Fast Hochwasserkatastrophe in Bordenau

Aus der Chronik von Claus-Dieter Gelbke, Stand Januar 2003
Ende Oktober/Anfang November 1998 trat das ein, wovor Experten angesichts des maroden Leinedeiches bei Bordenau schon mehrere Jahre zuvor gewarnt hatten: eine drohende Flutkatastrophe für den Ort. Nachdem es in den Tagen zuvor schon sehr windig gewesen und viel Niederschlag gefallen war, zog in der Nacht zum Mittwoch, d. 28.Oktober 1998, ein Sturmtief mit stundenlangen sintflutartigen Regenfällen über das hiesige Gebiet. Dieser Regen dauerte dann mit kurzen Unterbrechungen die ganze Woche über an, so dass im Monat Oktober schließlich 363 Prozent der mittleren Monatsniederschlagsmenge fielen. Bereits mittags wurde die Straße beim Fährhaus wegen Überflutung für den Verkehr gesperrt. Die Landschaft im Leinetal glich in der Folgezeit bald einer Seenplatte. In einer dramatischen Aktion mussten sechs vom Ertrinken bedrohte Rinder von einer überfluteten Weide bei Bordenau gerettet werden. 

In der Bildmitte ist das unter Wasser stehende Fährhaus zu erkennen. Die Leinebrücke ist nicht mehr passierbar.
Foto: Bezirksregierung Hannover, 1998

Chronik 2002 - Meldungen aus Januar-FebruarAm Dienstag, dem 3. November, war die Kreisstraße zwischen Wunstorf und Neustadt überflutet. Nördlich von Neustadt konnten auf einer Länge von 35 Kilometern bis nach Rethem sämtliche Leineübergänge nicht mehr passiert werden. Es kam zu einem totalen Verkehrschaos.

In der Nacht zum Mittwoch stieg das Wasser der Leine am Neustädter Pegel auf einen Höchststand von 6,07 Meter (zum Vergleich: die Jahrhundertflut von 1946 hatte einen Wasserstand von über 7 Meter); es war das insgesamt vierthöchste gemessene Hochwasserereignis nach 1946, 1981 und 1987. In Bordenau wuchs die Angst vor einem Deichbruch. Das Fährhaus wurde mit Sandsäcken geschützt.

Seit der Nacht zum Donnerstag, dem 5. November, bestritt in Bordenau niemand mehr die Notwendigkeit eines verbesserten Hochwasserschutzes. Wasser strömte durch den durch Füchse ausgehöhlten Deich am Lönsweg. Die zunächst alarmierten Wehren aus Bordenau, Poggenhagen und Neustadt dichteten den Deichabschnitt mit Folie und fast 10.000 Sandsäcken, die von freiwilligen Helfern gefüllt waren, ab. Zu den Helfern gehörten auch Soldaten einer Pioniereinheit aus Schleswig, die eigentlich ein Gelöbnis der Bundeswehr in der nächsten Woche in Bordenau vorbereiten sollten. Später reihten sich Feuerwehrmänner aus Frielingen, Otternhagen, Scharrel, Schneeren, Mardorf, Horst und Osterwald sowie 100 Soldaten aus Luttmersen in die Hilfsmannschaften ein. Das DRK Bordenau versorgte die Helfer mit warmen Getränken und belegten Broten. Mit vereinten Kräften gelang es schließlich, den Bruch des Deiches zu verhindern. In den nächsten Tagen ging das Wasser allmählich zurück. Der Leinübergang Bordenau war aber erst am 19. November wieder passierbar.

Der Hochwasserschutz war danach viele Monate lang zentrales Thema in den Sitzungen des Bordenauer Ortsrats sowie den damit befassten politischen Gremien der Stadt Neustadt.

Im Juni 2000 wurden an der Leinebrücke im Auftrage des Landkreises Hannover Baggerarbeiten durchgeführt. Diese Arbeiten waren jedoch noch nicht Teil des geplanten Deichbaus, vielmehr wurden dabei Anlandungen von Hochwassern der vergangenen Jahre abgetragen und Stauraum unter der Brücke beseitigt. Der Abraum wurde auf den angrenzenden maroden Leinedeich gebracht.

Der Bau- und Umweltausschuss des Rates der Stadt Neustadt a. Rbge. tagte in der Angelegenheit am 11.09.2000 im Dorfgemeinschaftshaus Bordenau und traf sich zuvor zur Deich-Besichtigung. Nach seinem Vorschlag sollte die Verwaltung die planerischen Voraussetzungen für den Hochwasserschutz in Bordenau schaffen, die Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens beantragen und die erforderlichen Baumaßnahmen einleiten. Mit dem Bau begonnen werden sollte jedoch frühestens 2002/2003. Die Stadt Neustadt ging davon aus, dass das Land Niedersachsen bis zu 70 Prozent der auf 1,5 Mio. DM/750.000 Euro geschätzten Baukosten übernehmen würde; den Rest müsste ggf. die Stadt zahlen. Nach Fertigstellung des Deiches sollten die Anlieger durch einen zu gründenden Deichverband unterhaltspflichtig werden.

Diese Zeitvorgaben sind in den Folgejahren mehrfach korrigiert worden. Jetzt wird der Abschluss der Planungen für 2004 erwartet; die ersten Landesmittel sollen 2005 fließen.

 

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