Schon im Jahre 1380 hatte Bordenau einen Deich. Aber dieser schützte nicht das Dorf.

Ein Aufsatz von Dr. Werner Besier, im Novenber 2006

Die Gebrüder Gottschalk, Hans und Hermann von Campen stellen nämlich am 1. Januar eine Quittung darüber aus, dass die Herzöge Wenzlaus und Albrecht von Sachsen und Lüneburg ihnen Bordenau, den Wall und das Dorf mit der Mühle und der Fischerei und allerlei Rechten für 200 Mark löthigen Silbers (ungemünztes Barrensilber) verpfändet haben. Sie werden beauftragt, den Wall mit Planken zu versehen, auf demselben ein Haus (d. h. ein Schloss), einen Burgfrieden und dazu Tore und Brücken zu erbauen. In der Vorburg soll auch ein Vorwerk, also ein Wirtschaftshof, mit Planken, Toren und Brücken gebaut werden. 

Da in Bordenau schon zuvor ein Schloss bestanden hatte, was aber vermutlich zerstört worden war, sollen die von Campen es also offenbar wieder aufbauen und neu befestigen, was mitten im Lüneburger Erbfolgekrieg (1371-88) auch vernünftig erscheint. 


Der Spatenstich am 30.11.2006 durch Thomas Stolte (links) und  Neustadts Bürgermeister Uwe Sternbeck symbolisiert den Beginn der Baumaßnahmen zur Deicherhöhung
Foto: P. Breitenstein

Über die Lage des Schlosses wird nichts mitgeteilt. Vermutlich handelte es sich um ein von Wasser umgebenes Gebäude in der Marsch rechts der Leine. Und dort kann man bei Hochwasser auch heute noch hinter dem Pfarrgarten, in der Pfarrweide, eine als die Pinkenburg bezeichnete quadratische Erhebung herausragen sehen. Sie liegt allerdings vor dem heutigen Deich. Man muss daher feststellen, dass das damalige Schloss durch Erdaufwurf vor Wasser geschützt wurde, offensichtlich aber nicht das Dorf Bordenau. 
Erst 1744 entstehen Dämme zum Schutz des Dorfes. Doch sie schützen nur wenig.

Am Thomastag 1740, das ist der 21. Dezember, strömt eine Wasserflut eine halbe Elle (eine Elle sind ca. 58 cm) hoch durch das Pfarrhaus. Da ein Pfarrhaus sicher ungefähr an derselben Stelle stand, an der das heutige auch steht, kann also kein Deich vorhanden gewesen sein, der das Dorf hätte schützen können. Das Schloss in der Pfarrweide existierte nicht mehr. In wie weit das Pfarrhaus durch das Hochwasser beschädigt war, ist nicht bekannt. Aber vier Jahre später wird ein neues Pfarrhaus gebaut, ebenso werden drei Dämme errichtet. 


Albert Schneller von der BI Hochwasserschutz am löchrigen Deich, Foto: C. Pieper, Leinezeitung vom 15.1.03
Die Vermutung liegt nahe, dass hier ein Zusammenhang mit der Flut von 1740 besteht und das Dorf Bordenau seine vielleicht ersten Deiche bekam. Viel genutzt hat dieser Wasserschutz offenbar aber nicht. Denn am 19./20. Dezember 1747, fast exakt sieben Jahre nach dem Hochwasser von 1740, wird das Unterdorf wieder überflutet, so dass man bis „an die Kirchenpforte mit Schiffen“ fuhr. 
Am 4. August 1752 wird die Ernte offenbar durch Überschwemmung verdorben. Und 1756 gibt es schon wieder Hochwasser. 

Wegen des Hochwassers am 9. April 1808 müssen 33 Häuser geräumt werden. 
Die nächste Wasserflut kommt am 18. Januar 1841 und stürzt u.a. durch das Pfarrwohnhaus.
 

1869 schreitet man endlich zur Eindeichung. 

1908/09 wird ein Deich von „Behnsen Garten“ bis zu „Grahles Ahnser Marsch“ gebaut. Den Bauherren hatte der Regierungspräsident gewisse Auflagen gemacht. Der Chronist Wilhelm Grahle (+ 1977) meinte in diesem Zusammenhang, dass für diesen Deichbau die Erdwälle des verfallenen Schlosses aus der Pfarrweide verwendet worden seien, ein Vorgang, der sich 1961 wiederholt habe. Sollte es so gewesen sein, dann wären Schloss und Dorf beim Deichbau doch noch zusammengekommen. 
Aber am 9. Februar 1909 besteht der neue Winterdeich seine erste Bewährungsprobe nicht: Er bricht bei Sprengels Kampgarten und hinter „Ottenshause“, weil der angesetzte Rasen noch nicht verwachsen war. Bauer Grahle berichtet, „Ottens Haus“ habe unter Wasser gestanden. Bei Grahle selbst steht das Wasser rund ums Haus und in Ställen, die Schafe werden bei Oberheu in Sicherheit gebracht.
Mitte Januar 1918 gibt es Winterhochwasser mit Eisgang. Der erste Hochwassersteg zwischen Fährhaus und Grebenbostel wird weggerissen, die neue Landstraße hinter der Brücke ausgespült, eine Starkstromleitung umgebrochen, Bordenau ist 14 Tage ohne Strom, aber der Deich hält stand.
Ein Sommerhochwasser Ende Juli 1926 setzt die Marsch sechs Wochen unter Wasser.
Im August 1927 steht drei Wochen lang Hochwasser auf der Marsch. Im Westen zerstören Überschwemmungen die Straßen.
Im Winter baut die Wunstorfer Zementfabrik für 12000 Mark einen ca. 400 m langen Steg über die Leine, der einen niedrigeren ersetzt. Dieser Steg wurde 1995 wegen Baufälligkeit ersatzlos abgerissen. 
Kleinpflaster aus Zement wird 1928 aufgebracht, was die Straße erhöht und sie wider-standsfähig gegen Wasser macht.
Ende November 1930 schwappt das Hochwasser wieder über die Straße.
1931/32 hält der Deich, aber Winterwasser schwappt über.

Erstaunlicherweise scheint es zwischen 1933 und 1945 kein Hochwasser gegeben zu haben, jedenfalls fehlen Unterlagen darüber.
 

Hochwasserkatastrophe im Februar 1946

Die schnelle Schneeschmelze seit Anfang des Monats und ungewöhnlich starke Regenfälle, die nach einer Frostperiode nicht einsickern konnten, führten am 8./9. Februar 1946 zu einer Hochwasserkatastrophe, dem bis heute stärksten Hochwasser in Bordenau. Seine Markierungen sind bis in die aktuelle Gegenwart des Deichbaus Richtwerte für den Hochwasserschutz des Dorfes.
Die Alte Leine überflutete die Straße, der Hochwassersteg war unpassierbar. Der vorhandene Deich ist ½ m überflutet, das ganze Dorf steht ein Meter unter Wasser. Der Pegelstand der Leine war bei Neustadt auf bis dahin unerreichte 7,01m angestiegen; der normale Wasserstand bei Bordenau liegt bei 2,75, im Sommer bei 1,30. Auf den Deich waren Sandsäcke gelegt worden. Als diese abrutschten, kam eine gewaltige Flutwelle ins Dorf geschossen. Der Deich im Kampgarten wird auf über 200 m weggerissen, weil er schlecht repariert worden war. 
 

Durch den Kampgarten kommend überflutet das Wasser zunächst das untere Dorf (Höver, Sprengel, Akemann und Stolte). Der Damm am Pastorengarten ist gebrochen, über die Pinkenburg kommend ergießt sich ein reißender Strom um das Pastorenhaus, die Höfe Ostermeyer und Sprengel stehen fast bis an die Küchentür unter Wasser. Von der Hausecke Scharnhorst bis zur Kirche wird ein Notdamm errichtet. Das untere Stockwerk des Pfarrhauses wird geräumt. Der Verkehr zwischen den Häusern wird durch junge Leute mit Booten aufrecht erhalten. Auf den Straßen und Plätzen und im Kampgarten waren Schutzdämme von 50cm Höhe gezogen, sie halten dem Druck aber nicht Stand. Das Vieh und die wertvollste Habe werden in höher gelegene Dorfteile gebracht.
Ottens Grahles Haus ist unbewohnbar, das Fachwerkhaus muss abgerissen werden, die Bewohner werden zwei Jahre in Nr. 9 bei Grahle aufgenommen bis ihr Neubau fertig ist. Einquartierung gibt es auch bei Schünkahlen, später bei Ehlers. 
Noch drei Wochen lang muss man den Hochwassersteg benutzen. Außer Hühner und Ferkel ist niemand umgekommen.
 Am 6. März 1947 gibt es Hochwasser mit Eisgang, Weststurm, bis 30 cm starke Eisschollen werden auf den Deich geschoben. Der Sturm geht nachts zurück, das Wasser sinkt um 30 cm, die Eisschollen tauen noch bis Ende März ab.
Im selben Jahr wird die Eindeichung der Strecke von Moorhofsgarten bis zum Anschluss Ahnser Feld für 100000 DM (!)(Grahle) vorgenommen. Kreis, Land, Bund stellten Mittel aus 
dem Oker-Aller-Leineplan, Anlieger stellten den Boden kostenlos zur Verfügung. Oberhalb des Dorfes vom Osterberg bis zum Schifferberg bietet die Sommerbedeichung des Marschlandes einigen Betrieben etwas mehr Sicherheit.
 

Das Hochwasser kommt jetzt häufiger

Ende Juni/Anfang Juli 1956 gibt es wieder starkes Hochwasser, welches das Fährhaus umspült. Die Hälfte der Heuernte schwimmt fort, die andere Hälfte kann vorher geborgen werden, die Weide fällt über sechs Wochen aus. Auf der Veranda des Pfarrhauses werden verfaulte Holzteile erneuert.
Die Sommerhochwasser 1957/58 lassen nur die Weide ausfallen.(Bericht Grahle). 
1958 gibt es im Januar, Juni und Juli Hochwasser: Die Wiesen, der Keller des Pfarrhauses, der Pfarrgarten, „es ist alles verdorben“ (Eintrag im Kirchenbuch).

1960-63 wird der Deich in seiner Gesamtlänge erhöht, bzw. um 400 m verlängert auf dann 1400m. Gräben werden gezogen und Entwässerungsrohre verlegt, die in die Leine entleeren. Ein Schöpfwerk wird eingerichtet.
Zusammen mit dem Bau des Winterdeiches wird die Entwässerung des unteren Dorfes mit zwei Gräben fortgesetzt: 
a)Am Kampweg durch 36 m Rohrleitung plus 567m Graben mit Sohlenschalen; 
b)In der Bäckerstr. durch 103 m Rohrleitung plus 650 m Graben mit Sohlenschalen. 
Beide Gräben werden vor dem Deich zusammengeführt und entwässern dann unter dem Deich zur Leine. Bei Hochwasser schließt sich der Durchlass, das Pumpwerk entsorgt dann über den Deich.

1979 kommt ein kleines Hochwasser, aber am 12. März 1981 erlebt Bordenau den bis dahin zweithöchsten Hochwasserstand seiner Geschichte. Das alte Dorf musste mit Sandsäcken geschützt werden.
  

Die Deichinitiative wird gegründet

1985 wird eine Deicherhöhung im Bereich der Leinebrücke vorgenommen und 1987 gibt es wieder Hochwasser und 1988 gibt es auch wieder Hochwasser, 1993 ebenso.
Ende Oktober/Anfang November 1998 gibt es ein großes Leinehochwasser (Bild) und im Januar 2003 das schlimmste Leine-Hochwasser seit 1946.

Danach wird die Deichinitiative gegründet.

Hochwasser 1998, Foto: Bezirksregierung Hannover



 

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