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Unser Dorf liest

Arbeitskreis 
"Unser Dorf liest"

Kolumnen - Archiv 1.4.2002 - 30.6.2002

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Fußballfieber
250. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 29.6.2002

Hochverehrte Leserschaft!

Dieser Tage grassiert eine seltsame Krankheit, die man überhaupt gar nicht mehr erwartet hatte und sie erweist sich aufgrund völleriger Umstände als äußert hartnäckig. Edeltraut Bock aus der Bordenauer Schreibwerkstatt schrieb uns einen entsprechenden Bericht „Fußballfieber“: „Vorgestern war für mich die Welt noch in Ordnung. Der Tagesablauf und mein Mann gehörten noch mir. In diesen Wochen sind gemeinsame Gespräche selten geworden. Schon am Morgen sieht er fern bis in den Abend. Fremd, grölend, männlich schallt es aus dem Wohnzimmer. Ich stecke meinen Kopf durch die Tür, dann setze ich mich. Mein Puls jagt, meine Beine zucken, Augen glänzen, ich gröle. Sind wir beide krank? Nein, nur etwas Fußballfieber...“ Als Gegenmittel empfehlen wir entweder „Rivaldo“ oder „Ronaldo“ in kleinen Dosen oder aber wir benennen nicht nur Bordenau in Neuville um, wenn es – sagen wir – zum Beispiel morgen mit einem besonders schönen Abschluss abklingt bzw. ausklingt.


Ferienpass
249. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 22.6.2002

Hochverehrte Leserschaft!

Für die Kinder beginnen dieser Tage wunderschöne Feriengeschichten: School`s out – XXL-Party, Mädchen treffen sich mit Mädchen, Bandworkshop, Töpferwerkstatt in Mardorf, Vögel, Insekten, Tiere in der Hecke, Sommer-Internet-Cafe, Schießen mit Luftdruckwaffen, Luftgewehrschießen in Hagen, Segelfliegen, Eine Insel in der Leine, Rund um den Zirkus, Maskenbau und Theaterspielen, Schnuppertennis mit Zelten, Vom Fischer und seiner Frau, Serviettentechnik, Internet-Einführung für AnfängerInnen, Judo-Schnupper-Training, Inline-Hockey-Schnupperkurs, Trampolinspringen für Anfänger, Siebdruck, Rund um den Hund, Paddeln auf der Leine, Klettern im Kirchturm, Bilderbuchkino, Stoffmalerei in Mardorf, Voll-Fit-Sommer-Erdgas-Indianer-Tipi, Eine Reise in den Orient, Briefpapier gestalten, Alte Kinderspiele – neu entdecken, Wen Do –Kurs, Homepage selber gestalten, Zirkus erleben, Camera Obscura, Lederarbeiten, Luftgewehrschießen in Poggenhagen, Spaß mit Billard, Karate- Schnupper-Training, Kanutour auf der Böhme, Glasmalerei in Basse, Tiere auf dem Bauernhof, Kerzen ziehen, LAN-Party mit dem Jugendrat, Musikworkshops: Trompeten, Trommeln, Tanzen, Familientennis in Mandelsloh, Bienenschau – Honigklau, Patchwork, Störche in Wulfelade, Naturrallye in der Helstorfer Heide, Pizzabäckerei, Die kleine Hexe Duftnäschen, Fußballtreffen in Niederstöcken, Unsere kleinen Vampire, Radtour mit Bike und Bahn, Schmiedetag in Helstorf, Reise um die Welt, Natur-Rallye am Rettmer Berg, Hoch – höher - am höchsten, Rope Skipping and Double Dutch, Moki – Überraschungsfilm, Beach-Volleyball in Eilvese, Fußgänger-Rallye in Niedernstöcken, Die Welt im Wohnzimmer, Spiele-Nachmittag im Freibad Neustadt, Zeltlager, Schnuppertennis, Wir sammeln Briefmarken, und zusammen mit „Bordenau – Unser Dorf liest“: Lesen im Internet. Und wer erzählt diese wundervollen Feriengeschichten: Die Jugendpflege der Stadt Neustadt am Rübenberge zusammen mit vielen Einrichtungen und Vereinen. Vielen Dank und viel Freude!


Kästner - Entwicklung der Menschheit
248. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 15.6.2002

Hochverehrte Leserschaft!

Sag man einer, es ginge nicht auch heiter zu bei unserer erlesenen Revue Nr.1: „Vielstimmigkeit der Deutschen“ am 3.Oktober 2002 ab 18.30 Uhr in der Bordenauer Turnhalle. Erich Kästner, 1974 verstorbener  Schriftsteller und Journalist, war ein beliebter Kinderbuchautor und Satiriker. Zu den ersten Veröffentlichungen Mitte der Zwanziger Jahre gehörten zeitkritische Gedichte und Texte fürs Kabarett sowie der satirische Roman „Fabian“(1931), in denen er sich mit treffsicherem Witz gegen spießbürgerliche Moral, Militarismus und Faschismus wendet. Neben Gedichten und Romanen schrieb er amüsante, spannende Kinderbücher mit erzieherischer Tendenz, Theaterstücke und Filmdrehbücher. Obwohl 1933 seine Bücher verbrannt und verboten wurden – 1942 erhielt er Schreibverbot – emigrierte er nicht und publizierte im Ausland. Nach 1945 war er Redakteur  der „Neuen Zeitung“ in München und Herausgeber der Jugendzeitschrift „Der Pinguin“ bis 1962 Präsident des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Am 3.10.2002 ist er beim thematisch-dramaturgischen Bogen: „Barbarei und Vernunft“ , in dessen Balancierung alle Völker der Welt gestellt sind, mit dem Gedicht: „Die Entwicklung der Menschheit“ vertreten: Einst haben die Kerls auf Bäumen gehockt, behaart und mit böser Visage. Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt und die Welt asphaltiert und aufgestockt, bis zur dreißigsten Etage. Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn, in zentralgeheizten Räumen. Da sitzen sie nun am Telefon. Und es herrscht noch genau derselbe Ton wie seinerzeit auf den Bäumen. Sie hören weit. Sie sehen fern. Sie sind mit dem Weltall in Fühlung. Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern. Die Erde ist ein gebildeter Stern mit sehr viel Wasserspülung. Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr. Sie jagen und züchten Mikroben. Sie versehn die Natur mit allem Komfort. Sie fliegen steil in den Himmel empor und bleiben zwei Wochen oben. Was ihre Verdauung übrig lässt, das verarbeiten sie zu Watte. Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest. Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest, dass Cäsar Plattfüße hatte. So haben sie mit dem Kopf und dem Mund den Fortschritt der Menschheit geschaffen. Doch davon mal abgesehen und bei Lichte betrachtet sind sie im Grund noch immer die alten Affen.


Ideale Gästeführerin
247. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 8.6.2002

Hochverehrte Leserschaft!

Am vorigen Mittwoch erhielten die neuausgebildeten Gästeführerinnen der Stadt Neustadt am Rübenberge im Frielinger Haus Bullerdieck unter Anwesenheit der Bürgermeisterin Karin Kirchmann ihre Ernennungsurkunden,  bei Bullerdiecks deshalb, weil Chefin Brigitte selbst die qualifizierte Ausbildung im Rahmen der Ländlichen Erwachsenen Bildung durchlaufen hatte. Ein halbes Jahr hatte Ausbildungsleiterin Doris Pleye-Schumacher die besten Referenten aus der Region zusammen gezogen und jetzt endlich lüftete sich das Geheimnis, was eine ideale Gästeführerin eigentlich sei: „ Unter dem Motto: Sie kommen als Fremder und du bleibst als Freund – begrüßt die Geisha vom Rübenberge die Gäste aufs Herzlichste. In einem kurzen Telepathischenphonat hat sie wunderschönes Wetter bestellt, Toiletten stehen zur Verfügung und es werden erste Snacks gereicht: Lachsschnittchen und Neustädter Sekt. Bei der Begrüßung hat sie durch eine geschickte Fragetechnik – das sogenannte Drebsorium – Vorkenntnisse, Interessen und Lerntyp der Teilnehmer ermittelt: braucht jener mehr Bilder? Oder diese mehr Geschichten? Oder sind gar Rheinländer dabei, die durch humoristische Einlagen am besten zu begeistern sind? Mit einer von Hörgeräte Becker und Flöge gesponserten Mikrophon-Hör-Anlage und Elektrocabrios von Brunnermobil für ältere Teilnehmer – übrigens alle mit TV ausgestattet, so dass wahrend der Fahrt auch die WM verfolgt werden kann – geht es in die Innenstadt, freundliche Geschäftsleute lassen ihre Kunden warten, um die Geschichte ihres Hauses zu erläutern, am Marktplatz reicht die Apotheke rezeptfreie Stärkungsmittel, in der Liebfrauenkirche hat Kantor Eckart Böhm extra eine große Probe  der  Matthäus-Passion angesetzt, um einen auch  akustischen Eindruck des kirchlichen Klangkörpers zu ermöglichen. An der Jugendarrestanstalt grüßen die Freigänger freundlich, und im Schlosshof erläutert die Gästeführerin mithilfe einer Computeranimation auf Großleinwand rhetorisch geschickt  die Geschichte des Schlosses....“


KleinUrsel
246. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 3.6.2002

Hochverehrte Leserschaft!

Am nächsten Montag, dem 3.Juni 2002, findet ab 19.30 Uhr wie schon seit vielen Jahren eine Schreibwerkstatt in der Bordenauer Scharnhorstschule statt – übrigens zusammen mit der WERKSTATT BORDENAU, die mit ihrem kulturpädagogischen Angebot ins 18.Jahr geht. Zusammen mit der VHS fand Anfang Mai eine Schreibwerkstatt zum Thema „Landschaft und Schreiben“ auf der Insel Sylt statt. Die Autorin Ursula Klein aus Hameln schuf nach dem Besuch der imposanten Wanderdünen das Gedicht „Schöpfung“ : „Ein weiter Himmel, weiße Wanderdünen mit breiten Schultern. Wind, Wind. Ich fürchte mich. Die dunkle See, gelbe Strände, vom Wasser bedrängt. Sand, Sand. Ich fürchte mich. Eine kleine Muschel mit Perlmutter. Ich krieche hinein. Endlich geborgen. Vor wem?“ 
(Lassen Sie sich vorlesen von Martin Drebs

Und beim nächsten Text hatte sie wie die anderen Teilnehmer auch die Vorgabe, die Wörter: „Kapitän, Unwetter, Besatzung, Fahrgäste“ in eine Geschichte zu bringen: „Wild tobte die See. Das Segelschiff „Else“ drohte zu kentern, aber der Kapitän steuerte es mit ruhiger Hand durch das Unwetter. „Besatzung an Deck, rettet die Fahrgäste!“ schrie er. Schaumfetzen flogen durch die Luft, wie eine Nussschale schaukelte das Schifflein in den entfesselten Elementen. Da ging die Badezimmertür auf: „Aber Wolfgang, kannst du nicht ein Vollbad nehmen wie andere Menschen auch?“ sagte seine Frau Else.“ 
(Lassen Sie sich vorlesen von Martin Drebs

Wie Sie lesen, geht es bei uns auch heiter zu. Seien Sie herzlich eingeladen, liebe Bordenauer, Neustädter und auswärtige Gäste. Die Texte, die entstehen, werden wir demnächst auf der Bordenauer Homepage als sogenanntes Literaturtelefon für Sie vorlesen. 
Als ersten Text hören Sie diese Einladung über www.Bordenau.de !


Vorbereitungen310(1)
245. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 25.5.2002

Hochverehrte Leserschaft!

Der 3.Oktober hat in Bordenau ja schon Tradition. In diesem Jahr wollen wir am „Tag der deutschen Einheit“ nach Heinrich Heines „Deutschland – ein Wintermärchen“ (2001) und dem „Bordenauer FAUST“ (2000) wieder etwas Außergewöhnliches gestalten: „Vielstimmigkeit der Deutschen – eine erlesene Revue(1)“ Mancher mag bei einer mit scheinbar nationalen Themen gespickten Lesung zusammenzucken, doch wer „Bordenau – Unser Dorf liest“ kennt, weiß, dass ein so heikles Thema genau hier in richtigen Händen liegt. Es geht nämlich erst einmal einfach darum, die Entwicklung eines Nationalverständnisses und –gefühls mit literarischen und musikalischen Mittels nachzuzeichnen. Das versuchen wir im ersten Teil unserer Revue mit dem Untertitel: Lieder der Deutschen. Da zeigt sich schon, dass Hoffman von Fallerslebens „Lied der Deutschen“ - 1841 auf Helgoland entstanden - viel demokratischer gemeint war, als es zur Zeit diktatorischer Verhältnisse missbraucht wurde. Er schrieb das Lied in einer Zeit der Aufsplitterung in Kleinstaaten und fehlender Durchsetzungskraft für demokratische Gesinnung, beseelt von dem Wunsch nach einem freien und geeinten Deutschland. Nach der Veröffentlichung seiner „Unpolitischen Lieder“ musste er seinen Lehrstuhl an der Universität Breslau aufgeben. 1922 wurde das Lied zur Nationalhymne erhoben und nach der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft Anfang der fünfziger Jahre mit der dritten Strophe wieder zugelassen bzw. zwischen Heuss und Adenauer vereinbart, und schließlich nach der deutschen „Wiedervereinigung“ durch Kohl und von Weizsäcker als Nationalhymne bestätigt. In unserer Revue, die ja die erste ihrer Art sein soll, zeichnen wir diesen geschichtlichen Bogen nach, erst mit einem Preußenmarsch - durch das Bordenauer Fanfarencorps vorgetragen - über die Kaiserhymne, die DDR-Hymne und die Kinderhymne von Bertolt Brecht, bis zum Niedersachsenlied und der Neustadthymne. Viele verschiedene Bordenauer Mundarten vom Schlesischen übers Bayerische bis zum Platt werden diesen ersten Bogen mit dem Vortrag der dritten Strophe vielstimmig beschließen, um aus deutschen Regionen in ein gemeinsames Europa einzumünden. Sind Sie dabei? Der Vorverkauf beginnt demnächst über www.Bordenau.de


Blauer Briefkasten
244. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 18.5.2002

Hochverehrte Leserschaft!

Reykjavik hat seine blaue Lagune, die Romantik ihre blaue Blume und Bordenau seit kurzem einen blauen Briefkasten. Schlendert man so nichtsahnend die Bäckergasse hinunter, fällt plötzlich ein leuchtend blauer Kasten ins Auge, in dem sichtbar ein paar Bücher und bedruckte Karten stehen und zum Mitnehmen animieren. „Lies mich“ steht noch nicht dran, dafür aber gibt`s das kostenlos, anders als bei den Reclam-Bücherautomaten, über die wir schon berichteten. Die Bücher stellen sich als Frauenbranchenbücher heraus und auf den Karten befindet sich das kurze Gedicht - fast ein Aphorismus - des verstorbenen Hannoveraner Dichters Kurt Morawietz „Staub“: „Jedes Kind bekommt einen Namen bei der Geburt, damit der Tod es zu rufen weiß.“ Etwas düster wohl und ergreifend! Es sollen auch noch mehr verschiedene Texte werden, ähnlich unserer Lesezettelaktion beim Stadtfest am 31.8.2002. Schlägt man nun einen gekonnten Bogen aufs Haus zu und nimmt die ersten Stufen von strahlenden Vergissmeinnicht gesäumt, liest sich schon in schwarzen Lettern auf Plexiglas transparent gegen den Himmel das Gedicht „Leuchtfeuer“: „Selbst wenn die Welt einst unter Nebeln liegt und auch das Licht so müde ist, selbst wenn kein Laut die Stille stört, kein Wind mehr in den Gräsern rauscht, wenn selbst die Erde zu verwittern scheint im Angesicht so grauer Zeit, selbst dann ist da noch...“ Das weitere „gute“(!) Ende sollten Sie schon selbst erlesen. Und die Verwunderung bahnt sich einen Weg zum hoch am Haus prangenden Schild: Literarische Landschaften im Verlag Stephanie Jans. Aha, der hat hier seinen Sitz und deshalb diese vielen Buchstaben überall zum Lesen und genießen!

Schauen Sie also mal vorbei beim Bordenauer Blauen Briefkasten!


Rose
243. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 11.5.2002

Hochverehrte Leserschaft!

Während wir unsre Gäste aus der französischen Partnerstadt La Ferté-Macé ganz herzlich in unseren Mauern, auch in Bordenau, begrüßen, erzählen wir eine Geschichte von Rainer Maria Rilkes Zeit seines ersten Pariser Aufenthaltes: Gemeinsam mit der jungen Französin Marie kam er um die Mittagszeit an einem Platz vorbei, an dem eine Bettlerin saß, die um Geld anhielt. Ohne zu irgendeinem Geber aufzusehen, ohne ein anderes Zeichen des Bittens oder Dankens zu äußern als nur immer die Hand auszustrecken, saß die Frau immer am gleichen Ort. Rilke gab nie etwas, seine Begleiterin schenkte häufig ein Geldstück. Eines Tages fragte Marie verwundert nach dem Grund, warum er nichts gebe, und Rilke gab ihr zur Antwort: „Wir müssen ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand.“ Wenige Tage später brachte Rilke eine eben aufgeblühte weiße Rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte Hand der Bettlerin und wollte weitergehen. Da geschah das Unerwartete: Die Bettlerin blickte auf, sah den Geber, erhob sich mühsam von der Erde, tastete nach der Hand des fremden Mannes, küsste sie und ging mit der Rose davon. Eine Woche lang war die Alte verschwunden; der Platz, an dem sie vorher gebettelt hatte, blieb leer. Vergeblich suchte die Begleiterin Rilkes eine Antwort darauf, wer wohl jetzt der Alten ein Almosen gebe. Nach acht Tagen saß plötzlich die Bettlerin wieder wie früher am gewohnten Platz. Sie war stumm wie damals, wiederum nur ihre Bedürftigkeit zeigend durch die ausgestreckte Hand. „Aber wovon hat sie denn all die Tage, da sie nichts erhielt, nur gelebt?“, fragte Marie. Rilke antwortete: „ Von der Rose...“


Künstlerpolitiker
242. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 4.5.2002

Hochverehrte Leserschaft!

Schauen wir einmal über den Tellerrand nach Hannover, geht der Blick doch wieder auf einen Bordenauer Künstler: Über 60 Besucher verfolgten Ende des letzten Monats  im vollbesetzten „Kanapee“ in der Reihe „Künstler-Politiker-Gespräch“ die spannende Begegnung zwischen Kirchenmann und Kunstliebhaber Hans-Werner Dannowski und Bildhauer und Buchgestalter Peter Marggraf aus Bordenau. Nachdem Moderator Prof. Dr. Otto Ludwig erst einmal das Thema: „Was hat die Kunst der Kirche noch zu sagen?“ von seiner Klischeehaftigkeit befreit hatte, spannte sich der Bogen zwischen der Aufgabenstellung der Kirche, mehr Antworten zu verkündigen, und den offenen Formen und Fragen der modernen Kunst. Neue dialogische Ansätze waren und sind nötig, geraten damit aber auch in das Vermittlungsproblem zwischen andachtswilligen Kirchenbesuchern und missverständlicher, weil abstrakter Kunst. Während der ehemalige Superintendent auch Gottesdienste im Sprengelmuseum hält, sucht der Bildhauer das Gespräch mit den Gemeinden, die seine Kunst aufstellen möchten, beides mit Erfolg. In den Reaktionen auf die Publikumsfragen wurde klar, dass sich Peter Marggraf in seiner künstlerischen Arbeit auch religiös empfindet, und Hans-Werner Dannowski konnte deutlich machen, dass manche Künstler das Sakrale noch weiter treiben als eine dialogbereite Kirche. Mehr interessante Fragen als einfache Antworten also, und das eben Dank der gelungenen Moderation von Otto Ludwig, der ein gegenseitiges Befragen der Podiumsteilnehmer in Gang setzte, das mehr Zwischentöne als Streitigkeiten ermöglichte: aus dem sonst eher schweigsamen Künstler wurde ein gesprächsbereiter Partner für den interpretationswilligen Kirchenmann, der nicht nur die Wahrnehmung der Wirklichkeit oft durch die Kunst schon vorgeprägt empfindet, sondern in der unbegrenzten Pluralität der modernen Kunst auch ein Modell von humaner Pluralität überhaupt zu erkennen glaubt. Ein allso rundum gelungenes Gespräch!! Schauen Sie doch mal auf die Heimatseite von Peter Marggraf: www.petermarggraf.de. Und: wir planen noch in diesem Jahr zur Erstellung einiger wunderschöner Bücher mit Texten von Ingeborg Bachmann eine gemeinsame Lesung!! 


Mailicht
241. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 27.4.2002

Hochverehrte Leserschaft!

Der Mai wird wieder kommen, die Bäume werden schlagen aus, da bleibe wer Lust hat mit Sorgen zu Haus. Oder „Das Mailicht“: Dein Lächeln verspricht soviel jedes Jahr hast du mich verlassen, dein schneite es kalte Blüten in meinem heißen Herzen. Oder aus Heinz Erhardts „Zyklus“: Und wieder ist es Mai geworden, es weht aus Süden statt aus Norden. Die Knospen an den Aprikosenbäumen springen, und Vogel, Wurm und Kater singen: fidirallala, fidirallala.! Viel Freude wünschen wir Ihnen in diesem herrlichen Neustädter Mai!


Männergesangverein
240. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 20.4.2002

Hochverehrte Leserschaft!

Zog ich heut` morgen mit stillem Sinn mit meinen Schafen durchs Tal dahin, lugte ein Veilchen hervor und lacht: weißt du schon, Schäfer, der Lenz kam heut Nacht! Und wie beim Veilchen ich träumend stand, ging rings ein Singen und Klingen durchs Land. Amsel und Bächlein und Wanderer fragt: weißt du schon, Schäfer, der Lenz kam heut Nacht! Und an der Mühle - in Weiden versteckt – hat mich die Müllerin plötzlich geneckt, klopfte ans Fensterlein schelmisch und lacht: weißt du schon, Träumer, der Lenz kam heut Nacht!  Dieses Frühlingslied mit dem Titel „Der Schäfer“ von Franz Peter Kürten getextet und von Hansjakob Heuken vertont wird der Männer-Gesang-Verein Bordenau unter Leitung von Gerhard Bruns vierstimmig vortragen und das im Rahmen eines umfangreichen Operettenreigens mit dem Ensemble 'Opera Mobile' unter Leitung von Staatsoperntenor Alexander Senger am Samstag, dem 20.4.2002, ab 20.00 Uhr in der Turnhalle Bordenau. Singen Sie summend lesend mit!


Krebsgang
239. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 13.4.2002

Hochverehrte Leserschaft!

Wie halten Sie`s mit Günter Grass? Ohh- schwierig, „Blechtrommel“ nur angefangen, den „Butt“ gleich weggelegt, sein „Jahrhundert“ war wohl ein ganz schönes Geschichtsbuch, vor allem die Aquarelle, auch Reich-Ranicki war immer gegen den Nobelpreis! Okay, aber jetzt sollten Sie ihn lesen! „Im Krebsgang“: Der Journalist, der hier in fremdem Auftrag schreibt, hat wenig Lust, die alte, fast vergessene Geschichte von der Schiffskatastrophe auszugraben, die sich 1945 in einer eisigen Januarnacht in der Ostsee abspielte. Er hat die Story, die unabweisbar Teil seiner Lebensgeschichte ist, hundertmal aus dem Mund seiner Mutter gehört. Jetzt, fünfzig Jahre später, beim Recherchieren im Internet macht er eine erschreckende Entdeckung, dass sie eine ihn unmittelbar betreffende Fortsetzung hat. Grass überrascht in dieser weder Schrecken noch Komik aussparenden Novelle durch einen ganz neuen literarischen Ton, spielt kunstvoll mit literarischen Formen. Und sein Jahrhundertbuch fortsetzend gelingt es ihm, die Übermächtigkeit der Vergangenheit ernst zu nehmen und in eine, wenn auch fast fatalistische moderne , dazu elektronisch-vermittelte Lösung fortzuschreiben. Diese hochpolitische Novelle, die in der Form knapp, gebändigt und ökonomisch vorgeht, ist eine rasante, ergreifende Geschichtsstunde. Die Helden allesamt vaterlose oder vaterverlassende Vaterlandsgesellen, darin eine tiefe psychologische Einsicht Grass, ein Plädoyer für ein humaneres Engagement für unsere Kinder! Und selbst Reich-Ranicki musste eingestehen: „ Diese Geschichte gehört zum Besten und Erschütterndsten, was Günter Grass in seinem Leben geschrieben hat, zum Besten, was die deutsche Literatur der letzten Jahre zu bieten hat.“ Ein glorreiches Vermächtnis also! Nur den Schluss : „ Das hört nicht auf. Das hört nie auf“ , die ewige Fortsetzung des Barbarischen, sollten wir zu durchbrechen versuchen.


AK April
238. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 6.4.2002

Hochverehrte Leserschaft!

Herzlich und intensiv können wir Sie jetzt alle zum Treffen unseres Arbeitskreises  am Samstag, dem 13. April 2002 um 15.00 Uhr ins Gemeindehaus der Evangelischen Kirche in Bordenau einladen. Im Zentrum stehen natürlich unsere Vorbereitungen für die VIELSTIMMIGKEIT DER DEUTSCHEN – EINE ERLESENE REVUE(1) am 3.Oktober 2002 um 18.30 Uhr in der Turnhalle am Dorfgemeinschaftshaus. In vielen Treffen ist es Annegret, Inge, Vera, Horst und Martin gelungen, eine interessante Sammlung heiterer und engagierter Texte zum Thema zusammenzustellen:

Unter den Titulierungen „Lieder der Deutschen“ – „Krieg und Frieden“ – „Obrigkeit und Freiheit“ - „Barbarei und Vernunft“ –„Armut und Reichtum“  wird eine genaue Liste vorgelegt, die wir besprechen können; dann werden weitere Inszenierungsideen gesammelt und die Texte unter uns verteilt.

Ebenso erwarten wir Frauke Hohberger und die Eheleute Faber und Hagemann, die unsere Revue musikalisch begleiten. Außerdem ist das Fanfarencorps und der Männergesangverein eingeladen, mit eigenen besonderen Beiträgen an der Revue mitzuwirken. Dann stehen noch zwei wichtige Dinge an: Unsere Initiative kann sich beim Stadtfest am 31.8.2002 THEATER UND MUSIK IN DER STADT literarisch beteiligen. Neben Ausschnitten aus unserem Programm zum 3.10.02 könnten wir Straßenrezitationen durchführen sowie kleine Lesezettel mit Sprüchen verteilen. Ebenso sollten wir uns auch an der Photoaktion der STIFTUNG BORDENAU  „Ein Dorf nimmt Platz“ engagieren. Bringen Sie bitte ein großes Lieblingsbuch mit! Als Motiv setzen wir uns dann scheinbar lesefähig auf die „Lese-Bank“.


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