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Unser Dorf liest

Arbeitskreis "Unser Dorf liest"

Die aktuelle Kolumne von Martin Drebs

(frühere Kolumnen finden Sie im  Archiv)

 

1105. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 22.9.2023

Wie klingt Zeit?
„Klang der Zeit“ nannte Richard Powers (Wikipedia) sein epochendurchdringendes Buch zur Musikgeschichte. Dabei umspannte er mit seiner Liebesgeschichte zwischen einem emigrierten Juden und einer afroamerikanischen Sängerin die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts bis in die neue Zeit. Auch unsere Lesung am 3.Oktober 2023 ab 15 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Bordenau aus dem Buch von Florian Illies (Wikipedia) „Liebe in Zeiten des Hasses“ versucht die Chronik eines Gefühls der dreißiger Jahre einzufangen. Und eben nicht nur literarisch, sondern auch musikalisch. Dafür haben wir die Musiker Pia Hagemann (Flöte), Carola Faber (Cello) und Andreas Hagemann (Gitarre, Gesang) gewinnen können. Wie schon in den letzten Jahrzehnten haben diese Musiker bei uns mitgestaltet, und wieder hat Andreas Hagemann einiges zum Klang der Zeit arrangiert. So kommt Marlene Dietrichs „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ von Friedrich Hollaender aus dem Film „Der blaue Engel“ fast leitmotivisch daher und steigert sich noch in „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“ aus dem Film „Stürme der Leidenschaft“. So wird versucht, die Stimmung der ausgehenden Zwanziger Jahre zwischen libidinöser Freizügigkeit und dem Ringen um wahre Treue auszudrücken. Mit dem Jahr 1933 ändert sich dann auch musikalisch einiges: Heimat, Heil und Heide nehmen wieder zu, und mit Herms Niels „Erika“ , auch bekannt unter seinem Liedanfang „Auf der Heide blüht ein kleines Blümelein“ auf den Lippen, marschierten junge Menschen gegen die Völker der Welt. Zwischendrin dann immer wieder rein musikalische Kompositionen, besonders von Curt Weill, der Deutschland verlassen musste. Das wiederum passt gut zum abschließenden Teil der Lesung, der mit Kompositionen von Michael Jary und Bruno Balz „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“ und „Davon geht die Welt nicht unter“ endet. „Beides erweist sich als unzutreffend“, so schließt Florian Illies sein historisches Panorama.


1104. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 15.9.2023

Geschichte in unsere Gegenwart bringen!
„Bordenau - unser Dorf liest“ am 3.Oktober 2023 aus dem Buch von Florian Illies „Liebe in Zeiten des Hasses: Chronik eines Gefühls 1929–1939“, ab 15 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Bordenau. Florian Illies , 1971 in Schlitz geboren, ist ein deutscher Autor, Journalist und Kunsthistoriker. Bekannt wurde er besonders durch seinen Bestseller „Generation Golf“ (2000), in dem er ein kritisches Bild seiner eigenen, um 1970 geborenen Generation entwarf. 2012 gelang Illies sein bislang größter Bestseller: „1913: Der Sommer des Jahrhunderts“. Es war im Jahre 2012 das meistverkaufte Sachbuch Deutschlands, stand mehr als siebzig Wochen auf der Bestsellerliste und wurde bislang in 28 Sprachen übersetzt. Und auch „Bordenau liest“ hat 2013 Ausschnitte aus dem Buch vorgetragen. Florian Illies verwandelt in seinen Büchern vergangene Epochen in lebendige Gegenwart und begründet damit ein neues Genre der erzählenden Geschichtsschreibung. Immer wieder zieht er verblüffende Querverbindungen und verknüpft elegant Szenen und Momentaufnahmen zu mitreißenden Panoramen der Zeitgeschichte. Das braucht nicht alles so genau zu stimmen, und oft rettet sich der Autor in Andeutungen: Bertolt Brecht „blickt selbstzufrieden auf den Gipsabdruck des eigenen Gesichtes, den er auf seinem Schreibtisch postiert hat. Wer so um sich kreist, dem droht eigentlich ein Schleudertrauma.“ Wir versuchen bei unserer Lesung den Begriff der Liebe dieser Zeit zu verdeutlichen, um uns mit der „Radikalität des Herzens“ den kälter werdenden Zeiten entgegenzustellen. Und das gilt heute wie damals und erst recht für den deutschen Feiertag. Über die Musikstücke zur Lesung erfahren Sie hier in der nächsten Woche etwas.


1103. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 8.9.2023

Lesungen allenthalben!
Am Samstagvormittag, dem 9. September, stellt der Hildesheimer Autor Albrecht Göstemeyer sein neues Buch vor: „Das Fenster zur Unendlichkeit“. Seine Handlung ist in Berlin und Indien angesiedelt. Er beschreibt die Beziehung von Paul, einem Mann mittleren Alters, zu Leela, einer älteren Frau, deren Vater aus Indien stammt. Ihre Vergangenheit und Herkunft ist von vielen Geheimnissen umgeben, von denen er sich angezogen fühlt, Der Autor hat schon ein tolles Buch über das Riedhaus in Bordenau geschrieben, wo er auch einen Teil seiner Jugend verbrachte. Am Sonntag liest der Bordenauer Vorleser Martin Drebs im Schloss Landestrost im Rahmen des Regionsentdeckertages lustige Geschichten zum Thema Reisen vor. Da geht es natürlich mit den Ringelnatz ´Ameisen auf Weltreise, wir lauschen einer Erzählung von Hermann Löns über die Geestkante am Leinetal, hören Tobias Kunzes herrliche Beschreibung des Steinhuder Meeres und begleiten Eugen Roths Versuch, zwischen all den Reiseprospekten dennoch zu Hause zu bleiben! Um 14.30 Uhr und 15.30 Uhr. Eine frühherbstliche Lesung mit Johanna Korte findet am Montag, 11. September 2023 um 14.45 Uhr in der Dorfwerkstatt Bordenau, Birkenweg 3a, statt. Es werden kurze Texte und zartbunte Gedichte zur Jahreszeit gelesen. Weiterhin erleben Sie den zweiten Teil der Biografie des Künstlerpaares Frédéric Chopin und George Sand. Es wird spannend auf der Fahrt nach Mallorca und dramatisch im Winter in Valldemossa. Hier ist eine Anmeldung erbeten. Also Lesungen allenthalben! Zwischen all den anderen schönen Angeboten! Und der jeweilige Eintritt ist frei!


1102. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 25.8.2023

Chronik eines Gefühls!
„Bordenau - unser Dorf liest“ am 3.Oktober 2023 aus dem Buch von Florian Illies „Liebe in Zeiten des Hasses: Chronik eines Gefühls 1929–1939“, ab 15 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Bordenau - kombiniert mit Gedichten und Originalzitaten der ausgewählten Künstler, Sportler und Politiker unter anderem Mascha Kaleko, Marlene Dietrich, Bertolt Brecht und Erich Maria Remarque, aber auch Konrad Adenauer und Gottfried von Cramm. In einem virtuosen Epochengemälde erweckt Florian Illies die dreißiger Jahre, dieses Jahrzehnt berstender politischer und kultureller Spannungen, zum Leben. 1933 enden die »Goldenen Zwanziger« mit einer Vollbremsung. Florian Illies führt uns zurück in die Epoche einer politischen Katastrophe, um von bekannten Liebespaaren der Kulturgeschichte zu erzählen: In Berlin, Paris, im Tessin und an der Riviera stemmen sich die großen „Geister“ der Zeit gegen den drohenden Untergang. Eine mitreißend erzählte Reise in die Vergangenheit, die sich wie ein Kommentar zu unserer verunsicherten Gegenwart liest: Liebe in Zeiten des Hasses. "Niemand hofft 1929 noch auf die Zukunft. Und niemand will an die Vergangenheit erinnert werden. Darum sind alle so hemmungslos der Gegenwart verfallen", schreibt Illies. Das Trio Hagemann/Faber hat sich bereiterklärt, mit ausgewählten Musikstücken zum Gelingen der Chronik beizutragen; dabei ergeben sich im Buch die drei Teile vor, während und nach 1933. So soll die Lebensfreude beziehungsweise der Lebenshunger der Zwanziger Jahre eingefangen werden, die martialischen Klänge des Übergangs und die "unheimliche Heimatlichkeit" der Dreißiger Jahre dargestellt werden; denn davon geht die Welt nicht unter. Oder doch?


1101. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 18.8.2023

Bordenau genießt französisch!
Französische Wochen in Bordenau? Nicht ganz, denn die Spezialitäten, die in den nächsten Wochen im Gemeindegarten in Bordenau angeboten werden, haben ihren Ursprung in der Bretagne: Crêpes und Galettes! Nachdem es seinerzeit den Handballer Eduard nach Bordenau verschlagen hatte, und Neustadt seit Jahrzehnten eine Städtepartnerschaft mit La Ferté-Macé mit deutsch- französischer Freundschaft lebt, während der berühmte Karikaturist Jean Bernard Roussel aus Amiens unsere Artikel zur Gemeinwohlökonomie in der Neustädter Zeitung begleitet, hat es nun seit drei Jahren den gelernten Maschinenbauer Etienne Le Boulanger mit seiner Familie nach Bordenau verschlagen. Wie kommt er denn auf Bordenau? „Meine Frau arbeitete in Nienburg, ich in Hannover, da liegt Bordenau ideal dazwischen. Und die beiden kleinen Kinder haben hier auch mehr von der Natur“, so Etienne. Und seit vielen Jahren bietet er die traditionelle bretonische Spezialität der Crêpes und Galettes im privaten Kreis an. Letztere sind herzhafte dünne Pfannekuchen aus Buchweizenmehl, liebevoll angerührt nur mit Wasser und Salz aus der Gérande, garniert mit Lachs und Emmentaler, Ei, Kochschinken und Ziegenkäse. „Ich biete gerne die herzhafte Mittagsküche an und beginne deshalb auch schon um 12.00 Uhr mittags“. Und das in den nächsten Wochen jeweils von Dienstag bis Freitag. Die genauen Öffnungszeiten finden Sie auf www.Bordenau.de. Angeboten werden verschiedene typische Cidre aus der Bretagne in geschmacklichen Varianten, alkoholfreie sowie heiße Getränke. Es gibt flambierte Crêpes und jede Menge süße Lösungen mit hausgemachter Schokolade – auf überdachten Sitzgelegenheiten. Für das kulturelle Begleitprogramm sucht Etienne noch interessierte Hobbymusiker, die gerne was Appetitanregendes spielen möchten. Und vielleicht gibt es noch Sprachkurse, und „Bordenau liest“ stellt französische Autoren vor. Etienne war dieser Tage schon beim Filmfestival am Balneon, am heutigen Samstag startet er auch beim Parkbeben in Poggenhagen und die Bordenauer kennen ihn schon vom Kunst- und Handwerkermarkt. Jetzt bitten wir um reichlich Appetit, denn so beginnt vielleicht wieder eine qualitative Gastronomie in Bordenau Fuß zu fassen.


1100. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 11.8.2023

Durch alle Masken hindurch!
In unserem Fortsetzungsroman „LEBENSABEND MIT GOLDRAND oder die zweite Erfindung des Glücks“, letzter Teil, springen wir ans Ende des Romans. Es ist Februar und in der Seniorenresidenz „Kometenschweif“ - am Rhein gelegen - tobt der Karneval. Zeit also, sich durch alle Masken hindurch zu erkennen. Und so schreibt Paul – in dem Briefwechsel ohne Namen – einen letzten Brief an seine märchenhafte Briefpartnerin: „Meine liebe Freundin! Ihr wart also dereinst Prinzessin und Scheherazade, und seid nun gealtert, ich glaube auch, wir haben die tausendste Nacht hinter uns. Du hast alles erzählt, um dein Leben zu retten. Demnächst muss ich entscheiden, dich zu töten. Und ich freue mich schon auf meine Entscheidung, denn sie lautet: ich will, dass du lebst, aber nicht irgendwie, sondern mit mir, deinem einzigen König. Lass uns das märchenhafte Versteckspiel durchbrechen, bei der Zeitung SENIORENBLICK wundert man sich auch schon, dass wir zwei übers Jahr immer nur Briefe hin und her schicken. Lass uns die märchenhafte Anonymität durchbrechen und uns endlich sehen, wo wir schon so viel voneinander erkannt haben. Ich will der Alten, der Närrin, der Zauberin begegnen beim Fastnachtsball. Du wirst mich an den Federn erkennen. Ich werde den SENIORENBLICK unterm Flügel haben, letzte Ausgabe, die mit dem Sternenhimmel drauf. Ich freue mich, dich durch alle Masken hindurch endlich in den Blick zu bekommen. Dein Seher!“ Und sie werden sich erkennen, „so wie sie erkannt sind“. Paul und Agnes begegnen sich im Laufe des Romans also auf vier verschiedenen Ebenen: Im doppelten Briefwechsel, wobei der eine Briefwechsel trotz märchenhafter Wahrheiten noch lange deren Beider Identität verschleiert, im „Café Kontakt“ und schließlich in Echt! So haben sie ihr zweites Glück gleich mehrfach neu erfunden. Hand in Hand - und als Narren verkleidet - verlassen sie die Seniorenresidenz in ein neues gemeinsames Leben. Das Buch gibt es übrigens in der Bücherbude Bordenau in der Holunder-Apotheke!


1099. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 4.8.2023

DJetzt geht´s ins „Café Kontakt!“
In unserem Fortsetzungsroman „LEBENSABEND MIT GOLDRAND oder die zweite Erfindung des Glücks“, Teil 3, geht´s jetzt ins „Café Kontakt!“. Das ist das Angebot, das der Pfleger Markus den Bewohnern der Seniorenresidenz „Kometenschweif“ macht, nachdem er sie deren eigene Profile hat schreiben lassen und sie jetzt zu „idealen“ Paaren kombiniert und einlädt, sich kennenzulernen. Bei diesen Bemühungen für sein eigenes Buch über das Alter ist er auf die mögliche Paarung Agnes und Paul gekommen, die sich aber schon selbst vorher angefreundet haben, für Markus aber noch mal so tun müssen, als lernten sie sich gerade kennen. Kurios, nicht! „Paul sah Agnes schon an dem kleinen, runden Tisch sitzen; sie schien ein wenig konzentriert in sich gekehrt und hatte den Blick gesenkt. Paul brachte einen kleinen Blumenstrauß aus drei Rosen mit und trat an den Tisch. „Das ist aber eine Überraschung, gnädige Frau, Sie in diesem wunderschönen Ambiente wiederzusehen.“ Er zwinkerte ihr zu. Agnes nahm den gespielt distanziert gespielten Faden auf: „Wir haben uns bisher nur von weitem gesehen und nun freue ich mich, Sie nah und näher zu bekommen.“ Dabei grinste sie und deutete blickweis hinüber in Richtung Markus, der, ebenfalls lächelnd, wenn auch etwas linkisch, an der Theke hantierte. Paul setzte sich strahlend auf und fädelte weiter: „Je ferner wir begannen, äh, begännen, nein, beginnen, desto näher können wir uns kommen.“ Agnes: „Ach, was!“ Paul weiter: „Ja, und ich bin hier in dieser Residenz, die von sich behauptet, „Natürlich leben, würdig sterben“, doch endlich auf Sie getroffen, von der mir mein Horoskop schon seit Jahrzehnten vorschwärmt.“ Etwas gekünstelt legt sich Agnes ins Zeug:“ Ach ja, natürlich, jetzt erkenne ich meine wahre Bestimmung, mir wurde auch ein Prinz versprochen, der sich herrlich um mich kümmern würde!“ Paul stutzte, wieso kamen jetzt diese Märchenelemente ins Spiel?“ Paul weiß eben auch noch nicht alles, dass nämlich seine ihm längst bekannte Agnes auch die unbekannte Märchenschreiberin ist! Wird sich das ganze Geheimnis im letzten Kapitel lösen. Lesen Sie letzte klärende Fortsetzung hier in der nächsten Woche!


1098. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 28.7.2023

Der Goldrand-Lebensabend geht weiter!
Sie lesen hier den zweiten Teil des Fortsetzungsromans „LEBENSABEND MIT GOLDRAND oder die zweite Erfindung des Glücks“ der Bordenauer Schreibwerkstatt. Was bisher geschah: Agnes war in der Seniorenresidenz „Kometenschweif“ angekommen und hatte „brav“ ihren fliederfarbenen Fragebogen und ihre sogenannte Kontaktanzeige für den Pfleger Markus und sein „Cafe Kontakt“ ausgefüllt. Und aus Freude über den gelungenen Text gibt sie die Anzeige auch noch selbst in der Zeitung SENIORENBLICK auf. Und darauf antwortet ihr – ohne, dass sie das weiß - wieder der gleiche Mann, mit dem sie schon den ersten Briefwechsel auf dessen Anzeige hin geführt hatte und dann beendete, weil sie in Echt in der Seniorenresidenz jemand kennengelernt hatte, der eben all diese Männer ist, ohne dass es den Beteiligten jetzt schon klar wäre. Der zweite, weiterhin anonyme und märchenhafte Briefwechsel zieht sich nun durchs ganze Jahr, bis die beiden Schreiberlinge sich im Februar im Karneval an ihren angekündigten Kostümen erkennen wollen. So beginnt Agnes zu schreiben, und wir spüren schon heraus, um welches Ambiente es sich da handelt, nämlich die Seniorenresidenz selbst: „Sie schreiben da etwas von einem großzügigen Ambiente. Ist das jetzt eine Über- oder Untertreibung? Ich vermute mal Untertreibung und stelle mir vor, Sie lebten auf einem richtigen Schloss als Märchenprinz oder schon als König, dann müssten Sie doch weiser sein als Sie glauben, denn ein Lebensabend mit Goldrand, das hat schon etwas Märchenhaftes, das Gold, das Edelmetall, dem alle Welt zustrebt, weil es inneren und äußeren Reichtum signalisiert. Ich sehe mich mehr als Magd, die unten in der Küche arbeitet, und den König, dessen Frau seit Langem verstorben ist, nur ab und zu Gesicht bekommt, mal kurz vor dem Ausritt zur Jagd, mal wenn ich das Essen darreichen darf, mal durch die Rosen, wo er so allein und bedrückt zur Kirche geht…Haben Sie mir was zu erzählen, mein nie zu erreichender Märchenprinz? Dafür habe ich ja bei dieser Zeitung eine Poststation unter Chiffre anlegen lassen, aber die kennen Sie ja schon. Mit märchenhaften Grüßen, Ihre Magd“. Und er wird antworten, wenn auch in verklausulierter Märchensprache! Fortsetzung folgt hier in der nächsten Woche!


1097. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 21.7.2023

Lesen Sie bloß weiter!
Das gab´s auch noch nicht: einen Fortsetzungsroman in der Neustädter Zeitung! An diesem und den drei noch folgenden Samstagen bieten wir köstliches Lesevergnügen in vier Teilen aus dem Roman der Bordenauer Schreibwerkstatt. „LEBENSABEND MIT GOLDRAND oder die zweite Erfindung des Glücks“ Wer wünscht sich nicht einen schönen, interessanten Lebensabend? Am besten selbständig und trotzdem behütet - am liebsten einen Lebensabend mit Goldrand! Eine muntere, poetische Erzählung: Sie beginnt im März mit dem Einzug von Agnes in die Seniorenresidenz „Kometenschweif“ und gipfelt in einer unerwarteten Wendung im Karneval des darauffolgenden Februars. Dazwischen liegen zwölf spannende Monate, die alle ihren besonderen Schwerpunkt haben: Liebe im Alter, Tierisches, ein Sommerkonzert, plötzlicher Tod, Einsamkeit und Alleinsein, Familiäres, Sportliches, Weihnachten und nicht zu vergessen Angelos philosophische “Blaue Stunde”! Erster Teil: Agnes Ankunft. Für den Pfleger Markus müssen die Neuankömmlinge eine Art Kontaktanzeige schreiben, in der sie sich selbst trefflich charakterisieren. Markus nutzt diese Texte, um die Bewohner der Residenz später im „Cafe Kontakt“ zu verkuppeln. Agnes traut sich das nicht zu, sie findet aber eine Seniorenzeitung mit entsprechenden Anzeigen. Hier antwortet sie fiktiv auf eine ihr gefällige Anzeige. Aus Dankbarkeit über ihre gelungene Profilierung schreibt sie dem Mann in der Zeitung eine Antwort auf seine Kontaktanfrage. Dieser Partner schreibt ihr zurück und ein längerer Briefwechsel beginnt. Da lernt Agnes im „Kometenschweif“ einen tollen Mann kennen und beendet den Briefwechsel. Was sie nicht weiß, ist, dass es der gleiche Mann ist. So beginnt eine gegenseitige Entdeckungsreise durch das Jahr. Fortsetzungen folgen!


1096. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 7.7.2023

Uralter Worte kundig kommt die Nacht!
Ricarda Octavia Huch, 1864 in Braunschweig geboren und 1947 in Schönberg im Taunus gestorben, war eine deutsche Schriftstellerin, Philosophin und Historikerin, die als eine der ersten Frauen im deutschsprachigen Raum im Fach Geschichte promovierte. Sie schrieb Romane und historische Werke, unter anderem die Geschichte der italienischen Einigung, des Risorgimento. Weil sie sich mit dieser Forschung Verdienste um Italien erworben hatte, wurde sie später von den italienischen Faschisten geschätzt, was sie wiederum im nationalsozialistischen Deutschland vor Verfolgung bewahrte. Wer den Thüringer Landtag durch den ursprünglichen Eingang an der Arnstädter Straße betritt, trifft im Foyer auf ihre Worte vom 12. Juni 1946, die wie eine Widmung wirken: „Es sei dem Lande Thüringen beschieden, dass niemals mehr im wechselnden Geschehen ihm diese Sterne untergehen: Das Recht, die Freiheit und der Frieden.“ Den Frauen und Männern des Widerstands ein Denkmal zu setzen, war der greisen Dichterin eine besondere Aufgabe, es gelang ihr noch, die Münchener „Weiße Rose“ und die Geschwister Scholl der Nachwelt einzuprägen. Hier eines ihrer schönsten Gedichte:

„Uralter Worte kundig kommt die Nacht;
Sie löst den Dingen Rüstung ab und Bande,
Sie wechselt die Gestalten und Gewande
Und hüllt den Streit in gleiche braune Tracht.
Da rührt das steinerne Gebirg sich sacht
Und schwillt wie Meer hinüber in die Lande.
Der Abgrund kriecht verlangend bis zum Rande
Und trinkt der Sterne hingebeugte Pracht.
Ich halte dich und bin von dir umschlossen,
Erschöpfte Wandrer wiederum zu Haus;
So fühl ich dich in Fleisch and Blut gegossen,
Von deinem Leib and Leben meins umkleidet.
Die Seele ruht von langer Sehnsucht aus,
Die eins vom andern nicht mehr unterscheidet.“


1095. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 30.6.2023

„Urlaub“, ein besonderes Gedicht der Bordenauer Dichterin Christine Köpcke
Wolken, so fern und doch nah
Wellen, aus Salzschaum gebraut
Gesichter, die lang ich nicht sah
sie sind mir für immer vertraut
Die Tage und Nächte, die lauen
einmal im Jahr komm ich her
gemeinsames Schweigen und Schauen
Die Sonne, den Wind und das Meer


1094. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 23.6.2023

Ein lesenswerter Erlebnisbericht von Johanna Korte!
Im Mai 2023 reiste die Familie Korte aus Bordenau in die Masuren. Unter dem Titel „Nostalgie und mehr …“ hat Johanna Korte exklusiv für unsere Kolumne einen kleinen Bericht verfasst: “Sieben Tage unterwegs durch Ostpreußen mit dem Ziel, in Masuren ein kleines Dorf zu besuchen. Es ist der Geburtsort der beiden Schwestern, die mit ihren erwachsenen Kindern auf Spurensuche unterwegs sind. Start mit dem Zug von Berlin nach Danzig. Wir haben gute Plätze und sind voller Erwartung. Unser Dolmetscher Tomasz, gleichzeitig Fahrer des Kleinbusses, empfängt uns freundlich auf dem Bahnhof in Danzig. Er begrüßt uns lächelnd und formvollendet mit „Handkuss“. Das sei in Polen so üblich. Die lange Eisenbahnfahrt macht müde; wir sind zurückhaltend, er auch. Nach dem großen Abendessen und polnischem Bier stellt sich leichte Vertrautheit ein. Später, nach einer kleinen Stadtführung lösen sich Verspannungen. Wir sind locker, fröhlich, duzen uns, machen Witze. Tomasz ist ein guter Beobachter. Bald hat er uns alle im „Griff“, unsere Gewohnheiten, unsere Macken. Er ist humorvoll, feinfühlig und versucht alle unsere Wünsche zu erfüllen. Er kennt sich aus. Jeden Tag ein neues Ziel. Er führt uns zu lauschigen Plätzen z. B. zu einem ehemaligen Kloster am See. Wir genießen die Stille am Schilf im Sand, auf einer Holzschaukel, wir erfrischen unsere müden Füße im klaren Wasser, sammeln Muscheln und Steine. Das Kloster verwandelte sich vor einigen ahren zu einem Restaurant mit feinen landesüblichen Köstlichkeiten, auch Piroggen in verschiedenen Variationen. Wir reisen weiter in den südöstlichen Teil Masurens in das kleine Dorf Skomanten und finden unser Geburtshaus. Es wurde 1930 von unserem Vater erbaut. Seit 13 Jahren ist es unbewohnt, eine verfallende Ruine, Einsturzgefahr, Betreten auf eigene Gefahr. Im Jahr 1944 musste unsere Familie eine „Idylle“ verlassen. Auch das kleine Flüsschen, das durch das Dorf plätscherte, hatte sich verändert. Es ist verwuchert und zugewachsen. Nur ein schmales Rinnsal ist erkennbar. Damals war es unser Badeparadies. Ein Trecker nähert sich. Der deutschsprechende Landwirt aus der Nachbarschaft ist nett und hilfsbereit. Wir erzählen ihm unsere Geschichte. Er holt eine Trittleiter, stellt sie an die Hauswand dieser Ruine, schraubt das Emailschild mit dem Namen des Ortes und die Hausnummer ab. Freundlich übergibt er mir das Andenken. Im Handgepäck habe ich noch einen großen Ziegelstein mitgebracht.“


1093. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 17.6.2023

Die Vorbereitungen laufen weiter!
„Bordenau - unser Dorf liest“ möchte am 3.Oktober 2023 aus dem Buch von Florian Illies „Liebe in Zeiten des Hasses: Chronik eines Gefühls 1929–1939“, vorlesen. Dabei werden Gedichte und Originalzitate der ausgewählten Künstler mit vorgestellt, unter anderem von Mascha Kaleko, Bertolt Brecht und Erich Maria Remarque und vielen anderen mehr, auch Else Lasker-Schüler. Florian Illies hat seine mitreißend erzählte Reise in die Vergangenheit, die sich wie ein Kommentar zu unserer verunsicherten Gegenwart liest, in drei Teile geteilt: 1933, „Davor“ und „Danach“. Zurzeit wählen wir zu allen drei Zeitphasen beispielhafte Texte aus und versuchen natürlich, die Liebe besonders herauszustellen, die sich einer immer kälteren Zeit entgegenstemmt. Bei Florian Illies liest sich das so: „Else Lasker-Schüler, diese traumverlorene Dichterin, diese Freundin von Franz Marc, von Karl Kraus und Gottfried Benn, Schöpferin von Liebesversen größter orientalischer Schönheit, voll von unerschütterlichem Glauben an die Versöhnung zwischen Judentum und Christentum, wird im Februar 1933 in Berlin auf offener Straße von zwei jungen SA-Kämpfern verfolgt und zusammengeschlagen.“ Und hier ein Gedicht von Else Lasker-Schüler:
„An ihn!
Komm zu mir in der Nacht – wir schlafen eng verschlungen.
Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam.
Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen,
Als noch mein Traum mit sich und mir gerungen.
Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen
und färben sich mit deiner Augen Immortellen ...
Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen
In Liebe eingehüllt spät in mein Zelt.
Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.
Wir wollen, wie zwei seltene Tiere liebesruhen
Im hohen Rohre hinter dieser Welt.“


1092. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 9.6.2023

Die Spur der Stempel lesen!
Nach der erfolgreichen „elektronischen“ Schnitzeljagd in den Osterferien legt die Dorfwerkstatt Bordenau unter der Leitung von Tanja Reddert diesmal eine richtige Rallye durchs gesamte Dorf auf: Am Sonntag startet um 14.00 Uhr für über 100 Mitläufer die Rallye am Dorfgemeinschaftshaus. Und fast alle machen mit: Schützenverein, Kirche, TSV Bordenau, Ortsrat, Förderverein der Scharnhorstschule , Reitverein, DRK, Bücherbude, Landfrauen, Feuerwehr und die Dorfwerkstatt. An den Stationen haben die Teilnehmer eine Reihe von Aufgaben zu bewältigen und bekommen dafür einen Stempelabdruck in ihre Laufkarte. Gerne erwartet sind auch Neubürger, die sich über das vielfältige Angebot im Dorf informieren möchten: die Einrichtungen halten auch Informationsmaterial bereit. So kommen die Teilnehmer auch an unserer Bücherbude vorbei und müssen drei kleine Aufgaben bewältigen, darunter eine Schätzfrage! Und wer alle Stempel zusammen hat, wird an dem Gewinnspiel teilnehmen. Moderieren wird das glorreiche Finale „Bordenau -liest“-Kolumnist Martin Drebs.


1091. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 26.5.2023

Das Lieben der Anderen!
Zur Zeit entsteht ein neues Buch mit dem Titel: „Das Lieben der Anderen“. Der Autor Paul Cornelius hat uns vorab einen Einblick in seine Schreibwerkstatt gewährt: Die spannende Erzählung spielt in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Bordenau in der Nähe der Ziegelei, genauer im Riethaus, einem von Hannoveraner Familien erbauten Haus, die dort auch für ihre Jugendgruppen am Wochenende Angebote schaffen wollten. Die Erzählung beruht auf einer wahren Begebenheit: Am Rand des Dorfes an der Leine finden sich Mitte der 1930er Jahre junge Menschen zu gemeinsamen Unternehmungen zusammen. Ihre Art, miteinander um zu gehen, ihre Vorstellungen vom Leben und der Liebe passen nicht in jene Zeit, die von großen gesellschaftlichen Veränderungen begleitet wird. Die liebevolle Offenheit und die sehnsuchtsreichen, dennoch respektvollen Annäherungen zwischen den jungen Leuten widersprechen der sich diktatorisch durchsetzenden Moral des „neuen“ Deutschen: „Flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“. Das steht in krassem Gegensatz zu den Vorstellungen der Jugendlichen, die im Riethaus zusammenkommen. Die sind den Nazis ein Dorn im Auge. Deshalb setzt die Gestapo einen jugendlichen Spitzel ein, der das Leben und Lieben der Gruppe ausspionieren und durch regelmäßige Berichte an die Geheimpolizei Vorwände zur Auflösung der Einrichtung liefern soll - über einen „toten“ Briefkasten an der Straße nach Frielingen. Doch das Lieben der Anderen beginnt den Spitzel zu faszinieren, er offenbart sich dem Leiter und von da ab schreiben sie die Berichte gemeinsam….


1090. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 12.5.2023

Heinrich Heine wendet sich an seine Mutter!
Ich bin′s gewohnt, den Kopf recht hoch zu tragen,
Mein Sinn ist auch ein bisschen starr und zähe;
Wenn selbst der König mir ins Antlitz sähe,
Ich würde nicht die Augen niederschlagen.

Doch, liebe Mutter, offen will ich′s sagen:
Wie mächtig auch mein stolzer Mut sich blähe,
In deiner selig süßen, trauten Nähe
Ergreift mich oft ein demutvolles Zagen.

Ist es dein Geist, der heimlich mich bezwinget,
Dein hoher Geist, der alles kühn durchdringet,
Und blitzend sich zum Himmelslichte schwinget?
Quält mich Erinnerung, dass ich verübet
So manche Tat, die dir das Herz betrübet?
Das schöne Herz, das mich so sehr geliebet?


1089. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 5.5.2023

Ja, dreht sich denn alles im Kreise?
Fortschritt, Erneuerung, Stillstand, Rückbesinnung oder ewige Wiederkehr? Für manche wiederholt sich das Leben und das Schicksal. Und auch das Glück bleibt flüchtig. Der folgende Text stammt nach einer mittelalterlichen Vorlage aus der szenischen Kantate „Carmina Burana“ von Carl Orff: „Glück, die Kaiserin der Welt. O Fortuna! Wie der Mond so veränderlich, Wachst du immer oder schwindest! Schmähliches Leben! Erst misshandelt, dann verwöhnt es spielerisch den wachen Sinn. Dürftigkeit, Großmächtigkeit, sie zergehn vor ihm wie Eis. Schicksal, ungeschlacht und eitel! Rad, du rollendes! Schlimm dein Wesen, dein Glück nichtig, immer im Zergehn! Überschattet und verschleiert kommst du nun auch über mich. Um des Spieles deiner Bosheit trag ich jetzt den Buckel bloß. Los des Heiles und der Tugend sind jetzt gegen mich. Willenskraft und Schwachheit liegen immer in der Fron. Drum zur Stunde ohne Saumen rührt die Saiten! Wie den Wackeren das Schicksal hinstreckt; alle klagt mit mir!“


1088. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 28.4.2023

Wem gehört der 1. Mai?
Dem Frühling? Den Arbeitenden! Den Dichtern? Den Frühjahrsoffensiven? Den Wandervögeln? Oder den Grünschnäbeln?
Dem Gregorianischen oder Julianischen Kalender?
Den Ewiggestrigen als „Tag der nationalen Arbeit“? Den Nationalen? Oder Internationalen? Gehört er nicht eigentlich der internationalen Arbeitsteilung? Vielleicht sogar Olympia? Und schweigen die Waffen während der Spiele? Gehört er den Feiernden? Und wenn er auf einen Sonntag fällt, was dann?
Den Tanzenden? Den Rauschbereiten? Den Rabatzmachern? Den Müttern? Den Verliebten?
In einigen Schweizer Kantonen gewissen Schutzheiligen? Gar Josef, dem Arbeiter?
Gehört er den Maiglöckchen? Den Gartenbauern? Den „ausschlagenden“ Bäumen?
So viele Fragen! Klar ist:
Er gehört zu uns! Und er ist der erste Tag des Rests unserer Leben. Genießen wir dankbar den schönen Tag, und dass wir lesen können und dass diese Zeitung uns dazu den Mut macht!


1087. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 21.4.2023

Bleiben Sie am Lesen!
So verabschiedet Thea Dorn immer ihre Gäste beim „Literarischen Quartett“. Ob das nun richtiges Deutsch ist oder nicht, lassen wir mal dahingestellt. Jetzt hat auch die „Apotheken-Umschau“ in ihrer Ausgabe vom 15. März das Thema aufgegriffen mit dem Titel: „Lesen, weil´s gesund macht!“ Die Recherche von Vincent Suppé und Laura Patz ergab, wofür wir uns schon seit Jahrzehnten starkmachen. Hier einige Zitate daraus: „Lesen ist für viele nur ein Hobby. Doch der Blick ins Buch, Magazin oder auf das Tablet beeinflusst unsere Gesundheit…Lesen gegen Demenz. Das Demenzrisiko der Lesenden betrug nach 14 Jahren nur noch 54 Prozent vom Demenzrisiko der Nicht-Leser…Kindern bitte vorlesen! So positiv wirkt Vorlesen auf die Entwicklung von Kindern: mehr Empathie, besserer Wortschatz, bessere Konzentration und Lernkompetenz, bessere Beziehung zwischen Vorlesenden und Kindern.“ Die Autoren wissen, wovon sie reden; schließlich haben sie nach eigenen Angaben 17,8 Millionen Leser monatlich. Doch die Mediadaten der „Neustädter Zeitung“ sind auch gut. Und in Bordenau haben wir viele Lesehelfer, die auch noch den Förderpreis der Stiftung Bordenau erhalten haben. Ach ja, und es gibt in Bordenau sogar unsere „Bücherbude". Da kann man Bücher leihen und vieles mehr! Ja, wo ist die denn? Na, in der Bordenauer Apotheke, wo denn sonst! Lesen was gesund macht. Also beim nächsten Mal, wenn Sie ein Rezept einlösen und die „Apotheken-Umschau“ mitnehmen, schnell mal einen Blick in die Bücherbude!


1086. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 14.4.2023

Wir lesen weiter!
„Bordenau - unser Dorf liest“ am 3.Oktober 2023
aus dem Buch von Florian Illies „Liebe in Zeiten des Hasses: Chronik eines Gefühls 1929–1939“, kombiniert mit Gedichten und Originalzitaten der ausgewählten Künstler, unter anderem Mascha Kaleko, Bertolt Brecht und Erich Maria Remarque. Ferdinand von Schirach meint dazu: »Lesen Sie bitte dieses Buch, es ist hinreißend. Ich habe so viel Neues erfahren, über die Liebe, die Kunst und das Grauen.« In einem virtuosen Epochengemälde erweckt Florian Illies die dreißiger Jahre, dieses Jahrzehnt berstender politischer und kultureller Spannungen, zum Leben. Als Jean-Paul Sartre mit Simone de Beauvoir im Kranzler-Eck in Berlin Käsekuchen isst, Henry Miller und Anaïs Nin wilde Nächte in Paris und »Stille Tage in Clichy« erleben, F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway sich in New York in leidenschaftliche Affären stürzen, fliehen Bertolt Brecht und Helene Weigel wie Katia und Thomas Mann ins Exil. Genau das ist die Zeit, in der die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland ergreifen, Bücher verbrennen und die Gewalt gegen Juden beginnt. 1933 enden die »Goldenen Zwanziger« mit einer Vollbremsung. Florian Illies führt uns zurück in die Epoche einer politischen Katastrophe, um von bekannten Liebespaaren der Kulturgeschichte zu erzählen: In Berlin, Paris, im Tessin und an der Riviera stemmen sich die großen „Geister“ der Zeit gegen den drohenden Untergang. Eine mitreißend erzählte Reise in die Vergangenheit, die sich wie ein Kommentar zu unserer verunsicherten Gegenwart liest: Liebe in Zeiten des Hasses.


1085. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 7.4.2023

Dann lasst uns aufstehen!
Der engagierte Schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti hat bereits 1970 ein ambitioniertes Ostergedicht geschrieben:
1. Das könnte den Herren der Welt ja so passen,
wenn erst nach dem Tode Gerechtigkeit käme,
erst dann die Herrschaft der Herren,
erst dann die Knechtschaft der Knechte
vergessen wäre für immer,
vergessen wäre für immer.
2. Das könnte den Herren der Welt ja so passen,
wenn hier auf der Erde stets alles so bliebe,
wenn hier die Herrschaft der Herren,
wenn hier die Knechtschaft der Knechte
so weiterginge wie immer,
so weiterginge wie immer.
3. Doch ist der Befreier vom Tod auferstanden,
ist schon auferstanden und ruft uns nun alle
zur Auferstehung auf Erden,
zum Aufstand gegen die Herren,
die mit dem Tod uns regieren,
die mit dem Tod uns regieren.


1084. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 24.3.2023

Nun ist er endlich kommen doch! Dank Theodor Fontane!
„Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh.
»Er kam, er kam ja immer noch«,
die Bäume nicken sich's zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuss auf Schuss;
im Garten der alte Apfelbaum
er sträubt sich, aber er muss.
Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei,
es bangt und sorgt: »Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai.«
O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh',
es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du!“


1083. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 10.3.2023

Feder trifft Farbe!
Zwei Neustädter Autoren wirken seit Jahren mit in der Wunstorfer Textschmiede. Und die hat sich in den letzten Wochen reichlich mit der Bildenden Kunst beschäftigt. So besuchte die Gruppe eine Schreibwerkstatt im Sprengel-Museum und schrieb beeindruckende Texte zu den Bildern von Bernd M. Langers Ausstellung im Rosenkrug in Neustadt. Jetzt traf sie sich mit der Künstlergruppe um Simone Albrecht in Blumenau, um eine weitere Kooperation von Literatur und Kunst auf Augenhöhe auszuloten. Dabei drehen unsere Dichter den Spieß einmal um und beschreiben wortmalerisch ein Bild, das später von den Künstlern gemalt werden soll. In der Kurzgeschichte von Wilfried Benthin aus Neustadt „Ich versuche ein Bild zu malen“ springen einen die Elemente förmlich an, es gerät ein Schiff in Seenot und man hört sogar etwas: „Wir Menschen sehen die Welt in allen Farben, also nehme ich meine Farbpalette zur Hand. Noch erscheint die Leinwand in einem nichtssagenden Weiß. Der Wind lässt das halboffene Fenster in meinem Zimmer klappern, und ich habe eine Idee. Ich male dunkle Wolken, die fast bedrohlich die obere Hälfte des werdenden Bildes einnehmen. Wie von Geisterhand wandert der Pinsel darüber hinweg und gestaltet es noch intensiver. Nun überlege ich nicht lange und beginne mit dem Rest, eine durch den Sturm hoch aufgetürmte See zu malen. Im Vordergrund überschlagen sich die Wellen, und die weißen Schaumkronen sprühen ihre Gischt förmlich aus dem Bild heraus. In der Ferne sind die Decksaufbauten eines Schiffes zu erkennen, das um sein Dasein kämpft. Ich trete zwei Schritte zurück, betrachte mein Werk und meine, „Dit-dit-dit, daaa-daaa-daaa, Dit-dit-dit“ im Hintergrund zu hören.“ Und jetzt gucken wir mal, welches Bild daraus - gemalt - entsteht! Wir berichten weiter!


1082. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 3.3.2023

Alle Jahreszeiten wieder!
Johanna Korte leitet mit Engagement und Empathie den Literaturzirkel „Jahres-Zeiten-Poesie“ für an Literatur interessierte und begeisterte Frauen und Männer in der "Dorfwerkstatt“ in Bordenau im Birkenweg! Einmal im Monat montags von 14.45 - 16.15.Uhr. Und eben am nächsten Montag, dem 13.März 2023, auch wieder. Der Gesprächskreis wurde vor drei Jahren schon eingerichtet, dazwischen kamen einige Krisen, jetzt kommen die Jahreszeiten doch wieder, wie die zum Beispiel von Hoffmann von Fallersleben:
„Oh, wie ist es kalt geworden
und so traurig, öd und leer!
Rauhe Winde wehn von Norden,
und die Sonne scheint nicht mehr.
Schöner Frühling, komm doch wieder,
lieber Frühling, komm doch bald.
Bring uns Blumen, Laub und Lieder,
schmücke wieder Feld und Wald!“


1081. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 24.2.2023

Woher kommt unsere Liebe zum Meer und die ewige Sehnsucht nach einer Insel?
Die Fähre braucht vom Festland eine Stunde auf die kleine Nordseeinsel, manchmal länger, je nach Wellengang. Hier lebt in einem der zwei Dörfer seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Drei Kinder hat Hanne großgezogen, ihr Mann hat die Familie und die Seefahrt aufgegeben. Nun hat ihr Ältester sein Kapitänspatent verloren, ist gequält von Ahnungen und Flutstatistiken und wartet auf den schwersten aller Stürme. Tochter Eske, die im Seniorenheim Seeleute und Witwen pflegt, fürchtet die Touristenströme mehr als das Wasser, weil mit ihnen die Inselkultur längst zur Folklore verkommt. Nur Henrik, der Jüngste, ist mit sich im Reinen. Er ist der erste Mann in der Familie, den es nie auf ein Schiff gezogen hat, nur immer an den Strand, wo er Treibgut sammelt. Im Laufe eines Jahres verändert sich das Leben der Familie Sander von Grund auf, erst kaum spürbar, dann mit voller Wucht. Klug und mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Wandel einer Inselwelt, von alten Gesetzen, die ihre Gültigkeit verlieren, und von Aufbruch und Befreiung, alles in ihrem neuen Buch „Zur See“. Und das in einer Sprache, die ihren treffenden Witz aus ihrem Buch „Altes Land“ und die stimmungsvolle Wehmut aus „Mittagsstunde“ in eine dralle, raue Weise überhöht, die uns mitreißt!


1080. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 17.2.2023

Neustadt Helau! Rübenberge Alaaf!
Nu is et widder Karneval /Da lache und scherzen se widder all /
Doch bleibt dat Lachen im Halse stecken, /et jibbt ja kaum noch richtige Jecken.
Wo Fastnachtswitz mit feinem Stift / Verspritzt sonst parodistisch lustig Jift,
Da haut die Zimmermann mit gröbstem Scherz / Auf unsern humorlos trock´nen Merz.
Da wartet mancher, dat die Quote kütt, / und verliert sich nuhr in seiner Bütt.
Dä Schröder schreddert Rübenberge,
Oliver welkt so vor sich hin,
und Jan böhmert sich durch sein Investigativ,
so fällt der kleine Mann janz, janz tief:
Nach Pandemie, Klima, Krieg und solche Sache,
hat der ja nich mehr viel ze Lache.
Ja Neustadt, an schöner Leine festgemacht,
hier wird neben den Mühen sonst auch viel gelacht.
Doch wenn einer will sein Haus verkaufen für teures Jeld
Dann „Augen auf“. wem dat ins Auge fällt!
Hier werden Brücken eingerissen noch und nöcher,
über fertige darf man nich: sind da noch Löcher?
Gemeinwohlökonomie muss sich extra gründen,
Um Verfassungsansprüche neu zu erfinden.
Und sprachlich sitzen wir auf Regions Rändern
Und können ohne Melissa jetzt alleine gendern.
Da fällt et wirklich schwer, noch laut zu lachen – gemeinsam oder alleine
Am Wasserfall, vorm Schreibtisch oder an unserer schönen Leine.


1079. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 10.2.2023

„Man gab mir einen Körper“!
Das Gedicht stammt aus der Feder des russischen Dichters Ossip Mandelstam (1891 – 1938):
„Man gab mir einen Körper — wer
Sagt mir, wozu? Er ist nur mein, nur er.
Die stille Freude: atmen dürfen, leben.
Wem sei der Dank dafür gegeben?
Ich soll der Gärtner, soll die Blume sein.
Im Kerker Welt, da bin ich nicht allein.
Das Glas der Ewigkeit — behaucht:
Mein Atem, meine Wärme drauf.
Die Zeichnung auf dem Glas, die Schrift:
Du liest sie nicht, erkennst sie nicht.
Die Trübung, mag sie bald vergehn.
Es bleibt die zarte Zeichnung stehn.“


1078. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 3.2.2023

Wir lesen weiter!!
Nach der Absage der letzten großen Lesung zum „Tag der Deutschen Einheit“ war es lange nicht klar, wie es mit unserem lesendem Dorf weitergehen könnte. Jetzt hatten die Leiter Annegret Scholz und Martin Drebs viele der aktiven Vorleser zu einem Konzeptionsgespräch eingeladen. Der Tenor der Einladung war noch etwas scheu und unsicher: „Wir sind alle älter geworden - reifer? - und die Kräfte reichen oft nicht mehr hin. Junge Nachfolger sind noch nicht in Sicht. Dies` Schicksal teilen wir uns mit vielen anderen Einrichtungen, und vielleicht soll es ja auch zu Ende gehen: würdig, heiter und poetisch!“ Aber Pustekuchen! Es geht weiter! Wir lesen weiter! Und haben uns schon ein Buch ausgewählt – dazu demnächst mehr. Und das wollen wir in Auszügen auch gerne wieder am 3. Oktober vorlesen. Bestens vorbereitet wie immer, besonders aufs gute Vorlesen, aber nicht mehr mit dem ganzen Drumherum: Die Kunstsporthalle abdunkeln, das Orchester aufbauen, die Lichtanlage aussteuern und vieles andere mehr. Dabei wünschen wir uns, dass unser verehrtes Publikum wiederkommt und es zu schätzen weiß, wenn wir aus dem Lesbaren das Lesenswerte auswählen.


1077. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 27.1.2023

Der alte Mann und das Mehr
Am Samstag, dem 18. Februar 2023, um 20 Uhr gibt es ein Poetry-Slam-Show mit Klaus Urban im Gymnasium Neustadt. Mit dem Auftritt des Ehepaars Verena und Klaus Urban bietet der Abend einen weiteren, besonderen Leckerbissen. Denn die Ehepartner treten auch im Team auf und setzen ihre Beiträge gekonnt im Duett in Szene: „Der alte Mann und das Mehr“ - unter diesem Namen performen Verena und Klaus Urban ihre Beiträge. Wir dürfen hier vorab schon auf den Wortwechsel schauen; dabei sind die Texte farbig unterlegt: Blaue Teile werden gemeinsam gesprochen, schwarz spricht der alte Mann und Rot ist „Das Mehr“.


1076. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 20.1.2023

Wachen? Träumen?
Schon Shakespeares Hamlet war sich nicht ganz sicher, ob das Leben vielleicht nur ein Traum sei. Mir träumte, ich sei ein Schmetterling, und jetzt weiß ich nicht mehr, bin ich ein Mensch, der von einem Schmetterling geträumt hat oder umgekehrt. Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum, hieß es in bewegten Zeiten. Karoline von Günderrode (1780 bis 1806), eine deutsche Dichterin der Romantik, spürte sogar einen „Kuss im Traume“:
„Es hat ein Kuss mir Leben eingehaucht,
Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten.
Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten,
Dass neue Wonnen meine Lippe saugt.
In Träume war solch Leben eingetaucht,
Drum leb' ich, ewig Träume zu betrachten,
Kann aller andern Freuden Glanz verachten,
Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht
Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen.
Drum birg dich Aug' dem Glanze ird'scher Sonnen!
Hüll' dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluten.“


1075. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 13.1.2023

Albert Einstein hat das Wort!
Auch er kommt bei der Konzertlesung am 19.1.23 im Ratskeller zu Wort. Er hat nicht nur die Physik geprägt, sondern auch die Weltanschauung der Menschen beeinflusst. Mit seinem moralischen Feingefühl äußerte er sich in vielen Zitaten auch über die hässlichen Seiten der Menschheit und über Kriege: „Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen. Was mich erschreckt, ist nicht die Zerstörungskraft der Bombe, sondern die Explosionskraft des menschlichen Herzens zum Bösen. Der Mensch erfand die Atombombe, doch keine Maus der Welt würde eine Mausefalle konstruieren. Die Rüstungsindustrie ist eine der größten Gefährdungen der Menschheit. Es ist einfacher, radioaktives Plutonium zu entsorgen als das Böse im Menschen. Heldentum auf Kommando, sinnlose Gewalt und die leidige Vaterländerei, wie glühend hasse ich sie, wie gemein und verächtlich erscheint mir der Krieg; ich möchte mich lieber in Stücke schlagen lassen, als mich an einem so elenden Tun beteiligen!“


1074. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 6.1.2023

Ein neues Lied, ein besseres Lied!
Lasst uns das Jahr mit Heinrich Heines Gedicht „Deutschland – ein Wintermärchen“ beginnen:
„Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.
Wir wollen auf Erden glücklich sein,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben.
Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.
Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.
Und wachsen uns Flügel nach dem Tod,
So wollen wir euch besuchen
Dort oben, und wir, wir essen mit euch
Die seligsten Torten und Kuchen.
Ein neues Lied, ein besseres Lied!
Es klingt wie Flöten und Geigen!
Das Miserere ist vorbei,
Die Sterbeglocken schweigen.
Die Jungfer Europa ist verlobt
Mit dem schönen Geniusse
Der Freiheit, sie liegen einander im Arm,
Sie schwelgen im ersten Kusse.
Und fehlt der Pfaffensegen dabei,
Die Ehe wird gültig nicht minder -
Es lebe Bräutigam und Braut,
Und ihre zukünftigen Kinder!“


1073. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 30.12.2022

Können wir noch positiv denken?
Fürs neue Jahr wollen wir ein schönes Buch empfehlen: Martin Smatana „Ein Jahr voller guter Nachrichten“, erschienen im Pattloch-Verlag für 12 Euro. Auf dem Buchdeckel heißt es: „Es gibt sie noch, die guten Nachrichten! Für alle, die das Gefühl haben, in den letzten Jahren mehr als genug schlechte Nachrichten gehört zu haben: Der prämierte Animationsfilmemacher Martin Smatana hat einen originellen Weg gefunden, für etwas Aufmunterung zu sorgen. Für jede Woche des Jahres hat er eine „gute Nachrichtenmeldung“ aus aller Welt ausgewählt und sie zu zauberhaften Bildern aus gebrauchten Textilien arrangiert.“ Kostprobe gefällig? „Ein österreichischer Künstler baute für die Bewohner eines Altenheims Vogelhäuschen nach dem Vorbild ihrer früheren Häuser. So waren sie von Dingen umgeben, die Teil ihrer eigenen Erinnerung sind.“ Lassen Sie uns positiv denken, damit wir die anderen Dinge besser bewältigen können. Vergessen wir nicht die Realität, doch trösten wir uns gelegentlich mit einer guten Nachricht. Und darin besteht Ihre Aufgabe fürs neue Jahr: Jede Woche eine gute Nachricht finden und aufschreiben!


1072. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 23.12.2022

Fliegen Sie gut!
Haben Sie sich nicht schon einmal darüber gewundert, warum der Mensch nur einen Flügel hat? Denn nur wenn sich zwei Menschen umarmen, können sie fliegen. In diesem Sinne wünschen wir einen guten Flug!


1071. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 16.12.2022

Bleiben wir im Gespräch?
„Das echte Gespräch oder Möglichkeit des Friedens“ so nannte der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber seine Dankesrede zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 1953 in der Paulskirche zu Frankfurt am Main. Martin Buber war einer der wenigen Zionisten damals, der eine jüdisch-arabische Zusammenarbeit in Palästina für lebensnotwendig hielt und erste Besuche in Deutschland wagte; dafür war er in Israel umstritten. Die aktuell wirkende Rede stellt die Völkerverständigung in den Mittelpunkt: „Der Krieg hat von je einen Widerpart, der fast nie als solcher hervortritt, aber in der Stille sein Werk tut: die Sprache - die erfüllte Sprache, die Sprache des echten Gesprächs, in der Menschen einander verstehen und sich miteinander verständigen. Es liegt im Wesen schon des primitiven Kriegs, daß er jeweils da beginnt, wo die Sprache aufhört, das heißt, wo die Menschen sich nicht mehr miteinander über die strittigen Gegenstände zu unterreden oder sie der schlichtenden Rede zu unterbreiten vermögen, sondern miteinander der Sprache entfliehen, um in der Sprachlosigkeit des Einanderumbringens eine vermeintliche Entscheidung, sozusagen ein Gottesurteil zu suchen; bald bemächtigt sich freilich der Krieg auch der Sprache und versklavt sie in den Dienst seines Schlacht-Geschreis. Wo aber die Sprache, und sei es noch so scheu, wieder von Lager zu Lager sich vernehmen läßt, ist der Krieg schon in Frage gestellt. Seinen Kartätschen wird es leicht, das Wort zu übertönen; aber wenn das Wort ganz lautlos geworden ist und nun, lautlos, hüben und drüben die Kunde in die Herzen trägt, daß kein menschlicher Konflikt durch Töten, auch nicht durch Massentötung, wirklich zu lösen ist, hat es, das Menschenwort, schon angefangen, die Kartätschen zum Verstummen zu bringen.“ Die ganze Rede von Martin Buber liest Martin Drebs am Sonntag, dem 18.12.2022 um 15 Uhr im Lokalradio Neustadt, Marktstr.34 (Hintereingang) – mit besonderen Musikimprovisationen. Der Eintritt ist frei.


1070. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 9.12.2022

Lesen, was gesund macht!
Die Bücherbude Bordenau ist wieder wie neu! Es glänzt und strahlt aus allen Regalen, fleißige Hände mit Blick für das Wesentliche und Gestalterische haben aufgeräumt, geputzt und neu beschriftet. Und anders als bei den vielen auch erfolgreichen Bücherschränken in der ganzen Stadt stehen unsere bunten, geschichtenvollen Bücher im Warmen und Hellen in der Holunderapotheke in der Bordenauer Straße. Jetzt macht es wieder Spaß zu stöbern, zu leihen, zu tauschen, alles ohne Geld! Und wenn ihr was nicht findet, könnt ihr immer noch zur Bibliothek oder wir besorgen euch euer Lesefutter. In der folgenden Woche laufen dazu noch einige besondere Aktionen: Es warten wunderschöne Lesezeichen auf ein interessiertes Publikum, dazu gibt es Tipps, was man aus alten Büchern alles basteln kann für gelegentlich anstehende Festtage. Dafür steht das Bücherbudenteam am Mittwoch, 14.12.22 von 10 bis 12 Uhr und Donnerstag, 15.12.22 von 15 bis 17.30 Uhr mit Rat und Tat zur Seite. Und es wird natürlich gelesen: Klassiker, Moderne, Ratgeber, Kinderbücher, Bücher über Bordenau und vieles mehr. Und wir lesen auch aus der „Rentnerbravo“ eben das, was gesund macht. Dazu hat der Apothekenmeister noch ein kalendarisches Geschenk für unsere Gäste. Also nix wie hin!


1069. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 2.12.2022

Tja, der Nikolaus, das war ein toller Typ!
Wenn in der Nacht zum 6. Dezember der Heilige Nikolaus durch die Wohngebiete zieht, liegen tausende Kinder aufgeregt in ihren Betten – der Nikolaus verteilt Nüsse, Äpfel, Süßes und Geschenke. Aber woher hat der Bischof von Myra den Ruf, so unglaublich großzügig zu sein? Über ihn erzählt man sich noch viele andere abenteuerliche Geschichten: Er gilt als Patron der Seeleute, der manche Mannschaft gerettet hat und auch eine Hungersnot soll er mit einem Kornwunder beendet haben: So erzählt man sich, dass der Heilige Nikolaus für eine wundersame Kornvermehrung verantwortlich war. Als über die Stadt Myra eine große Dürre kam, litten die Menschen unter Hunger. Ein Schiff, vollbeladen mit Getreide, ankerte in Myra, doch die Seeleute durften nichts von ihrem Gut abgeben. Sie fürchteten die Strafen des Kaisers, der auf jedem Gramm bestand. Nikolaus überredete die Besatzung, den Menschen von Myra ein wenig Getreide abzugeben und versprach gleichzeitig, dass bei der Ankunft beim Kaiser nichts fehlen wird. Tatsächlich bekam die Bevölkerung von Myra ein wenig Korn und die Besatzung des Schiffes konnte trotzdem das vollständige Ladegut beim Kaiser abliefern. Von den wenigen Scheffeln Getreide, die in Myra blieben, lebten die Menschen zwei Jahre lang und es reichte sogar für die Getreideaussaat. Ob Nikolaus wohl dieser Tage auch beim Abkommen zwischen der Ukraine und Russland mitgemischt hat? Vielleicht!


1068. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 25.11.2022

Was? Schon wieder Advent?
Gut, wir haben es das ganze Jahr über gewusst: Weihnachten kommt bestimmt! Und schneller als erwartet – wie jedes Jahr. Aber war vor zwei Wochen nicht noch Sommer? Wir haben draußen gesessen und „abgegrillt“. Passend zum Ende der Klimakonferenz in Ägypten wird es wieder kälter – endlich möchte man sagen, wenn da nicht die gestiegenen Heizkosten wären. „Pulli an!“ raunt da der gemeine Sarazin. Allso, von Weihnachts- und geschweige denn Adventsstimmung nicht die leiseste Spur im ersten Schnee. Doch der St.Benno Verlag in Leipzig weiß Rat, zum Beispiel mit dem „Himmelstrunk, einer wohlschmeckenden Mischung aus Orange, Nelke und Zimt, auch für alkoholfreien Punsch geeignet, mit Zusatzrezepten, inspiriert von Hildegard von Bingen“. Traditionell wird der Zeitraum mit einem Adventskranz begleitet, an dem an jedem Sonntag im Advent eine Kerze entzündet wird, bis wir schließlich den Heiligen Abend feiern. Dieser Brauch ist sicherlich der bekannteste von zahlreichen Traditionen im Advent und ist nicht zuletzt aufgrund der schmückenden und meditativen Wirkung mit seinen grünen Zweigen und den leuchtenden Kerzen beliebt. Wie man nun die Kerzen jeweils sonntags anzündet, überlassen wir dem individuellen Spielraum. Wenigstens der Adventskalender liegt in diesem Jahr noch richtig und beginnt am 1. Dezember. Aber sollen wir denn den ganzen Dezember hindurch Punsch trinken. Auch hier wieder hilft der heilige Benno mit seinem Tee-Adventskalender „mit 24 leckeren Geschmacksrichtungen aus hochwertigen Früchte-, Kräuter-, Grün- und Schwarztees“. Und zu jeder Mischung wird die notwendige Stimmung gleich mitangeben: „Adventsfreude/Stille Freude/Anti-Stress-Tee/Barbarablüte/Erfüllte Zeit/Nikolausüberraschung/Herzensfreude/Adventszauber/Sehnsuchtsort/ Licht-reiche Zeit/Hoffnungszeit/Ruhezeit/Heilige Lucia/ Segenszeit/Jubilate/ Gelassenheit/ Mußestunde/Engelgesang/Besinnliche Zeit/Auszeit für die Seele/ Adventstraum/Englischer Gruß/Kaspar, Melchior und Balthasar/Heiligabend“. Na denn, fröhliches und besinnliches adventliches Teeschlürfen!


Traut euch! Schreibt was!
1067. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 18.11.2022

Liebe Kunst- und Literaturfreunde!

Traut euch! Schreibt was! Wozu? Zur Kunst! Zur Kunst von Bernd M. Langer. Im Rahmen der Ausstellung „Jetzt und Zurückschauen - Zu den Arbeiten Bernd M. Langers 2022 bis 1971“ im November 2022 im historischen Rosenkrug an der Nienburgerstraße 28 in Neustadt möchten wir am Samstag, dem 19. November 2022, von 14 bis 16 Uhr mit interessierten Menschen das Experiment einer Rezeptionswerkstatt durchführen. Es sind noch ein paar Plätze frei – bei freiem Eintritt sowieso. Wie gehören eigentlich Kunst und Literatur zusammen? Können Worte das wiedergeben, was uns im Bild entgegenkommt. Wir wollen das ausprobieren! Unter Leitung des Werkstattleiters Martin Drebs können Sie sich in ihr gewähltes Bild, eine Zeichnung, eine Druckgraphik, eine Plastik vertiefen und dazu Worte, Sätze, Texte schreiben. Hinterher stellen wir uns die Texte gegenseitig vor und dann auch noch dem Künstler selbst. Bernd M. Langer ist sehr an der Wirkung seiner Werke interessiert und nimmt den Betrachter und seine Sichtweisen sehr ernst. Und so kommen die Autoren und der Künstler vielleicht in ein gemeinsames Gespräch. Wer jetzt schon einen Blick auf einen Teil von Langers Werken tun möchte, kann das unter der „Künstlerdatenbank und Nachlassarchiv Niedersachsen“ schon mal wagen. Schreibkünstler Martin Drebs: „Es macht total viel Spaß, Worte für die Kunst zu finden, persönlich und doch angebunden. Ich war Anfang November zu einer solchen Schreibübung im Sprengel-Museum. Hier und heute ist jedoch der unschätzbare Vorteil, dass man sich mit dem Schöpfer der Werke über seine eigenen Worte und Gedanken austauschen kann!“ Also: traut Euch!


Unser Dorf liest zum Volkstrauertag
1066. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 11.11.2022

Liebe Lebensfreunde!

An diesem Sonntag feiern wir allenthalben den Volkstrauertag. „Unser Dorf liest“ beteiligt sich mit engagierten Texten an der Gestaltung in Bordenau. Der walisische Schriftsteller Dylan Thomas hat dazu ein beeindruckendes Gedicht geschrieben, deren Anfang wir hier in der Übertragung von Erich Fried zitieren: „Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben Die nackten Toten die sollen eins Mit dem Mann im Wind und im Westmond sein; Blankbeinig und bar des blanken Gebeins Ruht ihr Arm und ihr Fuß auf Sternenlicht. Wenn sie irr werden solln sie die Wahrheit sehn, Wenn sie sinken ins Meer solln sie auferstehn. Wenn die Liebenden fallen – die Liebe fällt nicht; Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.“


Gefährdete Inseln
1065. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 4.11.2022

Bordenau blüht auf im Rosenkrug!

Im Rahmen der Ausstellung „Jetzt und Zurückschauen - Zu den Arbeiten Bernd M. Langers 2022 bis 1971“ im November 2022 im historischen Rosenkrug an der Nienburgerstraße gestalten die Bordenauer Künstler Martin Drebs und Andreas Wittich eine literarisch – musikalische Veranstaltung am kommenden Donnerstag, dem 10.11.2022 ab 19 Uhr – mit dem Titel: „Gefährdete Inseln“. Während Bernd M. Langers über 60 Jahre währendes künstlerisches Lebenswerk ein Ausdruck seiner Auseinandersetzung mit der Welt der Inseln darstellt, hat sich die Weltlage dramatisch ins Anthropozän hinein entwickelt. Die musikalische Lesung greift diese zivilisationskritischen und klimaverändernden Themen auf: Von der biblischen Schöpfungsgeschichte über die „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome hin zur Unterwasserpressekonferenz der gefährdeten Inselstaaten wird diese Entwicklung beispielhaft nachgezeichnet und mit wunderbaren Gedichten von Dylon Thomas kombiniert und hoffnungsvoll gegengewichtet. Zu den einzelnen Schaffensphasen Langers werden kunstkritische Texte zu seinem Werk eingeblendet. Bertolt Brechts „Gedicht an die Nachgeborenen“ mahnt gleich zu Beginn die Gefährdungen der Welt an „Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt.“ Heute müssen wir auch über Bäume sprechen! Und deren Gefährdung! In den musikalischen Teilen werden aufgenommene Improvisationen mit Klarinette, Klavier, Percussions und Sounds von Andreas Wittich eingespielt, die den Texten entsprechend zugeordnet wurden. Es bleibt spannend! Und der Eintritt frei!


Eine Insel im Meer
1064. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 29.10.2022

Jeder ist eine Insel? Oder niemand ist eine Insel?

Fast alles dreht sich um Inseln bei der Ausstellung von Bernd M.Langer im Rosenkrug im November. Da freuen wir uns an Ausschnitten aus dem Lied von Klaus Hoffmann "Eine Insel im Meer": "Eine Insel im Meer, so stark in meinen Träumen, wie sehn´ ich mich nach ihr, mein Eiland, mein Schutz, meine Liebe zu ihr, bleibt ungenannt und tiefer als das Meer. Die Insel ist in Dir und mir, das weiß ich schon so lang! Wo nehmen wir die Werte eher, wie fangen wir neu an? Ich habe nicht gelernt zu lieben, ziehe mit dem Wind, um dich zu finden , meine Insel!"


Flüchtlingsgeschichten
1063. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 15.10.2022

Wir lesen weiter gegen den Krieg an!

Nach unserer großen viertägigen Lesung von Walter Kempowskis „Echolot“ im Jahre 2019 widmen wir uns auch diesmal wieder dem Thema Krieg. Mit dem Titel: FLÜCHTLINGSGESCHICHTEN liest unsere Kultur-Initiative „Bordenau - Unser Dorf liest“ am Volkstrauertag, Sonntag, dem 13. November 2022, im Dorfgemeinschaftshaus (DGH), Am Dorfteich 15 in Bordenau ab 15.30 Uhr aktuelle und historische FLÜCHTLINGSGESCHICHTEN von Menschen aus der Ukraine und von Menschen aus Bordenau am Ende des 2.Weltkriegs. Bei aller Unvergleichbarkeit sollen die schrecklichen Auswirkungen von Kriegen aufgezeigt werden. Wir stellen die Arbeit am sog. Bundesdrehkreuz auf der Messe vor. Außerdem geht es um die Aufnahme einer ukrainischen Familie in Bordenau und deren Fluchtgeschichte. Drei Bordenauer (Johanna Korte, Jürgen Quast und Werner Schmidt) berichten über die Fluchten ihrer Familien am Ende des 2.Weltkriegs. Als musikalische Begleitung ist Andreas Wittich angefragt, der eigene Kompositionen anlässlich verschiedener Kriegsgeschehnisse vorstellen will. Bei freiem Eintritt gehen die Überschüsse aus Spenden nach Abzug der Kosten an ukrainische Familien in Bordenau. Die Verteilung hat die Ortsbürgermeisterin zugesagt.


Kunst und Literatur
1062. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 8.10.2022

Kunst trifft Literatur! Unser Dorf kann schreiben!

Wie gehören eigentlich Kunst und Literatur zusammen? Können Worte das wiedergeben, was uns im Bild entgegenkommt. Wir wollen das ausprobieren! Im Rahmen der Ausstellung „Jetzt und Zurückschauen - Zu den Arbeiten Bernd M. Langers 2022 bis 1971“ im November 2022 im historischen Rosenkrug an der Nienburgerstraße möchten wir mit interessierten Menschen das Experiment einer Rezeptionswerkstatt durchführen: die Betrachter sollen sich in ihr gewähltes Bild, eine Zeichnung, eine Druckgraphik, eine Plastik vertiefen und dazu Worte, Sätze, Texte schreiben. Dabei werden sie von dem Schreibwerkstattleiter behutsam nachdrücklich auf weitere poetische Möglichkeiten „hingewiesen“. Die Texte werden so besprochen und bearbeitet. Möglicherweise können diese zur Finissage vorgetragen werden. Mit den Ergebnissen gehen wir in ein Gespräch mit Bernd M. Langer, und er kann den Entstehungsprozess der Werke und seine Intentionen mit dem textlichen Ergebnis der Betrachter vergleichen. Und so kommen die Autoren und der Künstler vielleicht in ein gemeinsames Gespräch. Wer jetzt schon einen Blick auf einen Teil von Langers Werken tun möchte, kann das unter der „Künstlerdatenbank und Nachlassarchiv Niedersachsen“ schon mal wagen. Man kann sich aber auch erst in der Ausstellung von den Werken beeindrucken lassen! Interessierte können sich bei martindrebs@kabelmail.de melden. Ende Oktober wird dann der Termin gemeinsam abgestimmt. Das Angebot richtet sich auch an Kunst- und Deutschkurse und kann so in den Schulvormittag integriert werden. Sonntags ginge es Anfang November allerdings im Sprengel-Museum.


Die Vielstimmigkeit der Deutschen
1061. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 1.10.2022

Liebe Freunde von „Bordenau liest“!

Zum ersten Mal fällt unsere große Lesung zum „Tag der deutschen Einheit“ aus Kräftemangel aus. Aus gegebenem Anlass zitieren wir hier Ausschnitte aus dem von Martin Drebs formulierten Konzept unserer erlesenen Revue „Vielstimmigkeit der Deutschen“ vom 3. Oktober 2002: „Wir selbst waren immer wieder mal und sind noch manchmal unsicher darüber, was wir an Texten, Liedern und Kompositionen ausgewählt haben; denn zu komplex, zu unüberschaubar, zu vielstimmig scheint die Vielstimmigkeit der Deutschen zu sein, die hier in der Mitte Europas in unserer Heimat seit Hunderten von Jahren zusammentreffen. Unsere Geschichte ist eine Geschichte von Brüchen, Verschiebungen, Aus- und Einwanderungen. Es sollten verschiedene thematisch-dramaturgische Bögen geschlagen werden, die die Vielstimmigkeit der Deutschen auf eine geschickte Weise beispielhaft zu fassen versuchen. Das alles heiter, kritisch und würdig und mit einer gehörigen Portion Lokalbezug, denn unser Projekt „Bordenau – Unser Dorf liest“ verdankt sich der Verankerung in dem kulturellen Leben unseres, gelegentlich globalen Dorfes – immerhin haben wir eine vorzüglich gepflegte Heimatseite. Denn schließlich leben wir in einer neuen Zeit. Und so sehr die Kontinuitäten bestimmter provinzieller Provenienz auf ihre Fortsetzung pochen, befinden wir uns im dritten Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung; auf deutschem Boden hat sich eine fortschrittliche Verfassung etabliert, die die Menschenrechte und die Meinungsfreiheit zu ihren zentralen Ansprüchen zählt: Das bringt uns - mit aller Liebe zur Heimat - zu einem wohlempfundenen Verfassungspatriotismus, der in der deutschen Geschichte ohne Beispiel ist. Zu den Menschenrechten gehört dann aber auch die Charta der Menschenpflichten, die auf einem immer enger werdenden Planeten die Menschen zum Umdenken und zur Zusammenarbeit ermahnt und in eine völkerverständigende Stimmung hebt. Also vom deutschen Untertanen zum engagierten Mitbürger, von den Extern-Steinen zum Verfassungspatriotismus. Könnte es doch ein neues Stück „normaler Normalität“ werden, dass wir Deutschen uns irgendwie unbefangener mit uns beschäftigen können, ohne die Beispiellosigkeit unserer Geschichte leugnen zu brauchen? Die anderen Völker fragen ganz selbstverständlich nach unseren Gefühlen und Gedanken, und bewundern uns manchmal dafür, wie wir die Vergangenheit aufgearbeitet haben und immer noch versuchen. Denn das Verdrängte kehrt sonst irgendwann einmal überraschend unverständlich überwältigend zu uns zurück. Und so soll alles bezogen sein auf eine kommunikative Ethik, in der wir „Krieger der Poesie und des Geistes“ nicht nur durch Wahrhaftigkeit versöhnen, sondern mit theatralischen Mitteln das Unfassbare auf die Bühne bringen.“


„Der Rabe und der Fuchs“
1060. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 24.9.2022

Liebe Lesende!

Sollte Literatur auch belehren? Die Fabel tut´s ganz gern. Hier das Aesopsche Original vom „Der Rabe und der Fuchs“: „Ein Rabe hatte einen Käse gestohlen, flog damit auf einen Baum und wollte dort seine Beute in Ruhe verzehren. Da es aber der Raben Art ist, beim Essen nicht schweigen zu können, hörte ein vorbeikommender Fuchs den Raben über dem Käse krächzen. Er lief eilig hinzu und begann den Raben zu loben: „O Rabe, was bist du für ein wunderbarer Vogel! Wenn dein Gesang ebenso schön ist wie dein Gefieder, dann sollte man dich zum König aller Vögel krönen.“ Dem Raben taten diese Schmeicheleien so wohl, dass er seinen Schnabel weit aufsperrte, um dem Fuchs etwas vorzusingen. Dabei entfiel ihm der Käse. Den nahm der Fuchs behend, fraß ihn und lachte über den törichten Raben.“ Ach, übrigens: in diesen Tagen sind „Fairtrade-Wochen“ in Neustadt, da geht es um Tauschhandel in der Welt und eben darum, wie man fairer an den begehrten Käse kommt.


„Text-Werk-Stücke“ der Textschmiede Wunstorf
1059. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 17.9.2022

Liebe Lesungsbegeisterte!

Heute schauen wir wieder einmal über den literarischen Tellerrand, nämlich zur Textschmiede nach Wunstorf: Seit mehr als 25 Jahren ziehen die Autorinnen und Autoren der Textschmiede Wunstorf (vormals Schreibwerkstatt am Stift) bei ihren Lesungen das Publikum mit ihren Geschichten in ihren Bann. Am Samstag, 24.09.2022, um 16:00 Uhr laden die sieben Autorinnen und Autoren nach einer langen Coronapause wieder zu einer literarischen Lesung ins Gemeindehaus der Corvinus-Gemeinde ein. Die dargebotenen „Text-Werk-Stücke“ lassen mal träumen, mal nachdenklich werden, aber immer wieder auch lachen. Am Flügel wird die Lesung von Matthias Schwieger begleitet. Einlass ab 15:40 Uhr. Eintritt frei. Nun wird die Wunstorfer Gruppe seit ein paar Jahren durch zwei Neustädter Autoren unterstützt, unter anderem von Wilfried Benthin. Er trägt eine Geschichte zum Frühjahrsputz bei: „Willi allein zu Haus“. Wir zitieren den Anfang, den Schluss erfahren Sie auf der Lesung: „Pünktlich fuhr der Zug an diesem sonnigen Tag im März mit dem Kurswagen über Oberammergau in den Bahnhof ein. Für rund drei Wochen verabschiedete ich meine Frau mit einem langen Kuss. Sie zur Kur und ich allein mit dem Hund zu Hause. Was könnte ich da alles machen. Eine zünftige Männerparty, Skat - oder Schachabende, wie früher noch einmal um die Häuser ziehen, aber nichts von dem konnte ich mir erlauben. Ich hatte ihr versprochen, den Frühjahrsputz zu übernehmen, doch jetzt war ich mir nicht sicher, ob das etwas zu voreilig war. Für den Rest des Tages beschäftigte ich mich mit unserem Terrier, denn für ihn war ja nun sein Rudel nicht mehr komplett. Am Abend setzte ich mich mit einem Glas Rotwein vor den Fernseher und sah mir einen dieser brutalen Krimis an, die meine Renate nun ganz und gar nicht liebte. Der Film war zu Ende, die Rotweinflasche leer und mit der nötigen Bettschwere schlich ich ins Schlafzimmer. „Als Rentner kann ich ja aufstehen, wenn ich wach werde“, sagte ich zu mir und verbrachte eine ruhige Nacht. Am nächsten Morgen wurde ich gegen Mittag wachgebellt und stand auf. Dann schnell noch eine Gassi Runde. Damit war ich schon jetzt aus der Bahn des täglichen Ablaufs geworfen. Eine Tasse, ein Messer, ein Teller, das müsste genügen. Warum brauchte die Kaffeemaschine für zwei Tassen heute so lange? Nach einem ungemütlichen Frühstück im Stehen machte ich mir einen Plan. Wir haben ein Wohnzimmer, Küche, Bad, Schlafzimmer, Abstellraum und zwei kleine Zimmer. Das sind sieben Räume. 21 Tage geteilt durch 7 Räume sind für jeden Raum 3 Tage. Nun rechnete ich für kleine Räume weniger und für größere mehr, bis es passte.“


Schönes Leben!
1058. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 10.9.2022

Wir lieben alle das schöne Leben!

Friedrich Hölderlin (1770 bis 1843) hat eine große Anzahl wunderschöner Gedichte auf seine geliebte Diotima geschrieben. Man kann sie natürlich als persönliches Bekenntnis lesen, doch - wenn man genau „hinliest“ – dann ist diese große Liebe auch nur in einer friedlichen Welt möglich. Doch lesen Sie selbst:
„Schönes Leben! du lebst, wie die zarten Blüten im Winter,
In der gealterten Welt blühst du verschlossen, allein.
Liebend strebst du hinaus, dich zu sonnen am Lichte des Frühlings,
Zu erwarmen an ihr, suchst du die Jugend der Welt.
Komm und besänftige mir, die du einst Elemente versöhntest,
Wonne der himmlischen Muse, das Chaos der Zeit,
Ordne den tobenden Kampf mit Friedenstönen des Himmels,
Bis in der sterblichen Brust sich das Entzweite vereint,
Bis der Menschen alte Natur, die ruhige, große,
Aus der gärenden Zeit mächtig und heiter sich hebt.
Kehr in die dürftigen Herzen des Volks, lebendige Schönheit!
Kehr an den gastlichen Tisch, kehr in die Tempel zurück!
Denn Diotima lebt, wie die zarten Blüten im Winter,
Reich an eigenem Geist, sucht sie die Sonne doch auch.
Aber die Sonne des Geists, die schönere Welt, ist hinunter
Und in frostiger Nacht zanken Orkane sich nur.“


Wir brauchen die Zauberei in unserer Zeit
1057. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 2.9.2022

Lasst euch verzaubern!

Der Zauberer Clemens Ilgner kommt am Freitag, dem 9.9.2022, um 16.30 Uhr mit einer Zaubershow für Kinder ab 5 Jahre und mit einer Abendshow für Erwachsene "Zauberei aus der Hauptstadt" um 19.30 Uhr ins DGH nach Bordenau. Wir brauchen die Zauberei in unserer Zeit; wie reißt es uns mit, wie halten wir maulaffenfeil, wenn uns der Zauberer Dinge vorstellt und verschwinden lässt, sie kleiner und größer macht und dabei uns irgendwas vom Pferd erzählt. Letztens waren wir auf dem „Kleinen Fest im Großen Garten“; ein Zauberer aus Österreich, dazu der Vizeweltmeister im Zaubern – gibt´s denn sowas? – kam auf die Bühne und hielt in der Hand ein paar Spielkarten. „Oh“, sagte er, “Sie erwarten jetzt Kartentricks. Aber die sind auf der Bühne immer schlecht zu sehen. Hier sehen Sie mal, diese Karten können gerade noch in der achten Reihe gesehen werden. Aber wenn diese Karten nur halb so groß wären ...“, dabei hatte er die Karten im Handumdrehen auf die Hälfte verkleinert,“ dann sehen gerade noch die Besucher in den ersten Reihen. Und wenn sie noch kleiner werden, dann kann man sie gar nicht mehr sehen.“ Und schon hatte er die Karten bis auf Papierschnitzel verzaubert und verkleinert und pustete sie in die Luft… Wie haben wir da gelacht! Diese Zauberworte gibt es auch in der Literatur, von Novalis zum Beispiel: „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren/Sind Schlüssel aller Kreaturen/Wenn die, so singen oder küssen,/Mehr als die Tiefgelehrten wissen,/Wenn sich die Welt ins freye Leben/Und in die Welt wird zurück begeben,/Wenn dann sich wieder Licht und Schatten/Zu ächter Klarheit werden gatten,/Und man in Mährchen und Gedichten/Erkennt die wahren Weltgeschichten,/Dann fliegt vor Einem geheimen Wort/Das ganze verkehrte Wesen fort.“ Wir brauchen die Zauberei in unserer Zeit! Kommt alle und lasst euch verzaubern!


"Alle wollen alt werden, aber keiner will es sein“
1056. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 27.8.2022

Liebe junggebliebene Mitbürger!

„Liebling, auch wir werden älter“, sang einst Willy Schneider. Und: „Alle wollen alt werden, aber keiner will es sein“. „Gemeinsam alt und verrückt werden, alleine ging´s natürlich schneller“. Dabei ist das Phänomen der schrulligen Alten längst bekannt, so dass schon Teresa von Avila (1515 – 1582) ein „Gebet des älter werdenden Menschen“ entwickelte: „O Gott, Du weißt besser als ich, dass ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde. Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen. Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen. Lehre mich, nachdenklich, aber nicht grüblerisch, hilfreich, aber nicht diktatorisch zu sein. Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit erscheint es mir ja schade, sie nicht weiterzugeben – aber Du verstehst, o Gott, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte. Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten und verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen. Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehmen zu - und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr. Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen, mir die Krankheitsschilderungen anderer mit Freude anzuhören, aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen. Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann. Erhalte mich so liebenswert wie möglich. Ich möchte kein Heiliger sein – mit ihnen lebt es sich so schwer -, aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels. Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken, und verleihe mir, o Gott, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.“


Viel los in Neustadt
1055. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 20.8.2022

Liebe Kulturinteressierte!

Es geht wieder los: der kulturelle Herbst ist ausgebrochen! Da freut sich der Verfasser dieser Zeilen, an diesem Wochenende in Berlin zu sein, bei Matthias Brandt im Berliner Ensemble mit Max Frischs „Mein Name sei Gantenbein“. Wieso freut er sich denn, so weit weg zu sein vom Neustädter Land? Weil so viel los ist: das Parkbeben in Poggenhagen, Fahrradfriedensdemo zum Fliegerhorst und „Kulturgetümmel“ im Rosenkrug. Und jede Menge anderer kleinerer und größerer Veranstaltungen, die es sich zu besuchen lohnt. Aber der kluge Mensch weiß Rat: Freitag geht´s zum Parkbeben, samstags dann aufs Fahrrad geschwungen, anschließend gibt es auf der Waldbühne in Otternhagen gleich eine ganze „Woche voller Samstage“ und Sonntag „kulturtümmeln“ wir uns beim Kulturnetzwerk im Rosenkrug. Das wäre die Lösung! Da kann man nur froh sein, dass in Bordenau nicht so viel los ist! Und Sonntagsabend treffen wir uns dann alle vor dem TATORT wieder. Ist es denn schon ein neuer oder machen wir wieder unser Gedächtnisspiel: wer erinnert sich noch an den Täter. Na denn, fröhliches Wochenende!


Das echte Gespräch
1054. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 13.8.2022

Liebe Friedensfreunde und Gesprächspartner!

In diesen Tagen erinnern wir uns an mahnende Stimmen aus den letzten Jahrzehnten. Einer dieser Stimmen ist der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber. Mit dem Titel: „Das echte Gespräch oder Möglichkeit des Friedens“ hielt er seine Dankesrede zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 1953 in der Paulskirche zu Frankfurt am Main. Wir zitieren mit Zustimmung der Rechteinhaber Auszüge; die gesamte Rede ist im Internet zugänglich: „Horchen auf die menschliche Stimme, wo sie unverfälscht ertönt, und Entgegnung an sie - das ist es, wessen es heute zuvorderst bedarf. Der betriebstolle Lärm der Stunde darf die vox humana, die zu Stimme gewordene Essenz des Menschlichen, nicht länger übertönen. Sie soll aber nicht bloß gehört werden, Antwort soll ihr widerfahren, die sie aus der einsamen Monologik ins anhebende Gespräch der Völker zieht. In ihren menschlichen Menschen müssen die Völker ins Gespräch kommen, wenn der Große Friede erscheinen und das verwüstete Leben der Erde sich erneuern soll…. Was man in der Geschichte Frieden nennt, ist ja nie etwas anderes gewesen als eine - angstvolle oder illusionsselige - Pause zwischen zwei Kriegen… Der Krieg hat von je einen Widerpart, der fast nie als solcher hervortritt, aber in der Stille sein Werk tut: die Sprache - die erfüllte Sprache, die Sprache des echten Gesprächs, in der Menschen einander verstehen und sich miteinander verständigen. Es liegt im Wesen schon des primitiven Kriegs, daß er jeweils da beginnt, wo die Sprache aufhört, das heißt, wo die Menschen sich nicht mehr miteinander über die strittigen Gegenstände zu unterreden oder sie der schlichtenden Rede zu unterbreiten vermögen, sondern miteinander der Sprache entfliehen, um in der Sprachlosigkeit des Einanderumbringens eine vermeintliche Entscheidung, sozusagen ein Gottesurteil zu suchen; bald bemächtigt sich freilich der Krieg auch der Sprache und versklavt sie in den Dienst seines Schlacht-Geschreis. Wo aber die Sprache, und sei es noch so scheu, wieder von Lager zu Lager sich vernehmen läßt, ist der Krieg schon in Frage gestellt. Seinen Kartätschen wird es leicht, das Wort zu übertönen; aber wenn das Wort ganz lautlos geworden ist und nun, lautlos, hüben und drüben die Kunde in die Herzen trägt, daß kein menschlicher Konflikt durch Töten, auch nicht durch Massentötung, wirklich zu lösen ist, hat es, das Menschenwort, schon angefangen, die Kartätschen zum Verstummen zu bringen.“ Lasst uns versuchen, wieder ins Gespräch zu kommen!


Nachhaltigkeit und Klimaschutz
1053. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 6.8.2022

Liebe Nachhaltigkeitsinteressierte in Privathaushalt, Firma und Verwaltung!

„Wenn erst keine Verbrennungsmotoren mehr auf unseren Straßen fahren, und die letzte Tankstelle geschlossen hat, werdet ihr merken, dass ihr abends um Elf kein Bier mehr an der Tanke kaufen könnt.“ So geißelte eine desinteressierte Öffentlichkeit die Umweltfans. Nun lädt die Stiftung Bordenau ein am Dienstag, dem 9.8.1922, zu einem Vortrag vom niedersächsischen Wissenschaftsminister a.D. und CDU-Mitglied Lutz Stratmann zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Die Planungen für diese Veranstaltung laufen ja wohl schon länger, und da geht manchem Experten in dieser Zeit so, dass die Ereignisse die Themen überholen. So mag es auch Lutz Stratmann gehen, der sich eben jetzt in Folge der „militärischen Spezialoperation“ damit konfrontiert sieht, dass auch die Grünen in ihrer staatstragenden Rolle die Kohlekraftwerke weiterlassen laufen müssen. Stratmann möchte über den Erhalt unserer Lebensgrundlagen durch aktiven Klimaschutz berichten: „Grüne“, sichere und bezahlbare Energie. Er meint: „Die durch den Klimawandel hervorgerufenen Katastrophen nehmen dramatisch zu. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zeigt fatale Folgen! Krisen machen Veränderungen möglich, neue Chancen tun sich auf.“ Schon die Indianer wussten: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fisch gefangen, der letzte Fluss vergiftet ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Die Stiftung Bordenau bittet um elektronische Anmeldung über eine umweltfreundliche Plattform. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden sind erbeten. Dabei möchte man kabarettistisch anmerken: Wir erstellen für Sie eine Ökobilanz! Kommen Sie bitte mit dem Fahrrad, bringen Sie zum Heizen ein paar Holzpellets mit, atmen Sie flach, möglichst wenig Methan, nehmen Sie Ihren Müll wieder mit und bleiben Sie nachhaltig!


Von Bechern und Kelchen
1052. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 25.7.2022

Liebe Wein-Lese-Freunde!

Paul Cornelius hat aus seiner Sommerresidenz wieder ein berauschendes Gedicht mitgebracht:
„Ich bin nur ein gemeiner Becher, zum Kelche hat es nicht gereicht;
mich schüttelt berauschter Zecher,
darauf bin ich geeicht.
Ein Kelch füllt sich mit Namen und Worten,
purpurn königlich kommt er daher:
Schicksal, Feiern und Feste allerorten;
Nach mir fragt keiner mehr.
Doch eines Tages neigt sich der Abend
Dem versöhnenden Weine zu,
Und Becher und Kelche gemeinsam labend
Kommen zur vereinigenden Ruh´.“


Die schwarze Bhowaneh
1051. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 15.7.2022

Liebe Saunafreunde!

Bei den Temperaturen kühlten ein paar Wintergedichte ganz gut; doch auch das feurige Gedicht von Else Lasker-Schüler (geboren 1869 in Wuppertal – gestorben 1945 in Jerusalem) passt in dieses Wetter: „Die schwarze Bhowaneh /Göttin der Nacht! Meine Lippen glühn Und meine Arme breiten sich aus wie Flammen! Du musst mit mir nach Granada ziehn In die Sonne, aus der meine Gluten stammen… Meine Ader schmerzt Von der Wildheit meiner Säfte, Von dem Toben meiner Kräfte. Granatäpfel prangen Heiß, wie die Lippen der Nacht! Rot, wie die Liebe der Nacht! Wie der Brand meiner Wangen. Auf dem dunklen Schein Meiner Haut schillern Muscheln auf Schnüre gezogen, Und Perlen von sonnenfarb´gem Bernstein Durchglühn meine Zöpfe wie Feuerwogen. Meine Seele bebt, Wie eine Erde bebt und sich auftut Dürstend nach Luft! Nach säuselnder Flut! Heiße Winde stöhnen, Wie der Odem der Sehnsucht, Verheerend wie die Qual der Sehnsucht… Und über die Felsen Granadas dröhnen Die Lockrufe der schwarzen Bhowanéh!“


„Um die Ecke gedacht“
1050. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 8.7.2022

Liebe Rätselfreunde!

Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann! Sie alle kennen als Rätselfreunde das „Um die Ecke gedacht“ als „Synapsengymnastik“. Dabei wird das zu suchende Wort nicht direkt angesteuert, wie zum Beispiel: Bedeutendes Kulturdorf im Süden des Neustädter Landes mit acht Buchstaben, sondern ähnlich wir beim Teekesselchen als Sprachspiel eingekreist. Beispiel für Teekesselchen: Meines kann laufen, meines setzt sich auf Nahrung fest? Beispiel „Um die Ecke gedacht“: Süßer Schaumstoff mit Schokoladenüberzug und Migrationshintergrund? Oder: Grünzeugrettung womöglich, knallerdings Zerstörungswerk oft auch? Das hängt mit den Möglichkeiten der Sprache zusammen, dass nämlich ein Begriff verschiedene Bedeutungen haben kann: „Da jedes Wort selbst eine Ungenauigkeit und damit eine Unwahrheit darstellt, kann Sprache kein Fundament der Wahrheit sein“, schreibt Friedrich Nietzsche. Ein Tisch ist ein Tisch ist ein Tisch, sodass auch ein Geschirrtuch beim Picknick zum Tisch werden kann. Oder ich komme zum Metzger und sage an der Theke: „Ich hätte gern von der Groben, Fetten.“ Und mir wird geantwortet: „Die hat heute Berufsschule!“ Hier haben wir zuletzt bei unserem Münchhausen-Programm um die Ecke gedacht in der Kolumne vom 13.9.2018. Gesucht wurde „Teil süddeutscher Großstadt mit vandalischem Ende, insgesamt Erfinder der Fake-News“. Lösung diesmal in Spiegelschrift: NESUAH-HCNÜM. So eignet sich der runde Kopf besonders gut fürs Um- die Ecke-Denken. Mehr davon Anfang Oktober bei „Versprecher sind versprochen“ Sprachkuriositäten aller Art .


In die weite Welt
1049. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 1.7.2022

Liebe Reisefreunde!

Joseph von Eichendorff schickt uns an den Flughäfen vorbei zu Fuß auf die Reise:
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt,
Dem will er seine Wunder weisen
In Berg und Wald und Strom und Feld.
Die Trägen, die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot,
Sie wissen nur von Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.
Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,
Was soll ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl´ und frischer Brust?
Den lieben Gott lass ich nun walten,
Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld
Und Erd und Himmel will erhalten,
Hat auch mein Sach´ aufs Best bestellt.“


Martin Drebs, Initiator von "Unser Dorf liest" 

(mehr Infos zu Martin Drebs)

Tel. 05032-1426, FAX 05032-915202
E-Mail: Unser Dorf liest@Bordenau.de


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