"Skandal als Programm!"

Mit dieser fingierten Schlagzeile endete der ungewöhnlich haarsträubende 3. haarige Literatursalon am 20. Februar 2006 in Bordenau. Bis zum Ende war nicht klar, ist es nun Zufall oder ist es doch Absicht, dass Ingolf Heinemann die Wortkünstlerin Stephanie Jans nicht zu Wort kommen ließ? Erst die 17 Silben, die sie am Ende der Veranstaltung selber sprach, machten klar: dieser Skandal war geplant. Diese Lesung, bei der die Verfasserin der Texte schweigt, lesen lässt, als Radiomitschnitt immerhin als Konserve hörbar wird, es ansonsten aber dem Haarminator Ingolf Heinemann überließ, die von ihr so sorgfältig in der Wortsuppe des Abends verteilten Haare treffsicher herauszufischen.
Eine solche Persiflage auf den normalen Lesungsbetrieb macht eine kleine Schar gut organisierter Helfer notwendig, denn weder eine Schlacht mit Schlagzeilen zwischen einem künstlich langhaarigen "Gast" und dem Haarminator noch der Vortrag einer kriminellen Satire, den Vera Urich mit dem Ruf begann: "Ich trage ja meinen Lieblingskrimi von Frau Jans immer nah am Herzen! Wollen Sie mal hören?!" wären sonst realisierbar. 


Weitere Höhepunkte: Udo Möbus vom Alteration Quintett mit Gesangseinlage "Haarige Zeiten", ein Song, der im Original von den Wise guys stammt. Der langhaarige "Gast" Sven Erbsen lieferte nach der Schlagzeilenschlacht als Zeitungsverkäufer auch noch die letzte Schlagzeile des Abends. Vera Urich spielte eine wahre haarige Geschichte mit Ingolf Heinemann live, Prominente wie der singende Kölner Friseur Tim Toupet und Hans Peter Jahn, amtierender Olympiasieger im "kaiserl. Kinn- und Backenbart" sowie "Superbart des Jahres 2005", waren mit Grußworten vertreten.
 Frau und Tochter "von der Haar" kamen persönlich aus Wunstorf zum Interview mit dem Haarminator. Die Performance von Britta Meier als Hairstylistin Sandra Brown aus Denver/Colorado unter Mitwirkung von Olaf Gersten und Hans Anders sowie Gabriele Felba war ebenfalls in die Texte von Stephanie Jans eingebettet. Als Ergebnis des 1. haarigen Literatursalons trug Martin Drebs seine Geschichte "Um ein Haar" vor. Das Publikum bekam ebenfalls zu tun, war doch die Rapunzel-Frage des Gewinnspiels zu lösen. Zwischendurch schlüpfte Ingolf Heinemann immer wieder in die Rolle des Lehrers H. aus B. 

Copyright Fotos und Text: 
Verlag Stephanie Jans

Die Ironie wurde auf die Spitze getrieben, als das Publikum erfuhr, daß man sich durchaus auch die Lyrikerin daheim ersparen könne (á la „Die Axt im Hause erspart den Zimmermann“), sofern man nur über einen Internetanschluss und die richtigen Adressen verfügt. Mithilfe des Anagrammgenerators oder auch der Gedichtmaschine Poetron läßt sich vortrefflich Haariges zusammendichten. "Schade, Frau Jans, die Zeit ist um. Haben Sie noch was Kurzes, vielleicht ein 17-silbiges Haiku?" Diese Aufforderung konterte Stephanie Jans mit einer Lebensweisheit, deren Doppeldeutigkeiten sie in die Silbenstruktur eines japanischen Kurzgedichtes zwängte: "Ich lese: LIFE - Das/Leben ist zu kurz, um schlech-/ten Wein zu trinken!"

 

 

 

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