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Unser Dorf liest

Arbeitskreis 
"Unser Dorf liest"

Kolumnen - Archiv 1.10.2004 - 31.12.2004


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Breitenstein: Zeit
380. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 29.12.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Kinder, wie die Zeit vergeht! In welchen Zeiten leben wir eigentlich? Leben wir vielleicht in einer Zeitenwende? Wie werden die Menschen in Tausend Jahren über uns denken? Braucht die Schöpfung eigentlich Zeit? Oder stellt die Zeit den Herrn zur Rede, wie bei Rilke: „Herr, es ist Zeit!“ Sind wir zwischen Augenblick und Unendlichkeit gestellt? Was dann aber ist die Zeit wirklich? Eine Antwort darauf zu finden versuchte Familie Breitenstein beim Öffnen einer der letzten Bordenauer Adventstürchen: „Zum Schluss zeigte mir mein Erzengel noch die vier unermüdlichen Entdecker der unendlichen Ewigkeit und der ewigen Unendlichkeit (von denen ich euch aber ein andermal erzählen werde). Zwei von ihnen, der eine hieß Johannes, der andere wurde Leo genannt, obwohl sein voller Name mit Galileo angegeben war, hatten eine riesige Sternenuhr ersonnen, deren Zeiger kurz vor zwölf zeigten und die beiden anderen, Nikolaus, er war der älteste, und Tycho, ein Däne, versuchten mit einem immens großen Bohrapparat die Unendlichkeit aufzubohren. Johannes und Leo zerrten, der eine vorwärts, der andere rückwärts, an den Zeigern der Uhr. Denn der eine von ihnen meinte, man müsse die Zeit erst in Gang setzen, um sie anhalten zu können, während der andere glaubte, man müsse sie erst anhalten, um sie dann wieder in Gang zu setzen. Wie dem auch sei, mal hatte der eine recht und mal der andere, und so kam es, dass die Uhr immer wieder die Tagesmitte anzeigte. Dann rief Leo jedes Mal erfreut: „Und sie bewegt sich doch…“ während Johannes trocken hinzufügte „…nicht!“ Und obwohl die Uhr jedes Mal nur stehen blieb, schlug sie trotzdem mit lautem Dröhnen Zwölf, was wiederum die beiden anderen so sehr in Angst und Schrecken versetzte, dass ihnen der Unendlichkeitsbohrer aus der Hand glitt und in ferner Zukunft abbrach. Dieses Spiel wiederholte sich pausenlos und irgendwann hatte ich keine Lust mehr, ihnen bei ihrem sinnlosen Treiben zuzusehen.“ Soweit Peter Breitenstein! Ist die Zeit selbst vielleicht die eigentliche Offenbarung! Denn ohne ein Gestern, Heute und Morgen hätten wir das alles überhaupt nicht zu begreifen versucht. So wäre - statt vieler guter Wünsche - schon viel gewonnen, , wenn wir die Zeit intensiver erleben könnten und den anderen in seiner Zeit mehr achteten. In diesem Sinne: ein zeitlich intensives neues Jahr!

Brennecke: Weihnachtsmann
379. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 22.12.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Mit Rudolf Brennecke aus Neustadt stellen wir heute augenzwinkernd die Frage: Gibt es einen Weihnachtsmann? „Auf einem Weihnachtsmarkt im Neustädter Land war gute Stimmung. Es gab kleine Hütten, in denen Hobbykünstler ihre Arbeiten darboten, dazu natürlich auch eine Bratwurstbude, Glühwein, Waffeln und vieles mehr. Sogar ein Weihnachtsmann und sein Knecht Ruprecht machten ihre Runden und beschenkten die Kleinkinder. Das Wetter war sonnig und viele Familien mit Kindern und andere Besucher belebten das Gelände. Etwas abseits brannte in einem kleinen Kamin ein Holzfeuer, das ich mir gern ansehen wollte. Zwei Jungen im Vorschulalter standen daneben und ich wurde Zeuge, wie der eine sagte: „Du, der Weihnachtsmann ist nicht echt! Der hat einen Bart aus Watte und hat sich nur verkleidet.“ Ich mischte mich ein und fragte: „ Bist du sicher?“ Die Antwort verblüffte mich: „Der Weihnachtsmann ist doch ausgestorben.“ Ich fragte weiter: „ Warum ist der denn ausgestorben? Hat er vielleicht zuviel gegessen?“ – „ Jaaa, lauter Pfefferkuchen und Schokolade.“ Der zweite Junge hielt seine Hände weit vor seinen Bauch und sagte: „So dick ist er geworden.“ Der andere ergänzte lachend: „Und dann ist er geplatzt.“ Ich war überrascht und fragte: „ Wer bringt euch denn dann die Weihnachtsgeschenke!? „ – „Na , das macht der Mann, der sich als Weihnachtsmann verkleidet hat. Der war letztes Jahr auch da und hat etwas komisch gesprochen und dann hatte der Papas Schuhe an. Ich glaube, der kommt dieses Jahr wieder.“ Ich fragte neugierig: „Was soll er euch denn bringen?“ Die Antworten kamen ohne Zögern: „Mir eine Eisenbahn mit einer Lok, die richtig fährt“ – „Und mir ein Fahrrad mit Stützrädern.“ Ich verabschiedete mich von meinen Gesprächspartnern und sah mir den Weihnachtsmann noch einmal genauer an. Die beiden Jungen hatten recht: wenn man ganz genau hinsah – und das hatten die beiden - dann konnte man die Verkleidung erkennen. Dieser Tage nun werden sie erfahren, ob ihre Wünsche erfüllt werden. Ich denke jetzt mitleidig an den Weihnachtsmann, der zuviel gegessen hatte und werde mich dieses Jahr bei Lebkuchen und Schokolade sehr zurückhalten, damit ich sein Schicksal nicht teilen muss.“

Klappentext "Melissa lernt fliegen"
378. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 15.12.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Zuerst eine Geburtsanzeige in der Zeitung, ein kleiner, einfacher Text nur. Später Abhandlungen von Musikkritikern, lange, komplizierte Texte. Dazwischen ein Mensch – Klein, schwierig, kompliziert, doch ganz einfach, schlicht....Melissa Fuchs, geboren 1960 ist autistisch. Sie lernt nur langsam, das Laufen mit zwei Jahren, Sprechen erst ab dem vierten Lebensjahr. Mit acht Jahren kommt sie in eine Sonderschule. An ihrem zwölften Geburtstag zeigt sich ihr Talent zum Klavierspiel. Sie bekommt zuerst eine Ausbildung von einer Klavierlehrerin. Mit vierzehn Jahren wird sie durch eine Konzertagentin an die Öffentlichkeit gebracht und entwickelt sich zu einer gefeierten Pianistin. Melissa ist zu einer Schönheit herangewachsen, von zarter Gestalt, fast zerbrechlich. Zu ihrem silberblonden Haaren bilden die dunkelbraunen Augen einen geheimnisvollen Kontrast in dem ovalen, elfenbeinfarbenen Gesicht. Auf einem Segelausflug mit ihrem Bruder Wolfgang und dessen langjährigen Freund Bernhard verliebt sie sich in Bernhard. Es beginnt für Melissa eine neue Zeit, eine Zeit der Öffnung, die aber zuerst sehr schmerzlich für sie ist und Monate später, 1980, in einem körperlichen und nervlichen Zusammenbruch mündet. Eine alltägliche Geschichte ? Vielleicht. Aber auch ein Zeichen, dass es immer eine Hoffnung gibt, und in den Nischen der Alltäglichkeit die Wunder warten, die unser Leben liebenswert machen oder unsere Liebe lebenswert? Die Schreibwerkstatt Bordenau stellt ihr erstes Buch vor: „Melissa lernt fliegen“ und zwar am Montag, dem 20. Dezember 2004, ab 19.30 Uhr in der Scharnhorstschule in Bordenau. Der Eintritt ist frei!

Zweimal Rilke
377. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 8.12.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Zweimal Gedichte von Rainer Maria Rilke , und das in hektischer Zeit. „Advent“: Es treibt der Wind im Winterwalde/ Die Flockenherde wie ein Hirt/ Und manche Tanne ahnt, wie balde/ sie fromm und lichterheilig wird;/ und lauscht hinaus. Den weißen Wegen/ streckt sie die Zweige hin – bereit / und wehrt dem Wind und wächst entgegen/ der einen Nacht der Herrlichkeit. Und: „Mein Engel“: Ich ließ meinen Engel lange nicht los,/ und er verarmte in meinen Armen / und wurde klein, und ich wurde groß:/ und auf einmal war ich das Erbarmen, / und er eine zitternde Bitte bloß./ Da hab ich ihm seine Himmel gegeben. -/und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand; / er lernte das Schweben, ich lernte das leben, / und wir haben langsam einander erkannt...“ Schwer zu lesen? Gut! Dann lassen Sie sich es doch vorlesen! Im Radio, Donnerstag, 9. Dezember 2004, zwischen 17.00 und 18.00 Uhr auf 106,5 MHz/UKW, aber nur mit Antenne, beispielsweise im Auto! Da geht es um viele Veranstaltungshinweise vorweihnachtlicher Kultur im Neustädter Land. Da kann man anrufen (05032/ 919070) und weitere Festlichkeiten ankündigen!

Melissa erwacht
376. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 1.12.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Melissa erwacht! In der Schreibwerkstatt Bordenau wurde Melissa von uns „geboren“. Wir, das sind fünf Frauen und zwei Männer mit einem Altersunterschied von dreieinhalb Jahrzehnten und unterschiedlichen Schreib- und Lebenserfahrungen, die sich dort treffen, um gemeinsam zu schreiben. Am Anfang war die Idee: Wir schreiben ein Buch! Martin Drebs machte dazu folgende Vorgabe: „Ein 12jähriges, offenbar schwachsinniges Mädchen hat sich ans Klavier gesetzt und die eben gehörte Melodie fast klanggetreu nachgespielt!“ Dann begannen wir zu schreiben: Sie hatte natürlich eine Familie, Verwandte, Bekannte und Freunde. Die tauchten allmählich auf, wollten zu Wort kommen und handeln und Melissa begleiten. Jede Figur brauchte eine Biografie, einen Charakter, ein bestimmtes Aussehen, auch Beruf und Lebensmittelpunkt. Welche Bedeutung haben ihre Beziehungen zu Melissa? Das zu beschreiben war ein spannender Prozess. Dabei mussten wir natürlich aufeinander zugehen, besser gesagt: aufeinander zuschreiben. Jeder versuchte seine Teile wie zu einem gemeinsamen Puzzle zusammenzutragen. Nach und nach schälten sich Strukturen heraus, es ging weiter und der Fortschritt motivierte uns. Und schließlich: Melissa ist da! Wie haben wir wochenlang auch um den Namen gerungen, um das gute Ende, bei dem Melissa gerettet wird. Doch wir greifen vor. Wir möchten einer interessierten Öffentlichkeit unser nun umfangreiches Buch vorstellen, und zwar am Montag, dem 20. Dezember 2004, ab 19.30 Uhr in der Bordenau Scharnhorstschule. Der Eintritt ist frei und wer nach dem „Lebenden Weihnachstkalender“ ab 18.00 Uhr am Ahnser Weg 20 nicht kommen kann, kann demnächst das Buch auch über www.Bordenau.de lesen! Melissa ist da, und wir sind stolz auf unsere gemeinsame, siebenköpfige Autorenschaft: Edeltraut Bock, Rudolf Brennecke, Martin Drebs, Christina Friedberg, Nicole Gülisch, Bettina Stevens und Helga Vater.

Lebender Weihnachtskalender
375. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 24.11.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Am Sonntag, dem 28.11.2004, lesen wir wieder mit beim Weihnachtsmarkt ab 16.30 Uhr . Unter dem Titel „Wer nimmt Oma diesmal?“ gibt es nur Heiteres in schwieriger Zeit. Und ab Mittwoch, dem 1.Dezember , geht in Bordenau ein besonderes Wesen umher: der „Lebende Weihnachtskalender“ . Hören wir, was er zu erzählen weiß: „Ich gehe in diesen Tagen von Haus zu Haus und zwar entlang der Daten unseres papiernen Kalenders. Überall wo ich anklopfe, öffnen sich mir um 18.00 Uhr die Türen und die Bewohner servieren mir allerhand erlesene Köstlichkeiten. Da wird gesungen und erzählt, gedichtet und gebacken und auch Trinkbares gibt es dabei. Trinkfest muss ich schon sein und darf mich jedes Mal auf neue Überraschungen einstellen, kein Türchen gleicht dem anderen. Die Menschen kommen von nah und fern, und am 5. Dezember soll sogar das Fernsehen kommen, da will ich mich besonders rausputzen. Es ist schön, wenn die Menschen so in diesen Tagen zusammen kommen und gemeinsam den Advent feiern, auch wenn mich der bunte Glitzertand allenthalben doch etwas stört. In Nordost-Bordenau gab`s den schon Mitte November – hab ich gehört. Nun kommet alle zu Hauf und feiert mit mir diese adventliche Zeit und wartet froh auf den Weihnachtsabend, denn da öffnet die Kirche ihre Pforten und wir können nun endlich die Ankunft des Herrn feiern. Und das sind meine Stationen durchs Dorf: Hermann-Stolte-Str. 1 ; Am Gänsefuß 2; Hans-Zühlke-Str. 3; Am Lönsweg 4 ; Am Dorfteich 5; Oderstraße 6 ; Storchenweg 7 ; Pölitzer Straße 8; Ahnser Weg 9; Bordenauer Str. 10; Am Stellberg 11; Masurenstraße 12; Am Gänsefuß 13; Bäckerstraße 14; Qualenriethe 15; Oderstraße 16 ; Vor der Wakhorst 17; Im Meierbusch 17! ; Am Dorfteich 19; Ahnser Weg 20; Am Leineufer 21; Scharnhorststr. 22; Am Dorfteich 23 Am Freitag , dem 24.Dezember, also am Heiligen Abend in der Kirche. Wohl dem, der seine Heimat kennt! Macht euch kleine Fähnchen auf den Stadtplan! Und dann soll doch sogar einer einen Adventskalenders aus Joghurtbechern gemacht haben, auf dem die ganzen Tage draufstehen. Na sowas! Änderungen bleiben natürlich vorbehalten, siehe auch unter 17. Dezember! Aber wenn sich was ändert, feiern wir gleich nebenan weiter!“

HIPHOP: Definitionen
374. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 17.11.2004

Hochverehrte Leserschaft!

In unserer Reihe „Fremde Kulturen im eigenen Land“ werden wir  am Samstag, dem 27.11.2004, ab 16.00 Uhr im Gemeindehaus der ev. Kirchengemeinde Bordenau, über die Jugendbewegung des HIPHOP berichten. Der Eintritt ist  frei! Und das mit ausgewählten Beispielen von Musik, Texten, Tanz, Graphitti; Was ist Hiphop eigentlich? Hier eine erste Definition: Hip Hop ist die Bezeichnung einer internationalen Jugendkultur-Bewegung, die ihre Ursprünge in den Blockpartys des New York der 70er Jahre hat. Hip Hop setzt sich aus vier wesentlichen Elementen zusammen: (1) Breakdance (Tanz)  Der B-Boy, oder Breaker vollbringt akrobatische Bewegungen und stellt seine Kunst in Form von Tanz dar, die stark mit Capoeira verwandt ist. Frauen, die breaken, nennen sich B-Girls. (2) Der MC (Master of Ceremony) oder Rapper ist der Verbalakrobat, er spielt mit Wörtern, Sätzen und Lauten. Auch das Beatboxing gehört dazu. (3) Der DJ legt Schallplatten auf, gerade bei Hip Hop spielt der DJ förmlich mit den Schallplatten. Sein Equipment sind die Plattenspieler und das Mischpult. Frauen, die als DJ tätig sind, nennen sich oft She-DJ oder D-Jane. (4) . Writers bemalen vornehmlich öffentliche Wände meist illegal mit Kunstharz-Spraydosen. Die Graffitis unterscheiden sich in Letters (Buchstaben, Schriftzüge) und Characters (Figuren, oft wie in Comics anzutreffen). Statt Wände müssen manchmal auch Züge und andere Verkehrsmittel herhalten. Wir werden während des Tages  ein Riesen-Grafitti herstellen. Aufschrift: „Bordenau“ und  - mit der in den nächsten Wochen erwarteten Zustimmung der Region - an der Brücke zu Bordenau aufstellen. Die Firma Stoellger hat uns die Platten dazu überlassen! Allen vier Disziplinen liegt der Grundgedanke des Battle (Kampf) und des Gewinns von Fame (Ruhm) zugrunde, wobei die Kriege im Gegensatz zu Bandenkriegen und Schlägereien ohne physische Gewalt ausgetragen werden, und der Ruhm vor allem ein Anreiz sein soll, sich selber weiterzubilden und seine Skills (Fertigkeiten) weiter zu entwickeln.  Oft wird Hip Hop auf den Musikstil allein reduziert. Die Hip Hop Musik hat ihre Wurzeln in der schwarzen Funk-Musik. Der Rap (Sprechgesang), das Samplen oder Scratchen sind weitere Merkmale. Aus allen Sparten haben wir junge Künstler, auch aus Bordenau, eingeladen. Die Veranstaltung ist „Erwachsenen-tauglich“. Kommen Sie und informiert Euch über eine wichtige Jugendkultur, denn schon morgen könnte Euer Kind oder Kindeskind dabei sein!

Bachmann Biografie
373. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 13.11.2004

Hochverehrte Leserschaft!

"Jeder, der fällt, hat Flügel" , so der Titel der Lesung von Gedichten von Ingeborg Bachmann mit Druckbeispielen am Dienstag, dem 16. November 2004 ab 19.30 Uhr im Gemeindesaal der Liebfrauenkirche in Neustadt. Ingeborg Bachmann wird 1926 in Klagenfurt/Österreich geboren. Von 1945-1950 studiert sie Philosophie, Psychologie und Germanistik in Innsbruck, Graz und Wien, promoviert zum Dr. phil. mit dem Thema "Die kritische Aufnahme der Existenzialphilosophie Martin Heideggers". Während dieser Zeit steht Bachmann in Kontakt zu Paul Celan (1920-1970) und Ilse Aichinger. 1951-1953 ist sie Redakteurin und Lektorin am Wiener Sender Rot-Weiß-Rot. Bachmann verfasst ihr erstes Hörspiel "Ein Geschäft mit Träumen" (1952). Der literarische Durchbruch gelingt ihr 1952 mit ihrer Lyrik bei einer Lesung der "Gruppe 47" in Niendorf/Ostsee. 1953 erhält sie eine Auszeichnung mit dem Literaturpreis der "Gruppe 47" für ihren Gedichtband "Die gestundete Zeit". Im Anschluss lebt Ingeborg Bachmann als freie Schriftstellerin in Italien, wo sie anfangs auch unter dem Pseudonym Ruth Keller als politische Korrespondentin der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" schreibt. 1955 kommt es zur Erstsendung des Hörspiels "Die Zikaden", mit Musik von Hans Werner Henze. 1956 wird zum Jahr der Veröffentlichung des Gedichtbandes "Anrufung des Großen Bären". Ingeborg Bachmanns Lyrik, von der Literaturkritik lange nur nach ästhetischen Maßstäben bewertet, ist für sie Medium der Kritik an den restaurativen Kräften der Nachkriegszeit. 1957 erhält sie den Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen. Erstsendung des Hörspiels "Der gute Gott von Manhattan", für das Bachmann 1959 mit dem Hörspielpreis für Kriegsblinde ausgezeichnet wird. Verbindung zu Max Frisch . 1959/60 liest sie als Gastdozentin für Poetik in Frankfurt/Main über "Probleme zeitgenössischer Dichtung". 1961 Veröffentlichung des teilweise autobiographischen Erzählbandes "Das dreißigste Jahr". 1964 Verleihung des "Georg-Büchner-Preises". 1968 Verleihung des Großen Österreichischen Staatspreises für Literatur. 1971 Veröffentlichung ihres ersten Romans "Malina", der wie nachfolgende Romane und Erzählungen frauenspezifische Themen behandelt. In diesem Fall beschreibt sie eine Frau, deren Selbstverwirklichung an einem egozentrischen Partner scheitert. 1972 Veröffentlichung des Erzählbandes "Simultan". Am 17. Oktober 1973 stirbt Ingeborg Bachmann in Rom an den Folgen schwerer Brandverletzungen. Die letzte Erzählung der Schriftstellerin "Gier" bleibt Fragment.

Vorlesen
372. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 10.11.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Nun wird endlich überall vorgelesen! Nicht, dass sich Bordenau all die Zeit als einsamer Vorreiter verstanden hätte. Immer schon haben die Omas, die Kindergärtnerinnen, die Bibliothekare und die Lehrer, die Mütter und auch die älteren Geschwister vorgelesen. Nur tut sich jetzt seit einiger Zeit sehr viel in diese Richtung: erst der Verein Mentor, der in Neustadt mit Schulen zusammen zuhörenswürdige kleine Mitbürger fördert, jetzt auch der Kinderschutzbund zusammen mit der Stadtbibliothek unter dem Dach der „Stiftung Lesen“, wiederum unterstützt von der Zeitschrift „Die Zeit“ . Am Freitag, dem 12. November , geht es landesweit „auf Lese“. Und bitte bitte, macht alle mit! Denn „Vorlesen und Erzählen sind nicht nur die preiswerteste Investition in die Zukunft unserer Kinder. Sie machen auch ganz einfach Spaß. Den Kindern sowieso – aber auch den Großen, wenn Sie bereit sind, es einfach auszuprobieren“, so die Initiatoren. Vorlesen ist unendlich mehr und menschlich: solange jemand vorliest, ist die Welt noch nicht untergegangen, die Geschichten, die vorgelesen werden, zeigen uns die Kraft der Sprache, andere Welten zu beschreiben, in denen wir uns in anderem Licht und zu weit Höherem berufen fühlen können, auch wenn die bösen Mächten darin ihr Unwesen treiben, während des Vorlesens zeigt sich uns der Vorleser als ein gütiger Mensch, der uns Zeit, Zuwendung und seine Fähigkeiten im Umgang mit Sprache widmet. Und diese Zeit sollten wir uns nehmen. Genau hier liegt das Problem – und die Chance: viele trauen sich nicht! Deshalb ein paar Tipps für die Großen. Sei hellwach, wenn du vorliest. Lese den Text gegebenenfalls vorher einmal durch. Lese ihn laut und versuche , ihn kräftig, gefühlvoll und farbig auszufüllen. Besuche einen Vorlesekurs. Lest euch auch als Erwachsene vor. Und vor allem: denkt nicht, es sei vertane Zeit! Es ist unsere gemeinsam erfüllte Zeit – und die tut gut!

Krügersatire
371. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 3.11.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Nachbarschaften sind angesagt. Die lieben Nachbarn! Wer wüsste nicht ein Lied davon zu singen! Wir blicken gar nicht scheel auf die Neustädter Nachbarn: da stellt am Samstag und Sonntag, dem 6. und 7.11.2004, im Krüger-Museum in Bad Rehburg gleichnamiger Sebastian Krüger seinen Kalender 2005 vor. Wir kennen fast alle diese Bilder des karikierenden Malers und malenden Karikaturisten: „schill grinsend, grimassenschneidend, oft auffällig komisch, abstrus aufgebläht, witzig bis gallig, ätzend demaskierend, grell, aber auch hässlich und kalt, selten beleidigend und verleumderisch, dafür manchmal überraschend nachsichtig, subtil-lyrisch, dem Sujet zugeneigt, trotz all der vordergründig deklarierten Verschrobenheit und Verknauschtheit“, so Irmgard Sedler über Krügers Portraits von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Nachbarn halt auf hohem Niveau! Um konkretere Begegnungen geht es da im Krüger-Museum bei der Lesung von komischen Geschichten des Schwarmstedter Künstlers Peter Mürmann am Sonntag, dem 7.11.2004, ab 16.00 Uhr zusammen mit dem geistigem Nachbarn Martin Drebs aus Bordenau: Kästner und Kreisler, Hildesheimer und Watzlawick lassen über den Zaun hinweg grüßen. Paul Watzlawick hat mit seiner „Geschichte mit dem Hammer“ uns allen gezeigt, wie wir uns in unnötige Selbsterklärungen verstricken: „Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie doch Ihren Hammer, Sie Rüpel“.

Poggenhagen 2004
370. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 30.10.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Beim Poggenhagener Dorftheater geht ab diesem Wochenende wieder die Post ab. (Die Neustädter Zeitung berichtete) Zwischen Lustspiel und Umweltschutz bewegt sich die hochdynamische Angelegenheit, denn Bürgermeister Siegmund hat große Pläne mit seinem Schilfbach vor: ein Thermalbad muss her, koste es was es wolle. Da regt sich natürlich Widerstand bei den Umweltschützern und schon ist der Streit da. „Unsere verwelkte Sumpfdotterblume“ oder „Amphibienschreck vom Moor auf Landgang“ sind da noch die harmloseren Bezeichnungen. Ökotante Mira kontert mit „Sie widerlicher Mensch! Eines Tages wird die Natur über Sie triumphieren!“ Aber Gottseidank hat man ja noch einen Geologen bestellt, um alles richtig auszumessen. Oder war es ein Astrologe? Gar Theologe? So ganz sicher ist man sich nicht . Und das bietet dem Autor des Stückes „Zu früh gefreut!“ Bernd Gomhold jede Menge Ansatzpunkte für heitere Sprachspiele. Ganz besonders die schwerhörige Oma bringt da einiges durcheinander. Sohn Dieter fragt sie: „Willst du ein weiches gekochtes Ei oder soll dir Franziska ein Spiegelei anbraten?“ Worauf Oma freudig: „Was, Dieter, du willst nicht mehr ledig bleiben und die Franziska heiraten?“ Darauf Dieter: „Da käme ich ja vom Regen in die Traufe“ Und Oma fragt: „Was? Bald ist schon Taufe?“ Lassen Sie sich also verführen vom dreiaktigen Lustspiel vom Poggenhagener Dorftheater, das jetzt wieder so richtig in Fahrt kommt. Über die Premiere vom gestrigen Freitag berichten wir in unserer kommenden Mittwochsausgabe. Aber freuen Sie sich nicht zu früh, sondern lachen Sie an den richtigen Stellen !!

Cornelius: Herbst
369. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 27.10.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Wer spielt mit uns - verrückt !? Da liefen die Seelen und Leiber schon auf den Herbst zu, es wurde usselig, windig und kühl. Der Regen peitschte uns schon ins Geduckte, mit Bangigkeit die Vorräte bedenkend und das zu sichernde Haus. „Bis zum Frühjahr geschlossen“ hingen die Gänseblümchen mit leichtem Zittern ihre Schilder in den Wind. Die kalten und kühlenden Morgende ließen uns durchatmen, gesammelte Wärme des Sommers mischte sich mit den Vorahnungen des alles bedeckenden Schnees. Und dann das: der Herbst macht „hahaha“ Urlaub, läuft einfach weg, schenkt uns noch zwei südlichere Tage, worauf die Traube weiter schwillt, eine Wolke nimmt die andere an die Hand, schon gegriffene, auf Herbstabende abonnierte Bücher fliegen in hohem Bogen wieder in die Ecke, heraus, herein, hinein, alle Lust will Ewigkeit und Flanieren und Eisschlecken, will tanzen, tanzen tanzen. Und wie täuscht uns da der Altweiber-Sommer? Um wie viel kälter erst wird uns der zeitlose Herbst treffen? Die Trompeten blühen wieder duftend auf, bald werden sie die heftigeren Stürme verwehen und knorrige alte Äste baumeln sinnlos im Wind. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr, heißt es: nur Frederiks gesammelte Lichterregenbogen werden uns über den Winter und die Stille bringen. Und ein gutes Wort vielleicht!

Bachmannlesung
368. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 23.10.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Es wird doch wieder eine der außergewöhnlichsten Lesungen werden: mit dem Titel "Jeder, der fällt, hat Flügel" werden Gedichte von Ingeborg Bachmann, jener überragende Lyrikerin des 20. Jahrhunderts, gelesen. Frauke Hohberger, Künstlerin aus Empede, wird als „Lyrisches Ich“ die Gedichte zusammen mit einem Chorus der Mitglieder der Initiative "Bordenau - Unser Dorf liest" rezitieren. Während der Lesung werden kurze Zitate auf einer Handpresse von Peter Marggraf, Drucker und Graphiker aus Bordenau, gedruckt, die die Teilnehmer der Veranstaltung mit nach Hause nehmen können. Diesen Druck wird Klaus Detering, Motor, Richtung und Antrieb der Bordenauer Heimatseite, durch eine ausgeklügelte Videotechnik gleichzeitig den Besuchern präsentieren. Das Ganze mit Unterstützung der Liebfrauenkirche, die den Raum zur Verfügung stellt, und dem Team Kultur der Region Hannover! Und zwar am Dienstag, dem 16.11.2004, ab 19.30 Uhr im Gemeindesaal der Liebfrauenkirche, Neustadt am Rübenberge. Der Eintritt ist frei! Aus der Gedichtsammlung „Anrufung des Großen Bären“ werden auch die Gedichte „Das Spiel ist aus“, „Mein erstgeborenes Land“ und „Erklär mir Liebe“ vorgetragen. Von letzterem nun ein Ausschnitt : Dein Hut lüftet sich leis, grüßt, schwebt im Wind, dein unbedeckter Kopf hat's Wolken angetan, dein Herz hat anderswo zu tun, dein Mund verleibt sich neue Sprachen ein, das Zittergras im Land nimmt überhand, Sternblumen bläst der Sommer an und aus, von Flocken blind erhebst du dein Gesicht, du lachst und weinst und gehst an dir zugrund, was soll dir noch geschehen - Erklär mir, Liebe! Der Pfau, in feierlichem Staunen, schlägt sein Rad, die Taube stellt den Federkragen hoch, vom Gurren überfüllt, dehnt sich die Luft, der Entrich schreit, vom wilden Honig nimmt das ganze Land, auch im gesetzten Park hat jedes Beet ein goldner Staub umsäumt.... Wasser weiß zu reden, die Welle nimmt die Welle an der Hand, im Weinberg schwillt die Traube, springt und fällt. So arglos tritt die Schnecke aus dem Haus! Ein Stein weiß einen andern zu erweichen! Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann: sollt ich die kurze schauerliche Zeit nur mit Gedanken Umgang haben und allein nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun? Muß einer denken? Wird er nicht vermißt? Du sagst: es zählt ein andrer Geist auf ihn ... Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehen. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts. 

Hagemann: Menschenskinnas
367. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 13.10.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Die Stiftung Bordenau hatte Ende September 2004 zum Stiftungsfest geladen. Wieder zeigte sich die Stiftung als großzügige, wohlwollende und geistreiche Förderin der sozialen, kulturellen und geschichtlichen Aktivitäten im Dorf. Neben zahlreichen anderen Initiativen und Vereinen wurde auch eine Jugendinitiative gefördert, die am 27. November dieses Jahres über die Jugendbewegung des HIPHOP berichten will. Neben Break Dance und Graphitti haben Lieder und Texte mittlerweile Kultstatus erreicht. Beim Fest anwesend war auch der in Bordenau lebende Künstler Sebastian K. Hagemann, dessen Hiphop-Lied "Menschenskinnas“ vor versammelter Festgemeinschaft angespielt wurde. Mit Zustimmung des Künstlers können wir Ihnen hier den Anfang des Liedes präsentieren: „Menschen gibt es schon seit Menschengedenken. Menschen loben und Menschen kränken. Ein Jahrhundert oder Tag ist ein Menschenleben. Menschen nehmen und Menschen geben. Menschen leben und Menschen sterben mit `ner Hand voll Scherben oder `nem Holz voll Kerben, mit `nem Herz voller Hass oder Nächstenliebe. Menschen stecken ein und verteilen Hiebe. Manche Menschen wollen den Menschen nicht Mensch sein lassen und unterscheiden Menschenrassen und bezeichnen manche Menschen als Menschenaffen. Menschen lassen Hunde "Männchen machen". Menschen fragen: "Wo kommen wir her und wer hat uns erschaffen?" Der Mensch muss sich auf andere Menschen verlassen. Liebe sprengt Ketten und lässt Grenzen verblassen, doch der Mensch strebt nach Macht und baut unmenschliche Waffen, unendliche Massen, die den Menschen zermatschen. Es gibt Menschen, die buhen und Menschen, die klatschen, Menschen die Menschen, die`s nicht wollen betatschen. Menschen leben in Gruppen, Familien, Gangs und Kasten, in Sekten, Stämmen, Nachbarschaft und Mannschaften. Menschen zahlen für Sex oder gehen anschaffen. Mancher Mensch will dem andern die Hände reichen, doch bei dem andern steigt Wut auf, wie Rauch von brennenden Reifen.
Des Menschen Raumschiff wird noch lange um die Sonne kreisen, doch auf endlichen Reisen auf unendlichen Schleifen ist der Mensch "zeitlich gesehen" nur`n winziger Streifen.“ Den vollständigen Text finden Sie unter www.Bordenau.de.


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