Stephanie Jans, geb. 29.12.65 in Hannover. Studium Germanistik, danach Wirtschaftswissenschaften. DTP-Mitarbeiterin einer hannoverschen Zeitung. Zeitweise journalistische Ausflüge. Schreibt seit 1985 Lyrik und Kurzprosa, Satiren, Kriminalien, Buchrezensionen, aber auch Geschichten für Kinder. Ab 1986 kontinuierlich Veröffentlichungen in Anthologien, verschiedenen Tageszeitungen und im Hörfunk. Regelmäßige Beiträge für das Lyriktelefon der Stadt Hannover seit 1987, Lesungen in und um Hannover ab 1989. Erstmals erscheint Ende 2000 eine Geschichte für Kinder auf Musikcassette. Seit 1989 Kleinverlegerin mit den Arbeitsschwerpunkten Wettbewerbs-Fullservice für Autoren, Lektorat, seit 2000 erweitert um Pressearbeit, Eventfotografie und Sprechtraining. Veröffentlichte bislang mehrere Bücher, Literaturkalender und Kartenserien, teilweise als Fotoklappkarten gestaltet. 

Stephanie Jans

Bäckergasse 2
31535 Neustadt
Tel. & Fax 05032-5781
email: stephanie.jans@gmx.de

Neben diesen eigenen Veröffentlichungen erscheinen Bücher und Kartenserien von niedersächsischen Autoren im Verlag Stephanie Jans
Seit 1986 Mitglied der GRUPPE POESIE (Hannover), seit 1988 Verband Deutscher Schriftsteller, 1992-1998 Deutsche Haiku-Gesellschaft, seit 1993 GEDOK Hannvoer, seit 1994 Autorenkreis Plesse, seit 2002 'Sisters in Crime'.
Beim 2. Kurzgeschichtenwettbewerb der 42erAutoren Berlin gewann Stephanie Jans den 4. Platz mit ihrer heiteren Familiensatire "Darf´s ein Tierchen mehr sein?". Nachzulesen ist diese im Jahreskalender 2004 der 42erAutoren.

nocturno

 

zum leisewarmen ton der geige
send' ich meinen kuß in deine richtung
mit einer hoffnung fest verbunden
daß wenn das leben mich einst zwänge
fortzugehen
du sicher wüßtest
wieviel von meinem lachen
dir gegolten
keine sekunde lang ein zweifel dich befiele
und du immer wüßtest
wie licht uns war
wie nah

 

 

Dresden, Frauenkirche. 

Aufgebahrt liegt diese Kirche da. Kriegsopfer, wie so viele. Dabei hatte sie die Phosphorbomben ganz gut überstanden. Wenn nicht... Wenn nicht! Diese schrecklichste Sentenz des Unabänderlichen, des Nachher. Viele schon haben ihren Trümmern die letzte Ehre erwiesen. Im Vorüberhasten, auf der Suche nach Eßbarem, Tauschwaren, vielleicht noch lebenden Verwandten. Später dann, auf dem Weg zur Arbeit, hingen doch Erinnerungen in diesen Trümmern, die eilige Schritte langsamer werden ließen, für einen kurzen Moment. Kleines Innehalten in saurer Luft, die Gedanken schwerer machte. Immer kleiner wurde der Trümmerhaufen Frauenkirche im Lauf der Jahre. Bis diese Kirche nun aufgebahrt daliegt in einem großen Freiluftlager. Sorgfältig gezählt nummeriert, sortiert, in großen Regalen aufgestapelt. Gewissermaßen sieht sich die Kirche nun selbst beim Wachsen zu an ihrer Jahrhundertbaustelle. Und im Regengrau eines dämmerigen Abends steigen leise Violinentöne in den Himmel, vorbei am Warten der Steine. Hoffnungen sterben nicht in der Nähe tröstender Steine, nicht im Krieg und nicht im Zeitalter des Konsums und des Egoismus.

 

Die meisten Gründe, ein Brot zu backen, sind weiblich...                  Autorenlesung: Die meisten Gründe, ein Brot zu backen, sind weiblich...   

in dem alten blatt

gingen schon die käfer schlafen
in dem alten blatt
das nur den schatten noch
der sonnenglut als farbe trägt

und sind die schatten lang geworfen 
hier auf unserm weg 

so war der sommer 
und dauert immer fort

          


Wenn früher eine Frau ein Brot gebacken hat, dann tat sie es einfach aus Notwendigkeit. Zum Überleben. Sie tat es auf die gleiche Art wie schon ihre Mutter und ihre Großmutter vor ihr. Vielleicht, wenn sie besondere Lust hatte, veränderte sie das Rezept, würzte das Brot. Wahrscheinlich tat sie das nur zu besonderen festlichen Anlässen. Das alltägliche Brot buk sie nicht zum Vergnügen, sondern neben zahllosen anderen Pflichten, die das Überleben der Familie sicherten.

Wenn gestern eine Frau ein Brot buk, dann tat sie das vermutlich, um sicher zu sein vor ungebetenen Zutaten. Vielleicht hat eins ihrer Kinder eine Weizenallergie und sie mühte sich mit Sauerteig und schwerem, dunklen Vollkornroggenmehl. 

Wenn ich heute ein Brot backe, dann tue ich das zur Beruhigung. Ich beruhige meine flatternden Hände, denn ich habe einen Mann. Er mag die Fürsorglichkeit und Wärme, die selbstgebackenes Brot ausstrahlt. Und ich muß ihn beruhigen, denn ich habe den ganzen Tag nur an meine Arbeit gedacht. Ich hatte keine Muße für lange Küsse und keine Ruhe für gemütliches Kaffetrinken am Sonntagnachmittag. Stolz auf meine Arbeit, meinen Elan und meine Freude daran, ist er trotzdem nicht gern so unwichtig. Wenn ich heute ein Brot backe, tue ich heimlich Buße. 

  Wenn ich morgen ein Brot backe, dann tue ich das wahrscheinlich, weil meine Mutter so gern gebacken hat. Ganz entspannt stand sie am Küchentisch, ohne Kochbuch, ganz versunken in die Freude, Mehl und Zucker allein zu beherrschen. Manchmal hat sie dabei leise gesummt, und gelächelt hat sie, wenn ihre kräftigen Finger den Teig kneteten. Ich kann nie so viel Kuchen essen, wie ich sie vermisse. Darum backe ich morgen Brot. 

Wenn übermorgen eine Frau ein Brot backt, dann tut sie das hoffentlich aus Freude. Weil es ihr Spaß macht, den klebrigen Teig aufgehen zu sehen. Weil sie den Geruch seit ihrer Kindheit liebt. Weil Brot ihr ein Geschenk ist. 

 

 


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