ein politisches Gedicht, mit dem Titel „Der Martin hat seine Schuldigkeit getan, …“, das dem Karnevalslied von Jupp Schmitz von 1953 nachgebildet ist. Wir wollen es Ihnen nicht vorenthalten:
„Am Aschermittwoch ist alles vorbei.
Die Schwüre von Treue - sie brechen entzwei,
von all deinen Sondierungen - nur noch Erinnerungen
dir wär fast noch das Außen gelungen,
wie schön Europa auch sei, für dich ist es vorbei.
Da hatte der Präsident gesprochen,
und du deine Absicht gebrochen:
aus Staatsräson wieder reingegeben
und in den Wochen nochmal gedreht dein Leben
wie süß Regieren jetzt sei, du bist nicht dabei.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei, nicht?
Ein Mensch kann sich ändern, nur die andern nicht?
Jetzt geht´s in Sack und Asche und leerem Blick:
Gedenke, o Mensch, du bist und zum Staube kehrst du zurück
Am Aschermittwoch ist alles vorbei,
Erfolge der Mühen – die brechen entzwei.
Minderheitenregierung wird es nicht geben,
Neuwahlen wollt ihr nicht wirklich erleben,
denn einige arbeiten schon fleißig
an einem neuen Dreiunddreißig.“


Die Blechtrommel in Wunstorf
887. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 7.2.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Nun ist der literarische Funken nach Süden in den Kulturring Wunstorf übergesprungen, denn mit der Dramatisierung der „Blechtrommel“ von Günter Grass, für die Bühne eingerichtet von Volker Kamm in der Inszenierung des Stuttgarter Alten Schauspielhauses gab es den weltbekannten Roman unseres Literaturnobelpreisträgers (1999). Natürlich spielte das hochprofessionelle Ensemble mit dem überragenden Raphael Grosch als Oskar Matzerath, der durch den ganzen Abend wie durch das Stück und die exemplarischen Romanausschnitte führte, mit der ganzen Virtuosität theatralischer Mittel und hat nicht nur vorgelesen wie „Unser Dorf liest“ 2003 „Im Krebsgang“ und bei der „Blechtrommel“-Show mit Ingolf Heinemann im Schloss. Dennoch gab es genug Trommel und Aale und Brausepulver in diesem zwar historischen, doch noch immer lesenswerten Roman. Allein die Skatspielerszene bei der Beschießung der Westerplatte ergriff das leider nur halbvolle Haus. Nun geht es weiter in der Klassiker-Reihe, mehr mit echten Theaterklassikern wie Gerhard Hauptmanns „Die Ratten“ am 13.März mit dem „Theater für Niedersachsen“ und am 5.Juni 2018 mit Lessings „Nathan der Weise“. Dieses Angebot ist diesmal wohl schon ausverkauft, auf Grund des hohen Publikumsinteresses plant der Kulturring eine weitere Vorstellung. Ausverkauft waren auch wir mit unserem „Nathan – Die Ringparabel“ (2005), die wir zu weltreligiöser Musik rund ums Mittelmeer auf Aramäisch, Arabisch, in Gebärdensprache und auf Deutsch vortrugen, damit auch der Letzte es noch begreift: Kultur will noch immer bilden, um die vermeintlich barbarische Natur des Menschen humanistisch und aufklärerisch zu binden, was zunehmend schwerer wird.


Literaturnobelpreis für Kazuo Ishiguro
886. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 1.2.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Wir haben Sie noch gar nicht darüber informiert, wer Ende 2017 den Literaturnobelpreis erhalten hat. Die Auszeichnung ging an den britischen Autor Kazuo Ishiguro. Der britische Schriftsteller japanischer Herkunft habe Romane von großer emotionaler Kraft geschrieben, begründete die Schwedische Akademie ihre Wahl. "Kazuo Ishiguro hat in Romanen von großer emotionaler Kraft den Abgrund unter unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt bloßgelegt." International bekannt ist er für seine Romane wie "Was vom Tage übrig blieb"- 1993 mit Anthony Hopkins verfilmt!-, "Als wir Waisen waren" oder "Alles, was wir geben mussten". Er wurde 1954 in Nagasaki geboren und kam schon 1960 mit seiner Familie nach Großbritannien. Seine ersten beiden Bücher spielen in seiner japanischen Geburtsstadt, später verlegte er den Schauplatz seiner Texte in seine neue Heimat. "Ich sehe zwar japanisch aus, bin aber ein britischer Schriftsteller", hat Ishiguro im vergangenen Jahr der japanischen Tageszeitung "Mainichi Shimbun" gesagt. „Was vom Tage übrig blieb" behandelt die melancholisch-bitteren Geschichte vom Leben eines Butlers in der Vor- und Nachkriegszeit und seinem in den Nationalsozialismus verstrickten Dienstherren. Der Roman erschien 1989. Wir haben ihn noch gar nicht gelesen, doch Daniel Kehlmann, Deutschlands bekannter Schriftsteller („Die Vermessung der Welt“, „Tyll“) sagt über ihn: "Er ist ein ganz würdiger Nobelpreisträger, und ich erlebe an dem Tag, da er den Nobelpreis bekommen hat und an den Tagen danach etwas ganz Bemerkenswertes: Alle möglichen Bekannten und Freunde schicken mir SMS darüber, dass sie sich so freuen. Sie freuen sich, weil dieser Autor sie zu verschiedenen Momenten ihres Lebens so gepackt und berührt und bewegt hat. D.h., man merkt plötzlich, das ist ein Schriftsteller, der eine sehr starke emotionale Wirkung auf viele Menschen ausgeübt hat." Und anders als Bob Dylan 2016 hat er sich den Preis in Stockholm auch selbst abgeholt. Also lesen wir einfach lassen wir uns anrühren!


“Eigentum"
885. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 20.1.18

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Noch zum erweiterten Jahresbeginn hat uns Johann Wolfgang von Goethe seine kurzen Gedanken zum „Eigentum“ mitzuteilen:
„Ich weiß, dass mir nichts angehört
Als der Gedanke, der ungestört
Aus meiner Seele will fließen,
Und jeder günstige Augenblick,
Den mich ein liebendes Geschick
Von Grund aus lässt genießen.“


“Ihre ID bitte ..."
884. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 2.1.2018

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Im neuen Jahr geht es bei aller Gemütlichkeit doch um unsere elektronische Überwachung, um den „gläsernen Menschen“. Was so alles schon über uns bekannt ist, zeigt sich, wenn wir eine Pizza bestellen wollen; so ging es letztens meinem Kumpel Matze fiktiv.
-Danke, dass Sie Pizza XXX angerufen haben. Kann ich Ihre …Matze: Hi, ich möchte etwas bestellen.-Kann ich bitte erst Ihre NIDN haben? Matze: Meine Nationale ID Nummer, ja, warten Sie, die ist 6102049998-45-54610. - Vielen Dank, Herr Schwan. Sie wohnen in der Rosenstraße 25 und Ihre Telefonnummer lautet 89 568 345. Ihre Firmennummer bei der Allianz ist 74 523 032 und Ihre Durchwahl ist -56. Von welchem Anschluss aus rufen Sie an? Matze: Hä? Ich bin zu Hause. Wo haben Sie alle diese Informationen her? - Wir sind an das System angeschlossen. Matze: Oh, natürlich. Ich möchte zwei von Ihren Spezial- Pizzen mit besonders viel Fleisch bestellen. -Ich glaube nicht, dass das gut für Sie ist. Matze: Wie bitte??! - Laut Ihrer Krankenakte haben Sie einen zu hohen Blutdruck und extrem hohe Cholesterinwerte. Ihre Krankenkasse würde eine so ungesunde Auswahl nicht gestatten. Matze: Verdammt! Was empfehlen Sie denn? - Sie könnten unsere Soja-Joghurt-Pizza mit ganz wenig Fett probieren. Sie wird Ihnen bestimmt schmecken. Matze: Wie kommen Sie darauf, dass ich das mögen könnte? - Nun, Sie haben letzte Woche das Buch 'Sojarezepte für Feinschmecker' aus der Bücherei ausgeliehen. Deswegen habe ich Ihnen diese Pizza empfohlen. Matze: Ok, ok. Geben Sie mir zwei davon in Familiengröße. Was kostet der Spaß? - Das sollte für Sie, Ihre Frau und Ihre vier Kinder reichen. Der Spaß, wie Sie es nennen, kostet 45 Euro. Matze: Ich gebe Ihnen meine Kreditkartennummer. - Es tut mir leid, aber Sie werden bar zahlen müssen. Der Kreditrahmen Ihrer Karte ist bereits überzogen. Matze: Ich laufe runter zum Geldautomaten und hole Bargeld, bevor Ihr Fahrer hier ist. - Das wird wohl auch nichts. Ihr Girokonto ist auch überzogen. Möchten Sie noch etwas? Matze: Nein, danke. Oh doch, bitte vergessen Sie nicht, die beiden kostenlosen Liter Cola einzupacken, die es laut Ihrer Werbung zu den Pizzen gibt. -Tut mir leid, aber die Ausschlussklausel besagt: keine Softdrinks für Diabetiker!


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