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Unser Dorf liest

Arbeitskreis 
"Unser Dorf liest"

Kolumnen - Archiv 1.4.2004 - 30.6.2004


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Brücken verbinden
353. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 23.6.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Wir suchen weiter nach Geschichten zwischen Poggenhagen und Bordenau, die am 1.8. dieses Jahres auf dem Sommerfestfest von Gut Harms unter dem Titel "Heimat" gelesen werden sollen. Eine solche Geschichte schickte uns Karl-Heinz Tiedgen mit dem Titel "Auch unfertige Brücken können verbinden": In den ersten 60er Jahren begann man mit dem Bau der großen Leinebrücke, die Bordenau mit Poggenhagen verbindet. Mit der Fertigstellung der Brücke sollten alle Hochwasserprobleme, die oft siebenmal im Jahr auftraten, behoben sein. Bis dahin konnte man die kleine Leine über einen Steg - im Dunklen oft auf abenteuerliche Weise - zu Fuß oder mit dem Fahrrad überqueren. Nun zeichnete sich endlich auch eine Lösung für die große Leine ab. Aber zunächst wurde geplant und dann mit dem Bau begonnen, was insgesamt eine längere Zeit in Anspruch nahm. Während dieser Bauzeit waren die beiden Dörfer mehr oder weniger voneinander abgeschnitten bzw. nur über große Umwege - z.B. über Ricklingen oder Neustadt erreichbar. Darüber waren viele Bewohner, besonders in Bordenau, besorgt und traurig. Das galt vor allem auch für eine Anzahl junger Mädchen, denen die Möglichkeit genommen war, an den Mittwoch- und Samstag-Tanzabenden im Gasthaus "Meyer" in Poggenhagen teilzunehmen. Im Gasthaus "Meyer" fanden zu dieser Zeit wöchentlich große Tanzabende statt. Durch die günstige Anbindung an die Bundesbahn und die Nähe zum Fliegerhorst Wunstorf - damals wohnten noch viele junge Soldaten auf dem Fliegerhorst - war der Saal immer brechend voll. Nur für die Bordenauer schien dieser Ort zu der Zeit unerreichbar. Das glaubten zumindest die meisten der jungen Soldaten des Fliegerhorstes. Zwei von ihnen mussten jedoch schnell erleben, wie sehr sie sich geirrt hatten. Nachdem sie sich im Laufe des Abends mit zwei netten Mädchen angefreundet hatten, verabredete man sich, gemeinsam nach Hause zu gehen. Der Schreck stand ihnen sicherlich im Gesicht geschrieben, als sie erfuhren, dass ihre Tanzpartnerinnen aus Bordenau stammten. "Wie kommen wir dort nur hin?" sagten sie. Aber die Mädchen wussten Rat: "Wir gehen über die Brücke. Wenn wir aufpassen, kommen wir heil über die Baustelle!" Gesagt, getan. Bei stockdunkler Nacht ging man zunächst sehr vorsichtig über den Steg und dann immer am Geländer entlang von Bohle zu Bohle auf der neuen Brücke - es war ein wahres Abenteuer. Letztlich waren sowohl die Mädchen als auch die Jungen froh, als sie heil zu Hause bzw. in der Kaserne gelandet waren. Die Brücke aber hatte zum ersten Mal und schon vor ihrer Fertigstellung eine freundschaftliche Beziehung zwischen vier jungen Menschen hergestellt." Jetzt suchen wir die beiden Mädchen von damals, die die Geschichte sicherlich weiter erzählen können. Bitte melden bei Martin Drebs (Tel.: 05032/1426)

Am Morgen danach
352. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 16.6.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Den Morgen nach der Wahl schildert uns Hermann Löns in seinem Heidgang im Buch „Grün ist die Heide“: „Der Himmel ist dunkelblau und wolkenlos; alle Sterne blitzen, es leuchtet der blanke Mond. Der leise Wind ist scharf und spitz; er rauscht in den Hofeichen, raunt in den Fuhren an der Brücke, raschelt in den Birken an der Straße. Durch den schwarzen Wald führt ein schmaler Weg; wie reines Silber leuchtet er im Mondlicht; die dunklen Schatten der Zweige hüpfen auf ihm einen unheimlichen Tanz. In die dunkle Heide kriecht der weiße Weg, versinkt im nassen Moor und steigt wieder an der dunklen Düne herauf; da liegt ein großer weißer Stein vor dem Riesenwacholder. Hier warte ich auf den Tag. Dunkelheit ist um mich und Schweigen, eine Dunkelheit, verstärkt durch die hellen Lichter am Himmel, ein Schweigen, vermehrt durch der ziehenden Drossel dünnes Pfeifen. Ein Stern versinkt im schwarzen Moor; ein Eulenruf verhallt im Raunen der Krüppelfuhren; das fahle Gras im Quellgrunde flüstert ängstlich, der Born singt ein dunkles Lied, ein Lied ohne Worte. Die Dunkelheit beginnt zu leuchten, und die Stille singt und klingt; vergessene Stimmen reden, begrabene Gesichter tauchen auf, reden mit stummen Lippen und sehen mich mit toten Augen an....Ein lauter Ruf hallt durch die Nacht; im Dorfe kräht der erste Hahn. In Nebel zerfließen die Toten, zum Gesurre des Grases wird ihr Geflüster, zum Rauschen der Zweige ihrer Stimmen Geraune. Über das Moor kommt langsam der Tag. Kommt mit Drosselpfiff und Lerchenlied, mit Frühwindpfeifen und Astgeknarre; die Sterne erbleichen vor dem Rosenschein über dem Moor, und der Mond verblasst vor dem goldenen Licht, das hinter dem Walde auftaucht. Die Dunkelheit flieht, und das Schweigen schwindet; die hohen Birken am Wegrande schütteln den Schlaf aus den Zweigen, die stolzen Wacholderbüsche beugen die steifen Nacken, der Born im Grunde besinnt sich auf ein lustiges Lied. Die ersten Sonnenstrahlen fallen auf die abgeblühte Heide und versilbern den Reif, zu dem der Frühwind die Nebelperlen erstarren ließ; die Stämme der Birken blitzen und blinken wie Silber, ihre Kronen leuchten und lodern wie Gold, und zwischen allen Wacholderzweigen zittern diamantene Gewebe....“ Ein Stern beckt lächelnd über die Waldt und mann riedet und heidet über des Messers Schmied...

(Wahl der Bürgermeisterin am 13.6.04 in Neustadt a.Rbge.)

 

Auerbachs Keller
351. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 9.6.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Wer kann sich dieser Tage der Bürgermeisterwahl und den Schützenfesten entziehen? Kommentieren wir hier literarisch aus Goethes Faust mit der Szene aus Auerbachs Keller in Leipzig, wo sich eine Zeche lustiger Gesellen trifft, nämlich die Studenten Frosch, Brander, Siebel und Altmayer. „Frosch: Will keiner trinken? Keiner lachen? Ich will euch lehren Gesichter machen! Ihr seid ja heut wie nasses Stroh und brennt sonst immer lichterloh. Brander: Das liegt an dir; du bringst ja nichts herbei, nicht eine Dummheit, keine Sauerei. Frosch (gießt ihm ein Glas Wein über den Kopf): Da hast du beides! Brander: Doppelt Schwein! Frosch: Ihr wollt es ja, man soll es sein! Siebel: Zur Tür hinaus, wer sich entweit! Mit offner Brust singt Runda, sauft und schreit! Auf! Holla! Ho! Altmayer: Weh mir, ich bin verloren! Baumwolle her! Der Kerl sprengt mir die Ohren. Siebel: Wenn das Gewölbe widerschallt, fühlt man erst recht des Basses Grundgewalt. Frosch: So recht hinaus mit dem, der etwas übel nimmt! A! Tara lara da! Altmayer: A! Tara lara da! Frosch: Die Kehlen sind gestimmt. (singt) Das liebe Heil´ge Röm´sche Reich, wie hält´s nur noch zusammen? Brander: Ein garstig Lied! Pfui! Ein politisch Lied! Ein leidig Lied! Dankt Gott mit jedem Morgen, dass ihr nicht braucht fürs Röm´sche Reich zu sorgen! Ich halt es wenigstens für reichlichen Gewinn, dass ich nicht Kaiser oder Kanzler bin. Doch muss auch uns ein Oberhaupt nicht fehlen; Wir wollen einen Papst erwählen. Ihr wisst, welch Qualität den Ausschlag gibt, den Mann erhöht.“ Und noch eine Bitte an die Nichtwähler: Gehen Sie hin und wählen Sie wenigstens ungültig, damit alle wissen , dass wir uns verantwortlich fühlen, für das , wie`s weitergeht!

Kulturwoche Gut Harms
350. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 6.6.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Schauen wir Bordenauer bei schönem Wetter westwärts über die malerische Leine, so bietet sich ein weites Land mit Wiesen und Wäldern, verborgen darin das nachbarliche Poggenhagen. Dann wünscht man sich bei Hochwasser den Steg zurück, wo wir mit geschultertem Fahrrad über die fließenden Wasser gegangen oder sehnt sich nach dem kleinen „Leinesprung“, um gefällig den europäischen Fernwanderweg ans Steinhuder Meer zu nehmen. Erst aber trifft man auf das „Gut Harms“ und da tut sich einiges: es wird geputzt und umgebaut und geplant und vorbereitet. In der Woche vom 24.7. bis 1.8. dieses Jahres möchten Ralf Harms und seine Mitstreiter dort eine Kulturwoche veranstalten, deren Abschluss ein Sommerfest bilden soll. Unter dem Titel „Heimat“ sind Menschen aus Poggenhagen und aller Welt eingeladen, sich mit Kunst, Trickfilm, Skulpturen, Lesungen und Musik dem Thema zu nähern. Nicht dass wir Bordenauer allein Heimatspezialisten seien, so haben wir uns in unserem gelegentlich globalen Dorf doch auch viel damit beschäftigt: neben den Bordenauer Geschichten von Günter Fischer-Kumbruch über Mundarten Bordenaus bis zu den „Literaturen der Welt“ im Ristaurante ROMA, vom Himmel durch die Welt zur Hölle beim „Bordenauer Faust“ bis zur erlesenen Revue „Vielstimmigkeit der Deutschen“ suchten wir nach einer europäischen Balance zwischen Heimatliebe und Weltbürgertum. Jetzt wollen wir bei diesem Sommerfest auf „Gut Harms“ mitmischen und suchen dafür Geschichten der Begegnungen zwischen Poggenhagen und Bordenau, sei es aus den gemeinsamen Gruppen wie dem Singkreis, seien es heitere und kuriose Ereignisse auf dem Steg oder einfach nur Beispiele, wie Bordenau und Poggenhagen zusammengehören! Interessierte melden sich bitte bei Martin Drebs, Tel: 05032/1426 und Internetfähige schauen sich schon mal das Projekt an: www.metagermany.de. So kommen wir zusammen! Es sind auch eher literarische Geschichten des dörflichen Lebens möglich, so wie bei Heinrich Bölls Irischem Tagebuch z.B.: Auf Grund des hohen Alkoholgenusses seiner Untertanen hatte der König verfügt, sonntags kein Bier mehr auszuschenken. Doch wenn jemand aus der Fremde kam, musste man ihm auch an diesem Tag etwas zu trinken geben: Also zogen die Poggenhagener und Bordenauer Sonntagsmorgens los, begegneten einander grüßend und zogen dann ins gegenseitige Nachbardorf, um dort zu saufen !!

Imagine (Samples von John-Lennon-Songs hören )
349. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 26.5.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Heute wollen wir von hier aus mit poetischen Mitteln alle Menschen in der erweiterten Europäischen Union grüßen. Dazu bringen wir den Song des englischen Liedermachers John Lennon in dessen Originalsprache und rufen dazu auf, davon eine schöne deutsche Übersetzung anzufertigen, die wir hier demnächst veröffentlichen werden. Bitte schicken Sie Ihren Text an UnserDorfliest@Bordenau.de ! „Imagine there`s no heaven, it`s easy if you try, no hell below us, above us only sky. Image all the people living for today… Imagine there`s no countries, it isn`t hard to do, nothing to kill or die for, no religion too. Imagine all the people living life in peace…. Imagine no possesions, I wonder if you can, no need for greed or hunger, a brotherhood of man. Imagine all the people sharing all the world…You may say I`m a dreamer, but I`m not the only one, I hope some day you`ll join us and the world will live as one.”

Das Internet-Orakel Google kennt über 1 Million Seiten mit "John Lennon", darunter z.B. diese: John Lennon, Die Legende (dort auch der vollständige Imagine-Text )

Europa fängt in Bordenau an
348. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 19.5.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Nicht, dass Europa in Bordenau allein anfinge, doch ein Hauch von europäischer Gesinnung wird über der Veranstaltung am nächsten Donnerstag, dem 20.Mai 2004, liegen. Denn ein Teil der Gedichte wird den Gästen der französischen Partnerstadt Neustadts La Ferté-Macé französisch vorgetragen, ein kleines Gedicht auch in Polnisch und Lettisch, um die Menschen der neuen Mitgliedsstaaten der europäischen Union willkommen zu heißen: Die Wunstorfer Lyrikerin Barbara Weißköppel und Musiker Manfred Spiller am Klavier werden ab 16.00 Uhr - zusammen mit Mitgliedern der Inititiative „Bordenau - Unser Dorf liest“ - im besonderen Ambiente des Schulgartens der Scharnhorstschule Bordenau Gedichte von Barbara Weißköppel vielstimmig vortragen. Gedichte, die von der Schönheit der Natur, dem Wandel der Jahreszeiten und vom Menschen erzählen, und immer auch von seiner gefährdeten Existenz: „Ein weißer Ballon, der Mond, schwimmt zwischen Gewächsen aus biegsamem Lack, schwarz glänzenden Gittern auf der Bühne der Träume. Am seidenen Faden hängt zitternd mein Herz.“ Herzliche Einladung an alle, die im Trubel des Himmelfahrtstages ein bisschen Stille und ein bisschen Frieden suchen! Europäischen Frieden!

Mailicht-Lesung 
347. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 12.5.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Es ist Mai und das Licht ist wieder da: Das Mailicht! „Dein Lächeln verspricht so viel jedes Jahr - hast du mich verlassen dann - schneite es kalte Blüten in meinem heißen Herzen. Unter diesem Motto stehen „nahe“ Gedichte und „fernes“ Klavier von und mit Barbara Weißköppel und Manfred Spiller am Donnerstag, dem 20.5.2004 , um 16.00 Uhr im Schulgarten der Scharnhorstschule Bordenau „Unser Dorf liest“ lädt ein zu dieser außergewöhnlichen Veranstaltung mit Lyrik und Musik unter freiem Himmel. Die Wunstorfer Lyrikerin Barbara Weißköppel schreibt seit etwa 12 Jahren Gedichte, jedes ihrer Gedichte eine kleines geschmiedetes Juwel. Ursprünglich wollte die gelernte Lehrerin Malerin werden und das merkt man ihren Texten auch an: sie malt mit Worten Landschaften, Reisebeschreibungen , heiter bis nachdenklich. Die Natur- und Jahreszeitengedichte werden im „maischwangeren“ Schulgarten auch von vielen Mitgliedern der Bordenauer Initiative vorgetragen. Weißköppels Lebenspartner Manfred Spiller, selbst Musiker und Komponist, begleitet die Gedichte am Klavier im naheliegenden Seminarraum, sein Musikspiel klingt den Zuhörer wie fern entrückt. Bei schlechtem Wetter machen wir es natürlich umgekehrt! Aber immer im „Mailicht“: „Schwingendes Grün füllt die Augen, den Kopf, beflügelt das Herz. Wind berührt die Stirn, kühlt die Arme, während die Beine Widerstand überwinden. Gedanken segeln dahin wie die Schirmchen des Löwenzahns.“ Segeln Sie für einen geringen Kostenbeitrag mit!

Geschafft ! 
346. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 5.5.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Geschafft! Wie, was geschafft? Ein Buch ist fertiggeworden! Ein Buch? Pah! Was für ein Buch? Ein Bilderbuch, ein Photobilderbuch! Ja, und? Das ist noch nichts Ungewöhnliches! Doch, es handelt sich um ein außergewöhnliches Buch mit fast 250 Photografien der Bewohner eines kleinen Dorfes! Mit dabei: Menschen, Gruppen, Vereine von Klein bis Groß, von Eingeboren bis Neugeboren! Sie alle sind abgebildet, haben ihre Gesichter und Augenblicke mit in dieses Buch gepackt, ihr Lächeln und ihre Ideen! Das Bild der Gesellschaft fast eines ganzen Dorfes! Wieso nur „fast“? Sollten die Fehlenden in einem Ergänzungsband erscheinen? Vielleicht! Denn vielleicht wird uns jetzt erst klar, was da geschafft wurde unter dem Dach der Stiftung Bordenau, mit „Motor, Richtung und Treibstoff“ Ingolf Heinemann, dem ein Auge zur Kamera geworden ist, und Werner Schmidt, dem unermüdlichen „Banker“, wie sie die Stoellger-Bank zu den Menschen trugen, um sie drumherum und mittendrin abzulichten! Und die vielen Unterstützer und Finanziers von nah und fern! Und jetzt ist es geschafft! Du solltest das Buch sehen, wie es glänzt, und die Druckerfarbe riechen, und es natürlich die Hand nehmen, anschauen, betrachten, aufschlagen, erste Wirkungen genießend, die Seiten umschlagen, umlegen, das angemessene Papier sich entrollen lassen und spüren, wie sich Seite um Seite, Bild für Bild zu dem klaren Bewusstsein formen: hier halte ich eine einzigartig abgebildete Zusammenschau von gemeinsam lebenden und wirkenden Menschen in meinen Händen, ein historisches Dokument erster Güte, das du getrost nach Hause tragen kannst, zeig es deinen Freunden, Verwandten und Feinden, sag ihnen deutlich: es ist geschafft! – Wo gibt es denn sowas? Das will ich haben! Bitte! – Tja, mein Skeptiker, am Freitagabend, dem 7. Mai 2004 gegen 20.00 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Bordenau wird es unter den stolzen Augen auch des Druckermeisters der Lindendruckverlagsgesellschaft, Hannover wie aus dem Nichts - oder dem Schöpfergeist – oder aus den photografischen Entwicklungsbad - hervorgezaubert! - Das find ich gut!

Kändler Gedicht 
345. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 21.4.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Zum immer wiederkehrenden Welttag des Buches bringen wir ein Gedicht des Hannoveraner Autors, Dichters und Komödianten Friedhelm Kändler (54). Er wollte das nie werden, und konnte es nicht verhindern, dass das Leben ihn zu einem Schriftsteller machte. Kändler gastierte im GOP in Hannover und vielen anderen Orten und trat häufig zusammen mit Alix Dudel auf, deren sprachartistische Lieder er textete. In dieser Zeit geht er auch wieder mit seinem „Wort-Theater“ auf Tour, wie er selbst schreibt: „Worthe Ater“. Eine Mischung aus Soloperformance und Lesung mit den schönsten und erfolgreichen Texten des absurden Dichters, vorgetragen mit Charme, Kraft und märchenhafter Stimme. Kändler erzählt bizarre Geschichten über die sechs Plüschschuhe der Ameisen, den einsamen rechten Stiefel und über Dornröschens Rettung durch einen verwunschenen Frosch. Das Ganze könnte man fast schon als Radikaldadaismus bezeichnen. Das folgende Gedicht kommt – auch nach Kändlers eigener Einschätzung – eher konventionell daher: „Was immer, Mensch, dir widerfährt, suche Glück, um zu genesen. Der Kluge weiß, dass leiden lehrt – Glück aber formt das Wesen. Soll niemals enden, was dich schönt! Lass dir die guten Worte sagen: ich will, dass dich das Glück verwöhnt, du musst es nur ertragen. Und redet einer, du bist schlecht, aus Gottes Herz vertrieben: Nein, du bist gut! Gib dir das Recht! Vermagst du dich zu lieben? Es ist nicht klug, wer Worte spricht, klug sind allein die Ohren. Verschenke doch dein Träumen nicht – du bist aus Glück geboren.“

Kändler mit und gegen Rösler 
344. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 14.4.2004

Hochverehrte Leserschaft!

„Kunst geht nach Brot“, so heißt es schon bei Shakespeare. Bei knappen Geldern ist es um so wichtiger, das Gespräch zwischen Kultur und Politik über lebensnotwendige Themen in Gang zu halten. Das tut seit vielen Jahren das Kulturforum der Sozialdemokratie und so trafen sich zum mittlerweile 10. Künstler-Politiker-Gespräch in der Osterwoche im hannöverschen Kanapee Dr. Philipp Rösler, 31- jähriger FDP-Landtagsfraktionsvorsitzender, und Autor, Dichter, Komödiant Friedhelm Kändler (54). Titel des Abends: „Ein Wert ist ein Wert, weil er sich wehrt“. Das Publikum freute sich schon auf das „Reden-miteinander“, so stand es auch im Hausprospekt: hier der geistreiche, druckreif- scherzende Dichterfürst („Ich lebe gern in Hannover, um fortzureisen“), dort der eloquente, versierte, erfolgreiche Jungpolitiker. Gesprächsleiterin Elke Krüger-Hespe startete mit biografischem Interesse und beide erläuterten ihren Weg in die Politik bzw. Kultur, herrlich verknüpft über ihre jeweils eigenen Probleme mit Antragstellungen. Doch mit zunehmendem Verlauf begannen die unterschiedlichen Sprachen von Kunst und Politik einander nicht mehr zu meinen, antworteten sich nicht mehr! Während ein gefasster Kändler („Ist überhaupt noch Geld da zum Verteilen?“) immer konzilianter schwieg, liberalisierte Rösler erst recht los („Wir wollen den Menschen die Freiheit geben, bringen, zurückerobern“ – bitte ankreuzen!) - frei nach dem Motto: Regierungsamtlicher Sparkurs trifft armen geistreichen Poeten. Um sich wehrende Werte ging es dabei schon längst nicht mehr. Das Publikum reagierte unterschiedlich: Teils monierte man die „liberale Benutzeroberfläche“ oder kritisierte Kändlers (eigentlich nur rhetorisch-ironisch gemeinte) naive Beamtenkritik („Sollen die Lehrer kein Geld mehr kriegen?“). So fand selbst das Publikum Gelegenheit zum „Auseinander-Reden“. Eine große Zeitung meldete gar: „Rösler siegte – Kändler muss ins Trainingslager“ . Zum guten Schluss wünschte sich Rösler von Kändler eine heitere Rede über den Misserfolg. Und Kändler von Rösler einen Auftritt im Kanapee als Bauchredner mit Handpuppe Willy; das hatte dieser erfolgreich ironisch und witzig mit dem Publikum und ein Gedicht Kändlers zitierend vorgespielt - und Kändler mit seinen bekannt komischen Texten wieder an die ursprüngliche Freude der Besucher angeknüpft. Jetzt stellte sich jene emotional-würdige Verständigung ein, die wir alle so bitter nötig haben. So endete der Abend in der „wert“vollen Erkenntnis, dass eine Gesprächskultur immer wieder neu auch gegen die eigene Befangenheit entwickelt werden muss. In der nächsten Woche bringen wir ein Gedicht von Friedhelm Kändler.

Osterei 
343. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 7.4.2004

Hochverehrte Leserschaft!

Zum Feste schenkt uns Dagmar Wicke das Oster-Ei-Gedicht:
Ein Ei geht auf die Reise – ganz leise... Im Norden wird es gleich zu Eis, im Süden ist ihm reichlich heiß, es eilet weiter und weiter - bis zu der Himmelsleiter. Da sieht es einen Heiligen stehn, der heißt es, gleich wieder zur Erde gehn: „ Wo sie sich Wunden erteilen, sei fleißig, sie zu heilen. Erleichtere das schwere Leid mit deiner reinen Heiterkeit. Wo einer sich versteift im Nein, da schleiche du dich heimlich ein und frag leis: hast du, mein Freund, mit deinem Feinde dich geeint? Dem Neid, dem Geiz, der Eitelkeit verleihe ihre eigne Zeit. Dann neige dich den Kleinen, mit ihnen leis zu weinen. Bei ihrem allerersten Schrei warst du ja insgeheim dabei. Geleiter sei dem Greise – sei mit ihm weise!“ So sprach der Meister zu dem Ei, dass es ein weiser Heiler sei...


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