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Unser Dorf liest

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Kolumnen - Archiv 2009


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Mutter kommt zu Weihnachten”
622. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 19.12.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Gisela Oberheu aus Bordenau schenkt uns die Geschichte “Mutter kommt zu Weihnachten”:Jürgen und Andrea sind erst kurze Zeit verheiratet. Es ist ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest. In der Weihnachtszeit sitzen sie oft abends am Kamin und erzählen sich, wie ihr Weihnachten in ihrer Kindheit war und wie es jetzt werden soll. Andrea sagt: „Meine Mutter hat Unmengen an Kekse gebacken. Du kannst es dir nicht vorstellen! Wenn ich an diese viele Arbeit denke, die unsere Mutter sich gemacht hat. Also, das werde ich ganz bestimmt nicht machen.“ „Brauchst du auch nicht. Es gibt so leckere Kekse zu kaufen“, sagt Jürgen. „Meine Mutter hat sich auch immer so ein Stress gemacht. Mit Putzen. Die ganze Weihnachtszeit war sie am Putzen. Gardinen, Fenster, Teppiche, alles wurde gründlich von ihr gereinigt. Also das machen wir in unserem Haushalt ganz anders.“ Andrea nickt dazu. Sie sind beide berufstätig. Und abends wollen sie es sich zu Hause gemütlich machen, mit Kerzen und Tee. Den ganzen Stress ihrer Eltern wollten sie nicht haben. „Ich brauche auch keinen Tannenbaum“, sagt Jürgen. „Mein Vater hat jedes Jahr einen riesen Wirbel um unseren Tannenbaum gemacht. Er fand nie den richtigen Baum. Sämtliche Märkte hat er abgesucht. Entweder war der Baum zu groß oder zu klein, zu breit oder zu mickrig.“ „Da bin ich mit einverstanden, ich brauche auch keinen Tannenbaum“, antwortet Andrea. „Und dann die ganze Vorbereitung für das Essen. Es musste jedes Jahr Braten, Rotkohl und Klöße sein.“ „Nein das machen wir nicht. Ich stell mich nicht am Heiligabend in die Küche und koche stundenlang. Wir bestellen uns irgendetwas Schickes beim Italiener“, sagt sie. Und so planen sie ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest und sind zufrieden. Ein paar Tage vor Weihnachten geht das Telefon. Jürgens Mutter ist dran. „Kann ich über Weihnachten zu euch kommen? Ich wollte ja eigentlich zu Tante Erna fahren. Aber Tante Erna ist zu ihrer kranken Tochter gefahren. Ich möchte nicht über Weihnachten alleine bleiben.“ „Natürlich, Mutter, wir freuen uns“, sagt Jürgen.Er sieht Andrea ratlos an. Sie nimmt ihren Jürgen in den Arm. „Das wird schon gehen“, sagt sie. „Ohne Tannenbaum?“, fragt er. „Mit Tannenbaum, wenn deine Mutter es so gewohnt ist.“ „Und Essen vom Italiener?“ „Ich koch uns was Schönes. Du kümmerst dich um den Baum und ich mach das Essen. Braten, Rotkohl und Klöße. Ist das in Ordnung?“, fragt Andrea. „Ja“, strahlt Jürgen, „fantastisch.“ Und so machen sich beide an die Arbeit. Einen gründlichen Hausputz machen sie auch noch. Dann ist Heiligabend und die Mutter kommt. Als sie ins Wohnzimmer gehen, bleibt die Mutter überrascht stehen. Da steht ein prachtvoller Tannenbaum, wunderbar geschmückt. Der Tisch ist festlich gedeckt. Überall stehen Kerzen. Es duftet nach köstlichem Essen. Braten, Rotkohl und Klöße. Die Mutter riecht es sofort. Sie ist sprachlos. Das hat sie von ihren Kindern nicht erwartet. Nach dem Essen, das vorzüglich schmeckt, sagt die Mutter: „So ein festlichen Heiligen Abend habe ich seit vielen Jahren nicht mehr gehabt. Wisst ihr, seit ich älter werde, mach ich mir das Leben ein bisschen einfacher. Einen Tannenbaum habe ich schon seit Jahren nicht mehr. Ein Paar Zweige tun es auch. Letztes Jahr war Tante Dore bei mir. Da haben wir uns das Essen beim Italiener bestellt.“ Andrea und Jürgen sehen sich an und lachen. „Was habt ihr?“, fragt die Mutter erstaunt. Jürgen wischt sich die Lachtränen aus dem Gesicht. „Ach, nichts Mutter. Wir freuen uns, dass du da bist.“ Er hebt sein Glas. „Fröhliche Weihnachten,“ sagt er. Auch Andrea und die Mutter heben ihr Glas und wünschen sich frohe Weihnachten.

Hermann Harry Schmitz : Im Sanatorium”
621. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 9.12.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Am kommenden Samstag, dem 12.12.2009, liest Martin Drebs im Rahmen des Literaturcafés im der VHS Galerie im Leinepark an der Suttorfer Straße ab 17.00 Uhr überraschend satirische Geschichten und am darauffolgenden Freitag ab 18.00 Uhr mit Annegret Scholz in der “Literarischen Sauna” im AQUABO am Storchenweg in Bordenau. Dabei nimmt er mit dem Düsseldorfer Satiriker Hermann Harry Schmitz und seiner 1911 erschienenen Geschichte “Im Sanatorium” alternative Heilweisen aufs Korn. Die amüsante Geschichte beginnt: “Hat man als Junggeselle sein Leben recht ergötzlich verbracht, so kommt früher oder später der Moment, wo man sich den intensivsten Anstrengungen eines lustigen Lebemanndaseins nicht mehr so recht gewachsen fühlt, da heißt es, entweder heiraten oder auf einige Zeit in ein Sanatorium gehen. Eine Kur in einem Sanatorium ist einer Heirat unbedingt vorzuziehen, sie verpflichtet zu nichts, ist billiger (hä, hä) und gilt, was wohl das Wesentlichste ist, heute für schick Dieser Ansicht war auch Scharleß Nulpe. Als sich jener kritische Zustand bei ihm mehr und mehr einstellte, dem man mit dem schmerzlichen Seufzer: »Ich kann verflucht nichts mehr vertragen«, Ausdruck zu geben pflegt, beschloss er, sich auf einige Zeit in ein Sanatorium zurückzuziehen. Zwar hatte ihm ein vernünftiger Arzt geraten, weniger zu bummeln, weniger Burgunder und Sekt zu trinken, seine Nächte in seinem friedlichen, braven Bett anstatt in den Bars, Balllokalen und an derartigen Orten nervenzehrender Tendenzen zu verbringen. Er hatte sich auf eine regelrechte, zeitgemäße Neurasthenie kapriziert. Er schrieb an unzählige Sanatorien und Heilanstalten, die er in Zeitungen und Almanachen angegeben fand, und ließ sich Prospekte kommen. Ballenweise wurden sie ihm zugeschickt. Er wurde ganz wirr über dem Studium der detaillierten Anpreisungen. Physikalisch-diätetische Heilweisen, Wasserheilverfahren, Trockendiätkuren, Liegekuren, Terrainkuren, orthopädische Behandlung, der Teufel sollte wissen, was nun gerade das Richtigste und zur Zeit das Modernste war. Er hörte überall bei maßgebenden Bekannten herum und kam zur Erkenntnis...” Doch hören Sie selbst!

Ringelnatz “Vorfreude auf Weihnachten”
620. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 2.12.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Mit Joachim Ringelnatz (1883-1934) kommen wir in eine “Vorfreude auf Weihnachten”:
“Ein Kind - von einem Schiefertafelschwämmchen
Umhüpft - rennt froh durch mein Gemüt.
Bald ist es Weihnacht! - Wenn der Christbaum blüht,
Dann blüht er Flämmchen.
Und Flämmchen heizen. Und die Wärme stimmt
Uns mild. - Es werden Lieder, Düfte fächeln. -
Wer nicht mehr Flämmchen hat, wem nur noch Fünkchen glimmt,
Wird dann noch gütig lächeln.
Wenn wir im Traume eines ewigen Traumes
Alle unfeindlich sind - einmal im Jahr! -
Uns alle Kinder fühlen eines Baumes.
Wie es sein soll, wie's allen einmal war.”

Weihnachtsmarkt
619. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 25.11.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Unser lesendes Dorf beteiligt sich wieder am Weihnachtsmarkt in Bordenau am Sonntag , dem 29. November, zwischen 14.00 und 15.00 Uhr in der St. Thomas-Kirche mit dem bezeichnenden Titel: Zwischen RAP und Klangschalen. Dieses Jahr gehen wir einen ungewöhnlichen Weg, denn die Hagenburger Yogalehrerin Simone Bendlin möchte Ihnen gerne einmal ihre Kunst der Klangschalen vorstellen. Dazu lesen wir eine meditative Traumreise von Susanne Hühn : “Die goldene Kugel”. Vielleicht sogar eine Weihnachtskugel? Lassen Sie sich verführen von dem vorweihnachtlichen Klang der Schalen und den Wirkungen eben auch gelesener Mediationstexte. Ganz irdisch modern geht es dann zu bei dem sogenannten Weihnachts-Rap, eine Art Sprechgesang des Bordenauer Sängers Tony B.; er hat ein Gedicht von Ernst von Wildenbruch (1845-1909) zum Anlass genommen für sein besonderes Weihnachtslied. Das ganze Gedicht hören Sie auch!! Und als besondere Überraschung konnten wir die bekannte Dichterin Gisela Oberheu aus Bordenau gewinnen, die zwei ihrer wunderbaren Advents – und Weihnachtsgeschichten vorstellt. Bitte kommen Sie! Zwischen Chören und Musik lesen wir Ihnen gerne auf dem besonderen Weihnachtsmarkt vor!

Gedichterätsel
618. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 21.11.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Wie heißt das folgende Gedicht von Ernst von Wildenbruch (1845-1909) und wie geht es weiter? Die Auflösung erfahren Sie am Weihnachtsmarkt in Bordenau am Sonntag , dem 29. November, zwischen 14.00 und 15.00 Uhr in der St.Thomas-Kirche,wenn Bordenau liest zwischen RAP und Klangschalen:

“Die Welt wird kalt, die Welt wird stumm,
der Winter-Tod zieht schweigend um;
er zieht das Leilach weiß und dicht
der Erde übers Angesicht
- Schlafe - schlafe
Du breitgewölbte Erdenbrust,
du Stätte aller Lebenslust,
hast Duft genug im Lenz gesprüht,
im Sommer heiß genug geglüht,
nun komme ich, nun bist du mein,
gefesselt nun im engen Schrein
- Schlafe - schlafe
Die Winternacht hängt schwarz und schwer,
ihr Mantel fegt die Erde leer,
die Erde wird ein schweigend Grab,
ein Ton geht zitternd auf und ab:
Sterben - sterben.
Da horch .....”

Der Tag des Vorlesens
617. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 11.11.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Schon wieder so ein besonderer Gedenktag, als wenn es nicht schon genügend gäbe: “Der Tag des Vorlesens” am kommenden Freitag, und dazu noch der dreizehnte. Da fragt sich der besorgte Kalenderist: was ist, wenn alle Tage vergeben sind? Wo bleibt der Tag des Linkshänders? Oder der des deutschen Klodeckels? Aber Spaß beiseite: Vorlesen ist schon was Besonderes: es beginnt in der Kindheit und fördert nachweislich das Sprach- und Denkvermögen. Die Vorleser heben den vorgegebenen Text in ein lebendiges gemeinsames Erlebnis und die Zuhörer schwingen mit ihren inneren Bildern und Filmen mit. Da ist es dann auch gut, wenn Promis die Aktion durch ihre Vorlesefähigkeiten unterstützen. Unsere nicht weniger prominente Vorleserin der Woche ist die Bordenauerin Vera Urich, die seit vielen Jahren mit großen und kleinen Texten alle ihre Zuhörer durch ihre Präsenz und die Virtuosität der Mittel in heiteren und besinnlichen Bann zu schlagen weiß. Und haben Sie nichts zum Vorlesen? Dann greifen Sie gleich zu Bernhard Schlinks “Der Vorleser”. Oder lesen Sie sich doch einfach diese Kolumne vor. Viel Spaß!

Humboldts in Neustadt
616. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 7.11.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Als „den strahlendsten, mutigsten und zugleich sanftesten Helden, den Deutschland je hervorgebracht hat“, bezeichnet ihn Klaus-Peter Siegloch : Alexander von Humboldt ( 1769 bis 1859), bis heute der bekannteste und am meisten geachtete Deutsche auf dem gesamten amerikanischen Kontinent. Aufgrund seiner insgesamt fünfjährigen Forschungsreise durch die heutigen Staaten Kuba, Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und Mexico war er für den Befreier Lateinamerikas, Simon Bolivar, der „Entdecker der Neuen Welt, dessen Studium Amerika Besseres gegeben habe als alle Conquistadoren“. Seine Zeitgenossen bezeichneten Humboldt als den „gekrönten Monarchen der wissenschaftlichen Welt.“ Am Montag, dem 9.November 2009 beginnt die VHS Hannover Land im Veranstaltungszentrum Leinepark um 19.30 Uhr eine dreiteilige Reihe über das Leben und Werk der Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt und der Frauen der Familie, namentlich Karoline von Humboldt. Während der Historiker Florian Heidtmann die Fakten und Hintergründe der Personen und der Zeit erläutert, veranschaulicht Rezitator Martin Drebs Persönlichkeit und Zeitgeist durch Zitate aus Briefen, Tagebüchern und Reiseberichten. Und da erfahren wir von der jugendlichen Sehnsucht Humboldts nach der großen weiten Welt: “Der Wunsch, entfernte Weltteile zu besuchen und die Produkte der Tropenwelt in ihrer Heimat zu sehen, ward erst in mir, als ich anfing, mich mit Botanik zu beschäftigen. Bis in mein siebzehntes und achtzehntes Jahr waren alle meine Wünsche auf meine Heimat beschränkt. So sorgfältig auch unsere literarische Erziehung war, so ward doch alles, was auf Naturkunde und Chemie Bezug hatte, in derselben vernachlässigt....(er trifft auf den Weltumsegler Georg Forster) ..so hatte das Zusammenleben mit dem Weltumsegler doch großen Einfluss auf meinen Hang nach der Tropenwelt. Wie sehr erwachte diese Sehnsucht vollends bei dem Anblick des allverbreiteten, beweglichen, länderverbindenden Ozeans, den ich bei Ostende zuerst sah.” Zugleich war er der erste Ökologe. Humboldt schrieb selbst: „Nichts steht für sich allein, ein gemeinsames Band umschlingt die ganze organische Natur“ und „mein eigentlicher, einziger Zweck ist es das Zusammen- und Ineinander-Weben aller Naturkräfte zu untersuchen“. Lassen Sie sich auch literarisch von der universalen Sehnsucht Humbodlts anstecken!

Büchergarten in Astrid`s Café
615. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 29.10.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Der Büchergarten geht auf Tournee und das mitten im Monat November, den Karl der Große als Windmonat und Nebelmonat eingeführt hat. Auch reihen sich im November die allgemeinen Trauer- und Gedenktage. Aber es gibt auch Fröhliches, die selten gewordenen Schlachtfeste , den Start in die "Fünfte Jahreszeit" am “11.11.”, der auch der von den Kindern so geliebte Martinstag ist. Das Leseteam des Büchergartens Bordenau möchte alle November-Liebenden zum Zuhören einladen. Bei Kerzenschein, Kaffee und Kuchen, garniert mit stimmunsvoller Musik möchte es mit einfühlsamen Gedichten, fröhlichen Geschichten, aber auch mit nachdenklichen Balladen das traurige, grautrübe Image des Novembers mildern. Doch keine Angst, die Tournee führt nur um die Ecke, denn die Büchergarten- Herbst-Lesung findet am Samstag, 21. November 2009 um 15.00 Uhr in Astrid's Cafè in Bordenau auf dem Burgsteller Weg 11 statt. Wäre das nicht ein trifftiger Grund, das schützende Zuhause am Samstagnachmittag, wahrscheinlich bei neblig-feuchtem Wetter, für etwa zwei Stunden zu verlassen, um Melancholie und Poesie und zum Beispiel der "Windmusik" - von Hans Kruppa zu genießen: “Der Wind eilt ums Haus mit stürmischen Schritten/er ist nicht so sanft wie deine Fingerspitzen,/die mich in eine andere Welt streicheln -/ wo das leise Klappern der Dachziegel/und das Trommeln der Regentropfen Musik in meinen Ohren sind. " Bitte melden bei Familie Korte, Bordenau, Telefon 05032/4434 oder im Cafè daselbst an. Der Eintritt ist frei, aber die Plätz

Danke Ingrid Pawlowski!
614. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 17.10.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Es war eine geräuschvolle Angelegenheit und endete doch nicht nichtig: VIEL LÄRM UM NICHTS von Shakespeare als Szenische Lesung mit Musik in der letzten Woche in Bordenau (NZ berichtete). Das lautliche Zusammenspiel der Akteure, die vorzüglich klingende musikalische Begleitung und das stumm dienende Bühnenbild: hoch, groß und schwarz abgehängt in der scheinbar profanen Sportkulturhalle, links das zu mehr Reden animierende Pult des Spielleiters, in der Mitte historisierende Kostüme, die viel erzählen könnten, und rechts die schweigsame Palme als Busch, hinter der sich die Lauscher verstecken konnten. Vor der Bühne gaben sich sechs Rosenbilder der Bordenauer Künstlerin Ingrid Pawlowski die das laute Bühnengeschehen umgebende vornehme Ehre. Sie gestalteten , ja vollendeten den szenografischen Raum pointierend eindrücklich. Die 2008 schon in der hannöverschen Gartenregionausstellung “Wintergärten – Utopia, Gärten der Zukunft” platzierten Bilder fanden hier ihre emblematisch bedeutsame Bestimmung, indem sie im lesenden Dorf die zu bespielenden shakespeareschen Gärten der Irrungen und Wirrungen liebevoll einrahmten. Zum einen kennzeichnen die Rosen die Schönheit der Liebe schlechthin. Zum anderen hatten die 60 mal 60 Zentimeter maßenden Bilder in der Mitte kreisrunde Öffnungen, aus denen jeweils rötliche Halbprofile unterer Gesichtshälften das erstaunte Publikum maskenhaft anschwiegen. Die Münder noch (!) geschlossen, auf den Lippen ein noch unausgesprochenes Versprechen, verheißerische Küsse anmutend, verführend, gefährlich, faszinierend. Diese vielleicht auch verräterische Stummheit, die mit den Intrigen im Stück lautlos korrespondierte, verwies erst recht auf die Lesenden, Sprechenden, verzweifelt um die wahre Liebe Ringenden, die uns den lautlich vernehmbaren Lärm zu Gehör brachten, der das Nichts in jene Stille führte, die erst der tosende Applaus erlöste. Danke Ingrid Pawlowski!

Volle Woche
613. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 30.9.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Es gibt so volle Wochen, in denen man nicht weiß, welche Themen man nach vorne stellen soll. Die große Wahl liegt hinter uns, wir sind mitten in der multikulturellen Woche in Neustadt und vor uns Shakespeares VIEL LÄRM UND NICHTS unserer Initiative am kommenden Wochenende. Probieren wir einmal, die vielfältigen Themen zu kombinieren: also “Shakespeare ist unser,” soll der Kaiser gesagt , als die Theaterleute zu Beginn des Ersten Weltkriegs fragten, ob sie diesen weiter spielen dürften, “ die Engländer hätten nur eine englische Übersetzung.” Nein, das ist nicht so toll; also , es gibt da ein gutes Zitat von Thomas Mann, wie sich die Nationalitäten in der Weltliteratur begegnen können. Das findet sich im Moment aber nicht. Wie steht es mit dem Thema Geschlechterrollen in der furiosen Shakespeare-Komödie? “Warum Frauen nicht einparken können und Männer nicht zuhören können” so einer der Titel zum Thema “Männer – Frauen”. Ahja, da veranstaltet doch die VHS-Hannover-Land am heutigen Mittwoch, dem 30. September, ab 18.30 Uhr ein Wissenskino zu “Jungen und Mädchen – Wie sie lernen und warum die Jungen den größten Anteil der “Schulversager” stellen “ und am 11. November heißt es sogar: “Wie es dazu kam, dass alle Welt glaubt, Männer und Frauen seien gleich – und weshalb das nicht stimmt”. Da wären wir also mittendrin im multikulturellen, multimenschlichen Thema: was Sie schon immer über die Unterschiede von Mann und Frau wissen wollten, am kommenden Wochenende wird es jeweils 16.00 Uhr in der Kultursporthalle Bordenau auf eine heitere deutsch-englische Weise dargebracht: dass wir alle wenigstens einmal darüber herzhaft lachen können. Und wenn nicht, dann kann man immer noch sagen, typisch englisch, die fahren ja auch auf der falschen Seite Auto! Die Szenische Lesung ist übrigens in Deutsch, doch die fast den Text überragende Musik der kosmopolitischen Musikpaare Faber und Hagemann hat mit “Sigh no more” “Awake sweet love” und Greensleeves” englische Ursprünge! Und dabei verlosen wir unter allen unseren Besuchern (“under all visitors”) über die Nummer der Eintrittskarte je zwei Freikarten für den Besuch des Kinos im November. Da lohnt es sich dann doch wieder!!

Literarischer Wahlkampfbeitrag
612. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 23.9.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Hier unser literarischer Wahlkampfbeitrag in dieser Woche: das Gebet eines Pfarrers von 1864: “Lieber Gott und Herr! Setze dem Überfluss Grenzen und lass die Grenzen überflüssig werden. Nimm den Ehefrauen das letzte Wort und erinnere die Ehemänner an ihr erstes. Gib den Regierenden ein besseres Deutsch und den Deutschen eine bessere Regierung. Schenke uns und unseren Freunden mehr Wahrheit und der Wahrheit mehr Freunde. Bessere solche Beamte, die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind, und lasse die, die rechtschaffend sind, auch Recht schaffen. Sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen, aber wenn du es willst, noch nicht gleich.” Denn wir wollen alle noch wählen gehen!!

Rebecca Kuhlmann
611. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 16.9.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Sie lesen wieder, die Bordenauer und Freunde, dazu ein ganzes Schauspiel: VIEL LÄRM UM NICHTS von William Shakespeare am 3. und 4. Oktober jeweils um 16.00 Uhr. Wie in so vielen Komödien des alten Meisters stehen Verwechselungen, Verkleidungen und Verwirrungen um die Geschlechteridentität im Mittelpunkt. Dabei wurden zu Shakespeares Zeiten alle Rollen, auch die Frauen, von Männern gespielt. Doch nicht nur die amerikanische Schauspielerin Anne Hatheway bereitet sich auf ihre neue Rolle vor, bei der sie als Viola vortäuscht, ein Mann zu sein. Auch die 17jährige Oberschülerin Rebecca Kuhlmann aus Suttorf, die in Bordenau als Hosenrolle den verliebten, auch kämpferischen, und doch ein wenig unsicheren Claudio gibt. NZ: Wie geht´s dir damit? Rebecca Kuhlmann: Für mich ist es relativ normal, einfach in irgendeine andere Rolle zu schlüpfen, weil es Spaß macht, vor allem die Reaktionen der anderen. NZ: Wie liegt dir denn die Rolle des Claudio als Liebhaber? RK: Eigentlich recht gut, er hat so etwa mein Alter, na ein bisschen älter ist er schon, denn er zieht ja in den Kampf, den Krieg. Doch schon vorher hat er sich in die schöne Hero verguckt und hat sie immer noch vor Augen, als er zurückkehrt und ist jetzt ein bisschen schüchtern, wenn es um die Liebe geht. Die zwei Seiten machen die Rolle interessant. NZ: Wie legst du nun diese männliche Rolle in der Szenischen Lesung an? RK: Ich habe den Film gesehen, male mir die entsprechenden Szenen aus und tue so, als wenn ich Claudio wäre, muss aber in der Darstellung ein bisschen übertreiben, damit das rauskommt. NZ: Dann wünschen wir viel Erfolg und möglichst viele Fans, Jungen wie Mädchen!

Stahmers Bordenau-Hymne
610. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 9.9.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Noch eine literarische Nachlese zum Dorfwettbewerb! Hanns Stahmer, Musiklehrer , Komponist und Musiker aus Bordenau, schuf zu der Melodie “Geh aus mein Herz und suche Freud” eine eigene Bordenau-Hymne:

1.) In Bordenau, da ist es schön. Viel´ Freunde bleiben gerne stehn, im Dorfe an der Leine. Sankt Thomas ist schon viele Jahre alt, erfreut schon lange Jung und Alt mit ihrem feinen Turme trotzt sie schon vielem Sturme.

2.) Gerd Scharnhorst kam hier auf die Welt, sein Kopf wurd´ auf den Sockel gestellt und grüßt bis heute alle Gäste. Europas Wanderweg führt vorbei, dem Bordenauer ist´s einerlei, er bleibt auch gern daheime im Dorfe an der Leine.

3.) Die neue Brücke hat viel Schwung, verkürzt den Weg für Alt und Jung und hält viel hundert Jahre. Der alte Steg, er musste fort, obwohl so prägend für unsern Ort, doch bei Hochwasser bleibt man liegen, will man die Fluten besiegen.

4.) Ein Kindergarten schmückt den Ort, die Grundschul´ liegt daneben dort, mög´ beides weiter wachsen! Die Zukunft liegt in Kindeshand, lasst knüpfen uns das Freundesband. Viel Glück wünschen wir alleine dem Dorfe an der Leine!

Neben August Doerges Bordenau-Hymne aus den Fünfziger Jahren für den Männergesangverein und Andreas Hagemanns "Kein schönrer Ort, darauf mein Wort" zur VIELSTIMMIGKEIT DER DEUTSCHEN aus dem Jahre 2002 handelt es sich damit um das dritte Loblied auf Neustadts großartigen Stadtteil und schönes Dorf.

“Viel Lärm um nichts”
609. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 2.9.2009

Hochverehrte Leserschaft!

“Viel Lärm um nichts” heißt es am 3. und 4. Oktober in Bordenau. Um nichts? Wie immer dreht sich bei Shakespeare alles um die Liebe! Mit dabei der eingefleischte Junggeselle Benedict. Don Pedro macht sich über seine scheinbare Lieblosigkeit lustig: “Ich erlebe es noch, dich einmal ganz blass vor Liebe zu sehen.” Doch Benedict antwortet: “Vor Zorn, vor Krankheit oder Hunger, mein Fürst; aber nicht vor Liebe. Beweist mir, dass ich jemals aus Liebe mehr Blut verliere, als ich durch eine Flasche Wein wieder ersetzen kann, so stecht mir die Augen aus mit eines Balladenschreibers Feder, hängt mich auf über der Tür eines schlechten Hauses und schreibt darunter: “Zum blinden Cupido.” Und so spottet Benedict auch über den verliebten Claudio: “Ich wundre mich außerordentlich, wie ein Mann, der sieht, wie ein anderer zum Narren wird, wenn er seine Gebärden der Liebe widmet, doch, nachdem er solche läppischen Torheiten an jenem verspottet, sich zum Gegenstand seiner eigenen Verachtung macht, indem er sich selbst verliebt: und solch ein Mann ist Claudio. Ich weiß die Zeit, da ihm keine Musik recht war als Trommel und Querpfeife, und nun hört er lieber Tamburin und Flöte.” Aber wird Benedict seine Linie beibehalten können angesichts der schönen Beatrice, die sich ihm auch noch lange verweigert? Kommen Sie und verfolgen Sie den Lärm um alles in der Welt. Der Kartenverkauf für die Szenische Lesung mit klassischer Musik (Quartett Faber/Hagemann) hat begonnen. Denn: “Die Liebe ist der Kompass durch die Beliebigkeit.” (Cornelius)

Bücher für die “Tafel” in Neustadt/Bildungsoffensive
608. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 22.8.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Lesen bildet! Und so unterstützt die Bücherbude Bordenau seit vielen Wochen die (Nienburger) “Tafel” in Neustadt. Hier können Menschen, die in Not geraten sind, sich bei der Johanneskirche für ein geringe Gebühr Lebensmittel für sich und ihre Familien abholen. Lebensmittel? Dazu gehören aus unsere Sicht auch Bücher. Und so haben wir aus unserem Antiquariat Bücher ausgewählt, die die Menschen interessieren könnten. Und es wurde gut angenommen! Jetzt sind unsere Vorräte erschöpft und zwar besonders bei den Kinderbüchern. Wir rufen von hier aus dazu auf: spendet Kinder- und Jugendbücher, eben gerne auch Bilderbücher! Teilen wir den Reichtum mitten in der Krise, um anderen etwas zum Lesen und Lernen zu schenken. Alle Bücher werden abgeholt! Melden Sie sich bitte bei Martin Drebs, Tel.: 05032-1426 oder geben Sie die Bücher in der Bordenauerstraße 10 zu den normalen Öffnungszeiten der Apotheke ab. Danke!

Dorfwettbewerb
607. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 15.8.2009  (nur hier Online erschienen)

Hochverehrte Leserschaft!

Anfang nächster Woche, so liest man überall, beginnt der Wettbewerb “Unser Dorf hat Zukunft”, an dem sich 16 Dörfer des Neustädter Landes um die Ehre und Anerkennung des zukunftsträchtigsten Dorfes bewerben. Neben der baulichen Gestaltung des Ortes im privaten und öffentlichen Raum und dem Schwerpunktthema Gemeinschaftsaktivitäten hat die Bewertungskommission auch die Begrünung und den Umweltschutz im Blick der Punktewertung. Als ob wir nicht alle im Grünen wohnen! In der Vorbereitung haben sich alle Dörfer ihrer eigenen Schönheit, Möglichkeiten und gemeinschaftlichen Aktivitäten versichern können. Und Bordenau, selbstbewusst wie immer, braucht gar keine Konkurrenz und ist von Anfang an dabei, denn als erstes besucht die Jury am Dienstagmorgen, dem 18. August 2009, unser erlesenes Dorf und trifft etwa ab 8.30 Uhr am Dorfgemeinschaftshaus ein, wo drum herum und drinnen einiges los sein wird. Es präsentieren sich eine Reihe ausgewählter Initiativen, die sich besonders als Gemeinschaftsaktivitäten qualifiziert und hervorragend die Zusammenarbeit der Generationen entwickelt haben. Denn wo Alt und Jung zusammenwirken, entsteht erst recht Zukunft. Alle Bürger sind herzlich eingeladen, ins Dorfgemeinschaftshaus zu strömen, um unter dem Dach der Stiftung Bordenau, Ausrichter und Sonderpreisbewerber, gemeinsam unser schönes Dorf und seine Menschen zu feiern. Und selbst, wenn wir hier verraten, dass wir das auch durch ein gemeinsames Singen, ähnlich wie beim großen Bordenauer Musikfest hörbar und sichtbar machen wollen, das holen die andern bis zu den Tagen nicht mehr ein! Wir wünschen allen teilnehmenden Dörfern einen erfolgreichen Verlauf!

Edith Piaf - Mein Leben
606. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 5.8.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Wir wünschen allen Schülern einen tollen Schulstart! Und alle Erwachsenen laden wir in den Büchergarten Bordenau ein: Edith Piaf (1915-1963) - Mein Leben. Die Lesegruppe um die Eheleute Korte in der Hans-Zühlke-Straße 3 in Bordenau präsentiert die Lebensgeschichte der weltberühmten Chansonette, des "Spatz von Paris", einer Frau, die das Leben verschwenderisch und glühend liebte. "Non, je ne regrette rien!", zu deutsch: “Nein, ich bereue nichts! Weder das Gute, das man mir zukommen ließ noch das Schlechte, das alles ist mir völlig egal. Es ist abbezahlt, weggefegt, vergessen. Ich pfeife auf die Vergangenheit. Mit meinen Erinnerungen habe ich das Feuer angezündet. Meine Sorgen, meine Freuden, ich brauche sie nicht mehr. Weggefegt sind die Liebschaften und alle ihre Gefühlsausbrüche, weggefegt für immer. Ich fange noch mal bei Null an mein Leben, meine Freuden. Das beginnt heute mit Dir". Edith Piaf, Gefährtin und Kollegin von Maurice Chevalier, Yves Montand, Charles Aznavour, Eddie Constantine, Jacques Pills , Thèo Sarapo u.a., diktierte den Bericht eines leidenschaftlichen Lebens, als sie bereits auf dem Sterbebett lag. Er ist der Abschiedsgruß an das Dasein und die Männer, die sie geliebt hat. Sie erzählt von sich selbst, von der Kindheit an der Seite ihres Vagabundenvaters, der Jugend als Straßensängerin am Pigalle unter Zuhältern und Dirnen, von den schweren Jahren des Aufstiegs zu strahlendem Erfolg, von den Höllen des Alkohols und des Rauschgifts. Es ist das bewundernswerte Bekenntnis einer Frau, die, von einem unbändigen Lebenswillen besessen, noch Konzerte gab, als sie bereits todkrank war, die den Mut hatte, mit 47 Jahren einen 20 Jahre jüngeren Mann zu heiraten, weil sie ihn liebte. Sie hat gelebt, geliebt, gesungen, bis der Tod kam. Nun lebt sie nochmal auf am Sonntag, 30. August 2009 um 16 Uhr in Bordenau und am Sonntag, 13. September 2009 um 15 Uhr im Kunstraum der Richterscheue in Neustadt. Interessierte sollten sich früh genug anmelden (05032/4434); der Eintritt ist frei!

Viel Lärm um Nichts
605. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 22.7.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Die Proben sind angelaufen für die große Shakespeare-Lesung am 3. und 4. Oktober 2009 in Bordenau. Dann heißt es : VIEL LÄRM UM NICHTS. Und wie immer geht es um die Liebe! Und wie Männer und Frauen zueinander kommen oder nicht. Beispielhaft das Lied, das uns hervorragende Musiker vortragen werden: “Klagt, Mädchen, klagt nicht Ach und Weh, kein Mann bewahrt die Treue, am Ufer halb, halb schon zur See, reizt, lockt sie nur das Neue. Weint keine Trän´und lasst sie gehn, seid froh und guter Dinge, dass statt der Klag´und dem Gestöhn Juchheisasa erklinge. Singt nicht Balladen trüb und bleich in Trauermelodien: der Männer Trug war immer gleich, seitdem die Schwalben ziehn.” Nun , ob die Männer wirklich so sind, erfahren Sie beim Besuch der Szenischen Lesung mit Musik. Es geht um Liebe, Treue, Nähe und Distanz. Dafür haben wir einen namhaften Neustädter Juwelier, Fachmann für Eheringe, gewinnen können. Und ähnlich wie vor Jahren die Besucher der RINGPARABEL kleine Kunstringe an den Eintrittskarten vorfanden, so haben wir diesmal überlegt, ob nicht zwei Eintrittskarten , gemischt durch alle Besucher, gleich seien, damit sich zwei Besucher neu kennen lernen könnten. Und damit wären wir wieder mitten drin im Stück!

Ditte Clemens, Merkels Handtasche
604. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 15.7.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Bei unserer Fontane-Reise im Juni trafen wir auch auf die zeitgenössische mecklenburgerische Autorin Ditte Clemens, die sich mit zahlreichen Büchern in den letzten Jahrzehnten einen guten Namen gemacht hat. Als Gastkolumnistin stellt sie uns freundlicherweise die “Handtasche von Frau Merkel “ zur Verfügung. Dieser heitere Text ist erschienen in der Sammlung “Wundersames Leben- Kolumnen 2007” (ISBN 978-3-86785-024-7):

Fast alle haben eine – nur unsere Kanzlerin nicht. Ich weiß nicht, wie Frau Merkel ohne Handtasche durchs Leben kommt. Auch sie hat - wie unsereins - bestimmt keinen Lippenstift, der bis nach dem Mittagessen hält. Auch sie muss sicher mal nachziehen. Wer trägt ihr Lippenstift, Portmonee, Kamm, Ersatzstrumpfhose und Schlüsselbund - die Minimalausstattung jeder Handtasche – hinterher? Frau Merkel muss einen Handtaschenträger haben. Denn welche Frau kommt schon ohne eine aus? Ich brauche zum Beispiel eine extra große, weil diese zusätzlich noch Schreibutensilien, ein Minibuch, eine Packung Tempotaschentücher, Ersatzohrringe, das Handy und ein Deo (das Frau Merkel bei ihrem Stress ja wohl auch braucht) fassen muss. Und ich brauche oft eine neue, weil, wenn man nicht auf Designertäschchen aus ist, ein Neukauf billiger wird, als die Henkel beim Schuster wieder annähen zu lassen. Das mit den oft abgerissenen Henkeln liegt nämlich nicht nur an dem ganzen Kram, den ich in meiner Handtasche verstaue. Nein, sondern zum Abnippeln bringt mein guter Mann irgendwann jede von meinen Handtaschen. Immer wenn wir drei Schritte von der Haustür entfernt sind, kommt nämlich von ihm die Frage, die jedoch mehr eine Forderung ist: „Kannst du mal eben mein Schlüsselbund einstecken?“ Er hat, wie ich das von so vielen Männern kenne, ein Schlüsselbund, das mehr als ein gefrorenes Wachtelhuhn wiegt, weil an seinem Bund Schlüssel hängen, von denen er nicht mehr weiß. woher sie sind. Aber er behauptet seit Jahren, dass ihm das demnächst noch einfallen wird. Es baumeln Schlüssel von Fahrradschlössern daran, die ihm vor Ewigkeiten samt Fahrrad gestohlen wurden. Wo soll er mit dem faustgroßen Schlüsselbund hin, wenn wir mal ausgehen? Die Sakkotaschen sind noch immer seit dem Kauf der Jacke vor zwei Jahren zugenäht. Das wird sich auch nicht ändern, wenn ich sie nicht irgendwann auftrenne. In seine Hosentasche soll er es auch nicht tun. Ich mag keinen Mann, dem die Hose bis in die Kniekehlen rutscht. Ich frage mich nur, wo lässt der Mann von Frau Merkel sein Schlüsselbund, wenn die beiden mal ausgehen? Wenn seine Frau ganz allein vor den Augen der Welt auftritt, trägt sie jedenfalls keine Handtasche. Und offensichtlich ihren Lippenstift nicht in der Jackentasche, der würde sich abzeichnen, so eng wie ihre Jacken geschnitten sind. Warum trägt sie keine Handtasche? Aus dieser könnte sie nämlich Wunderwirksames zaubern, so wie neulich meine beste Freundin. Als ich ihr am Telefon sagte, dass ich mich fürchterlich geärgert habe, war sie in wenigen Minuten bei mir (was kein Wunder ist, da sie gegenüber wohnt). Sie kam wie immer mit Handtasche. Ohne würde sie übrigens nur kommen, wenn sie Hals über Kopf ihren Mann verlassen hätte. Also meine beste Freundin kam, kippte ihre Handtasche auf unseren Küchentisch aus, was übrigens die beste Methode ist, um in ihr etwas zu finden, und reichte mir ein winziges Fläschchen Kräuterlikör. Mir ging es sofort besser und ich dachte an Frau Merkel. So etwas könnte sie bei politisch schwierigen Gesprächsrunden ruhig auch mal gucken lassen - wenn sie eine Handtasche hätte.

"Bordenau liest" auf Sommer-Tournee in Hemmingen
603. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 8.7.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Bordenau liest auf Sommer-Tournee in Hemmingen: Literarische Rosenblüten, Heitere und besinnliche Gedichte und Geschichten um eine einzige Pflanze im besonderen Ambiente. Lena Wittich, Vera Urich und Martin Drebs lesen dabei in den Historischen Rosengärten an der Göttinger Landstraße 75. Als musikalischer Gast spielt Gregor Busch, Musikalischer Leiter des Musikvereins Berggarten, bekannte Rosenlieder auf Klarinette und Saxophon. Das Ganze im Rahmen von Hemmingen liest am Samstag , dem 11. Juli 2009, ab 19.30 Uhr. Hier eine kleine Kostprobe von Else Lasker -Schüler (1869 1945) : Kühle. In den weißen Blüten/ der hellen Rosen/ möchte ich verfluten./ Doch auf den Teichen/ warten die starren, seelenlosen Wasserrosen/ meiner Sehnsucht Kühle zu erreichen.

Kurzroman
602. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 1.7.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Puuh! Ist das heiß! Da mag ich gar nichts lesen! In den Ferien sowieso nicht! Oder höchstens im kühlen Keller! Also, gut, Ihr Lieben, weil Ihr es seid, hier unser Kurzroman: Jim Knopf fuhr mit seiner Wilden Dreizehn so einfach mir nichts, dir nichts dahin. Im Waggon saß nur ein einziger Fahrgast: Momo! Und sie las! Die unendliche Geschichte! Und so fuhr das Gauklermärchen fort und fort. Ende

Viel Lärm um nichts (Much Ado about Nothing)
601. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 24.6.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Seit Wochen nun laufen schon die Proben für unsere große Lesung mit Musik "Viel Lärm um nichts" (Much Ado about Nothing) von William Shakespeare, eine Komödie in fünf Akten am 3. und 4. Oktober 2009 in Bordenau; zum Inhalt:Nach einer gewonnenen Schlacht gegen seinen Halbbruder besucht Don Pedro, Prinz von Arragon, mit Claudio und Benedikt den Hof von Leonato, Gouverneur von Messina. Der junge Claudio verliebt sich in Leonatos Tochter Hero, die beiden beschließen zu heiraten. Don Juan, der im Krieg besiegte Halbbruder, versucht aus Bosheit, die Braut als untreue Person hinzustellen und damit die Hochzeit mit dem schüchternen Claudio unmöglich zu machen. Mithilfe seiner Freunde Borachio und Conrad gelingt der Plan: Die Hochzeit platzt direkt vor dem Altar, woraufhin Hero in eine todesähnliche Ohnmacht fällt. Durch einen Zufall entdecken die tölpelhaften Gerichtsdiener Holzapfel und Schlehwein die Intrige, nehmen die Verdächtigen fest und führen sie vor den Gouverneur, der angesichts der »Beweise« schon an seiner Tochter gezweifelt hatte. In der Nebenhandlung verschwören sich Don Pedro, Claudio und Leonato: Sie verabreden, Benedikt, den scheinbaren Frauenverächter, und Beatrice, die Männerfeindin, die sich ständig witzige und boshafte Wortgefechte liefern, zu verkuppeln. Auch diese »gute Intrige« gelingt. Die beiden verlieben sich ineinander. Am glücklichen Ende gibt es eine Doppelhochzeit. Benedikt und Beatrice gelten als eines der amüsantesten Paare, die Shakespeare erfunden hat. Sie gehen auf eine Episode zurück, die in der Renaissanceliteratur häufig erzählt wurde, in den »Novellen« von Matteo Bandello (1554) ebenso wie in Ariostos Epos »Der rasende Roland« (1516). Ihre spitzzüngigen Kommentare und Erwiderungen, ihre boshaften Dialoge über Freundschaft, Liebe und Ehe und die temporeiche Entwicklung der Handlung machten »Viel Lärm um nichts« zu einem der beliebtesten und meistgespielten Stücke Shakespeares. Der ernste Hintergrund, die Frage nach der Bedeutung der eigenen Gefühle, die der sozialen Rolle und dem Ansehen in der Gesellschaft entgegenstehen, wurde erst in neuerer Zeit wieder in den Vordergrund gerückt. Während Max Reinhardt das Stück 1912 noch als Ausstattungskomödie um Eifersucht und Liebesleid inszenierte, setzte Jürgen Fehling bereits 1923 in Berlin auf die differenzierten Sprach- und Gefühlsebenen und gab damit erste Ansätze zu einer psychologischen Neuinterpretation des Stücks. Bei David Mouchtar-Samorai (1980, Heidelberg) trugen die Personen Masken, um damit die Unsicherheit der Charaktere zu betonen, die sich hinter sozialen Verkleidungen verstecken. Bei uns in Bordenau werden wir ebenfalls das Element der verbergenden Masken in ganz unterschiedlichen Möglichkeiten einsetzen. Lassen Sie sich überraschen! Für unsere schulisch Interessierten: wir benutzen die Übersetzung von Wolf Heinrich Graf Baudissin von 1843 (UB- Reclam- Ausgabe Nr. 98).

Schlossrede 13. Juni 2009 beim Schützenfest
600. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 17.6.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Nicht die 600. Kolumne an dieser Stelle ist Thema diese Woche, auch nicht der ehemalige “Tag der deutschen Einheit”, sondern die Schlossrede beim Schützenfest am letzten Samstag. Durch die bewusste Abwesenheit des Hausherrn, des Regionspräsidenten, initiiert, hat der Schützenverein an dieser Stelle eine Protestrede installiert, mit dem Ziel, den Regionspräsidenten irgendwann wieder an diese Position zu bitten! Die kurze Rede hielt jetzt schon im zweiten Jahr der Lyriker Martin Drebs, der traditionsgemäß literarische Motive in seine Worte einfließen lässt. Es gilt das gesprochene Wort: “Liebe Neustädter, liebe Gäste unserer Stadt! Hier haben wir im letzten Jahr mit Schillers Worten dem Regionspräsidenten entgegen gerufen: “Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern...”. Um ihn wieder hierher zu bitten! Diesmal rufen wir mit einer Bearbeitung von Goethes “Prometheus” nach ihm: “Bedecke deinen Himmel, Jagau, mit Wolkendunst! Und übe Knaben gleich, der Disteln köpft, an Marokko dich und andern Fernen. Musst mir mein Neustadt doch lassen steh´n und mein Schloss, das du nicht gebaut, und unsere Tradition, um deren Glut du uns beneidest. (Kanonendonner) Ich kenne nichts Ärmeres unter der Sonn als Euch Regierenden. Ihr nähert kümmerlich von Regionsumlagen Eure Majestät und darbtet , wären nicht Hannover und Umland hoffnungsvolle Toren. (Kanonendonner) Wer half mir wider der Regionen Übermut? Wer rettete vom Tode mich, von Sklaverei? Hast du´s nicht alles selbst vollendet, heilig beckend Stern! Demonstriertest, jung und gut, betrogen! Rettungsdank dem Abwesenden dadroben? (Kanonendonner) Ich dich ehren? Wofür? Hast du je die Parkgebühr am Krankenhaus bezahlt? Hast du die Tränen gestillet je des Verlassenden? Hat uns nicht die Verfassung geschmiedet, die allmächtige Zeit, und das ewige Schicksal, meine Herren und deine? (Kanonendonner)Wähntest du etwa, ich sollte das Feiern lassen, nach Marokko fliehn, weil nicht alle Neustädter (grüne) Blütenträume reiften? Hier stehe ich, feier mit Menschen, nach unseren Regeln, mit Schützen, die mir gleichen: Zu leiden, weinen, (trinken), genießen und zu freuen sich, und dein nicht zu achten – wie ich!”

Stephanie Jans, “Meine Blätterworte grünen auf...”
599. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 3.6.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Die weit über Bordenau hinaus bekannte Poetin, Verlegerin und Wortschöpferin Stephanie Jans hat wieder eine neue Hörbuchreihe aufgelegt, gemäß dem Motto: Bordenau liest nicht nur und kann auch schreiben, sondern hört ebenso genau hin! Wir stellen hier die CD “Meine Blätterworte grünen auf...” vor, über die es in der Verlagsankündigung heißt: “Stephanie Jans spürt in ihren “Blätterworten” dem Lied der Liebe nach. Sie webt ihre verschlungenen Pfade in ihrer ersten lyrischen Symphonie in drei Sätze. Wie die Jahreszeiten der Liebe haben diese Sätze jeder seine eigene Klangfarbe zwischen Sehnsucht, Hoffnung und Sein. Besonders.. eine Textcollage, die die Künstlerin mit ihrem Lebensgefährten Ingolf Heinemann spricht.” Wir dokumentieren hier diese Collage: “collage aus DAS WEIß, nocturno, always” das weiß in deinen träumen/möcht´ ich sein auf allen wegen/diese helle form der stille/die nicht schweigt und viel verzeiht/zum leisewarmen ton der geige/send ich meinen kuß in deine richtung/in ewige zeit/das klare weiß der weiten leere/ohne wünsche einfach raum/bei jeder gelegenheit mit einer hoffnung fest verbunden/links das Du/das weiß in deinen träumen/rechts das Ich/mit einer hoffnung fortzugehen/auf allen wegen/weiß säumte die alleen/rechts rauh wie gips/da tränenspuren darin trocknen/links wie dein lächeln/einst gemalt/wieviel von meinem lachen/in manchen nächten dir gegolten/cremeweiß möcht´ ich sein/das im sonnenfeuer angemischte/in ewige zeit/spricht es nicht mit dir bei jeder gelegenheit/dunkel, kalt und leer/ist dann das warten/keine sekunde lang//laß mich dann auf allen wegen/atme links das Du und rechts...” Man sagt ja, manche Autoren können ihre eigenen Werke kaum richtig vorlesen; anderseits ist es wunderbar, den Autor/die Autorin ihre Texte selbst sprechen zu hören; Stephanie Jans wählt einen dritten Weg: sie stellt ihre Wortschöpfungen ohne jedes persönliche Pathos als Hörangebot in den Raum und lässt dem Zuhörer die erforderlichen Interpretationsspielräume, damit sich der Sinn im Hörer entfalte. Dazu die wunderbare Stimme von Lokalradiomoderator Ingolf Heinemann, timbriertes Echo und Ergänzung zugleich. Die kongenialen , atmosphärisch dichten Kompositionen von Dennis Fricke betonen Sinn und Bedeutung der Texte und lassen doch genug Raum, die Sprache zu Wort kommen zu lassen. Sie finden weitere Informationen auf www.lyriklandschaft.de Jetzt spitzt Stephanie auch noch ihre grüne Feder und ist im Rahmen der Ausstellung “Evergreen – Neu-Stadt im Grünen” im Schloss Landestrost am Sonntag, dem 7. Juni 2009, ab 11.00 Uhr zu hören, wo sie Neustadts magischen grünen Seiten aufschlägt (NZ berichtet).

Uwe Tellkamp, Der Turm
598. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 27.5.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Glückwunsch Wolfsburg! Glückwunsch Köhler! Und Glückwunsch 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland! Dazu erscheinen zur Geschichte der DDR in den letzten Jahren einige sehr interessante Bücher, alle überragend der 2008 erschienene Roman Uwe Tellkamps “Der Turm”, der von großen Kritikern in verschiedenen Zeitungen besprochen wurde. Als "endzeitliches Panorama" würdigt Beatrix Langner diesen Roman Uwe Tellkamps über die Spätphase DDR. Das Werk ist in ihren Augen die erste geschichtsphilosophische Deutung dieser Zeit, die ein deutscher Schriftstellers versucht. Dabei unterstreicht sie Tellkamps Anspruch, die "historische Totalität" dieses Epochenbruchs abzubilden, und zwar in einer "symbolischen, gleichnishaften" Erzählweise. Im Mittelpunkt des weit verzweigten Romans sieht Langner die Geschichten der bildungsbürgerlichen Bewohner des Dresdner Turmstraßenviertels in den Jahren 1982 bis 1989 - Intellektuelle, Chirurgen, Verlagslektoren, Kombinatsdirektoren, Rechtsanwälte - und näherhin der Familien Rohede und Hoffmann. Auf einen Wenderoman will Dirk Knipphals dieses Buch nicht reduziert wissen: Über das Erzählte hinaus arbeite Tellkamp am "Projekt einer Rückgewinnung des Epischen". Dirk Knipphals lässt keinen Zweifel daran, dass diese Lesereise für ihn ein "einschneidendes Leseerlebnis" gewesen ist. "Dieses Buch steht außerhalb der Zeit", beginnt Kritiker Helmut Böttiger seine Hymne auf Uwe Tellkamps lang erwartetes Opus Magnum, das seinen Informationen zufolge im Milieu Dresdner Bildungsbürger spielt, die in der DDR im Stadtteil "Weißer Hirsch" überwintern, und dort eine Tradition bewahren, die in der BRD mit 1968 verschwunden ist. Besonders beeindruckt hat Jens Bisky das enorme erzählerische Können Tellkamps. Er schwärmt von den epischen, niemals langweiligen Schilderungen, der souveränen Komposition des Romans, seiner Stimmigkeit, den zahllosen, nie aufdringlichen literarischen Anspielungen und Symbolen. Außerdem entfaltet der Roman nach seinem Empfinden eine soghafte Wirkung, der man sich nicht entziehen kann. "So wie wir heute die Welt des Bürgers mit den Augen Thomas Manns sehen", hält Bisky fest, "werden spätere Generationen in Tellkamps Roman Erstarrung und Implosion der DDR nacherleben können." Sein Fazit: ein "Meisterwerk". Das umfangreiche Werk wird zur Sommerlektüre für unseren Literaturgesprächskreis an der VHS Hannover – Land. Schauen Sie ab September einmal hinein!

Wilhelm Busch, Die brave Großmutter
597. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 20.5.2009

Hochverehrte Leserschaft!

In der Kürze liegt die Würze, und so erhielten wir in den letzten Tagen viel Lob für die kurze Kolumne mit Heinz Erhardt. Diesmal liefert uns Wilhelm Busch (1832 – 1908) mit “Die brave Großmutter” eine noch kürzere Variante: “Großmütterchen tut alles gern für Hänschen, ihren kleinen Herrn.” Entnommen haben wir diese verdichtete Weisheit dem Buch “Mutters Hände – Vaters Herz – Familiengedichte aus 2500 Jahren”, ein wunderschönes Buch, das die Stadtbibliothek Neustadt am Rübenberge für ihre Leser bereithält. Und noch ein schönes Gedicht von Klabund hat uns begeistert, der einen Vierzeiler des persischen Dichters Omar Khayyam (1048 - 1123) nachgedichtet hat: “Mein Kind macht seinen ersten Gehversuch. Es eilt von Tisch und Wand zu welchen Fernen. Es hängt an meinem Bein, es stützt sich auf mein Buch, ich will mit meinem Kinde gehen lernen...”

Reiseberichte für Daheimbleibende
596. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 13.5.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Ja, lesen die denn jede Woche einmal vor? Tja; eben noch im Schloss und jetzt schon wieder in der Holunder-Apotheke in Bordenau: “WEM GOTT WILL RECHTE GUNST ERWEISEN.... Reiseberichte für Daheimbleibende.” Für alle, die sich keinen Urlaub leisten können oder sowieso lieber in Balkonien bleiben wollen, haben wir eine Menge gedanklicher Reisen zusammengestellt. Gemeinsam mit der Bücherbude Bordenau, deren modernes Antiquariat eine Anzahl guter Reiseliteratur enthält, stehen für Sie als Reiseführer bereit: Autorin Helga Vater mit einer kleinen Weltreise, Gästeführerin Doris Pleye-Schmacher mit Informationen über Führungen im Neustädter Land und Annegret Scholz und Martin Drebs reisen lesend in ihrem Urlaubs-Kabarett ganz normale Reiseprospekte heiter gegen den Strich. Das Ganze all-inclusive – ohne Aufpreis – bei freiem Eintritt in der Bordenauerstraße 10 am Montag, dem 18. Mai 2009, ab 19.30 Uhr: jetzt kommen Sie! Denn wir halten es gelegentlich lieber mit Gottfried Benn in seinem Gedicht “Reisen”: “Meinen Sie, Zürich zum Beispiel sei eine tiefere Stadt, die immer Wunder und Weihen zum Inhalt hat? Meinen Sie, aus Habanna, weiß und hibiskusrot, bräche ein ewiges Manna für Ihre Wüstennot? Rues, Boulevards, Laan, selbst auf den Fifths Avenuen fällt sie die Leere an. Ach, vergebens das Fahren, spät erst erfahren sie sich, bleiben und stille bewahren, das sich umgrenzende Ich!”

Auf ins Grüne
595. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 9.5.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Überall grünt und grünt es, besonders rund ums Schloss Landestrost, besonders im Schloss, weil Ingolf Heinemanns Ausstellung “Evergreen” in dieser Woche begann. Mittendrin eine unauffällige Wandergruppe, die das lesende Bordenau verlassen haben, um sich ins Schloss zu verlaufen. Doch Vorsicht! Es handelt sich um eine hochkarätige Truppe: mit dabei sind eine Kunsthistorikerin, ein Professor für Geschichte und eine versierte Reiseführerin, die nicht nur durch den wunderschönen Hainbuchengang führt, sondern mit Fürst Pückler weit in die Wüsten Ägyptens hineinreicht. Alles rund ums Grün und andere Farben, zum Beispiel das zum Grün komplementäre Rot! Mit grünen Liedern und farbigen Geschichten, Goethes Farbenlehre und vielem Heiteren mehr! Selbst der verliebte Ausstellungsleiter schaltet sich mit gutgemeinten, wenngleich hochphilosophischen Ratschlägen ein: “Liebe Herzens-Wilhelmine, …Vor kurzem ward ich mit der neueren sogenannten Kantischen Philosophie bekannt - und Dir muss ich jetzt daraus einen Gedanken mitteilen, indem ich nicht fürchten darf, dass er Dich so tief, so schmerzhaft erschüttern wird als mich. Auch kennst Du das Ganze nicht hinlänglich, um sein Interesse vollständig zu begreifen. Ich will indessen so deutlich sprechen, als möglich. Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün - und nie würden sie entscheiden können, ob ihr Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnen hinzutut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört. So ist es mit dem Verstande. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist, oder ob es uns nur so scheint.” Welche grüne Wahrheiten uns dann wirklich beim gemeinsamen Picknick aufgetischt werden, erfahren Sie am Donnerstag, dem 14. Mai 2009, ab 20.00 Uhr im grünverpackten Schloss! Oder bleibt es braunrot?

Heinz Erhardt, Buchfink
594. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 29.4.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Eine kleine heitere Nachlese zum Welttag des Buches in diesen frühlingshaften Tagen von Heinz Erhardt. “Das Finkennest: Ich fand einmal ein Finkennest, und in demselben lag der Rest von einem Kriminalroman. Nun sieh mal an: der Fink kann lesen. Kein Wunder, es ist ein Buchfink gewesen!”

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein
593. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 22.4.2009

Hochverehrte Leserschaft!

“Der Mensch lebt nicht vom Brot allein”, heißt es in der Bibel. Er braucht neben der Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse noch andere Lebensmittel, Überlebensmittel. In der Bibel geht es weiter mit dem notwendigen Wort zwischen Gott und den Menschen, wir führen das Bedürfnis nach Worten einmal in irdischere Gefilde. Hier braucht der Mensch neben Liebe, Sinn und Arbeit auch die Möglichkeit, sich Wissen an zueignen und das mit Hilfe von Büchern zum Beispiel. Gerade in dieser Zeit der sich entwickelten Aufteilung in Arm und Reich, bedürfen die Menschen, vor allem die Kinder, immer mehr Bildung, Wissen und eben einfach viele gute Bücher. Und so wie die Johannesgemeinde der evangelischen Kirche mit der “Nienburger Tafel” zusammen bedürftigen Menschen kostenlose Nahrungsmittel anbietet , will jetzt die die Bücherbude Bordenau, eine Initiative von “Bordenau – Unser Dorf liest” mit seinem modernen Antiquariat bedürftigen Menschen, vor allem Kindern, viele gute Bücher , auch Kinderbücher, kostenlos zur Verfügung stellen. Das geschieht zum ersten Mal am kommenden Montag, dem 27. April 2009, ab 14.00 Uhr im Gemeindehaus der Johanneskirche. Mitglieder der Initiative kommen dann mit einer ausgewählten Bücherkiste zu den Menschen und bieten die mitgebrachten Bücher kostenlos an. Und sie fragen nach den Interessen der Besucher; denn es können jederzeit Wünsche entgegen genommen werden, die dann aus dem etwa 1000 Bücher umfassenden Fundus der Initiative erfüllt werden könnten. Also los mit Wünschen nach Krimis, Reiseliteratur, Ratgebern oder Bilderbüchern! Und dann wird die Krise wieder einmal zur Chance, denn “der Mensch lebt nicht vom Brot allein!”

„Jeder/ Niemand / ist eine Insel“
592. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 18.4.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Ostern kaum vorbei und schon reif für die Insel? Dann gehen Sie doch mal ins Schloss Landestrost. Unter dem Titel “Landschaft / Konstrukt / Bild / Objekt” zeigt der Neustädter Maler und Plastiker Bernd M. Langer Gemälde, Skulpturen, Objektinstallationen und Arbeiten auf Papier, in denen er Landschaftseindrücke aus der Inselwelt der Kykladen nicht illustrativ beschreibend vermittelt, sondern in eine emblematische Bild- und Formensprache übersetzt. In seinem „Santorin – Zyklus“ erscheinen seine subjektiven Seherfahrungen und Erinnerungen in sinnbildhaft-gestalterischer Verwandlung, bei der sich Expressivität und Abstraktion die Waage halten. Am Donnerstag, dem 23. April, ab 19.30, Uhr findet in den Ausstellungsräumen eine literarisch-musikalische Begegnung mit der Ausstellung statt unter dem Titel: „Jeder/ Niemand / ist eine Insel“ statt. Texte von Le Clezio, Rilke, Kästner, Hoffmann u.a. vorgetragen von Martin Drebs, Improvisationsmusik vorgetragen von Andreas Wittich. Der Titel der Veranstaltung stammt übrigens nicht erst von Johannes Mario Simmel, sondern kommt von dem englischen Mystiker John Donne. Beispielgebend definitorisch ist auch der Text von Johannes Gaitanides in “Leselust – Griechenland”: “Die Insel ist ein Protest gegen das Meer, Kontrapunkt seiner Unendlichkeit. Sie setzt das Feste gegen das Veränderliche, die Gestalt gegen das Ungeformte, Maß und Grenze gegen das Schrankenlose: sie ist eine Oase in der Wüste des Wassers, ein Happening in seiner Monotonie, ein Krümel Kosmos im Chaotischen; die Insel ist die Konfrontation der kleinen Sicherheit mit dem großen Ungewissen, eines Fetzen Erde mit der Allgewalt der Elemente; sie liegen nackt vor ihrer Tür – das ungefilterte Absolute. Die Insel ist ein Hafen in der Verlorenheit, ein Standpunkt im Flüssigen, die Manifestation des Bleibenden im Wechsel. Sie ist das andere, nicht Gleichgeschaltete, in sich geschlossen und abgeschlossen ein autonomes Ganzes. Sie hält Abstand vom festen Land; das macht sie von ihm unabhängig. Sie verhält sich zum Kontinent wie die Person zur Masse.” Alles klar ?– Oder jetzt erst recht auf die Insel. Und wer bis hierher gelesen hat , bekommt noch Mascha Kalecko als Zugabe: “Man braucht nur eine Insel - allein im weiten Meer, man braucht nur einen Menschen, den aber braucht man sehr!”


Kurt Marti, Auferstehung
591. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 11.4.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Zum Osterfest erreicht uns ein Gruß des Schweizer Pastors Kurt Marti:
“Auferstehung”
ihr fragt
wie ist
die auferstehung der toten?
ich weiß es nicht
ihr fragt
wann ist
die auferstehung der toten?
ich weiß es nicht
ihr fragt
gibt’s
keine auferstehung der toten?
ich weiß es nicht

ich weiß nur
wonach ihr nicht fragt:
die auferstehung derer die leben
ich weiß
nur
wozu ER uns ruft:
zur auferstehung heute und jetzt

Fontanefrühling und Reise
590. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 1.4.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Theodor Fontane (1819 – 1898) schenkt uns heute sein Frühlingsgedicht: “Nun ist er endlich kommen - doch in grünem Knospenschuh. “Er kam, er kam ja immer noch”, die Bäume nicken sich´s zu. Sie konnten ihn all erwarten kaum, nun treiben sie Schuss auf Schuss; im Garten der alte Apfelbaum - er sträubt sich, aber er muss. Wohl zögert auch das alte Herz – und atmet noch nicht frei, es bangt und sorgt: “Es ist erst März, und März ist noch nicht Mai.” O schüttle ab den schweren Traum – und die lange Winterruh`, es wagt es der alte Apfelbaum, Herze wag`s auch du!” Und im Frühsommer wollen wir dann auf Fontanes Spuren durch die Mark Brandenburg reisen, nach Neuruppin, zum Schloss Rheinsberg und an den Stechliner See. Vom Bücherhotel Groß Breesen aus erobern wir den Dobbertiner See und das nahe gelegene Güstrow lädt ein zur Besichtigung der Werke von ernst Barlach. Die Hinfahrt führt über das Schweriner Schloss und die Bundesgartenschau vorbei, zurück geht´s zum Kloster Lehnin und aufs Gut Ribbeck. Hier stärken wir uns dann mit den entsprechenden Birnen, nach dem wir genug gelesen, gehört und Verfilmungen geguckt haben. Bei der Reise sind noch einige Plätze frei; Interessierte melden sich bitte bei dem literarisch-touristischen Leiter Martin Drebs (05032 – 1426). Dann geht es in die Bücher: Vierhunderttausend Bücher erwarten uns im Bücherhotel, und für je zwei alte Bücher, die Sie mitbringen, können Sie sich ein neues aussuchen und mitnehmen, da haben Sie die Kosten schnell wieder raus! Herzliche Einladung!

Ratgeberveranstaltung
589. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 18.3.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Vorab: man kann an Büchern auch verrückt werden. Oder: Lesen war vor hundert Jahren noch verpönt, so in dem Sinne: hast du nichts Besseres zu tun. Bücherlesen schien kein Beruf zu sein! Doch insgesamt haben die Bücher und das Lesen unsere Bildung gehoben und der allgemeine Zugang zu Büchern über die Bibliotheken gehört zum Eckpfeiler unserer Demokratie! Und Bücher können eine Hilfe sein, als Wegbegleiter, als Eroberung neuer Welten und Denkweisen , als Ratgeber. Gerade die Ratgeberliteratur hat in den letzten Jahren enorm zugelegt; heute gibt es Tausende von Ratgebern für Kochen und Verwöhnen, Leben und Lernen, Haus und Garten, Partnerschaft und Familie und Körper und Seele. Darüber wollen die Bordenauer Bücherbude und Holunder-Apotheke, Bordenau, in einer eigenen Veranstaltung berichten. Der Titel lautet: LESEN, WAS GESUND MACHT, und findet statt am Mittwoch, dem 25. März , ab 19.00 Uhr auf der Bordenauer Straße 10. Der Eintritt ist frei. Neben einem allgemeinen Überblick über Ratgeberliteratur wollen wir uns durch einen kleinen Vortrag von Martin Drebs dann doch mit der möglichen Heilkraft von Sprache, Literatur und Büchern beschäftigen, nämlich mit der sogenannten Poesie- und Bibliotherapie, Dabei wird der Frage nachgegangen: welches Buch zu welcher Gelegenheit kann mir gut tun? Einen großen bücherhelfenden Praxisbereich stellen die tapferen Krankenhausbüchereien dar, die den lang verweilenden Patienten zum Beispiel spannende Reiselektüre anbieten können, die wiederum den Heilungsprozess beschleunigen kann. Nach diesem Vortrag schauen wir auf unser modernes Antiquariat mit unzähligen Ratgebern aus den letzten Jahrzehnten: wie hat Oma damals gefastet? Und welche Gymnastik gab es vor Pilates? Und wenn Sie dann noch nicht genug gestärkt sind, dann genießen Sie doch wenigstens unseren Anti-März-Depressionen-Johanniskraut-Tee. Herzlich willkommen!

Leipziger Buchmesse
588. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 11.3.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Auch in diesem Jahr öffnet die Leipziger Buchmesse vom 12. bis 15. März ihre Tore: Neuerscheinungen und Lesungen überall, dazu jede Menge elektronische Bücher. Für Buchmesse-Neulinge gibt es in diesem Jahr eine ganz besondere Attraktion! Unter dem Titel "Buchmesse für Einsteiger" bietet die Leipziger Buchmesse erstmalig – jeweils nach einer kurzen Einführung – ausgewählte Rundgänge an, um Interessenten einen ersten Überblick über das Angebot des Leipziger Bücherfrühlings zu ermöglichen. Seit dem Jahr 2005 wird jeweils am ersten Buchmessetag in der Glashalle - mitten im Messetrubel - der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen. Die Auszeichnung, welche mit insgesamt 45.000 Euro dotiert ist, wird von einer siebenköpfigen Jury zu gleichen Teilen in den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Essayistik sowie Übersetzung verliehen. Und das sind sie! In der Kategorie Belletristik: Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten (Carl Hanser Verlag);Reinhard Jirgl: Die Stille (Carl Hanser Verlag); Daniel Kehlmann: Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten (Rowohlt Verlag); Sibylle Lewitscharoff: Apostoloff (Suhrkamp Verlag); Andreas Maier: Sanssouci (Suhrkamp Verlag); Julia Schoch: Mit der Geschwindigkeit des Sommers (Piper Verlag). In der Kategorie Sachbuch/ Essayistik: Matthias Frings: Der letzte Kommunist. Das traumhafte Leben des Ronald M. Schernikau (Aufbau Verlag); Andreas Kossert: Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945 (Siedler Verlag); Herfried Münkler: Die Deutschen und ihre Mythen (Rowohlt Berlin Verlag); Jürgen Neffe: Darwin. Das Abenteuer des Lebens (C. Bertelsmann); Karl-Heinz-Ott: Tumult und Grazie. Über Georg Friedrich Händel (Hoffmann und Campe); Bei den Übersetzungen: Michael Kellner: William S. Burroughs: Naked Lunch (Nagel & Kimche); Esther Kinsky: Olga Tokarczuk: Unrast (Schöffling & Co.); Susanne Lange: Miguel de Cervantes: Don Quijote von der Mancha (Carl Hanser Verlag); Hans-Christian Oeser: Maeve Brennan: Der Morgen nach dem großen Feuer (Steidl Verlag); Elke Schönfeld: Saul Bellow: Humboldts Vermächtnis (Kiepenheuer & Witsch). Nun sagen Sie nicht , ich komme da gar nicht hin, denn dafür sind Leseproben aller Titel unter www.literaturport.de hörbar. Wer in diesem Jahr nicht zur Messe kommen kann, braucht trotzdem nicht auf Eindrücke zu verzichten, in allen Bücherhallen gibt es Webcams. Ach ja, und ein bisschen Lesen sollten Sie auch noch; oder sich ein paar Bücher ins Regal stellen. Dazu empfiehlt kein Geringerer als Gotthold Ephraim Lessing: “ Sehen Sie, wenn ich auch jetzt noch soviel vergesse, ich behalte doch wenigstens die Bücher, wo ich es wiederfinden kann. Und kann ich mir nun die Bücher vollends selber kaufen, so gewinne ich ja offenbar im Verlieren. Denn in den Büchern steht sicherlich mehr, als ich vergesse. Geben Sie nur acht, je mehr ich vergesse, desto gelehrter werde ich werden!”

"Der Turm" von Uwe Tellkamp
587. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 25.2.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Ein Buch macht in dieser Zeit Furore: ”Der Turm” von Uwe Tellkamp. Der im Herbst 2008 erschienene Roman mit dem Untertitel: “Geschichte aus einem versunkenen Land” schildert die letzten sieben Jahre der DDR als Zeit- und Sittengemälde einer ganzen Epoche. Uwe Tellkamp, der selbst als Soldat und Arzt in der DDR in Dresden aufwuchs, wird heute schon als der “Thomas Mann des 21. Jahrhunderts” gehandelt, so poetisch genau , so ergreifend ist seine erzählerische Souveränität. Wir zitieren hier natürlich nur ein kurzes Stück des fast 1000seitigen Buches, doch der Ausschnitt passt demnächst gut in die Jahreszeit: “Der Frühling war still gekommen, hatte mit bleichen Sonnenstrahlen den Schnee entlang der F 170 fortgewischt, so dass die Felder bei Possendorf und Karsdorf mit schmutzigen Laken bedeckt zu sein schienen. Noch gab es Kältetage, aber sie froren die Niederlagen des Winters ein; der Schnee war krank, unter dem Harsch tropfte, sinterte, sickerte es, bildeten sich Wasserdrusen, quecksilberten, leckten Stege dünn zwischen Firnhöhlen, suchten einander, fanden einander, flochten Rinnsale. Eiszapfen hingen vom Dach des Schulgebäudes wie zum Trocknen aufgereihte gläserne Aale, Tropfen tockten, plingten und klockten in melodischem Wechsel; Jens Ansorge hätte das gern aufgenommen und zu einem “Tauwettersong” verarbeitet. Er dachte an etwas Ähnliches wie Tomitas Musik zu Modest Mussorgskis “Bilder einer Ausstellung”, die der japanische Klangkünstler in der Hexenküche seines Synthesizer-Labors bearbeitet und bei “Amiga” veröffentlicht hatte. Wie wurde Jens um den Besitz dieser Schallplatte beneidet! Sie war frisch erschienen, und in keinem Plattengeschäft weit und breit zu kaufen, nicht einmal in der “Philharmonia”.” Soweit der Ausschnitt! Held des Romans ist Christian Hoffmann aus bildungsbürgerlicher Familie, der Medizin studieren will und sich mit den diktatorischen Ansprüchen der DDR konfrontiert sieht. Uwe Tellkamps Familienroman schildert dabei treffend realistisch die gesellschaftlichen Zustände und die politische Großwetterlage spiegelt sich im Roman ebenso wie die Realität der Bundesrepublik Deutschland in jenen Jahren. Ein außergewöhnliches Buch! Überzeugen Sie sich selbst!

Der Vorleser
586. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 18.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Er war in unserem schönen lesenswerten Neustädter Land, besuchte eine Lesegruppe im Nordkreis und wurde weltberühmt: Bernhard Schlink. Er hatte ein Buch geschrieben, was sich genau mit unserem lesenden und vorlesenden Ansätzen beschäftigte: “Der Vorleser”. Jetzt wurde das Buch, das mittlerweile zur Schullektüre aufgestiegen war, mit Kate Winslet und dem norddeutschen Jungschauspieler David Kross verfilmt und kommt dieser Tage in die Kinos. Das Buch schildert zu Beginn die Beziehung eines fünfzehnjährigen Jungen zu einer älteren Straßenbahnschaffnerin, die ihn in die Liebe und die Weltliteratur einführt. Denn nicht nur um seine Schulleistungen aufzubessern, lässt sie sich viele der großen Werke weltbekannter Dichter vorlesen. Der Junge wird zum Vorleser. Jahre später begegnet der mittlerweile Jura studierende seine Liebe wieder. Dabei stellt sich heraus, dass die auch so nette Frau zur Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft als KZ-Wächterin Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat. Mit Schaudern erfährt er unter anderem, dass die KZ-Wächterin junge Mädchen zu sich kommen ließ, um sich ....vorlesen zu lassen! Denn die Frau konnte selbst nicht lesen. Während der Verbüßung ihrer Haftstrafe kümmert er sich wieder um sie und schickt ihr vorgelesene Literatur ins Gefängnis; hier lernt sie lesen , indem sie seine Kassetten hört und die Bücher mitliest. Nach Ende ihrer Haftzeit bringt sie sich um und bestimmt, dass ihr im Gefängnis angesparter Lohn einem Verein jüdischer Analphabeten zukommen soll. “Der Vorleser” von Bernhard Schlink ist ein ergreifendes Buch, nicht nur über die Schrecken der Nazizeit, sondern auch über das komplizierte Leben einer Analphabetin, die ihre scheinbar unauffällige Behinderung zu kaschieren sucht. Das Vorlesen und der Vorleser werden zu Symbolen einer menschenwürdigen Hilfe, zum humanistischen Impuls schlechthin: durch das Vorlesen hilft der junge Mann der Frau, in die Welt der Literatur einzudringen und sich so zu wandeln. Und das bleibt auch unser tiefster Grund dafür!

Lesen, was gesund macht!
585. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 7.2.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Unsere Bordenauer Bücherbude startet ihr neues Programm. Neben dem jetzt schon beliebten Tauschen, Leihen, Schmökern und dem Service, Neuerscheinungen zu besorgen und dorfnah anzuliefern, wirken Holunder- Apotheke und Bücherbude auf der Bordenauer Straße gerade dann richtig zusammen bei dem Thema: Lesen, was gesund macht! Bücher sind nicht nur Bildungs-, Informations- und Unterhaltungsmedien. In Lebenskrisen können sie auch zu unersetzlichen Heilmitteln werden. Dieser Erkenntnis, die in den letzten Jahren vielfach bestätigt wurde, kommt nicht nur angesichts der Finanzkrise im Gesundheitswesen aktuelle Bedeutung zu , sondern auch durch die Tatsache, dass das Krankheitsbild unserer Zeit immer mehr bestimmt wird durch Verhaltensstörungen, Neurosen, Kommunikationshemmungen, Sinnkrisen. Man spricht von einem therapeutischen Einsatz des Buches, aber auch von den Möglichkeiten, durch frühzeitige Lektüre geeigneter Ratgeberliteratur beginnenden Störungen entgegenzuwirken. Die Fachwelt nennt das staunend die sogenannte Bibliotherapie, zu deutsch: mit Büchern heilen! In einfachen Worten : heute gibt es Tausende von Ratgebern für Kochen und Verwöhnen, Leben und Lernen, Haus und Garten, Partnerschaft und Familie und Körper und Seele, so die Einteilung des Verzeichnis des Verlages Gräfe und Unzer! Und in unserem modernen Antiquariat findet unsere hochverehrte Leserschaft unzählige Ratgeber aus den letzten Jahrzehnten: wie hat Oma damals gefastet? Und welche Gymnastik gab es vor Pilates? Und dass Bücher und Medikamente so wirksam sind, ist unserem Gesetzgeber entgegen europäischem Recht so wichtig, dass für beide und als die einzigen Produkte weltweit die sogenannte Preisbindung gilt; das heißt, dass ein Buch im Bayerischen Wald genauso viel kostet wie auf einer Hallig in der Nordsee. Und Medikamente ebenso. Jetzt liegt es Ihnen, sich nach einer ärztlichen und/oder buchhändlerischen Beratung mit dem einen oder anderen auch zu helfen. Und mit einem der Ratgeberverlage planen wir natürlich eine Ratgeberveranstaltung, bei der wir über die Praxisansätze der Bibliotherapie zum Beispiel in Krankenhäusern berichten wollen. Und Elisabeth Lukas schreibt in “Bücher – Freunde in der Not?”:Also, das richtige Buch im richtigen Moment erschließt Sinn, egal, ob es zum Mitlachen oder Mitweinen auffordert, denn nicht nur das Lachen ist heilsam, sehr heilsam sogar, sondern auch das Weinen hat noch seine Heilkraft, wie uns Helen Reisinger-Peusens in einem ihrer hübschen , kleinen Gedichtchen mitteilt, welches lautet: Solang der Mensch noch weinen kann, ist nichts verloren, denn aus jeder Träne wird er neu geboren. - Dem möchte ich nur hinzufügen: Vielleicht wird er auch aus jedem guten Buch, das er verinnerlicht hat, irgendwie neu geboren...

Johannes Mario Simmel
584. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 28.1.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Vielen kritischen Geistern galt er als trivialer Vielschreiber, dabei war er selbst ein engagierter Mensch und Literat, der zeitgemäße Themen aufgriff und sich immer gegen Menschenverachtung stellte; jetzt ist er Anfang des Jahres gestorben: Johannes Mario Simmel (1924 bis 2009). Seine Eltern stammten aus Hamburg. Sein jüdischer Vater Walter Simmel war Chemiker, seine Mutter Lisa, geb. Schneider, Lektorin bei der Filmgesellschaft Wien-Film. Sein Vater floh vor den Nationalsozialisten nach London, während fast alle Verwandten väterlicherseits von den Nazis ermordet wurden. Simmel wuchs in Österreich und England auf und machte an der höheren Bundeslehr- und Versuchsanstalt für chemische Industrie die Matura als Chemieingenieur. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er in der elektro-chemischen Forschungsabteilung des Elektrokonzerns Kapsch eingesetzt. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Journalist, Übersetzer und Dolmetscher für die US-Militärregierung. 1947 veröffentlichte er seine erste Novellensammlung unter dem Titel Begegnung im Nebel. Bei der Wiener Tageszeitung Welt am Abend verfasste er ab 1948 als Kulturredakteur Filmkritiken und Feuilletons. 1950 übersiedelte er nach München und war dort für die Illustrierte „Quick“ tätig. In ihrem Auftrag unternahm er Reporterreisen durch Europa und nach Übersee. Simmel schrieb unter verschiedenen Pseudonymen Tatsachenberichte und Serienromane. Zwischen 1950 und 1962 verfasste er allein oder gemeinsam mit anderen Autoren insgesamt 22 Drehbücher, u.a. für Filme wie Es geschehen noch Wunder (1951) mit Hildegard Knef, Tagebuch einer Verliebten (1953) mit Maria Schell, Hotel Adlon (1955) oder Robinson soll nicht sterben (1957) mit Romy Schneider und Horst Buchholz. Nach seinem ersten großen Erfolg mit der „Quick“-Serie Es muß nicht immer Kaviar sein (1960) widmete er sich vor allem dem Schreiben von Unterhaltungsromanen, die sich aber jeweils mit aktuellen gesellschaftspolitisch relevanten Themen auseinander setzten, wie etwa Gewalt gegen Ausländer, Drogenhandel oder Genmanipulation. Dabei waren journalistische Recherchen an den Schauplätzen und im Milieu, in dem seine Romane spielten, die Grundlage. Leitmotive in vielen seiner Werke sind die Relativierung von Gut und Böse und ein leidenschaftlicher Pazifismus. Seit Jahrzehnten gehört er zu den meistgelesenen Autoren im deutschsprachigen Raum. Er veröffentlichte 35 Romane, die eine Gesamtauflage von etwa 73 Millionen verkaufter Exemplare erreichten. Werke von ihm wurden in 30 Sprachen übersetzt. Hier die Titel einiger seiner Romane: Alle Menschen werden Brüder. Und Jimmy ging zum Regenbogen. Der Stoff, aus dem die Träume sind. Die Antwort kennt nur der Wind. Niemand ist eine Insel. Hurra, wir leben noch. Wir heißen euch hoffen. Bitte, laßt die Blumen leben. Die im Dunkeln sieht man nicht. Simmel wurde von den Literaturkritikern lange Zeit als Trivialautor, „Bestseller-Mechaniker“ oder Fließbandschreiber geschmäht. Erst mit dem Roman Doch mit den Clowns kamen die Tränen (1987) fand er allgemeine Anerkennung. Dreimal verheiratet, lebte er zuletzt in der schweizerischen Stadt Zug; einen Roman hatte er nach seinen Angaben noch in Arbeit. Wir werden ihn weiter lesen.

Buchhotel
583. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 21.1.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Ja, hat man denn nirgends seine Ruhe vor Büchern? Dem Buchdruck sei Dank. Denn beim Lesen dreht sich wohl alles um Bücher. Es gibt den “Tag des Buches”, die "Bücherbude Bordenau" und sogar ganze Bücherdörfer. Heute stellen wir ein Buchhotel vor: seit 1998 gibt es in Groß Breesen im Mecklenburgischen das erste Bücherhotel in Deutschland. Ein liebevoll restauriertes altes Gutshaus – typisch mecklenburgisch, mit mediterranem Flair und voller Bücher. Internationale Tauschbörse Gutshotel Groß Breesen! Für zwei Bücher, die man mitbringt, kann man sich ein neues wieder mitnehmen. Überall sind die Räume mit Büchern gestaltet. Man taucht ein und kann den ganzen Tag lesen, angeregt durch die schier unbegrenzte Anzahl von Büchern, die ihren eigenen intensiven Geist ausströmen. Also lesen, was gut tut, was entspannt und erholsam ist! Und es gibt jede Menge literarischer Veranstaltungen von der klassischen Lesung über die Märchenwaldführung bis hin zur Gute-Nacht-Geschichte, die einen auf dem Zimmer erwartet. Anfang Juni wollen wir vom Gutshotel aus auf den Spuren von Theodor Fontane wandeln, seine Geburtsstadt Neuruppin besuchen, über den verträumten Stechlinsee fahren, mit der Kutsche durch die Mark Brandenburg reisen und ein wenig in den Ostseebädern ausspannen. Und abends gibt es die neueste “Effi-Briest-Verfilmung” im literarischen Ambiente. Es gibt eben genug literarische Gelegenheiten, die in weitere Erlebnisreiche entführen. Informationen übers Internet finden Sie unter: www.gutshotel.de und für die literarische Reise können Sie sich unter 05032-1426 anmelden!

Rilke und Jahresmotto
582. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 14.1.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Und noch ein Jahresmotto? Und diesmal mit Gedichten von Rainer Maria Rilke (1875 bis 1926). Rilke wuchs in Prag auf als Sohn eines Eisenbahnbeamten. Er besuchte Militärerziehungsanstalten und studierte Kunst- und Literaturgeschichte in Prag, München und Berlin, unternahm zahlreiche Reisen und wurde 1905 Privatsekretär des Pariser Bildhauers Auguste Rodin. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete er im Wiener Kriegsarchiv. Nach Kriegsende lebte er in der Schweiz, wo er 1926 starb. Ab 1900 begann er seinen eigenen Stil zu entwickeln, der vielen Bewunderern als müheloses erreichtes Ergebnis unmittelbarer Eingebung erschien. Aber Rilke war auch ein großer Handwerker, der lange an seinen Texten arbeitete. Lesen Sie nun drei Gedichte von ihm zu Ihrer eigenen Freude!

“Ich ließ meinen Engel lange nicht los, und er verarmte in meinen Armen, und wurde klein, und ich wurde groß; und auf einmal war ich das Erbarmen, und er eine zitternde Bitte bloß. Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, - und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand; er lernte das Schweben, ich lernte das Leben, und wir haben langsam einander erkannt.” -- “Nenn ich dich Aufgang oder Untergang... Denn manchmal bin ich vor dem Morgen bang und greife scheu nach seiner Rosen Röte und ahne eine Angst in seiner Flöte vor Tagen, welche liedlos sind und lang. Aber die Abende sind mild und mein, von meinem Schauen sind sie still beschienen; in meinen Armen schlafen Wälder ein und ich bin selbst das Klingen über ihnen, und mit all dem Dunkel in den Violinen verwandt durch all mein Dunkelsein.” “ Der Abend ist mein Buch. Ihm prangen die Deckel purpurn in Damast; ich löse seine goldnen Spangen mit kühlen Händen, ohne Hast. Und lese seine erste Seite, beglückt durch den vertrauten Ton, - und lese leise leiser seine zweite, und seine dritte träum ich schon.”

Romantische Realitäten
581. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 7.1.2009

Hochverehrte Leserschaft!

Kaum hat das Jahr mit seinen üblichen Realitäten begonnen, schwärmt unsere lesende Initiative schon wieder aus ins Romantik Bad Rehburg. Mit dem Titel "Die Romantik und das Neoromantische - Gedichte und Musik - mit Ausschnitten aus dem Buch von Rüdiger Safranski, ROMANTIK- Eine deutsche Affäre." begeben sich Helene Köhler, Annegret Scholz,Vera Urich und Martin Drebs am Samstag, dem 17. Januar, ab 20.00 Uhr im Großen Saal auf eine literarisch-musikalische Reise in die Vielfalt der Romantik. Der Philosoph und Wissenschaftsjournalist Rüdiger Safranski hatte im letzten Jahr das Romantik Bad Rehburg besucht; sein Vortrag zur Romantik stieß auf großes Interesse. Es lohnt sich, tiefer in sein Buch einzusteigen und den Bogen von der Romantik bis ins Neoromatische zu schlagen. Neben einer grundlegenden Einführung mit Gedichten von Novalis, Goethe und Eichendorff widmet sich die Lesung mit Musik aus der Epoche auch einigen romantischen Elementen im Nationalsozialismus und der romantischen 68er-Bewegung mit Hilfe ausgewählter Texte von Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse, Klaus Hoffmann und John Lennon. Dazu spielt am Klavier der hervorragende kanadische Pianist Marc Toth, der musikalische Aspekte und Themen der Romantik vorstellt. Herz und Verstand sollen gleichermaßen intensiv romantisch angesprochen werden, indem zuerst Sachtexte, dann stimmungsvolle Poesie und zum Nachschwingen entsprechende Musikstücke vorgestellt werden. Beispiel gefällig? Eine Definition für Romantik von Novalis lautet: “ Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.” Und so steigern sich die romantischen “Gedankengefühle” über Naturerlebnisse, die Nacht und den Mond, stimmungsvolle Träume, die Sehnsucht nach der Unendlichkeit bis zur Utopie und der vollkommenen Liebe. Die Romantik als Epoche endete Mitte des 19. Jahrhunderts, das Romantische aber wirkt weiter und wird wohl nie aufhören, auch wenn sich die Realitäten noch so versuchen dagegen zu stellen!



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