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Arbeitskreis "Unser Dorf liest"

Kolumnen - Archiv 1.7.2001 - 30.9.2001

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Vierjähriges
211. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 26.9.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Ja, nun sind es vier Jahre! Vier Jahre lang jede Woche einmal einen Text in der Rubrik „Bordenau – Unser Dorf liest“. Vier Jahre und kein bisschen langweilig? Wie gefällt Ihnen diese Spalte? Was erinnern Sie besonders gern? Was hat Ihnen nicht so gut gefallen? Der schwierige Thomas Mann? Der heitere Heinz Erhard? Der Text zum Zugunglück in Eschede und dem gleichzeitigen Beginn der Fußballweltmeisterschaft? Georg Trakl zum Beginn des Kosovo-Krieges? Marcel Reich-Ranicki zu Don Quixote? Die Besprechung des „Bordenauer Faust“ schon Stunden nach Ende der Aufführung? Die kleinen lyrischen Avancen? Was halten Sie davon? Hat sich die Qualität gehalten? Sind Sie des Lesens überdrüssig? Immerhin die einzige Rubrik, die sich über viele Jahre gehalten hat! Gar manche lesen die Neustädter Zeitung oft von hinten, eben deshalb! Wir wollen weitermachen, wir haben noch Tausende literarischer Perlen im Vorrat und werden nicht aufhören, unsere Stimme zu erheben, um die Größe und Schönheit des Lebens zu loben, aber auch dessen Gefährdung zu beklagen. Sie können die Kolumnen der letzten zwei Jahre übrigens auf der Bordenauer Heimatseite www.Bordenau.de unter „Unser Dorf liest“ (Archiv) nachlesen. Und schicken Sie uns hierher zu UnserDorfliest@Bordenau.de und FAX: 05032/915202 auch Ihren Vorschlag, welche Sie für die Schönste der Geschichten halten. Der zehnte Einsender erhält eine Freikarte für die Heinrich-Heine-Lesung von „Deutschland – ein Wintermärchen“ am Mittwoch, dem 3.Oktober 2001, um 15.00 Uhr bei den Bauersleuten Ehlers, Steinweg 75 in Bordenau. Zu dieser Lesung gibt es einen Einführungsabend mit Elisabeth Englisch-Terbuyken am Dienstag, dem 2.Oktober 2001 , um 20.00 Uhr in der Scharnhorstschule, der Eintritt ist frei. 

President, Heine und Stiftungsfest
210. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 19.9.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Eigentlich wollten wir hier über die erfolgreiche Generalprobe für die Heinrich- Heine –Lesung, Deutschland – ein Wintermärchen am 3.10.2001 um 15.00 Uhr auf dem Bauernhof Ehlers in Bordenau berichten. Bei dieser Lesung wirken für Bordenau diesmal auch ein gebürtiger Franzose, ein Stadtverordneter, eine Ägypterin, eine Meißnerin, Frauke Hohberger und Peter Mürmann mit. Mit Vera Urich als Heine und Annegret Scholz als Göttin Hammonia findet die Lesung ihr kurios-heiteres Finale. Doch die Weltereignisse haben uns überholt, und wir erhielten den Brief eines 10jährigen, dessen Lektüre wir Ihnen nicht vorenthalten wollen: „Mister President! Bitte werfen Sie keine Bomben auf Hamburg? Denn es stimmt doch, Sie wollen alle Unterstützer der schlimmen Attentäter mit Bomben bewerfen! Gut, wir haben sie hier untergebracht, sie durften hier lernen, wir haben versucht gastfreundlich zu sein wie Amerika auch ist. Hier leben viele Menschen aus anderen Ländern mit uns. Sie können hier ihren Glauben leben wie alle Menschen auch. Gerade Palästinenser und Israelis haben sich hier in Deutschland gut verstanden, hoffe ich, ein bisschen besser als zu Hause jedenfalls. Und müssen wir nicht bis zuletzt  daran glauben, dass die Menschen gut sind, wie unsere Lehrerin immer sagt. Ich glaube an Sie: Bitte werfen Sie keine Bomben auf Hamburg! Und auch nicht anderswo, es könnte Unschuldige treffen wie in New York und Washington, und dann werden die wieder wütend wie Sie jetzt!“ Soweit der Brief , der uns besonders erschüttert hat. Am Freitag, dem 21.9.2001, geht es dann abends beim Stiftungsfest im Dorfgemeinschaftshaus mit Heinrich Heine weiter, wenn die Welt sich dann noch dreht!

Fliegen
209. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 12.9.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Zur Zeit läuft in der JU52-Halle auf dem Fliegerhorst Wunstorf die Ausstellung des Neustädter Kunstvereins zum dem Thema „Fliegen“. Sie zeigt zu den üblichen Öffnungszeiten Bilder, Collagen und Plastiken verschiedener, auch Bordenauer Künstler. Jetzt findet am Sonntag, dem 16.9. 2001, um 16.00 Uhr eine Lesung zum Thema mit Rezitator Martin Drebs statt. Mit Fliegermütze behelmt fliegt Drebs mit der Starterlaubnis vom Tower in schwindelerregende Höhen. Nur keine Angst vorm Fliegen , hört man Erica Jong raten. Doch schnallen Sie sich lieber an und bleiben es auch die ganze Lesung, denn es kommt ja zu den erwarteten Turbulenzen. Neben Zitaten, die sich auf den historischen Ort der Halle beziehen, neben dem sonnenverliebten Ikarus und auch anderen freischwebenden Engeln begeben wir uns mit Antoine de Saint-Exupéry auf Nachtflug: „Fabien wäre jedem Rat gefolgt, den ihm jemand zugerufen hätte. Er dachte: „Und wenn man mir sagt, ich soll im Kreis herumfliegen, dann fliege ich im Kreis herum, und wenn man mir sagt, ich soll direkt nach Süden fliegen...“ Irgendwo gab es sie, diese Länder, die in süßem Frieden unter den großen Mondscheinschatten ruhten. Die Kameraden da drunten, die jetzt geborgen im Lampenlicht – Lampen schön wie Blumen – sich über ihre Karten beugten, allwissend und allmächtig, wussten, wo diese Länder lagen. Aber er, was wusste er, hier inmitten von Böen und Nacht, die ihren schwarzen, reißenden Strom ihm entgegenwälzte mit der Geschwindigkeit eines Bergrutsches. Man konnte doch nicht zwei Menschen im Stich lassen hier in den Wolken zwischen Wirbeln und Flammen. Das konnte man einfach nicht. Man würde ihm befehlen: „Kurs zweihundertvierzig...“ und er würde auf zweihundertvierzig drehen. Aber er war allein. Es war, als ob auch die Materie sich empörte. Bei jedem Durchsacken vibrierte der Motor so stark, dass das ganze Flugzeug ins Zittern geriet wie vor Zorn.“

Sommerbild
208. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 5.9.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Mit Friedrich Hebbels „Sommerbild“ bereiten wir uns äußerlich und innerlich auf das Ende des Sommers vor: „Ich sah des Sommers letzte Rose stehn, sie war, als ob sie bluten könne, rot; da sprach ich schaudernd im Vorübergehn: so weit im Leben, ist zu nah am Tod! Es regte sich kein Hauch am heißen Tag, nur leise strich ein weißer Schmetterling; doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag bewegte, sie empfand es und verging.“

Afrikanische Nacht
207. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 29.8.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Am nächsten Freitag, dem 31.August 2001, findet im Büchergarten der Eheleute Korte auf der Hans-Zühlke-Straße 3 in Bordenau ab 21.00 Uhr eine Afrikanische Nacht statt. Mit dem Titel „Dias-Texte-Trommeln“ werden eigene Aufnahmen von Besuchen in Afrika gezeigt, die die Schönheit des Landes und der Menschen betonen, aber auch die Gefährdung dieses Kontinents zeigen wollen.  Dazu werden Reiseberichte, Legenden, Märchen und Gedichte gelesen und Frauke Hohberger wird zu bestimmten Themen stimmungsvoll trommeln. Das Gedicht mit dem Titel „Wiegenlied für Ntombizana Atoo“ der Südafrikanerin Antjie Krog aus dem Buch „Jeden Tag beginnt die Welt aufs Neue“, Briefe an das sechsmilliardste Menschenkind, zeigt programmatisch die tiefe Haltung zu Afrika. Wir zitieren hier den dritten Teil des fünfteiligen Gedichts, das Johanna Korte vortragen wird: „ Ich werden kommen und dich zurückfordern von Knochen, Kugeln, Gewalt und Aids, von Stummheit, Dummheit und den korrupten Visagen der Männer. Ich werde dich aus Millionen von Flüchtlingen holen, aus Hunger und Durst, aus dem Dunst der Schreie und dem Gestank erduldeten Leids der schrecklichen Traumzerfleischung. Von hinten werde ich deinen tapferen, stolzen Nacken erkennen; ich werde dich einholen und am Arm herausziehen, denn du musst alles anders sehen für uns Afrikaner – uns die Kinder  des Abgrunds. Wir alle müssen anders balancieren, denn dieser Kontinent treibt wie ein großes schwarzes, geplündertes Herz auf dem Globus dahin, der Kontinent, der wir sind. Der Kontinent, der pulsiert wie Blut in den mächtigen Ventrikeln der Wüste von Wald, Savanne und Stein, unglücklicher Kontinent, auf dem so viele verlorene Gestalten verlorene Taten verlorenen Vertrauens begehen....Ich will, dass du es bist, mein Kleines, dass du zwischen deinen Rippen das Beben spürst, dass alles anders werden muss, dass sich etwas erfüllen muss, von dem, was wir sind, dass das, was wir als Afrikaner sind, etwas so Weiches ist, so menschlich umhäutet.“
(Die Biographie Antjie Krogs  entnahmen wir dem Programm des Internationalen Literaturfestivals in Berlin 2001)

VaterKindZelten
206. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 22.8.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Samstagabend legten sich die letzten Sonnenstrahlen über das entmannte Bordenau, wenig laute Arbeiten im Garten und erheblich weniger Kindergeschrei in den Gassen und auf den Straßen: zum 22. Mal trafen sich am vergangenen Wochenende Väter und deren Kinder zum Vater-Kind-Zelten am Irenensee in der Nähe von Uetze, insgesamt etwa 300 Menschen.
Pädagogisches Konzept war und ist es, auch den Vätern an einem besonderen Wochenende einmal Gelegenheit zu geben, sich mit den eigenen Kindern zwischen Zelten, Wohnwagen und Caravans zu tummeln. In dieser entspannten Atmosphäre steckt ein Menge großartiger Organisation von Achim Hinte und Manfred Münkel, vom Terminieren über Informieren bis hin zu Erbsensuppe, Lagerfeuer mit Holzbretterinnerungen und Nachtwanderung. Initiator und ehemaliger Scharnhorstschulleiter Klaus Joseph, der wieder Specksteinarbeiten mit den Kinder machte, konnte zufrieden das herrliche Angebot an seinen Nachfolger Matthias Glimme übergeben. „Dürfen denn da keine Mütter mit?“, fragte die dreijährige Paula. Und eine Campingplatznachbarin sprach von der besonders ausgeglichenen Stimmung zwischen den Nur-Vätern-statt-Eltern und den Kindern. „Wir setzen die normalen Ansprüche an die Kinder unter diesen nicht alltäglichen Bedingungen nicht so durch wie die Mütter“, so Vater Rolf.
Und es ist schon etwas ganz Außergewöhnliches, die ansonsten manchmal gestresst durch den Alltag hetzenden Gesichter der Dorfbewohner hier unter Urlaubsbedingungen an jeder Ecke des Platzes, am Waschhaus oder auf den Booten aufgehellt wiederzusehen. Die Kinder konnten sich frei bewegen und waren neben vielen schönen Spielen mit ihren Vätern ganz oft auf eigene Faust unterwegs, und die Väter hatten Zeit für ein Gespräch am Grill. Ach, und gelesen haben sie auch; nein, dazu sind wir nicht gekommen, höchstens zu erlesenen Getränken. Und doch, einige lasen Zeitung und ein einzelner las eine Computer- Fachzeitschrift!

Buchdorf
205. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 15.8.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Stellen Sie sich vor, Bordenau hätte sich schon zu einem sogenannten Buchdorf entwickelt: Leerstehende Häuser hätten sich mit Antiquariaten gefüllt, an den Automaten gäbe es Bücher zu ziehen statt Zigaretten, in der Apotheke könnte man sich auch mit heilender Literatur versorgen und mancher Lebensmittelladen verpackte die Gaben in Papier mit Gedichten und Geschichten. Eines dieser Buchdörfer haben wir jetzt besucht in der Nähe von Leipzig, das Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf. Die Idee stammt von einem spleenigen Engländer namens Richard Booth, der 1961 in Hay-onWye, einem Zwölfhundertseelendorf in Wales das erste Buchdorf der Welt gründete. Dieses Vorbild hat Schule gemacht in vielen europäischen und außereuropäischen Ländern und 1997 auch in Deutschland. Auf Initiative der Rheinländerin Heidi Dehne  wurden in der sogenannten strukturschwachen Region Bitterfeld in Mühlbeck-Friedersdorf die ersten Buchläden und bis heute 13 Läden eröffnet. In landschaftlich reizvoller Umgebung ist es ein Ort der geistigen Anregung und Entspannung geworden. Die Antiquariate bieten dem erfahrenen Sammler wie dem neugierigen Anfänger Gediegenes und Kurioses, Kostbares wie Profanes, die Neuentdeckung und das langgesuchte Lieblingsbuch. Beim Gang durch die malerischen Sträßchen packte uns eine gewisse literarische Spannung. Und wenn man dann erst mal auf den Geschmack und die Neugier gekommen ist, eilt man von Laden zu Laden mit immer neuen Ideen und Sehnsüchten nach Büchern. In diesem Jahr feierten zehn Buchdörfer dort das fünfjährige Jubiläum, Lesungen aller Orten, unter anderem mit Kommissar Ehrlicher, Peter Sodann. Im nächsten Jahr will man eine „Tafel der Religionen“ aufstellen, auf der alle in Deutschland tätigen Religionsgemeinschaften verzeichnet sind und als wir vom Bordenauer Faust erzählen, da ging helle Begeisterung in den Gesichtern auf. Noch ist es nicht soweit in Bordenau! Aber passen Sie auf, dass Ihnen beim nächsten Einkauf nicht doch ein Gedicht mit unter gejubelt wird.

Internetlese
204. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 8.8.2001
(Zum Bericht mit Bildern hier klicken)

Hochverehrte Leserschaft!

Das hat unsere kühnsten Hoffnungen bei weitem übertroffen; als wir zusammen mit der Lehrerin Thekla Delaminsky und dem Homepage-Betreuer Klaus Detering (www.Bordenau.de) beim Ferienspass „Lesen im Internet“ anboten, dachten wir bei uns, na ja, unter Lesen im Internet verstehen die Kinder lediglich von Seite zu Seite zu hüpfen – neudeutsch „surfen“. Doch weit gefehlt: zwei Mädchen machten sich über die WeltWeiteWeb-Adresse „Wilde Hühner“ auf die Suche nach tollen Geschichten und fanden Empfehlungen für Bücher von Cornelia Funke und gleich ein paar Leseproben dabei. Diese wurden dann laut und lustig vorgelesen, also echtes Lesen im Internet. Toll! Die vielen Kinder, darunter mehr Mädchen, waren überhaupt gut drauf: nach allgemeinen Informationen über Geschichte und Technik des Internets und einigen wichtigen Hinweisen – stellt nie euren Namen oder die eigene email-Adresse ins Netz - gingen wir über die Suchmaschine für Kinder www.Blinde-Kuh.de nun endlich los. Dort haben die Kinder Gelegenheit, zu verschiedenen Themen andere  sogenannte Homepages zu besuchen, auf denen sie dann etwas über ihre Stars, über Sport oder Tiere erfahren können. So wurde schließlich die griechische Landschildkröte zum Tier des Tages, viele halfen mit bei der Suche nach den entsprechenden Seiten wie z.B. www.schildkroeten.de . Wieder andere suchten nach Modelleisenbahnen, Sportberichten oder Vulkanausbrüchen (www.geolino.de), lauschten Radioberichten oder chatteten ( „plauderten“) mit dem speziellen Jugendzentren-Chat der Region Hannover (www.yoube.de). Zu guter Letzt landeten wir wieder bei den Bordenauer Jungstörchen in www.bordenau.de und beobachteten auch noch ´live` über eine spezielle webcam (Kamera) die Störche im Spreewald www.storchennest.de . Auf die Frage, warum sie an diesem Angebot teilnehme, sagte ein Mädchen, ihr Bruder ließe sie nicht an den Computer. Jetzt weiß sie mehr und richtig Lesen können unsere Kinder auch noch.

Schmidtabschied
203. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 1.8.2001
(Zum Bericht mit Bildern hier klicken)

Hochverehrte Leserschaft!

Am Sonntag haben wir Pastor Peter-Gottfried Schmidt und seine Familie in einem umfassend würdigenden dreieinhalbstündigen Gottesdienst verabschiedet.

Alle Rednerinnen und Redner versuchten sich dabei zeitlich zu begrenzen. Hier folgt der gesamte Gruß unserer Initiative: „Lieber Pastor Schmidt, liebe Familie Schmidt. Wir von der Initiative „Bordenau – Unser Dorf liest“ verabschieden Sie ganz herzlich und bedanken uns für die gute Zusammenarbeit, so beim Weihnachtsmarkt oder bei Vorleseaktionen. Theologie und Literatur gehören eng zusammen, immerhin basiert die Kirche auf dem „Buch der Bücher“. Theologie und Literatur können Erlebnisse und Erfahrungen der Menschen bewahren und fortschreiben, und oft ist die Literatur auch „nur“ Verkündigung: aus dem Mythos kam die Religion, aus ihr die Philosophie, daraus die Literatur. Und so empfinden wir uns selbst oft als tiefreligiöse Menschen, selbst dann noch, wenn wir mit Gott hadern! Auch der „FAUST“ ist letztlich ein christliches Mysterienspiel – trotz aller Moderne. Und auch das kleine Gedicht von Rainer Maria Rilke, das wir für Sie jetzt vortragen , kreist um Gott: „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehen, ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn. Ich kreise um Gott um den uralten Turm, und ich kreise  jahrtausendelang und weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein Großer Gesang.“ Möge Ihr Großer Gesang immer wieder auch in Bordenau zu hören sein; dabei dürfen wir Sie jetzt schon ganz herzlich zum 3.Oktober auf den Bauerhof Ehlers einladen, wenn wir Heinrich Heines „Deutschland – ein Wintermärchen“ lesen, aber wenn Sie dann nicht können, habe ich hier das Buch für Sie. Alles Gute auf dem Weg vom Bordenauer Paradies ins Döhrener.“

Sommergesang
202. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 25.7.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Paul Gerhardt grüßt mit seinem „Sommer-Gesang“ aus dem 17.Jahrhundert: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerszeit an deines Gottes Gaben: Schau an der schönen Gärten Zier, und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben. Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit seinem grünen Kleide: Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide. Die Lerche schwingt sich in die Luft, das Täublein fleucht aus seiner Kluft und macht sich in die Wälder: die hochbegabte Nachtigall ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg Hügel, Tal und Felder. Die Glucke führt ihr Völklein aus, der Storch baut und bewohnt sein Haus, das Schwälblein speist die Jungen; der schnelle Hirsch, das leichte Reh ist froh und kommt aus seiner Höh ins tiefe Gras gesprungen. Die Bächlein rauschen in dem Sand und malen sich und ihren Rand mit schattenreichen Myrten: Die Wiesen liegen hart dabei und klingen ganz vom Lustgeschrei der Schaf`und ihrer Hirten. Die unverdrossne Bienenschar zeucht hin und her, sucht hier und dar ihr` edle Honigspeise: des süßen Weinstocks starker Saft bringt täglich neue Stärk und Kraft in seinem schwachen Reise. Der Weizen wächset mit Gewalt, darüber jauchzet jung und alt und rühmt die große Güte des, der so überflüssig labt und mit so manchem Gut begabt das menschliche Gemüte. Ich selbsten kann und mag nicht ruhn: des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen: ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.“

Internetlesen
201. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 18.7.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Kinder aufgepasst: am nächsten Dienstag, dem 24.7.2001  ist es endlich soweit: die Ferienpassaktion „Lesen im Internet“ kann ab 15.00 Uhr stattfinden; auf Grund der großen Nachfrage musste das Angebot von Bordenau ins Haus der Jugend am Großen Weg verlegt werden. Hier stellt uns der Computerclub Neustadt freundlicherweise seine Geräte zur Verfügung, um durchs weltweite Internet surfen zu können. Ca. 15 Kinder ab 10 Jahren haben sich für diese Veranstaltung angemeldet, die „Unser Dorf liest“ zusammen mit dem Betreuer der Bordenauer Homepage, Klaus Detering, durchführt. „Wo wollt Ihr hin? Einmal um die Welt? Wo erfahre ich etwas über meine Stars? Was macht Harry Potter gerade? Ich will etwas wissen über...,“ so der Ankündigungstext im hellblauen Ferienpass. Dabei werden wir nach Euren Wünschen vorgehen und Ihr sollt dabei auch einiges lernen: zum Beispiel über die Geschichte des Internet, über die technischen Hintergründe, gibt es Suchmaschinen speziell für Kinder, was muss ich machen, um einige bestimmte Informationen zu bekommen. Uns ist aber auch wichtig, dass Ihr nicht zu schnell von Seite zu Seite springt, dass Ihr guckt, wer hat die Seite geschrieben, was will und wollte er damit. Wir  werden wir einige Aufgaben stellen, die Ihr dann mit unserer Hilfe lösen könnt. Ach ja, und wer will, kann sich  eine richtige Textseite aussuchen und diese laut und sinnig vorlesen, denn es heißt ja: Lesen im Internet. Und das Ganze wird wiederholt am Mittwoch, dem 1.August, von 10.00 Uhr an; hierbei unterstützt uns die Lehrerin Thekla Delaminsky.

Günther Fischhöfer und Heinetreffen
200. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 11.7.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Auch und gerade von hier aus beklagen wir den Tod von Günther Fischhöfer, der den „Bordenauer FAUST“ durch die elektroakustische Beschallung erfolgreich  unterstützte. Sein besonderer Einsatz hatte dabei selbst etwas Faustisches: “Mag ich je zum Augenblicke sagen, verweile doch, du bist so schön, dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehen.“ Großer Dank an Dich! Wir werden dich in dieser Erinnerung behalten. Vielleicht wärst du auch gerne noch zum diesjährigen 3.Oktober gekommen, an dem Heinrich Heines Gedicht „Deutschland – ein Wintermärchen“ vorgelesen werden soll. Im Vorwort schreibt Heine: „ Das nachstehende Gedicht schrieb ich im diesjährigen (1844) Monat Januar zu Paris, und die freie Luft des Ortes wehete in manche Strophe weit schärfer hinein, als mir eigentlich lieb war. Ich unterließ nicht, schon gleich zu mildern und auszuscheiden, was mit dem deutschen Klima unverträglich schien.... Was ich aber mit noch größerem Leidwesen voraussehe, das ist das Zeter jener Pharisäer der Nationalität, die jetzt mit den Antipathien der Regierungen Hand in Hand gehen, auch die volle Liebe und Hochachtung der Zensur genießen und in der Tagespresse den Ton angeben können....Wir sind im Herzen gewappnet  gegen das Missfallen dieser heldenmütigen Lakaien in schwarz-rot-goldener Livree. Ich höre schon ihre Bierstimmen: Du lästerst sogar unsere Farben, Verächter des Vaterlands, Freund der Franzosen, denen du den freien Rhein abtreten willst! Beruhigt euch. Ich werde eure Farben achten und ehren, wenn sie es verdienen, wenn sie nicht mehr eine müßige oder knechtische Spielerei sind. Pflanzt die schwarz-rot-goldene Fahne auf die Höhe des deutschen Gedankens, macht sie zur Standarte des freien Menschtums,  und ich will mein bestes Herzblut für sie hingeben. Beruhigt euch, ich liebe das Vaterland ebenso sehr wie ihr.“ Jetzt am Samstag, dem 14.Juli, findet um 15.00 Uhr in der Scharnhorstschule in Bordenau ein erstes Vorbereitungstreffen statt – das Zusammenfallen mit dem französischen Nationalfeiertag , dem Gedenken an die Erstürmung der Bastille 1789 als Beginn der Französischen Revolution, ist weder nicht beabsichtigt noch rein zufällig.

Sichtweisen
199. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 4.7.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Es ist wieder einmal soweit: wir laden ganz herzlich zur Schreibwerkstatt ein, und zwar für Montag, dem 9.Juli, ab 20.00 Uhr im Seminarraum der Scharnhorstschule, Bordenau. Das Thema des Abends lautet: „SICHTWEISEN“. Dabei bewegen uns literarisch die Fragen: Ich sehe mich, ich sehe die anderen, die anderen sehen mich, ich sehe mich mit anderen Augen, ich spiegele mich in Dir, dein Augenblick liebt an mir etwas Besonderes hervor, warum gabst du uns die tiefen Blicke? Wir schreiben selbst und hören auch andere gedichtete Sichtweisen. Ein Meister des Blicks war auch unser Johann Wolfgang mit folgendem Gedichtanfang: „ Warum gabst du uns die tiefen Blicke, unsere Zukunft ahndungsvoll zu schaun, unsrer Lieb, unserem Erdenglücke wähnend selig nimmer hinzutraun? Warum gabst uns, Schicksal, die Gefühle, uns einander in das Herz zu sehn, um durch all die seltenen Gewühle unser wahr Verhältnis auszuspähn? Ach, so viele tausend Menschen kennen, dumpf sich treibend, kaum ihr eigen Herz, schweben zwecklos hin und her und rennen hoffnungslos in unversehenem Schmerz; jauchzen wieder, wenn der schnellen Freuden unerwart`te Morgenröte tagt. Nur uns armen liebevollen beiden ist das wechselseitge Glück versagt, uns zu lieben, ohn uns zu verstehen, in dem anderen sehn, was er nie war, immer frisch auf Traumglück auszugehen und zu schwanken auch in Traumgefahr.“ Wie also können wir uns angemessener ausdrücken, um den Anderen wirklich zu sehn? Kommen Sie und üben Sie mit!

 

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