Gelat Hochverehrte Leserschaft!Was wird das Jahr wohl bringen? Schulze-Lohhof beschreibt im „Polterhof“ einen entsprechenden Frühlingsbrauch: „ Die Tage kamen und gingen, und es wollte mit Gewalt Frühling werden. Da gruben sie in den Spinntrupps den Winter ein. Die „Großen“ feierten auf Feeschen Hof die „Winterletze“. Bis zum Beginn der nächsten Spinnstuben im kommenden Herbst war noch lange hin, das konnte noch allerlei geschehen. Man wollte durch das „Gelat“ erforschen, was wohl die Zeit mit sich bringen würde. Der große Eichentisch wurde in die Mitte der Stube gerückt und mit allerlei Gegenständen belegt: Ascheteller, Kleiderbürste, Handstock, Quirl, Salzfass und noch viel mehr. Feeschen Anne als die Gastgeberin prüfte als erste das Gelat. Ihr wurden die Augen verbunden, und die Lage der Gegenstände auf dem Tische musste schnell geändert werden. Anne griff mit verbundenen Augen zu und fasste das Salzfass. „Oh“, riefen die Mädchen, „ über ein gutes Jahr hat Anne Hochzeit!“ Anne löste sich das Tuch und schaute ihren Friedel glücklich an. Uhlers Linchen griff den Quirl. Die Spinnerinnen schrieen: „ Einen „Quesenkopp“ kriegst du, Linchen, o guttetut!“ Winterbergs Schorse meinte trocken: „Sieh zu, dass du mit ihm fertig wirst!“ Aber Uhlers Linchen warf den Kopf in den Nacken und lachte: „Immer noch besser, als wenn ich dich gekriegt hätte, du oller Laban!“ Fiddi-Friedel kriegte den Handstock zu fassen. „Eine Reise musst du tun“, sagte Hoppen Hermine. Der Junge griente und antwortete: „Stimmt, am Wechseltag gehe ich nach Bokeloh zum Brenneken-Bauer.“ So ging das Gelat mit viel Spannung und Gerede weiter, bis sie alle „dran gewesen“ waren. Und dann zog die Mitternacht über das Dorf. Berauschende Literatur Hochverehrte Leserschaft!Da sag doch noch einer, Literatur könne
nicht berauschen. Als wir vorigen Sonntag bei strahlendstem Sonnenschein in
unser Bordenauer Heimkino liefen, sicheren Schritts voraus, da überraschte uns
zur Literaturverfilmung von Ingrid Nolls Erfolgsroman „Die Apothekerin“ der
Arzt und Hobbybarkeeper Stephan Jaster mit dem – wie er sagte -
world drink
Caruso, ein exquisiter Begrüßungscocktail aus jeweils 2 cl Gin,
Vermouth Dry und Crème de Menthe grün. Sollten doch die Antiliteraten bzw.
Antirauschenden bei Green Dreams aus 2cl Pfefferminzsirup und jeweils 6 cl
Ananassaft, Maracujanektar und Orangensaft in der ernüchternden Nachlese des Grünenparteitags
schmoren. Zu dem erlesenen Lesebeitrag von Apothekerin Karin Menges wurde dann schon der Spirit of Bordenau den Noch-Nicht-Erleuchteten vergeben. Dazu gehören 4 cl Escorial grün, 5 cl Orangensaft, 4 cl Maracujanektar und je 1 cl Zitronensaft und Curacao blau. Jetzt erst konnten wir – hicks - angeheitert und voller Freude auf die Zwischenrufe, äh, also is klar, das ist einfach schön, so zusammen zu sitzen, sonst is man ja alleine mit der Glotze und so allso. Dann ging es an den Tipperary, also dolles Ding, irische Impressionen mit je 2 cl Irish Whiskey, Chartreuse grün und Vermouth rot, so dass wir auf dem Heimweg singend wankten: it`s a long way to Tipperary. Dah saag noch ma ainer, Littteratutur könne nich berauschen und grade die Moll, äh Noll und die Niemann, ich mein Riemann. Hochwasser Hochverehrte Leserschaft!In diesen Tagen kommen viele Wasser
über die Erde, und manche, die das Naturschauspiel der überbordenden Leine
bestaunen, bedenken auch das Schicksal der Menschen in Mosambik. Ingrid
Fischer-Kumbruch erinnert sich an ihre Erfahrungen an das Hochwasser 1946 in
Bordenau: „ Ist schon komisch, so auf einer Insel im Wassermeer. Wir hatten
damals wenigstens ein festes Haus. Doch was die Menschen dort in Afrika in ihren
wackligen Lehmhütten erleben, ist grauenhaft!“ In ihrer Geschichte über das
Bordenauer Hochwasser, die demnächst in einer Sammlung von Geschichten aus dem Neustädter Land anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Buchhandlung FRERK erscheint, schreibt Fischer-Kumbruch: „ Es war im Februar 1946 bei früh kühlfeuchtem Wetter mit der so häufigen „Nieselei“ Norddeutschlands. Es taute und man hörte ein leichtes Rauschen des beginnenden Hochwassers vom unser Dorf Bordenau in großen Windungen umschlingenden Leine-Fluss.... inzwischen stand am frühen Morgen im Stall das Wasser kniehoch. Nun mussten auch die Pferde vom Hof getrieben werden. Sie kamen auf ein etwas höher gelegenes Grundstück eines unserer Gespannführer. Aber dann ging es an die dreißig Milchkühe und 2o Rinder des Gutshofes, die mit der Melkermeister-Familie und kriegsend-zugereisten Vettern durchs Dorf in Richtung Ziegelei getrieben wurden.... Jeder musste hinters Haus aufs „Haus mit Herz“ gehen, was nun beim Hochwasser nicht mehr möglich war ...Dazu fällt mir eine mehr oder weniger laute Diskussion vom oberen Hausflur zwischen Mutter und Sohn ein. Sie gehörten zu einer verwandten Flüchtlingsfamilie, die von Pommern nach hier mit sieben Kindern im Traktoren-Flüchtlingstreck gekommen waren. Die Mutter bat Sohn Gerhard, den Topf des jüngeren Bruders nach unten zu bringen. Sie mahnte noch extra: „Aber halt dich ja am Treppengeländer fest!“ Darauf antwortete eine empört weinerliche Stimme: „Das kann ich nicht! In einer Hand trage ich den Topf, mit der anderen halte ich mir die Nase zu, wie soll ich mich dann noch festhalten!“ Der Narr Hochverehrte Leserschaft!Eine karnevalistische Nachlese über
den Narren betreiben wir heute mit Khalil Gibrans Lebensweisheiten in Parabeln:
„Du fragst mich, wie ich zum Narren wurde? Das geschah so: Eines Tages, lange
bevor die vielen Götter geboren waren, erwachte ich aus einem tiefen Schlaf und
gewahrte, dass meine Masken gestohlen worden waren – die sieben Masken, welche
ich in sieben Leben verfertigt und getragen hatte. – Unmaskiert rannte ich
durch die vollen Straßen und schrie: „Diebe, Diebe, die verdammten Diebe!“
Männer und Frauen lachten. Einige liefen aus Angst vor mir in ihre Häuser. Als
ich zum Marktplatz kam, rief ein Junge von einem Hausdach: „Er ist ein
Narr!“ Ich blickte empor, um ihn zu sehen: da küsste die Sonne erstmals mein
bloßes Antlitz, und meine Seele entflammte in Liebe zu ihr und ich wünschte
mir keine Masken mehr. Wie in Trance rief ich: „Segen, Segen über die Diebe,
die meine Masken gestohlen!“ So wurde ich zum Narren. Und in meiner Narrheit
fand ich Freiheit und Sicherheit: die Freiheit der Einsamkeit und die Sicherheit
vor dem Verstandenwerden. Denn diejenigen, welche uns verstehen, versklaven
etwas in uns.“ Und Wortspiele, Masken, Narren sind auch das Thema der am
Montag wiederbeginnenden Schreibwerkstatt frei nach dem Motto: Masken türmst
du, als hättest du kein Gesicht, Worte stürmst du, als kenntest du sie nicht. Erlauben Sie Termine Hochverehrte Leserschaft!Wir möchten Sie heute gerne auf
eine Reihe literarischer Veranstaltungen aufmerksam machen, die nicht nur im
Rahmen des Projektes von UNSER DORF LIEST demnächst stattfinden und Sie auch
ganz herzlich zum nächsten Treffen unseres Arbeitskreises einladen. Am Samstag,
dem 4.März, gehen ab 13.00 Uhr in der Grundschule die FAUSTproben weiter
– übrigens kommt das NDR-
Fernsehen, um zahlreiche Teilnahme wird gebeten. Für Sonntag, den 5.März,
laden die Landfrauen zu ihrer traditionellen Frühlingslesung ab 14.00 Uhr ins
Dorfgemeinschaftshaus. Am Montag, dem 13.3.2000, lässt sich ab 20.00 Uhr
wieder in der Schreibwerkstatt weiterschreiben, vielleicht schon mit dem
Ziel: Literaturtelefon! Und ganz rezeptfrei zeigen wir am Sonntag, dem 19.3.2000 ab 18.00 Uhr in der
Holunderapotheke den Videokrimi DIE APOTHEKERIN mit kleinen literarischen Häppchen
und wirkungsvollen Rezepturen. Und das ist erst der Anfang eines überbordenauernen
Jahres. Denn für Dienstagabend, den 7.März, laden wir
ab 20.00 Uhr ganz herzlich in die Grundschule ein zum Treffen des
Arbeitskreises von UNSER DORF LIEST. Hier wollen wir in lockerer Atmosphäre
die Aktivitäten des neuen Jahres besprechen. Was darf es diesmal sein?
Nochmal Literaturen der Welt oder gleich italienische Rezepte, Besuch der
dänischen Insel Mön Ende Mai oder im August mit Günter Grass dabei, eine
lange Nacht der Poesie mit Brigitte Jans, neue Autorin in Bordenau, die getanzte
Autobiografie einer bezaubernden Tänzerin, Lesen im Internet für Jugendliche
und Junggebliebene, Scharnhorstbriefe literarisch-musikalisch Ende Juni und
/oder der Besuch des Büchergartens bei den Eheleuten Korte im Herbst.
Fest steht ja schon der Bordenauer FAUST am
3.Oktober 2000 von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang – dpa berichtete darüber.
Kommen Sie bitte zum Arbeitskreis und reden Sie mit – literarische Überraschung
inklusive! Apothekerin Hochverehrte Leserschaft!„Außer dem Familienmotto „Über
Geld spricht man nicht, man hat es“ und einem unerklärlichen Dünkel hatte
meine Mutter keine Güter von ihrem Clan geerbt. Meinem Vater gegenüber
verhielt sie sich im allgemeinen devot; in seiner Abwesenheit konnte sie sich
allerdings gelegentlich zur Größe eines Tyrannosaurus aufpumpen. Uns Kindern
wurde das erst in jenen Tagen klar, als mein Vater ohne ersichtlichen Grund
derart aller Fleischeslust abschwor, dass er zum Vegetarier wurde und
missionarisch auf seine Familie einwirkte. Allerdings gestattete er uns aus Gründen
des Wachstums und der Barmherzigkeit ein wenig Lyoner Wurst, ein Ei am Sonntag
oder ein paar Krümel Hackfleisch an der Tomatensoße. Wenn sich andere
Hausfrauen um vier Uhr nachmittags eine Tasse Kaffee kochten, bereitete unsere
dicke, kleine Mutter eine wahre Fleischorgie für sich, mich und meinen Bruder.
Es war der einzige Fall von Kumpanei, den man ihr nachsagen konnte, und er
bereitete uns abscheuliche Lust. Wie beim Verschwindenlassen einer Leiche mußten
alle fleischlichen Überreste beseitigt werden, bevor Vater heimkam. Weder
Knochen, Schwarten und Fettklumpen noch Düfte oder schmierige Teller durften
von unserem heimlichen Verbrechen Zeugnis ablegen. Zähne wurden geputzt, der Mülleimer
entleert und die Küche mit Zitronenspray in den Stand der Unschuld zurückversetzt.“
So beginnt Ingrid Nolls Bestsellerroman „Die Apothekerin“ und so auch
die Videopräsentation am Sonntag, dem 19. März, ab 18.00 Uhr in der
Holunderapotheke in Bordenau. Im geringen Unkostenbeitrag ist ein kleiner
Begrüßungscocktail enthalten. Während wir auf gemütlichen Stühlen den Film
verfolgen, braut die Hexenmeisterin geheimnisvolle Longdrinkrezepturen, die so
eigentümliche Namen wie „Esprit de Bordenau“
tragen. Bitte kommen Sie zu Fuß! Obsession Hochverehrte Leserschaft!Dass Bordenau nun
liest, ist allgemein bekannt; obwohl einige Mitbürger daraus schließen, vorher
konnte Bordenau gar nicht lesen. Dass aber
einige übereifrige Mitbürger Bücher nicht nur lesen wollen, sondern
sich diese auch
noch obsessiv aneignen, das musste nun Johanna Korte erfahren. Sie wird
im Herbst in ihrem Haus einen sogenannten Büchergarten eröffnen, in dem
wunderschöne alte Bücher zu sehen und zu lesen sein werden. Einige dieser
alten Bücher stellte sie auf dem Weihnachtsmarkt aus. Dabei lief ihr eine alte
Ausgabe von Goethes Faust 1 und 2 von 189o in einem weinroten Einband in
gebundenem Taschenbuchformat regelrecht davon. Nun gehen wir davon aus, dass du,
geneigter Leser, diesen schön-schwierigen Text jetzt durchgelesen hast. Gib ihn
uns doch wieder zurück! Du kannst ihn in
den Briefkasten an der Schule oder am Dorfgemeinschaftshaus einwerfen, wir
bringen ihn dann zu seiner rechtmäßigen Besitzerin zurück. Eine
Strafverfolgung wird es nicht geben, denn uns ist ja der lesende Dieb bzw. der
diebische Leser lieber als gar keiner, nur sollte er es wirklich zurückgeben,
damit wir auch wieder lesen können. Dabei gibt es für dich auch literarische
Vorbilder, so in Michael Endes Unendlichen Geschichte: „Er starrte auf den
Titel des Buches, und ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Das, genau das war
es, wovon er schon oft geträumt und was er sich, seit er von seiner
Leidenschaft befallen war, gewünscht hatte... Er musste dieses Buch haben,
koste es, was es wolle! Koste es, was es wolle? Das war leicht gesagt! Selbst
wenn er mehr als die drei Mark und fünfzehn Pfennig Taschengeld, die er bei
sich trug, hätte anbieten können – dieser unfreundliche Herr Koreander hatte
ja nur allzu deutlich zu verstehen gegeben, dass er ihm kein einziges Buch
verkaufen würde. Und verschenken schon gar nicht. Die Sache war hoffnungslos.
Und doch wusste Bastian, dass er ohne das Buch nicht weggehen konnte...
Er hatte gestohlen. Er war ein Dieb! Was er getan hatte, war sogar schlimmer als
gewöhnlicher Diebstahl. Dieses Buch war bestimmt einmalig und unersetzlich.“ Kabarett Hochverehrte Leserschaft!Angesichts des Besuches des großen deutschen Kabarettisten Matthias Beltz am nächsten Freitag in der KGS schaut Prof. humoris causa Cornelius über den Bordenauer Tellerrand hinaus auf die Bedeutung dieses Genres: Grosses Kabarett kommt nach Neustadt. Gewiss! Dass es hierher kommt, ist schon Witz genug! Aber brauchen wir Kabarett ? Was ist das überhaupt? 1.) eine drehbare, mit kleinen Schüsselchen versehene Salat- oder Speiseplatte oder 2.) zeit- und sozialkritische Kleinkunst bzw. Kleinkunstbühne. Nehmen wir die zweite Variante: ist es das Unterpfand wirklicher Demokratie, den Herrschenden einmal alles sagen zu dürfen mit bitterem Spott, Ironie und Witz? Gibt es wirklich politische Witze nicht nur in Diktaturen und Bananenrepubliken, in denen Korruption, Bestechung und Spendenskandale vorherrschen? Oder ist es auch heute nur die lächerliche Kappe des Narren, der dem König einmal die Wahrheit sagen darf und dieser lächelt verschmitzt, weil er weiß, dass die Untertanen eh` nichts verstehen? Ist unsere Wirklichkeit nicht kabarett genug? Reichen da nicht die wöchentliche Comedy-Schauen im Fernsehen? Nein, liebe Narren und Narralesen, auch in unserer Zeit bedarf es einer sozialen Gewissens-Vergewisserung: durch das gemeinsame Beklatschen oder um es neudeutsch zu sagen: Bebuhen der angebotenen Kritik erleben wir, in welcher Verfassung wir eigentlich sind. So wird Kabarett zur geistigen Befreiung aus liebgewonnener Gewohnheit. Und die kontinuierliche Existenz kritischer Kabarettisten zum Garanten stabiler demokratischer Verhältnisse! Also: Gehen Sie hin! Überzeugen Sie sich! Nehmen Sie Bananen mit! Unwort Hochverehrte Leserschaft!Lesen hat mit Worten zu tun. Richtig! Und Worte wandeln sich, neue kommen dazu. Richtig! Und es gibt schöne und weniger schöne Worte. Wir können solche Worte kritisieren, abschaffen kann man sie nicht. Vorbei sind die Zeiten von „Dem Deutschen sei seine Sprache heilig". Das sowieso! Aber damals versuchte man längst eingedeutschte Worte zu verdeutschlichen: für Tante z.B. Muhme, Vaterschwester oder Mutterschwester. Vergeblich! Übrigens ist das weltweit in vielen Sprachen meistbenutzte deutsche Wort nicht Spendenskandal, sondern Kindergarten. Jetzt stellte die Jury um Sprachwissenschaftler Horst Dieter Schlosser das Unwort des Jahres 1999 vor: Kollateralschaden. Der Begriff aus dem Kosovo-Krieg vernebele die Tötung vieler Unschuldiger durch Nato-Angriffe, so die Jury, der schwer verständliche Begriff sei unvollständig übersetzt – kollateral bedeutet seitlich oder daneben. Bei der kompletten Übersetzung in „Randschaden" wäre die Empörung über die Verharmlosung der Zivilopfer lauter gewesen. Worte haben mit Sprache zu tun. Richtig! Und Sprache mit Denken. Auch richtig! Wenn wir nun den vielfältigen Wandel der Sprache nicht diktatorisch reglementieren können, so könnten wir doch positive Entwicklungen hervorheben. Wie wäre es, wenn man auch die schönste, witzigste und geistreichste Neuschöpfung im deutschen Wortfeld auslobte? Da wird es dann schon schwieriger – bei den Kabarettisten lässt sich da einiges abhören – doch dazu nächste Woche mehr. Machen Sie mit! Schicken Sie uns schöne neue Worte! Lesen wir ein bisschen positiver! Lesen im Internet ? Hochverehrte Leserschaft!Lesen im Internet, diesem weltweit verknüpften Computersystem? Was hat das überhaupt mit Lesen zu tun? Dazu befragten wir Klaus Detering, der die unter www. Bordenau.de zu findende Homepage oder neudeutsch Heimseite besser Heimatseite für Bordenau eingerichtet hat und betreut. Was ist das eigentlich, eine Home-Page? Wie kann man nun diese Seiten eigentlich nutzen? Was ist das Besondere am Lesen im Internet? Können Sie uns ein Beispiel aus den Bordenauer Seiten nennen? Wie sind die weiteren Pläne von www. Bordenau.de? Zueignung Hochverehrte Leserschaft!„Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt. Versuch` ich wohl, euch diesmal festzuhalten? Fühl` ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt? Ihr drängt euch zu! Nun gut, so mögt ihr walten, wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt; mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert. Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage, und manche liebe Schatten steigen auf; gleich einer alten, halbverklungenen Sage kommt erste Lieb` und Freundschaft mit herauf; der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage des Lebens labyrinthisch irren Lauf, und nennt die Guten, die, um schöne Stunden vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden. Sie hören nicht die folgenden Gesänge, die Seelen, denen ich die ersten sang; zerstoben ist das freundliche Gedränge, verklungen , ach ! der erste Widerklang. Mein Lied ertönt der unbekannten Menge, ihr Beifall selbst macht meinem Herzen bang, und was sich sonst an meinem Lied erfreuet, wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet. Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen nach jenem stillen, ernsten Geisterreich, es schwebet nun in unbestimmten Tönen mein lispelnd Lied, der Äolsharfe gleich, ein Schauer fasst mich, Träne folgt den Tränen, das strenge Herz, es fühlt sich mild und weich; was ich besitze, seh` ich wie im Weiten, und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.“ So Goethe in seiner Zueignung zu „Faust“. Und? Lust bekommen? Dann kommen Sie doch mal zu den Faustproben am Sonnabend, dem 29.Januar 2000, ab 12.oo Uhr in der Grundschule Bordenau. Der Leser Hochverehrte Leserschaft!Wenn man aus der Hektik der Zeit heraustritt in die Vorhalle der Scharnhorstschule in Bordenau, wundert man sich über den Moment der Stille und Besonnenheit, der einen anrührt. Der Blick schweift über die vielen bunten Kinderbücher, die Karin Glade seit vielen Jahren an ihre Leser bringt, uns diese ja eigentlich erst erschafft. Dann begegnet einem unvermutet eine sonderbare Figur: auf einem Steinpodest sitzt offenbar ein Kind, das ein aufgeschlagenes Buch auf seinen Knien liegen hat, sich auf diesen abstützend den Kopf zum Himmel gewandt, als wollte es über etwas gerade Gelesenes nachsinnen. Diese Kalksandsteinskulptur stammt von Ostap Rebmann, der 1957 im sog. Schwarzen Tal in Sibirien geboren wurde und schon sehr früh damit begann, seine Eindrücke und Gefühle mit und in Steinen auszudrücken. Erst 1972 konnte er an der Kunstmeisterschule für Skulpturen in Lemberg in der Ukraine sein Studium beginnen, das er dort an der Kunstakademie fortsetzte. Seit 1995 hat er nun in Deutschland lebend über 300 Skulpturen erstellt, die er auf zahlreichen Ausstellungen zeigt. Für den Förderer Rebmanns und eigentlichen Stifter dieser Skulptur, Schulleiter Klaus Joseph, soll hierdurch ein Innehalten des Betrachters ermöglicht werden und ebenso wie die Figur den Geist auf etwas Besonderes beziehen. Darüber steht der folgende Text „Der Leser" von Rainer Maria Rilke, der für uns Motto und Programm zugleich ist: Wer kennt ihn, diesen, welcher sein Gesicht wegsenkte aus dem Sein zu einem zweiten, das nur das schnelle Wenden voller Seiten manchmal gewaltsam unterbricht? Selbst seine Mutter wäre nicht gewiss, ob er es ist, der da mit seinem Schatten Getränktes liest. Und wir, die Stunden hatten, was wissen wir, wie viel ihm hinschwand, bis er mühsam aufsah: alles auf sich hebend, was unten in dem Buche sich verhielt, mit Augen, welche, statt zu nehmen, gebend anstießen an die fertig-volle Welt: wie stille Kinder, die allein gespielt, auf einmal das Vorhandene erfahren; doch seine Züge, die geordnet waren, blieben für immer umgestellt. Gute Vorsätze Hochverehrte Leserschaft!Was machen die guten Vorsätze? Schon zerplatzt wie Seifenblasen? „Seifenblasen: runde Schlösser in der Luft; jede einmalig. Einmal, das ist jetzt, und jetzt ist die Ewigkeit. Jede ist in ihrem Werden eine Dauer schillernder Wünsche. Unvergänglich für ihre Zeit, zart, zerbrechlich, hauchdünn und beständig wie Glas unsere Wirklichkeiten durchdringend, schwebend durch all unsere Zeit und unsere Räume, jegliche Zwischenzeit und jedweden Zwischenraum. In ihrem Flug liegt unsere Zukunft, in ihrem Sein für ihre Dauer all unser Werden. Jede Möglichkeit. Wir werden so alt werden, wie sie dauern können. Wir vergehen mit ihnen im Augenblick der Ewigkeit. Darin haben wir Bestand. Und wenn sie vergehen, so fallen alle Farben des Regenbogens zusammen und werden Licht, Seifenblasen, runde Fenster luftiger Wirklichkeiten." (C.P.Jepsen) Und Ihr Vorsatz, nächsten Sonntag um 16.oo Uhr ins Dorfgemeinschaftshaus zu kommen? Immerhin erwartet Sie eine musikalische Köstlichkeit: In einer Bordenauer Uraufführung präsentiert eine Kammerbesetzung mit Flöte, Percussion, Gitarren, Cello und Klavier das Stück „Deo Volente" des 35jährigen Musikers und Komponisten Jon Tanbur. Das „Stück über die Zeit" verbindet moderne Musik mit Sprechperformance, die den Zuhörern ein besonderes Klangerlebnis bieten will. Musik soll nicht im gewohnten Sinn einfach nur gehört, sondern wirklich erlebt werden – als „Strom innerhalb eines sich unaufhaltsam bewegenden Zeitgeschehens". Damit wird die Zeitstruktur als Dreh- und Angelpunkt des Stücks unmittelbar dargestellt, die gewohnte Beziehung von tönenden Formen zu zeitlichen Vorgängen durch ungewohnte Wahrnehmung aufgebrochen. Noch Fragen? Dann kommen Sie und nutzen Sie bei Kaffee und Kuchen die Aussprache unmittelbar nach der Darbietung!
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