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Unser Dorf liest

Arbeitskreis 
"Unser Dorf liest"

Kolumnen - Archiv 1.10.2001 - 31.12.2001


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Wicke
224. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 27.12.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Zum bevorstehenden Jahreswechsel schickt uns Dagmar Wicke ein Gedicht mit dem Titel „Ein weißes Blatt“: „Ich bin ein unbeschriebenes Blatt, die Zeichen, die du auf mich setzt, ich will sie alle tragen. Und mögen sie auch dunkel sein, so werden sie zu allerletzt von meiner Weisheit sagen.“ Nun teilt sich ein Gedicht mit, gibt sich aber nicht preis. Denn was bedeutet dieses Gedicht? Ist mit weißem Blatt etwa die Zeitung selbst gemeint oder bedeutet es die Begegnung zwischen Menschen, wo einer des anderen Last und Schrulligkeiten gelassen und weise trägt oder ist es gar ein Symbol für das neue Jahr? Wie immer auch, es ist einfach wunderschön. Und zum neuen Jahr: Kommen Sie gut hinein!

Brennecke
223. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 19.12.2001

Hochverehrte Leserschaft!

In unserer Schreibwerkstatt am letzten Wochenende ging es wieder hoch her. Zwischen Weihnachtsstress und Besinnlichkeit gönnten wir uns einen Winterspaziergang. Ausgehend von Eduard Mörikes Gedicht „An einem Wintermorgen , vor Sonnenaufgang“ beschrieben alle Teilnehmer ihren Weg, ihre Sicht und Faszination eines Wintermorgens. Folgen wir dabei den literarischen Spuren von Rudolf Brennecke: „Heute ist Sonntag, oder...? Ja, es ist Sonntag! Kein Wecker hat mich aus dem Schlaf gerissen, ich bin ganz normal aufgewacht. Langsam kommen Gedanken von der einen oder anderen Seite, gehen mir durch den Kopf und entfernen sich. Einen Gedanken halte ich fest: ich will heute morgen durch den Wald gehen! Darauf habe ich mich schon gestern gefreut. Also raus aus dem Bett, aber ohne Eile. Nach dem Frühstück gehe ich warm eingepackt in die Kälte. Die Straßenlaternen brennen noch, aber ein rötlicher Schein im Osten kündigt den Tag an. Es ist wirklich kalt, das merke ich an den Ohren. Ich muss sie hin und wieder etwas mit den Händen reiben, damit sie warm werden. Langsam färbt sich der Himmel heller. Die Konturen der Landschaft werden nach und nach sichtbar. Ich bleibe einem Moment stehen und betrachte die Farben des Himmels über dem Horizont. Ich freue mich auf den Tag, ich will ihn genießen. Ein Spruch fällt mir ein, den ich irgendwo mal gehört habe; „Wenn du einen schönen Tag haben willst, dann musst du dir einen machen“. Stimmt! Ich gehe weiter und genieße den Rhythmus meiner Schritte. Es ist schön im selbstgewählten Tempo zu gehen. Ich freue mich über die Wärme, die sich in meinem Körper entwickelt und lasse meinen Gedanken freien Lauf, das mögen sie.“ Mögen Sie die Geschichte von Rudolf Brennecke, dessen wunderbare Stimme demnächst vielleicht mit seinen eigenen Geschichten im Lokalradio Neustadt zu hören sein wird. Dieser Wintermorgenspaziergang ist unser Geschenk an Sie, hochverehrte Leserschaft!! Frohe Tage und viel eigenen Rhythmus!

Ditfurth
222. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 12.12.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Diesmal suchen wir noch nicht den Stern, sondern ein paar Exemplare des Buches „Innenansichten eines Artgenossen“ von Hoimar von Ditfurth , das wir in einem unserer Lesekreise lesen wollen. Nun ist dieses Buch nicht mehr im Buchhandel lieferbar und deshalb suchen wir auf diesem Wege bei den Lesern dieser Zeilen danach. Ein befreundeter Buchhändler sagte dazu, das wäre doch absurd, ein Buch zu lesen, was es nicht mehr gibt. Aber wir haben uns dazu entschlossen, weil die Inhalte und Themen der Autobiografie dieses namhaften, 1989 verstorbenen Wissenschaftsjournalisten gerade nach den Vorgängen der letzten Monate hochbrisant und aktuell sind. Der Titel ist dabei programmatisch: Hoimar von Ditfurth sieht die Entwicklung der Menschheit so, dass unsere Zivilisation nur ein hauchdünne Schicht über ansonsten archaischen, fast steinzeitlichen Antrieben von Aggressivität und Kampfeslust bildet. Er trägt seine gesamten wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammen, um schließlich doch vor einem Schöpfungsrätsel zu stehen. Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen: „Unsere heutige Instinktausstattung entspricht im wesentlichen der Anpassung an eine Welt, die einige hunderttausend Jahre zurückliegt. An eine Urwelt, in der unsere vormenschlichen Ahnen es nicht nur mit körperlich weit überlegenen Raubtieren zu tun hatten, sondern in der sie sich vor allem auch gegen fremde Stämme eigener Artgenossen behaupten mussten , mit denen sie um die gleichen kärglichen Nahrungsquellen konkurrierten. Während dieser langen Epochen unserer Vorgeschichte stand das Überleben unserer Art auf des Messers Schneide.“ Wie jetzt auch wieder! Und deshalb wollen wir diese vorzüglich geschriebene und interessante Biografie auch noch einmal gemeinsam lesen. Ist es nicht furchtbar, dass manche Bücher selbst so dem Vergessen anheim fallen. Helfen Sie uns, mindestens zehn Exemplare dieses Buch zusammen zu bekommen und melden Sie sich freundlichst bei Martin Drebs unter 05032/1426; wir holen dann das Buch ab und würden es gerne für zehn Euro erwerben. Danke für Ihre Aufmerksamkeit und Hilfe! Oder lesen Sie es – erneut darauf aufmerksam gemacht - noch einmal selbst: die Stadtbibliothek hat eine Exemplar für Sie!!

Wunschzettelmusical
221. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 5.12.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Hochverehrte Leserschaft! Liebe Kinder! Schreibt ihr auch vor Weihnachten einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann? Und manchmal ist es sicher auch für Euch ganz schön schwer, die einzelnen Wünsche richtig zu buchstabieren? So geht es auch dem Kind im Musical „Der Wunschzettel“ von Andreas Hagemann, das die Musikschulen Neustadt, Wunstorf und Garbsen am 8.12. um 17 Uhr und am 9.12.2001 um 15 Uhr in der Aula des Gymnasiums Neustadt aufführen. Niemand kann ihm sagen, wie man Weihnachtsmann schreibt, weder Vater noch Mutter, die beide völlig im Weihnachtsstress stecken. Die Weihnachtsgans fehlt , und Papa hat den Weihnachtsbaum vergessen, weil er noch einen wichtigen Termin im Büro hatte. In seiner Verzweiflung schreibt das Kind schließlich einfach „An den Nikolaus“ auf den Zettel. 
Und das sorgt für heillose Verwirrung im Himmel: Christkind und Engel wundern sich, dass nicht „An den Weihnachtsmann“ drauf steht, bringen den Zettel aber dennoch ins Wunschzettelannahmebüro. Und dann muss etwas schief gelaufen sein, denn bei der Abschlusskontrolle kurz vor dem Heiligen Abend ist die Panne da: Nikolaus und Weihnachtsmann haben ein Geschenk zuviel. Der dazugehörige Wunschzettel fehlt ! Welches Kind hat sich dieses wunderschöne Geschenk gewünscht? Nicht auszudenken, welche Enttäuschung auf der Erde herrschen wird, nur weil im Himmel jemand geschlafen hat.
Und so ist er da, der „Weihnachtsstress im Himmel“. Das Christkind wird herbeigerufen, und die Suche nach dem Wunschzettel beginnt:

Beim Wunschzettelannahmestationsvorsteher und seiner Wunschzettelannahmestationsvorstehersekretärin Lydia, wo die organisatorischen Fäden der Geschenkeproduktion zusammenlaufen. Beim Rutenmacher Gerd, der wegen der artigen Kinder auf der Erde schon um seinen Arbeitsplatz fürchtet, in den Engelwerkstätten, wo die Eisenbahn hergestellt wurde. Die Geschenke werden bereits ungeduldig, sie wollen endlich zu den Kindern. Der Schlitten ist abfahrbereit, und der Wunschzettel ist immer noch nicht da... 

Thomas Mann
220. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 28.11.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Am kommenden Sonntag, dem 2.12.2001, beteiligen wir uns wieder mit Lesungen am Bordenauer Weihnachtsmarkt: in der St. Thomaskirche wird Annegret Scholz ab 16.00 Uhr für Kinder über den „Weihnachtsbesuch bei Petterson“ berichten. Ab 17.00 Uhr werden dann für Erwachsene Weihnachtsbriefe und Weihnachtsansprachen vorgestellt. Annegret Scholz stellt die Briefe Tolkiens – der Autor von „Herr der Ringe“ – an seine Kinder vor; darin begründet er auf heitere Weise, warum der Weihnachtsmann dieses Jahr wieder nicht kommen kann. Zum Schluss fragt  Klaus Joseph, ob es den Nikolaus wirklich gibt. Dazwischen hören wir durch Martin Drebs rezitiert die Ansprache Thomas Manns von 1940 über Radio BBC, aus der wir hier den Anfang zitieren: „Deutsche Bürger. Das Weihnachtsfest kehrt wieder, ein liebes Fest, ein Fest der Liebe und euch das liebste, ein Fest erfüllt von Licht und Duft und Traum der Kindheit. Man mag es das deutscheste aller Feste nennen, und wohl kein Volk begeht es mit solcher Innigkeit wie ihr. Warum? Vielleicht, weil es in seinem kosmischen und religiösen Tiefsinn ein Symbol ist eurer Volkswerdung und die Geschichte eurer Gesittung sich darin spiegelt. In heidnisch-germanischer Urzeit war es das Fest der Wintersonnenwende, die Wiedergeburt des Lichtes aus Winternacht, des Anbruches neuen Weltentages. Dann aber wurde das junge Licht zum Kind in der Wiege, der Krippe von Bethlehem; das Fest zum Geburtstag des Menschensohnes und Heilands, dessen großes und mildes Herz ein neues Menschheitsgefühl, eine neue Sittlichkeit in die Welt brachte, der seinen Vater im Himmel den Vater aller Menschen nannte und in dessen Verkündigung der volksgebundene jüdische Rasse-Gott sich zum jenseitig-geistigen und allliebenden Gott des Universums erhob....Nun rüstet ihr euch wieder, das christliche, das deutsche Fest zu begehen – zum zweiten Male in dem Kriege, den eure gegenwärtigen Führer über euch verhängt haben – in Trauer viele von euch um Söhne und Väter, die umkamen beim Überfall auf Nachbarvölker, beklommenen Herzens gewiss ihr alle bei dem Gedanken, wie lange dies alles noch dauern, wohin dies alles noch führen soll...“ Der Eintritt zu den Lesungen in der St.Thomaskirche ist frei!

Pavel und Mika
219. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 21.11.2001

Hochverehrte Leserschaft!

In der Schreibwerkstatt Beermann in Mecklenhorst geht es in diesen Wochen hoch her: Nach Renate Beermanns Buch „Wenn die fremde Frau kommt“ und Alfred Beermanns Buch „Die kleine Hexe Duftnäschen“, beide von Tochter Rita Lüder illustriert, hat Rita Lüder zusammen mit Texterin Heidi Schmidt jetzt das Kinderbilderbuch „Pavel und Mika“ herausgegeben. Das Buch erzählt die Geschichte der beiden befreundeten braunen Zottelbären: vom weisen Pavel und vom kleinen Mika. Eines Tages wird ihre Freundschaft ausgerechnet durch so ein blödes Missverständnis auf die Probe gestellt . Wir sprachen mit der Illustratorin und Biologin Rita Lüder über die Entstehung und Herstellung dieses Buches. Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Buch gekommen? Heidi Schmidt, die schon meine Zeichnungen kannte, kam mit dieser Geschichte auf mich zu, und ich war gleich begeistert. Wie entwickelt sich so ein Bilderbuch? Der Text war schon komplett fertig, der Verlag stimmt auch meiner Mitarbeit zu, ich schickte einige Muster und Skizzen hin. Wie beeinflussen sich Text und Illustrationen? Ich kann entscheiden, welche Schwerpunkte der Perspektiven ich setze, ab und zu wird dann auch ein bisschen Text verändert. Wie würden Sie Ihren Illustrationsstil bezeichnen? Als naturalistisch, das heißt, dass die Dinge so gemalt werden, wie die Natur sie vorgibt. Meine Maltechnik ist eine Kombination aus Federzeichnung und Aquarelltechnik. Die Kinder lieben, die durch die abgegrenzte Konturierung entstehende Deutlichkeit. Was ist Ihnen bei Ihren Arbeiten besonders wichtig? Mein Anliegen ist es, Naturerlebnisse und auch Erkenntnisse zu vermitteln, immer mit der Liebe zur Schöpfung, zu den Lebewesen, auch den allerkleinsten. Sie sind ja im Hauptberuf Biologin – wie vereinbart sich  das mit Ihrem nun schon professionellen Hobby? Super, immer mehr kommen da Hobby und Beruf zusammen. Was sind Ihre nächsten Pläne? Eine neue Folge von Pavel und Mika ..und das große Feuer! Und ein Riesenposter, auf dem alle Pflanzen und Tiere besonders erläutert werden. Wir danken für das Gespräch und möchten noch sagen: wie sich das Missverständnis zwischen Pavel und Mika löst, ist auch ein Beispiel für Erwachsene.Und wer sich selbst ein Bild machen möchte: www.kreativpinsel.de.

Hilliard
218. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 14.11.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Zwischen Himmel und Erde kommen manchmal Dinge zusammen, von denen man es nicht erwartet hatte. Als wir vor einem halben Jahr die „November-Melancholien“ am 18.11.2001 planten, auf Grund der großen Nachfrage jetzt auch um 14.30 Uhr, (Karten gibt es noch im Vorverkauf!), da ahnten wir noch nicht, dass die Fachzeitschrift „Psychologie heute“ ihr Novemberheft der Melancholie widmen würde. „Ein Gefühl , das uns klüger denken lässt“, so titeln sie. Und von Anfang an war klar, dass die großartige Musik vom Hilliard-Ensemble zusammen mit dem norwegischen Saxophonist Jan Garbarek einige der schönsten Gedichte Rainer Maria Rilkes umspielen sollten, entsprechend langwierig die Verhandlungen mit der GEMA. Nun treten diese wunderbaren Sänger und Musiker – lange bevor sie nach Mandelsloh kommen – live am Dienstag, dem 27.11.01, ab 20.00 Uhr in der Markuskirche in Hannover auf. Sie selbst sagen über ihre Musik: „Officium“ basierte vorwiegend auf den Prinzipien der Alten Musik, ... „Mnemosyne“ enthält eigentlich zwei Arten von Musik: zunächst die Stücke, in denen  wir vorgegebene, ausnotierte Vokalsätze singen und das Saxophon über unsere Stimmen improvisiert....Ein großer Teil besteht jedoch aus Material mit rudimentärer Notierung, dann improvisierten wir alle. Für uns war es wieder eine magische Erfahrung.“ Und 2001 ist auch das sogenannte RILKE PROJEKT entstanden, bei der eine „unglaubliche Armada von sprechenden Superstars“: Mario Adorf, Nina Hagen, Hannelore Elsner, Otto Sander und andere zu den kongenialen Kompositionen von Richard Schönherz und Angelica Fleer Gedichte und Texte aus dem „Weltinnenraum“ Rilkes rezitiert. Bordenaus „literarische Allgegenwart“ (Chadde) Martin Drebs wird seine jeweiligen Interpretationen zum besseren Verständnis wiederholen. An der Technik der bewährte Klaus Detering genannt „.de“. Zum Thema Melancholie gibt es übrigens bei Reclam eine sehr gute von Lutz Walther herausgegebene Textsammlung. Und schließlich ist diese Veranstaltung den Restaurationshilfen  beim Bordenauer FAUST gewidmet. Und eine Spende fürs Jugendzentrum Bordenau gibt’s obendrein. Der Besuch soll dazu ermutigen, die Melancholie produktiv zu nutzen!

Reformation
216. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 31.10.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Heute Reformation! Reformation heute? Als deren Beginn wird die Publikation der Thesen Martin Luthers gegen den Missbrauch des Ablasswesens 1517 angesehen. Die reformatorische Bewegung breitete sich in den folgenden Jahren auch im Zusammenhang mit sozialen und politischen Anliegen wichtiger Bevölkerungsgruppen aus. Luther schlug seine Texte an die Schlosskirche zu Wittenberg, wir lehnen uns bequem zurück und lesen – wie in einem der Literaturgesprächskreise zur Zeit auch – den zeitgenössischen „Ablasskritiker“ Botho Strauß: „Es ziehen aber Konflikte herauf, die sich nicht mehr ökonomisch befrieden lassen; bei denen es eine nachteilige Rolle spielen könnte, das der reiche Westeuropäer sozusagen auch sittlich über seine Verhältnisse gelebt hat, da hier das „Machbare“ am wenigsten an eine Grenze stieß.... Zwischen den Kräften des Hergebrachten und denen des ständigen Fortbringens, Abservierens und Auslöschens wird es Krieg geben. Wir kämpfen nur nach innen um das Unsere. Wir werden nicht zum Kampf herausgefordert durch feindliche Eroberer. Wir werden herausgefordert, uns Heerscharen von Hungerleidern und heimatlos Gewordenen gegenüber mitleidvoll und hilfsbereit zu verhalten, wir sind per Gesetz zur Güte verpflichtet. Um dieses Gebot bis in die Seele der Menschen (nicht nur der Wähler und Wählerinnen) zu versenken, bedürfte es nachgerade Rechristianisierung unseres modernen egoistischen Heidentums. Da die Geschichte nicht aufgehört hat, ihre tragischen Dispositionen zu treffen, kann niemand voraussehen, ob unsere Gewaltlosigkeit den Krieg nicht bloß auf unsere Kinder verschleppt. Die Hypokrisie der öffentlichen Moral, die jederzeit tolerierte (wo nicht betrieb): die Verhöhnung des Eros, die Verhöhnung des Soldaten, die Verhöhnung von Kirche, Tradition und Autorität, sie darf sich nicht wundern, wenn die Worte in der Not kein Gewicht mehr haben. Aber in wessen Hand, in wessen Mund die Macht und das Sagen, die Schlimmeres von uns abwenden?“

Melancholia
215. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 24.10.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Noch wirft der goldene Oktober seine leuchtenden Strahlen überbordend durch die Lande, da schweben die Gedanken schon  zum nebeldurchzogenen November. Am Sonntag, dem 18.November, kommen ab 16.00 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus einige der schönsten Gedichte von Rainer Maria Rilke zu Gehör. Mit dem Titel „November Melancholien“ rezitiert Martin Drebs einen Gedichtebogen, der sich vom Entstehen des Lebens, der Kindheit, Jugend und großer Liebe über das Alter und den Herbst bis zur Todeserfahrung spannt. Die Gedichte werden jeweils zweimal vorgetragen und zwischen ihnen werden wunderschöne Klänge des Hilliard-Ensembles und Jan Garbarek eingespielt. Die vierstimmigen Choräle und Garbareks kongeniale Saxophon-Improvisationen sollen uns in melancholische Schwingungen versetzen, aus denen heraus die Welt erst wirklich verstanden werden kann. Aus dem erhöhten Veranstaltungsraum schauen wir nachmittags über die nebeligen Leineauen, die ein Gondoliere auf seiner Fahrt langsam-sanft und melancholisch durchschneidet. Karten zu 8,- DM gibt es ab dem 29.Oktober an allen Bordenauer Vorverkaufsstellen und unter www.Bordenau.de. nur  im Vorverkauf. Die literarisch-musikalische Melancholie ist den Restaurationshilfen beim Bordenauer Faust in Dankbarkeit gewidmet. Außerdem soll ein Teil des Erlöses dem Jugendtreff in Bordenau gespendet werden. Und hier nun zur Einstimmung eines der Gedichte selbst:“ Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht, dann geht er schweigend mit ihm aus der Nacht. Aber die Worte, eh jeder beginnt, diese wolkigen Worte, sind: Von deinen Sinnen hinausgesandt, geh bis an deiner Sehnsucht Rand; gib mir Gewand. Hinter den Dingen wachse als Brand, dass ihre Schatten, ausgespannt, immer mich ganz bedecken. Lass dir Alles geschehen: Schönheit und Schrecken. Man muss nur gehen: Kein Gefühl ist das fernste. Lass dich von mir nicht  trennen. Nah ist das Land, das sie das Leben nennen. Du wirst es erkennen an seinem Ernste. Gib mir die Hand.“

Kinderbücher2001
214. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 17.10.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Kaum ist die Frankfurter Buchmesse vorbei, schon sind die Neuerscheinungen in Neustadt am Rübenberge. Heute Mittwochnachmittag, den 17.10.01, bereits ab gemütlichen 16.00 Uhr bei Kaffee und Kuchen stellen Diplombibliothekarin Julie Beutel und der Kritiker Martin Drebs wieder eine Auswahl von Neuerscheinungen der Kinder- und Jugendliteratur vor. Was! Sie kommen nicht? Na dann stellen wir Ihnen hier bereits zwei der Bücher vor: Franziska Biermann „Herr Fuchs mag Bücher!“ Der kleine Herr Fuchs mochte sehr gerne Bücher. Was heißt hier mögen? Tatsächlich mochte der kleine Herr Fuchs Bücher so gerne, dass er immer , wenn er eins zu Ende gelesen hatte, dasselbe mit einer Prise Salz und etwas Pfeffer verspeiste...Der Traum jedes Buchhändlers? Leider nein – denn der finanzschwache Herr Fuchs besorgt sich seine Lebensmittel illegal. Als die Sache auffliegt, wandert er ins Gefängnis und muss sein Dasein unter grauenhaften Umständen fristen: bei Wasser und ohne Bücher! Bis Herr Fuchs eines Tages den Gefängniswärter Herrn Schultz beschwätzen kann, ihm Papier und Stifte zu bringen... Eine wunderbar komische und hintersinnige Geschichte, ein Augenschmaus für Bücherfreunde jeden Alters. Für acht bis zwölfjährige Bücherfreunde ist das Kinderbuch „Das Freundschaftsherz“ von Eva Susso. Hannah hat Post bekommen. Hilfe! Ein Liebesbrief! Bloß das nicht! Hannah ist entsetzt. Wie schrecklich. Jetzt wird sie erwachsen. Und kein Weg führt daran vorbei. Wutentbrannt aber auch ziemlich neugierig und aufgeregt versucht Hannah dem heimlichen Liebesbriefeschreiber auf die Schliche zu kommen. Aber wer es dann wirklich ist, das verraten wir erst heute Nachmittag!

Theaterseminar
213. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 10.10.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Nach verzauberndem Wintermärchen und der prophetischen Fluglesung in der JU52-Halle erreichten uns einige Anfragen, ob und wo man wie denn ins Lesen und Spielen kommen kann, besonders ins Theaterspielen. Peter Mürmann und Martin Drebs haben sich deshalb entschlossen, am Samstag, dem 27.Oktober, für Grundlehrerinnen und –lehrer eine eintägige theaterpädagogische Fortbildung anzubieten. Peter Mürmann, ausgebildeter Schauspieler, aus dem „Bordenauer FAUST“  als Faust bestens bekannt, bei Heine über Videoprojektion den Rotbart mimend, derzeit in der Alexander-May-Inszenierung „Perlicco-Perlacco“  an Schulen unterwegs und mitten in der Vorbereitung für das Musical der drei benachbarten Musikschulen äußert sich über das Konzept: „Im ersten Teil der Fortbildungsveranstaltung wird den TeilnehmerInnen ein bewährtes Konzept vorgestellt, mit dessen Hilfe „aus dem Nichts“ ein Theaterstück entsteht. Dabei werden alle Stationen, von der Findung der ersten Idee bis zur Aufführung praktisch vollzogen. Die TeilnehmerInnen werden als Ideengeber, Dialogerfinder, Schauspieler, Dekorateure, Bühnenbildarbeiter und Regisseure fungieren; doch keine Angst: wir spielen ja nur!“ Das Seminar eignet sich besonders für engagierte Lehrkräfte, die mit ihren SchülerInnen eigene Theaterstücke entwickeln möchten, welche die Erlebnis- und Erfahrungswelt der Kinder und Jugendlichen selbst zum Thema machen wollen. Darüber hinaus kann das Konzept entsprechend für die Erarbeitung von literarischen Vorlagen adaptiert werden. Im zweiten Teil wird an der Übertragung auf den Unterricht gearbeitet. Und das auch mit Hilfe der Möglichkeiten des Rollenspiels, das sich in verschiedenen Fächern einsetzen lässt. Anmelden kann man sich über FAX: 05032 – 915202. Herzliche Einladung, denn nur da ist der Mensch ganz Mensch, wo er spielt.

Grosspolitisch
212. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 2.10.2001

Hochverehrte Leserschaft!

Nun geht es aber richtig los: Am Dienstag dem 2.Oktober 2001 , um 20.00 Uhr gibt es einen Einführungsabend mit Elisabeth Englisch-Terbuyken in der Scharnhorstschule in Bordenau zur Lesung von Heinrich Heine, „Deutschland – ein Wintermärchen“ am 3.Oktober um 15.00 Uhr auf dem Bauernhof der Eheleute Ehlers auf dem Steinweg 75. Der engagierte und heitere Text hat nichts von seiner literarischen Aktualität verloren, manche die deutsche Mentalitäten betreffende Anspielung passt eben auch zum Tag der deutschen Einheit. Über 25 Mitwirkende werden zum Teil aus einer Kutsche heraus den Reiseweg Heines über Aachen, Köln, durch den Teutoburger Wald über Hannover bis Hamburg rezitieren. Dass Heine die Leine bei Bordenau kreuzte, ist allerdings nicht erwiesen. Die Lesung wird durch großformatige Diaeinblendungen zu den jeweiligen Kapiteln auflockernd ergänzt. Liebe Besucher, kleiden Sie sich der Witterung entsprechend und bringen Sie für das Wintermärchen eine kleine Decke mit! Es könnte kalt werden in Deutschland. Die Lesung findet bei jeder großpolitischen Wetterlage statt. So auch die auf Grund der Ereignisse in Amerika auf Sonntag, den 7.Oktober,  16.00 Uhr verschobene Lesung im Rahmen der Ausstellung des Neustädter Kunstvereins in der JU52-Halle am Fliegerhorst Wunstorf: Rezitator Martin Drebs plante eine sogenannte Fluglesung mit Einchecken, Katastrophen in der Luft und glücklichem Ende. Jetzt wird es mehr um den Flug des Geistes gehen, der nach Antworten und Fragen sucht, die uns in diesen Tagen die außergewöhnliche Situation begreiflicher machen könnten: mit Botho Strauß` “Anschwellendem Bocksgesang“ beleuchten wir einige Aspekte der Zivilisation kritisch, ringen mit Lessing im „Nathan der Weise“ um den einigen Gott , rufen Rilkes „Schutzengel“ zu Hilfe und lassen uns mit Saint-Exupèrys „Nachtflug“ doch nicht die Faszination und das Bewusstsein der Gefährlichkeit des Fliegens nehmen. Wer an diesem Sonntag vorher noch zu einer Diashow über eine Radtour rund ums Steinhuder Meer will, der kann der Einladung der Bordenauer Landfrauen auf 14.00 Uhr ins Dorfgemeinschaftshaus folgen: Bei Kaffee und Kuchen gibt es auch Herbstgedichte und –geschichten, teils auf Platt, teils Hochdeutsch vorgetragen.

 

 

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