1988 – 175. Todestag
1989 – 1.100 Jahre Bordenau
1993 – 180. Todestag
1995 – 240. Geburtstag
1996 – 241. Geburtstag
1998 – 243. Geburtstag
2000 – 245. Geburtstag
2002 – 247. Geburtstag
2003 – 190. Todestag
2005 – 250. Geburtstag
2006 - 251. Geburtstag

Feiern zu Ehren Scharnhorsts

Öffentliche Gelöbnisse der Bundeswehr

Quellenverzeichnis         Scharnhorstkomitee

 

Text von Claus-Dieter Gelbke
aus der Bordenauer Nachfolge-Chronik, Kapitel 'Scharnhorst', 
Stand Ende 2006, für Bordenau.de bearbeitet von Klaus Detering

1988 – 175. Todestag

Anlässlich des 175. Todestages Scharnhorst`s hatte der Philatelisten-Club Neustadt eine Briefmarkenausstellung organisiert, die sich im weitesten Sinne mit dem Heeresreformer befasste, und dazu in Zusammenarbeit mit dem Scharnhorst-Komitee Briefumschläge mit aufgedruckten Briefmarken und Ganzsachen aufgelegt.
Die Ausstellung fand im „Reiterstübchen“ statt und wurde am Sonntag, dem 26. Juni, vom Präsidenten des Scharnhorst-Komitees offiziell eröffnet, nachdem die Briefumschläge und Ganzsachen wegen eines Streiks bei der Bundesdruckerei in Berlin erst kurz zuvor eingetroffen waren. Am letzten Tag der Ausstellung, am 28. Juni, dem Todestag Scharnhorst`s, wurde ein Sonderstempel mit dem Porträt des Generals sowie der Inschrift „Gerhard v. Scharnhorst – 175. Todestag“ herausgegeben, der danach noch vier Wochen lang im Postamt Neustadt erhältlich war. Geplant war von den Philatelisten und dem Komitee ursprünglich, eine Sonderbriefmarke mit dem Porträt von Scharnhorst zu dessen Todestag zu präsentieren, doch ein von ihnen gestellter Antrag war vom Bundespostministerium abgelehnt worden.

Am Vormittag des Eröffnungstages hatte es noch einige Aufregungen gegeben, als eine Hamburger Firma vor dem Postamt in Neustadt ein Plagiat des o.g. Sonderstempels auf einem angeblich „Offiziellen Gedenkblatt“ zum 175. Todestag des Generals von Scharnhorst verkaufte. Der Vertrieb konnte erst durch eine einstweilige Verfügung des Amtsgerichts Neustadt gestoppt werden.

Die eigentliche Gedenkfeier fand am Nachmittag des 28. Juni im Vorgarten des Gutshofs statt. Bei strahlendem Sonnenschein hatten sich zahlreiche Vertreter der Bundeswehr und des öffentlichen Lebens, unter anderen auch Fürst Philipp-Ernst zu Schaumburg-Lippe, versammelt. Bläser des Heeresmusikkorps Hannover sorgten für den musikalischen Rahmen.

In seiner Begrüßungsrede erinnerte der Präsident des Komitees, Klaus Jürgen Kortmann, daran, dass Scharnhorst praktisch im Niemandsland, zwischen beiden deutschen Staaten auf dem Berliner Invaliden-Friedhof, begraben liege. Kortmann verlas telegrafische Grußadressen des Hohenzollern-Chefs, Prinz Louis Ferdinand von Preußen, sowie des neuen Bundesministers der Verteidigung, Dr. Rupert Scholz (CDU).

In seiner Festrede schilderte Oberst Albrecht von Mellenthin, Kommandeur der Lehrgruppe der Heeresschule in Hannover, Scharnhorst als eine Schlüsselfigur der deutschen Geschichte, dessen Werk für unsere Gegenwart im geteilten Deutschland sowohl für die Bundesrepublik und ihre Bundeswehr als auch für die DDR und ihre Nationale Volksarmee eine besondere Aussagekraft besitze. Scharnhorst habe mit seinem Wirken Weitsicht bewiesen. Mit seinen Reformen und der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht habe er den Soldaten in das Volk integriert. Er habe dadurch ein neues Berufsbild des Soldaten geschaffen, das des heutigen „Bürgers in Uniform“.

Im Anschluss an die Ansprachen wurde am Scharnhorst-Denkmal eine Kranz des Bundesverteidigungsministers niedergelegt.

Nach der Feierstunde gab das Scharnhorst-Komitee für die Gäste im Gutshof einen Empfang.

1989 – 1.100 Jahre Bordenau

Im Jahre 1989 konnte Bordenau das 1.100jährige Jubiläum seiner ersten urkundlichen Erwähnung feiern. Das Jubiläum wurde in einer Festwoche vom Freitag, dem 30. Juni, bis Sonntag, dem 09. Juli, begangen.
Mittwoch, der 05. Juli, war dem Andenken Scharnhorst`s gewidmet. Auf dem Gutsgelände fand eine Abendserenade statt, die vom Scharnhorst-Komitee mit Hilfe der Offizierschule des Heeres in Hannover und des Heeresmusikkorps der 3. Panzerdivision in Lüneburg veranstaltet wurde. Nach der Begrüßung durch den Präsidenten des Komitees, Klaus Jürgen Kortmann, hielt der Kommandeur des Heeres, Brigadegeneral Ernst Lissinna, eine Ansprache über „Die Bedeutung Scharnhorst`s und seines Werkes für die deutsche Geschichte“. Im Anschluss an die Serenade fand im „Reiterstübchen“ ein Vortrag des Wehrgeschichtslehrers an der Offizierschule des Heeres in Hannover, Oberstleutnant Dr. Waldis Greiselis, über „Scharnhorst und die allgemeine Wehrpflicht“ statt. Dr Greiselis zeichnete zunächst ein detailliertes Lebensbild des großen Bordenauers, das er durch zahlreiche Zitate von Scharnhorst selbst, seinen Zeitgenossen und von Biographen veranschaulichte, und stellte dann Scharnhorst`s Idee und Vorarbeiten für die allgemeine Wehrpflicht dar, dessen Einführung 1814 Scharnhorst nicht mehr erlebte.

An dem Dorfjubiläum beteiligte sich das Komitee außerdem mit der Ausstellung „Gerhard von Scharnhorst“ auf der Diele des Gutshauses. Die Ausstellungstücke, die die Familie Fischer- Kumbruch aus dem früheren Besitz Scharnhorst`s zur Verfügung gestellt hatte, wurden in der Festwoche von zahlreichen Besuchern besichtigt.

Die Fotogalerie Bordenau hatte aus Anlass des Jubiläums vier historische Bildpostkarten reproduziert und aufgelegt, auf denen verschiedene Bordenauer Motive, insbesondere aber das Scharnhorst-Geburtshaus, das Scharnhorst-Denkmal und die ehemalige Scharnhorst-Brücke über die Leine, zu sehen sind. Ferner hatte die Fotogalerie sieben Fotografien von Ingolf Heinemannn als Postkarten herausgegeben, darunter das Scharnhorst-Geburtshaus.

Von der Volksbank Garbsen war zum Bordenauer Dorfjubiläum eine Gedenkmünze herausgegeben worden, die auf der einen Seite das Porträt des Generals von Scharnhorst trägt.

Selbst beim „Historischen Umzug“ am Ende der Festwoche wurde Scharnhorst nicht vergessen. In einem Landauer wurde der General mit seiner Frau Clara durch das Dorf kutschiert. Dargestellt wurde das Ehepaar Scharnhorst übrigens von „echten“ Scharnhorst`s.

1993 – 180. Todestag

Mehr als 350 Rekruten aus drei verschiedenen Bataillonen legten am 27. Mai 1993 abends auf dem Sportplatz vor hunderten von Zuschauern ihr Gelöbnis ab. Unter den zahlreichen Ehrengästen befand sich auch Philipp-Ernst, Fürst zu Schaumburg-Lippe. Die Feierlichkeiten wurden musikalisch umrahmt vom Heeresmusikkorps I aus Hannover.

In seiner Festrede betonte der Kommandeur des Panzerbataillons 33 aus Luttmersen, Bernd Stache, dass die Soldaten sich freuten, in Bordenau, dem Geburtsort des preußischen Heeresreformers General Gerhard von Scharnhorst, ihre Gelöbnisfeier durchführen zu dürfen; sie fiele fast mit dem 180. Todestag am 28. Juni zusammen. Er ermahnte die jungen Soldaten, sich keine Orientierungshilfen im Rechtsextremismus oder anderen weltfremden Extremen zu suchen.

Auch Generalmajor Hartmut Behrendt, Befehlshaber des Wehrbereichskommandos II, sowie der Bordenauer Ortsbürgermeister Jürgen Rahlfs (F.D.P.) hielten es für bemerkenswert, dass den Rekruten die Möglichkeit eröffnet sei, am historischen Ort ihrer Treue-Verpflichtung nachzukommen.

Im Anschluss an die Reden schritten Stache und Rahlfs die Front der angetretenen Rekruten ab. Danach legten – stellvertretend für ihre Kameraden – je vier Rekruten pro Bataillon ihre Hände zum Eid auf die Flaggen.

Beim anschließenden Empfang im „Reiterstübchen“ sprach der Präsident des Scharnhorst-Komitees, Klaus Jürgen Kortmann, über das Leben von Gerhard von Scharnhorst und über die Geschichte des Rittergutes.

Der Neustädter Bürgermeister Friedhelm Dreyer (CDU) wies darauf hin, dass dies die neunte Gelöbnisfeier in den vergangenen zehn Jahren außerhalb des Kasernengeländes gewesen, und es zur Tradition geworden sei, sie in verschiedenen Ortsteilen des „Neustädter Landes“ abzuhalten.

Zum Abschluss wurden die Gäste von der Hausherrin Ingrid Fischer-Kumbruch sowie Klaus Jürgen Kortmann in das Gutshaus eingeladen, um die Sehenswürdigkeiten aus der Zeit von Scharnhorst zu bewundern und sich in das „Goldene Buch“ einzutragen.

1995 – 240. Geburtstag

Ein eisiger Ostwind blies am Sonntag, dem 12. November, nachmittags über den Bordenauer Sportplatz, als Rekruten der Bundeswehr aus Heer, Marine und Luftwaffe ihr öffentliches Gelöbnis ablegten.

An diesem Tage jährte sich zum 240sten Mal der Geburtstag von Gerhard von Scharnhorst. Außerdem konnte die Bundeswehr ihr 40jähriges Bestehen feiern und gleichzeitig auf fünf Jahre des Aufbaus der „Armee der Einheit“ zurückblicken.

Im Vorfeld dieser Veranstaltung hatte die Bordenauer SPD massive Vorwürfe gegen Ortsbürgermeister Jürgen Rahlfs erhoben. Der FDP-Ratsherr habe aus Profilierungssucht ohne Rücksprache mit dem Ortsrat das Gelöbnis nach Bordenau geholt. Rahlfs wies die Vorwürfe als „unwahr“ zurück.

Das Gelöbnis führte auch zu einer Anfrage der SPD-Abgeordneten Monika Ganseforth im Bundestag. Sie wollte wissen, wie viele Soldaten tatsächlich nach Bordenau kommen, wie lange sie bleiben, welche Liegenschaften sie in Anspruch nehmen würden, ob Umbaumaßnahmen erforderlich seien, wie der Punktspielbetrieb des TSV gewährleistet sei und was das Ganze koste. Die Fragen wurden vom Bundesministerium für Verteidigung beantwortet.

Die Bundeswehr hatte einige Tage vor dem Gelöbnis die Bordenauer Bürger durch eine Wurfsendung um Verständnis für „einige leider nicht gänzlich zu vermeidende Belästigungen durch Vorbereitungsarbeiten auf die Veranstaltung“ gebeten.

400 Polizeibeamte und eine nicht genannte Anzahl von Feldjägern sorgten für einen reibungslosen Ablauf der Feierlichkeiten. Angesichts dieses Großaufgebots von Ordnungskräften blieben die von vielen befürchteten Demonstrationen und Krawalle von Autonomen und Punks aus. Nicht einmal ein Dutzend Demonstranten hatte sich nach Bordenau gewagt. Zeitgleich mit der Feier in Bordenau demonstrierte eine kleine Gruppe der „Friedensinitiative Neustadt“ neben der Alten Wache schweigend gegen Krieg und Militär.
Bordenau glich am 12. November einer Festung; der Ort war praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Schon am Vormittag überwachten Polizei und Feldjäger sämtliche Ortseinfahrten. Autos wurden bei geringstem Verdacht durchsucht. Im Dorf waren einige Straßen für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt.

Bundeswehrpioniere hatten rund um den Dorfteich zahlreiche Zelte sowie eine Feldküche errichtet und Tribünen samt VIP-Zelt auf dem Sportplatz aufgebaut. Im Dorfgemeinschaftshaus waren der Stab und das Pressezentrum für rd. 150 Journalisten untergebracht.

Es hatten sich annähernd 5.000 Zuschauer eingefunden, als gegen 14.15 Uhr die Rekruten auf dem Sportplatz einmarschierten und vor den Tribünen im Karree Aufstellung nahmen. Danach erfolgte der Einmarsch des Wachbataillons und des Divisionskommandeurs, gefolgt von den Truppenfahnen mit dem Stabsmusikkorps und der Ehrenkompanie. Mit einiger Verspätung gegenüber dem Zeitplan betrat der Bundesminister der Verteidigung, Volker Rühe (CDU), den Sportplatz und schritt gemeinsam mit dem Bundestagsvizepräsidenten, Hans-Ulrich Klose, und Ortsbürgermeister Jürgen Rahlfs die Formation der angetretenen Rekruten ab. 

Ortsbürgermeister Rahlfs konnte neben Rühe und Klose weitere prominente Gäste an der Veranstaltung, wie den Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus Naumann, sowie die Inspekteure von Heer, Luftwaffe und Marine, begrüßen. Ehrengäste waren außerdem zahlreiche Prominente aus Politik und Militär. „Sorgen wir gemeinsam dafür, dass die allgemeine Wehrpflicht funktionsfähig bleibt“, forderte Rahlfs, ehe er das Mikrophon an Minister Rühe weiterreichte.

Rühe erinnerte an die Beginn der Bundeswehr, die „eine gewaltige Reformaufgabe zu bewältigen hatte.“ Vierzig Jahre habe sie jetzt die Freiheit, auch die Meinungsfreiheit, geschützt. Das Recht auf Meinungsfreiheit sei aber kein Freibrief, die Würde der Soldaten zu verletzen. „Es ist nicht hinnehmbar, wenn Soldaten der Bundeswehr ungestraft als Mörder bezeichnet werden“, rief Rühe aus. Er wandte sich damit gegen das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach das Tucholsky-Zitat „Soldaten sind Mörder“ nicht automatisch als Beleidigung strafbar sei.

Sehr viel deutlicher als Rühe wurde Hans-Ulrich Klose, als er in seiner Würdigung der Bundeswehr auf dieses Urteil einging. Juristisch und politisch halte er es für falsch, sagte der Jurist mit Schärfe in der Stimme. „Soldaten, die in Erfüllung einer gesetzlichen Pflicht in der Bundeswehr dienen, sind keine Mörder und dürfen so auch nicht straflos bezeichnet werden.“

Im Anschluss an die Reden erfolgte der eigentliche Gelöbnis-Akt.

Danach traf man sich zum Essen der „traditionellen“ Erbsensuppe bei der Gulaschkanone.

Bevor Bundesverteidigungsminister Volker Rühe mit seinen Generälen auf dem Sportplatz erschien, hatte er schon dem historischen Anlass seine Reverenz erwiesen: Am Denkmal Scharnhorst`s legte er ein Blumengebinde nieder, nachdem er zuvor Scharnhorst`s Ur-Ur-Großnichte Ingrid Fischer-Kumbruch gebührend begrüßt hatte. Im Gutshaus trug sich Rühe in das Gästebuch ein und lauschte den Erläuterungen von Gutsbesitzer Gerd Fischer-Kumbruch und seiner Mutter. Und überraschend nahm er den Vorschlag an, im Garten dem Grab von Scharnhorst`s Frau Clara geb. Schmalz einen Besuch abzustatten. Das war im Protokoll nicht vorgesehen.

1996 – 241. Geburtstag

Wie schon im Vorjahr war auch 1996, nämlich am Dienstag, dem 12. November, dem 241. Geburtstag Scharnhorst`s, vormittags der Sportplatz in Bordenau Schauplatz eines öffentlichen Gelöbnisses von 300 Rekruten der drei Teilstreitkräfte Heer (Panzergrenadierlehrbataillon 332 aus Wesendorf bei Celle), Luftwaffe (Ausbildungsregiment I aus Goslar) und Marine (Sicherungsbataillon 3 aus Husum in Schleswig Holstein).

An der Spitze der Gäste standen Bundesverteidigungsminister Volker Rühe und einer seiner populärsten Vorgänger im Amt: der SPD-Politiker Georg Leber. Gemeinsam mit ihnen schritten Ortsbürgermeister Jürgen Rahlfs und der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Hartmut Bagger, die Front der Soldaten ab.

„In fast familiärer Atmosphäre“ – so die örtliche Presse – fanden die Feierlichkeiten statt. Anders als im Vorjahr war von einem Großaufgebot an Sicherungskräften nichts zu spüren. Rund 600 Zuschauer verfolgten im Nieselregen die Zeremonie.

Nach der Begrüßung der angetretenen Rekruten durch den scheidenden Ortsbürgermeister Jürgen Rahlfs würdigte Bundesverteidigungsminister Volker Rühe in seiner Ansprache die vorbildliche staatsbürgerliche Haltung der Soldaten, was heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr sei. „Unsere Soldaten sichern den Frieden, sie helfen Menschen in Not und Gefahr – zu Hause und in der Welt.“ Der ehemalige Verteidigungsminister Georg Leber legte den Rekruten ans Herz „seid stolz auf unser Land wie die jungen Europäer in anderen Ländern“ und mahnte: „Geht mit erhobenen Kopf, aber erhebt Euch nie über andere.“

Nach dem Gelöbnis empfing Rühe offizielle Gäste im Dorfgemeinschaftshaus. Vor den Feierlichkeiten hatten Rühe und Leber am Scharnhorst-Denkmal ein Blumengebinde niedergelegt.

Im Vorfeld der Veranstaltung wurden in der örtlichen Presse mehrere Leserbriefe mit Argumenten für und wider das Gelöbnis in Bordenau veröffentlicht.

Da die Bundeswehr sowohl die Turnhalle als auch das Gebäude der Scharnhorst-Schule als Standort benötigte, mussten einige geplanten Veranstaltungen in der Turnhalle in der Zeit vom 09.11. bis zum 12.11. sowie der Schulunterricht am 12.11. ausfallen. Die Schule beabsichtigte ursprünglich, am Tage des Gelöbnisses mit allen Schülern und Lehrkräften einen Tagesausflug zu machen. Dafür sollte die Bundeswehr die benötigten Busse kostenlos zur Verfügung stellen, was von dieser aber „aus rechtlichen Gründen“ abgelehnt werden musste. Sie erklärte sich jedoch bereit, den Wunsch der Schule in Zukunft, wenn in Bordenau an einem Alltag wieder ein Gelöbnis stattfinde, zu realisieren und mit ihrer Unterstützung dann eine außerschulische Ersatzveranstaltung durchzuführen.

1998 – 243. Geburtstag

Das nächste öffentliche Gelöbnis fand in Bordenau am Donnerstag, dem 12. November 1998, um die Mittagszeit herum auf dem Festplatz am Dorfteich anläßlich des 243. Geburtstages von Gerhard von Scharnhorst statt. Dabei gelobten 300 Rekruten vom Sanitätsregiment Hildesheim, dem Luftwaffenausbildungsregiment Goslar sowie dem Marinesicherungsbataillon Seeth aus Schleswig-Holstein vor mehreren hundert Zuschauern „der Bundesrepublik treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“

An der Veranstaltung nahm neben dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Hartmut Bagger, auch die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verteidigung, Brigitte Schulte aus Hameln, teil. Der neue Bundesverteidigungsminister, Rudolf Scharping (SPD) konnte wegen Terminschwierigkeiten nicht nach Bordenau kommen.

Vor dem Gelöbnis hatte Frau Schulte bereits am Scharnhorst-Denkmal vor dem Gut ein Blumengebinde niedergelegt und anschließend das Gutshaus als Geburtshaus Scharnhorst`s besucht, wo sie sich in das Gästebuch eintrug.

In ihrer Festrede betonte Frau Schulte, daß es auch unter der sozialdemokratisch geführten Bundesregierung weiter öffentliche Gelöbnisse geben werde. Sie sprach sich wie der Neustädter Bürgermeister Wilhelm Heidemann (CDU) zuvor für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht aus. „Sie übernehmen in ihrer Wehrdienstzeit auch Verantwortung für das Ansehen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit" ermahnte sie die Rekruten.

Die Sicherheitsvorkehrungen auf den Zufahrten nach Bordenau sowie besonders am Festplatz waren – wie bei allen bisherigen Gelöbnissen – auch diesmal wieder unübersehbar. Ein starkes Polizei- und Feldjägeraufgebot sorgte für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung.

Für die Schüler der Scharnhorst-Schule, vor deren Haustür das Gelöbnis stattfand, fiel der Unterricht an diesem Tage aus. Mit Bussen der Bundeswehr wurden sie stattdessen zum Dinopark in Münchehagen transportiert.

Im Anschluss an die Feierlichkeiten lasen Mitglieder des Arbeitskreises „Ein Dorf liest“ in der Schule in einer siebenstündigen Veranstaltung aus dem Antikriegs-Epos „Im Westen nichts Neues“ von Erich Remarques vor. Dazu Initiator Martin Drebs: „Das soll aber auf keinen Fall eine Gegenveranstaltung, sondern eine Komplettierung des Gelöbnisses sein!“

Wenige Tage nach dem Gelöbnis forderten Neustadts Grüne in einem offenen Brief an Bundesverteidigungsminister Scharping und ihren Parteifreund, Außenminister Joschka Fischer, künftig auf solche „unzeitgemäßen Veranstaltungen“ zu verzichten.„Militärische Bombastaktionen“, wie das Gelöbnis in Bordenau, sollten sich nicht wiederholen. Derartige Feiern seien ein aus der Kaiserzeit übernommenes Ritual, das heutzutage als Anachronismus erscheine.

2000 – 245. Geburtstag

Am Sonntag, dem 12. November 2000 fand zum fünften Mal in den letzten acht Jahren ein öffentliches Gelöbnis der Bundeswehr in Bordenau statt. Und zum dritten Mal während dieser Zeit nahm ein amtierender Bundesminister der Verteidigung, nämlich Rudolf Scharping (SPD), daran teil. Im Jahre 1998 war er noch verhindert gewesen und hatte sich durch seine Parlamentarische Staatssekretärin vertreten lassen. In den Jahren 1995 und 1996 war jeweils der damalige Minister Volker Rühe (CDU) nach Bordenau gekommen.

Anlass des Gelöbnisses waren der 245. Geburtstag des Bordenauer Heeresreformers Gerhard von Scharnhorst sowie der 45. Gründungstag der Bundeswehr.

Der Himmel war bedeckt und das Thermometer zeigte 12° an, als in der Mittagszeit in Anwesenheit von Minister Scharping sowie zahlreicher Ehrengäste, neben hochrangigen Militärs aus dem Bereich der Bundeswehr, ausländischen Attache´s aus Japan, Israel und Litauen, zahlreichen Politikern aus dem Bundestag, den niedersächsischen Ministern Heiner Bartling (Innen) und Heinrich Aller (Finanzen), Landräten bis hin zu den Ortsbürgermeistern aus den Garnisons- und Patengemeinden sowie Vertretern aus der niedersächsischen Wirtschaft, 300 Soldaten des Heeres, der Luftwaffe und der Marine auf dem Festplatz am Dorfteich ihr Gelöbnis ablegten. Das Treuebekenntnis zur Bundesrepublik wurde stellvertretend für alle Rekruten von zwei Kanonieren des Panzerflugabwehrbataillons Achim, zwei Matrosen des Marinesicherungsbataillons Seeth sowie zwei Fliegern des Luftwaffenausbildungsregiments Goslar abgelegt. Die Zeremonie wurde von mehr als 2.000 Zuschauern, darunter auch eine Kompanie albanischer Soldaten, verfolgt.

Nach Grußworten von Bürgermeister Wilhelm Heidemann an die Soldaten, Gäste und Zuschauer ging Scharping in seiner Gelöbnisrede insbesondere auf die Bedeutung von Scharnhorst für die Bundeswehr ein. „Als Teil der sicherheits-politischen Vorsorge ist die allgemeine Wehrpflicht weiterhin unverzichtbar“. Mit diesen Worten unterstrich Scharping, dass für ihn eine Umwandlung der Bundeswehr in eine Berufswehr nicht in Frage komme. Im übrigen mahnte der Minister die Soldaten zur Achtung und zum Respekt vor anderen Menschen und vor anderen Kulturen. Nach dem militärischen Zeremoniell traf sich Scharping zu kurzen persönlichen Gesprächen mit den jungen Soldaten.

Wie auch bei den vorangegangenen Gelöbnisfeiern hatte das Großaufgebot an ziviler und militärischer Prominenz wieder ein entsprechendes Maß an Sicherheitsvorkehrungen zur Folge. Zufahrtstraßen zum Veranstaltungsplatz wurden teilweise gesperrt und überwacht. Aufgrund eines an den Vortagen im Dorf verteilten Flugblattes Neustädter Militärgegner wurde kurzfristig noch ein Einsatzzug der Polizeiinspektion Hannover-Land nach Bordenau geholt. Einschreiten mussten die Polizisten aber nicht. Auch der Neustädter „Arbeitskreis Regionalgeschichte“ hatte zuvor in einer Presseerklärung gegen das Gelöbnis protestiert.

Vor der Gelöbnisfeier hatte Scharping zusammen mit Bürgermeister Wilhelm Heidemann und dem Inspekteur der Bundeswehr, General Harald Kujat, am Scharnhorst-Denkmal vor dem Geburtshaus des Heeresreformers ein Blumengebinde niedergelegt. Begleitet wurden sie von Ingrid Fischer-Kumbruch, Ortsbürgermeisterin Sieglinde Ritgen und dem Präsidenten des Scharnhorst-Komitees, Klaus Jürgen Kortmann. 

2002 – 247. Geburtstag

Seit 1996 sind jeweils im Zweijahres-Rhythmus öffentliche Gelöbnisse der Bundeswehr im Bordenau durchgeführt worden. Das bedeutete, dass Bordenau 2002 wieder „dran“ war. Und wieder hielt ein amtierender Bundesverteidigungsminister, diesmal Peter Struck (SPD), ein waschechter Niedersachse, die Gelöbnisrede. 

Ortsbürgermeisterin Sieglinde Ritgen (SPD) spürt deshalb im Gegensatz zu früheren Zeiten mittlerweile einen gewissen Stolz bei den Bordenauern: „Nach anfänglichen Schwierigkeiten sieht die Bevölkerung solchen Gelöbnissen mit Wohlwollen entgegen. Welcher Ort kann schon solche Prominenz erwarten?“ Auch von Reportern der Leine-Zeitung befragte Bordenauer Bürger waren überwiegend dieser Meinung. Nur ein Leserbriefschreiber konnte sich dieser Ansicht ganz und gar nicht anschließen.

Am Dienstag, d. 12. November 2002, dem 247. Geburtstag des in Bordenau geborenen und späteren preußischen Generals Gerhard von Scharnhorst, waren auf dem Festplatz beim Dorfteich 380 Rekruten des Pionierbatallions 130 aus Minden, des Luftwaffenausbildungsregiments 1 aus Goslar sowie der Marineunter-offiziersschule aus Plön zur Vereidigung angetreten. Zwei Soldaten aus jeder Einheit sprachen stellvertretend für ihre Kameraden an den Truppenfahnen die Gelöbnis-formel.

Vor ca. 1.500 Gästen, darunter Niedersachsens Innenminister Heiner Bartling (SPD) nutzte Verteidigungsminister Struck das Gelöbnis zu einem Bekenntnis zur Wehrpflicht und vertrat die Meinung, der Wehrdienst sei „trotz seines tiefen Eingriffs“ in das Leben der jungen Männer „gerechtfertigt“. Grußworte an die Gäste hatte zuvor auch Bürgermeisterin Karin Kirchmann (SPD) gesprochen. Sie nannte das Gelöbnis ein besonderes Ereignis für die Stadt Neustadt. Im Anschluss an das Gelöbnis hatten die Soldaten Gelegenheit, mit dem Verteidigungsminister zu sprechen.

Vor der Vereidigung hatte der Verteidigungsminister eine Blumengebinde am Scharnhorstdenkmal vor dem Gut niedergelegt. Dabei gelang es Ingrid Fischer-Kumbruch, Gutsfrau auf Gut Scharnhorst – wie schon bei Strucks Amtsvorgängern Volker Rühe (CDU) und Rudolf Scharping (SPD) – , den Verteidigungsminister mit sanfter Gewalt in das Gutshaus zur Eintragung in das Gästehaus zu „entführen“.

Am Tage des Gelöbnisses wurde die Ortsdurchfahrt für ca. ¼ Stunde gesperrt und zwar zu dem Zeitpunkt, als der Minister vom Scharnhorstdenkmal zum Festplatz gefahren wurde. Die Straße „Am Dorfteich“ wurde für den gesamten Tag gesperrt; die Straße „Alte Mühle“ war nur in einer Richtung befahrbar. An der Bordenauer Straße wurde in Höhe des Dorfteiches eine Halteverbotszone eingerichtet.

Struck hielt sich in Bordenau insgesamt rd. zwei Stunden auf. Er kam um ca. 
10.50 Uhr vom Fliegerhorst hier an, wobei die Bundeswehrkolonne durch das gerade zurückgehende Leine-Hochwasser beim Fährhaus fahren musste. Nach einem Kaffeetrinken im Dorfgemeinschaftshaus erfolgte um 11.30 Uhr die Kranznieder-legung am Denkmal, um 11.45 Uhr begann die Gelöbnisfeier, um 12.45 Uhr fuhr Struck wieder zum Fliegerhorst zurück.

Das nächste Gelöbnis in Bordenau ist zum 250. Geburtstag Scharnhorsts im Jahre 2005 vorgesehen. Struck geht davon aus, dass er dann noch Minister ist; er möchte nach seinen Aussagen dann gern wieder nach Bordenau kommen.

2003 – 190. Todestag

Bekanntermaßen starb der 1755 in Bordenau geborene preußische General und Heeresreformer Gerhard von Scharnhorst am 28. Juni 1813 in Prag an den Folgen einer Anfang Mai 1813 in der Schlacht bei Großgörschen erlittenen Verwundung. Die 190. Wiederkehr beider Ereignisse stand im Jahr 2003 im Mittelpunkt der Aktivitäten des Scharnhorst-Komitees Bordenau.

Das Komitee und die Gemeindeverwaltung Großgörschen/Brandenburg führten gemeinsam vom 1. bis zum 4. Mai in Großgörschen das „Scharnhorst-Fest 2003“ durch. Dabei trat erstmals „General Scharnhorst“ auf, nachdem sich in den vergangenen Jahren dort in den nachgestellten Schlacht-Szenen bereits Blücher-, Gneisenau- und Napoleon-Darsteller gezeigt hatten. Bei allen Veranstaltungen, insbesondere auch der Kranzniederlegung am 3. Mai am Scharnhorst-Denkmal, war auch das Scharnhorst-Komitee Bordenau vertreten.

An Scharnhorsts Todestag veranstaltete das Komitee gemeinsam mit dem Berliner „Förderverein Invalidenfriedhof“ eine Gedenkfeier unter Beteiligung des Wachbataillons und des Stabsmusikkorps der Bundeswehr. Beide Vorsitzende, der ehemalige Hamburger Bundestagsabgeordnete Klaus Francke sowie Klaus Jürgen Kortmann, legten Kränze ihrer Vereine am Scharnhorst-Grabmal nieder, das der berühmte klassizistische Baumeister Karl Friedrich Schinkel 1834 entworden hatte. Scharnhorst war nach seinem Tode zunächst in der Kapelle des Militärfriedhofes in Prag beigesetzt, ehe er im Jahre 1826 zum Invalidenfriedhof nach Berlin überführt wurde. Die Festansprache bei der Feier hielt der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr und Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, General a. D. Klaus Naumann.

Auch der Scharnhorst-Gedächtnismarsch rund um des Steinhuder Meer Mitte Juni 2003 war bereits dem Gedenken an den 190. Todestag des Generals als Schöpfer der allgemeinen Wehrpflicht gewidmet.


2005 – 250. Geburtstag

Zu den wichtigen Ereignissen in Deutschland gehörten im Jahre 2005 neben den vorgezogenen Bundestagswahlen am 18. September und dem dadurch bedingten Ende der SPD/GRÜNEN-Regierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sowie der neuen Großen Koalition von CDU und SPD mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an der Spitze die über das gesamte Jahr verteilten zahlreichen Veranstaltungen aus Anlass des 50jährigen Bestehens der Bundeswehr. Da die Bundeswehr offiziell am 200. Geburtstag des in Bordenau geborenen späteren preußischen Heeresreformers Gerhard von Scharnhorst gegründet worden war, war das Jubiläum der Bundeswehr gleichzeitig mit dem 250. Geburtstag Scharnhorsts verbunden.

Als Abschluss aller Feierlichkeiten wurde dieses Doppeljubiläum am Sonnabend, d. 12. November, mit einem Staatsakt aus Vereidigung und Feierlichem Gelöbnis in Bordenau begangen.

Eine erste Erkundung von Offizieren des Wehrbereichs I Küste in Kiel, bei der eine Projektgruppe für die Vorbereitung und Durchführung dieser Veranstaltung eingerichtet war, sowie des Verteidigungsbereichskommandos und der Panzerdivision Hannover fand bereits im April statt. Teilnehmer daran waren der Präsident des Bordenauer Scharnhorst-Komitees, Klaus Jürgen Kortmann und der Leiter der Scharnhorstschule, Matthias Glimme. 

Am 31. August wurden die Bordenauer von der Bundeswehr über den Stand der Planungen für die Gelöbnisfeier informiert. Dabei rief ein Bundeswehrvertreter die Einwohner Bordenaus auf, am Gelöbnis teilzunehmen: „Es ist ihr General – es ist ihre Veranstaltung“.

Während alle bisherigen Gelöbnisse in Bordenau stets ohne Störungen abgelaufen waren, regte sich diesmal bereits im Vorfeld der Veranstaltung dagegen erheblicher Widerstand. Friedensgruppen kündigten für den 12. November Gegendemonstrationen an und heizten mit markigen Ankündigungen die Atmosphäre an. Dabei tat sich besonders das „Antimilitaristische Bündnis Region Hannover“, in dem sich 20 verschiedene Gruppen, darunter auch der Arbeitskreis Regionalgeschichte und die Erwerbslosenhilfe Neustadt, zusammengeschlossen hatten, hervor.

In der Nacht zum 24. Oktober, einem Montag, wurde das Scharnhorstdenkmal mit Farbbeuteln beworfen. Drei von den vier mit roter Farbe gefüllte Wurfgeschosse zerplatzten am Denkmal, einer verfehlte sein Ziel. Der Sockel des Denkmals und die Büste wurden bei der Farbattacke großflächig beschmiert. Die Polizei ging von einer politisch motivierten Tat aus, da die Täter damit wohl gegen das Gelöbnis demonstrieren wollten. Die Stadt Neustadt als Eigentümerin des Scharnhorstdenkmals ließ Büste und Sockel reinigen, so dass beide am Gelöbnistag im alten Glanz erstrahlten.

Durch ein Schreiben des Wehrbereichskommandos I – Küste, Projektgruppe Gelöbnis Bordenau, vom 31.10.2005, das vor dem NP-Markt von Bundeswehrsoldaten verteilt wurde, wurden die Bordenauer im Namen des Bundesministers der Verteidigung, Dr. Peter Struck , des Ortsrates Bordenau sowie des Scharnhorst-Komitees zur Gelöbnisfeier am 12.11.2005 um 11.30 Uhr eingeladen. Unterzeichnet war das Schreiben vom Leiter der Projektgruppe, Oberst Hans-Jürgen Malirs, der Ortsbürgermeisterin Sieglinde Ritgen (SPD) und dem Präsidenten des Scharnhorst-Komitees Klaus Jürgen Kortmann. Für die Teilnahme am Gelöbnis wurden Zutrittskarten ausgegeben. Diese konnten von den Bordenauern in der Zeit vom 7. bis 10. November im Dorfgemeinschaftshaus gegen Vorlage der Personalausweise abgeholt werden. Die Karten waren an einem blauen Schärpenband befestigt und mussten um den Hals getragen werden. Sie mussten am 12. November beim Besuch der Gelöbnisveranstaltung an der Kreuzung Bordenauer Straße/Am Dorfteich vorgezeigt werden. 

Ab 9. November begann die Bundeswehr auf dem Sportplatz mit dem Aufbau der Tribünen sowie der Versorgungseinrichtungen. Auf dem Festplatz und auf dem Parkplatz Questhorst wurden Eisenplatten verlegt. Zugleich wurden die Sporthalle und das Dorfgemeinschaftshaus als Einsatzzentrale von der Bundeswehr in Anspruch genommen. Erst ab 14. November standen beide Gebäude wieder für die Benutzung durch die Allgemeinheit zur Verfügung. Die letzten Soldaten verließen Bordenau am Mittwoch, d. 16. November.

Ebenfalls am 9. November las „ein Häufchen Mitglieder des Antimilitaristischen Bündnisses Region Hannover“ – so die Leine-Zeitung – nachmittags vor dem Scharnhorstdenkmal aus Texten über den Untertanengeist und verordneten Patriotismus der Deutschen von Heinrich Heine, Gerhard von Scharnhorst, Ernst Moritz Arndt, Adalbert von Chamisso und anderen. Da sich kaum Zuhörer eingefunden hatten, wurde bei der Lesung ein Lautsprecher eingesetzt. Auf dem Sockel des Scharnhorstdenkmals, der wegen des Farbbeutelanschlags leer war, hatten die Organisatoren während der Veranstaltung ein HB-Männchen gestellt.

Der Tag des Gelöbnisses, der 12. November, war ein dunkler und stiller Novembertag, mit 10° Höchsttemperatur, aber relativ mild. Wie auch in den Vorjahren mussten die Bordenauer wieder einige Verkehrsbeschränkungen hinnehmen. So war die Bordenauer Straße ab 8.30 Uhr bis zum Spätnachmittag zwischen Steinweg und Am Leineufer für den Durchgangsverkehr gesperrt. Anlieger waren davon ausgenommen, mussten aber ihren Ausweis vorzeigen. Der Durchgangsverkehr wurde über den Steinweg umgeleitet, auf dem deshalb beidseitig Halteverbot herrschte. 

Prominentester Teilnehmer an der Veranstaltung war Verteidigungsminister Peter Struck (SPD), für den sich damit ein Kreis schloss. Denn genau vor drei Jahren hatte er als neuer Verteidigungsminister zum ersten Mal an einem Gelöbnis in Bordenau teilgenommen. Sein damals geäußerter Wunsch, auch im Jahre 2005 wieder als Minister nach Bordenau kommen zu können, erfüllte sich damit, wenn er diesmal nach der vorgezogenen Bundestagswahl auch nur als amtierender Minister am Gelöbnis teilnahm. Sein Aufenthalt in Bordenau begann mit einer Kranzniederlegung am Scharnhorstdenkmal, bei der einige Bordenauer die Zeremonie durch Zwischenrufe zu stören versuchten.

Auf dem Sportplatz legten dann 700 Rekruten aller Teilstreitkräfte aus Bremerhaven, Celle, Fürstenau, Goslar und Nienburg unter den Augen ihrer Eltern und Angehörigen sowie vieler Bordenauer Zaungäste, aber auch vieler Ehrengäste, wie z. B. dem amtierenden Bundesratspräsidenten, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter-Harry Carstensen (CDU), oder den Militärattaches der in Berlin ansässigen Botschaften ihr Gelöbnis ab. An der Veranstaltung nahmen rund 2.500 Gäste teil.

Nachdem die Gelöbniseinheiten auf den Sportplatz einmarschiert waren und vor der auf der Seite der Sporthalle errichteten großen Tribüne ein offenes Karree gebildet hatten, schritten Verteidigungsminister Peter Struck zusammen mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, dem Neustädter Bürgermeister Uwe Sternbeck (GRÜNE), dem Flotillenadmiral Manfred Hartmann, stellvertretender Befehlshaber im Wehrbereich I, und dem Generalmajor Heinz-Georg Keerl, Befehlshaber im Wehrbereich I, die Reihen der Soldaten ab.

Sternbeck ergriff als erster Redner das Wort und sagte in Richtung der Demonstranten, deren Protest auf dem Sportplatz sehr deutlich zu hören war: „Es ist richtig, immer wieder die Frage nach der Erforderlichkeit von Bewaffnung zu stellen“. Er sei aber überzeugt, dass Deutschland z. Zt. nicht auf friedensstiftende Maßnahmen unter dem Dach der UNO verzichten könne.

In seiner Gelöbnisrede bekräftigte Struck das aktuelle Wirken der Bundeswehr im Ausland. „Freiheit und Sicherheit Deutschlands werden heute auch am Hindukusch verteidigt“. Er kam zu der Einschätzung, die Bundeswehr stehe „in ihrer Gesamtheit gut da. Sie ist leistungsfähig und zukunftsgerecht aufgestellt.“ Der scheidende Minister mahnt, die Truppe finanziell immer angemessen auszustatten, und sagte zum Abschluss ganz offen, dass es ihm nicht leicht falle, sein Amt aufzugeben.

Danach wurden die Fahnen in die Platzmitte befohlen. Jeweils vier Rekruten aus den fünf Einheiten folgten ihnen. Generalmajor Keerl sprach die Gelöbnisformel vor und die jungen Soldaten wiederholten sie.

An der Zeremonie nahmen auch das aus Berlin angereiste Wachbataillon der Bundeswehr sowie das Stabsmusikkorps teil.

Nach knapp 60 Minuten war das feierliche Zeremoniell auf dem Sportplatz beendet. Busse brachten danach die Rekruten und Besucher nach Wunstorf zum Fliegerhorst zu einem Empfang des Ministers.

Bevor Struck Bordenau verließ, ließen Ortsbürgermeisterin Sieglinde Ritgen und Stiftungs-Mitglied Ingolf Heinemann von ihm einige Bildbände des von der Stiftung herausgegebenen Bandes „Momentaufnahmen“ signieren. Sie schenkten dem Verteidigungsminister ein Exemplar des Buches, in dem er sich selbst auf Seite 184 auf der „Kulturbank“ sitzend wieder findet. Das Foto war bei seinem ersten Besuch in Bordenau zu dem Gelöbnis im Jahre 2002 entstanden. Auf dem Foto war der Minister eingerahmt von Sieglinde Ritgen sowie der damaligen Neustädter Bürgermeisterin Karin Kirchmann (SPD).

Momentaufnahme 2002
vom links: Ortsbürgermeisterin Sieglinde Ritgen, Klaus-Jürgen Kortmann, Verteidigungsminister Peter Struck(SPD), die Neustädter Bürgermeisterin Karin Kirchmann (SPD)


Während der Veranstaltung protestierten rd. 130 Militärgegner auf der Bordenauer Straße am Dorfteich gegen das Gelöbnis. Durch laute Zwischenrufe sowie durch den Einsatz eines überlauten Lautsprecherwagens versuchten die Demonstranten die Veranstaltung zu stören. Als bei der Rede Uwe Sternbecks der Lärmpegel die erlaubte Grenze überschritten hatte, griff die Polizei ein und und beschlagnahmte einen Stromgenerator. Die Demonstration war vom Antimilitaristischen Bündnis Region Hannover beantragt und von der Stadt Neustadt a. Rbge. genehmigt worden. Zur Teilnahme war zuvor im Internet von verschiedenen Gruppen bundesweit aufgerufen worden.

Zahlreiche Bordenauer Vereine kümmerten sich um die Bewirtung der Gäste, kochten Kaffee, verkauften Kuchen und grillten Bratwürste und füllten damit ihre Kasse auf. Auf dem Festplatz am Dorfteich hatte der Reservistenverband ein riesiges Zelt aufgeschlagen, darin spielte ein Orchester der Bundeswehr auf.

Über die Durchführung der Veranstaltung berichtet NDR Niedersachsen den ganzen Tag über stündlich in seinen Nachrichten im Radio. Abends konnte man Bilder vom Gelöbnis in den Hauptnachrichten fast aller Fernsehprogramme sehen, besonders ausführlich im regionalen Fernsehen „Hallo Niedersachsen“. Im Internet wurden danach über das Gelöbnis in Bordenau in den folgenden Tagen viele Berichte zahlreicher deutscher Zeitungen veröffentlicht.
Aus Anlass des 250. Geburtstages Scharnhorsts sowie des 50jährigen Bestehens der Bundeswehr und dem damit verbundenen Gelöbnis in Bordenau bekamen der Philatelisten-Club Neustadt und das Scharnhorst-Komitee Bordenau von der Deutschen Post in Bonn, Philatelie-Zentrale, die Genehmigung zur Herausgabe einer entsprechenden Gedenkganzsache. Zusätzlich legte die Post einen Sonderstempel auf. Interessant dabei war, dass darauf Bordenau als Veranstaltungsort des Gelöbnisses genannt wurde, obwohl der Ort seit der Gebietsreform postalisch Neustadt zugeordnet ist.

2006 – 251. Geburtstag

Am Sonntag, 12. November 2006, dem 251. Geburtstag Scharnhorsts, konnte das „Scharnhorst-Komitee Bordenau“ seinen 25. Geburtstag als eingetragener Verein feiern. Sein Präsident, Klaus Jürgen Kortmann, begrüßte am Jubiläumstag zahlreiche Gäste im Dorfgemeinschaftshaus, darunter auch Oberstleutnant a. D. Otfried Schrot, der anschließend einen Vortrag über Leben und Wirken des Generals hielt. Für das Jubiläum war extra eine kleine Chronik gedruckt worden.

Genau genommen besteht das Komitee schon seit 31 Jahren, denn am 12. November 1975, dem 220. Scharnhorst-Geburtstag, wurde als nicht-rechtsfähiger Verein von den Herren Eberhard Bahl (1. Vorsitzender des TSV Bordenau), Günther Fischer-Kumbruch (Ortsbürgermeister von Bordenau), Klaus Jürgen Kortmann (Städt. Rat bei der Stadt Neustadt) und Siegfried Weber (Oberstleutnant, Standortältester des Standortes Neustadt-Luttmersen) das „Komitee Scharnhorst-Denkmal“ gegründet. Dieses Komitee hatte sich zum Ziel gesetzt, das 1905 in Bordenau aufgestellte, inzwischen baufällig gewordene Scharnhorst-Denkmal zu renovieren und wegen seiner ungünstigen Lage an einer Straßengabelung in den Vorgarten des Rittergutes umzusetzen. Als 5. Mitglied trat wenig später zur Verwaltung der Konten der 1. Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Bordenau, Friedhelm Löffelholz, dem Komitee bei. Die Umsetzungsfeier des Denkmals fand am 13. Juni 1976 im Rahmen eines Dorffestes statt.

Wegen der Wiederbelebung des traditionellen Scharnhorst-Laufes beschloss der Bordenauer Ortsrat in seiner Sitzung am 10. Juli 1979, das Komitee in „Scharnhorst-Komitee Bordenau“ umzubenennen. In dieses Komitee berief der Ortsrat neben den Städtischen Direktor Kortmann Herrn Ortsbürgermeister Fischer-Kumbruch und Herrn Friedhelm Löffelholz.

Am 12. November 1981, dem 226. Geburtstag Scharnhorsts, gab sich das „Scharnhorst-Komitee Bordenau“ dann den Status eines rechtsfähigen eingetragenen Vereins. Gründungsmitglieder waren die Damen Ingrid Fischer-Kumbruch und Johanna Korte sowie die Herren Günther Fischer-Kumbruch, Klaus Jürgen Kortmann, Friedhelm Löffelholz, Gerhard Prahl und Wilhelm Seide.

Durch die zahlreichen Aktivitäten des „Scharnhorst-Komitees“ haben die Bordenauer mehr über den General Gerhard von Scharnhorst als Heeresreformer erfahren. Er ist für das Dorf inzwischen ebenso zur Symbolfigur geworden wie etwa der Dichter Ludwig Hölty für das wenige Kilometer entfernte Mariensee.



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